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IRL/ChampCar Geschichte des Mergers / Startaufstellung Fontana

von DonDahlmann
5 Kommentare

Da ist sie also, die prinzipielle Übereinkunft, dass die IRL und die ChampCars nach 12 Jahren wieder eine gemeinsame Serie bilden. Endlich fahren die besten Monopostofahrer der USA wieder gegeneinander, statt in verschiedenen Serien. Endlich kämpfen die Andrettis, Penske und Haas Fahrer wieder um den Sieg.

Als Tony George 1995 gegen die CART Serie rebellierte und zusammen mit ein paar Teams die IRL gründete, war der US-Formelsport auf den Sprung. Der Mix aus Oval und Rundstreckenrennen, die etwas einfacheren Wagen, gute Namen und vor allem das Indy 500 hatten die Serie in den Jahren zuvor deutlich wachsen lassen. NASCAR legte zwar schon seit Beginn der 90er Jahre zu, schien aber noch kein übermächtiger Gegner. Das Indy 500 war noch das „Greatest Spectacle in Racing“ und die wichtigste Rennveranstaltung der USA. Warum hat Tony George dann die Serie verlassen? Es ging um Geld, Beteiligungen aber auch um ein paar grundsätzliche Dinge. Eine US-Rennserie sollte, so George, immer zwei Dinge beachten. Sie sollte a) in den USA stattfinden und b) auf Ovalen. Bei CART sah man das anders. Man war gewillt zu expandieren, man sprach davon die Serie weltweit aufzuziehen, weil man der Formel Eins Konkurrenz machen könne. Nach dem Tod von Ayrton Senna 1994 sei die Serie angreifbar. Dachte man. Tony Goerge lehnte den Schritt ab, weil er die Kosten nicht mittragen wollte. Und so gab es zwei Serien, die völlig verschiedene Philosophien verkörperten: die CART Serie, die auf der Rundstrecke unterwegs war und die IRL, die fast ausschließlich in Ovalen ihre Runden drehte. Dabei war die CART Serie eigentlich jene, die deutlich stärker als die IRL war. Denn die hatten nichts: kaum Teams, kaum Fahrer, kaum Sponsoren. George hatte das Indy 500 – mehr aber auch nicht. Zwei, vielleicht drei Jahre gab man der IRL, dann würde George entweder pleite sein, oder keine Lust auf ein Starterfeld bei den Indy 500, das aus 10 Wagen bestand. Es schien alles nur eine Frage der Zeit, denn zeitweilig hatte die IRL nicht mal mehr einen Sender, der die Serie übertrug.

Warum kam es anders? Einerseits erstickte die CART Serie fast an ihrer eigenen Arroganz. Teams, die zu IRL wechselten, wurden abgestraft, ebenso Fahrer. Die IRL nahm alle freundlich auf und unterstützte die Teams. Andererseits ist Tony George weder blöd noch arm. Er steckte viel eigenes Geld in die Serie und seine Kontakte verschafften ihm auch neue Sponsoren. Es geht die Geschichte, dass er in der Anfangszeit persönlich für jedes Team einen Sponsor an Land gezogen hat. Dazu kam, dass sich die IRL schnell einen „Namen“ mit haarsträubenden Unfällen machte. Die Liste der üblen Crashs ist ellenlang und es gibt kaum einen Fahrer, der nicht einen fürchterlichen Unfall hatte. Dabei ist es noch erstaunlich, dass es in den 12 Jahren „nur“ drei Tote gegeben hat. Scott Brayton starb 1996 bei Training zu den Indy 500. Auf der Strecke starb auch Tony Rana 2003 bei einem Reifentest. Der letzte Tote war 2006 Paul Dana, der bei Training auf der Strecke in Homestead verstarb. Nicht vergessen sollte man auch die drei toten Zuschauer, die 1999 um Leben kamen, als beim einem Unfall auf der Zielgeraden auf dem Lowes Motorspeedway ein Reifen in die Tribüne flog. Die vielen schweren Unfälle bei denen sich Fahrer verletzten, sorgten ironischerweise auch für eine erhöhte Aufmerksamkeit. Erst 2004 zog die IRL die Notbremse und ließ auf den meisten Rennstrecken, auf denen sie alleine unterwegs war, die SAFER Barrier installieren. Wie man im letzten Jahr gesehen hat, rettete das schon einigen Fahrer das Leben.

Die CART Serie wiederum war auch nicht gerade sicher. Auch hier gab es nach dem Splitt drei tote Fahrer zu beklagen. 1996 starb Jeff Krosnoff beim Rennen in Toronto, Gonzalo Rodriguez starb 1999 beim Training in Laguna Seca. Am heftigsten traf die Serie aber der Tod von Greg Moore 1999 beim Rennen in Fontana. Während in der Formel Eins die Sicherheitsstandards immer weiter stiegen und seit 1994 kein Fahrer mehr ums Leben kam, stiegen die Todeszahlen in den USA bei beiden Serien an. Dazu kamen die unzähigen Unfälle von Stars wie Alex Zanardi oder Kenny Bräck, die danach ihre Karriere beenden mussten.

Die IRL gewann nicht unbedingt mehr Zuschauer in den folgenden Jahren. Die Serie war lange vor leeren Rängen unterwegs, und die Zuschauer kamen selbst dann nicht, wenn man die Tickets quasi verschenkte. Fand ein IRL Rennen auf einem Oval statt, auf dem auch die NASCAR unterwegs war, bekamen die Fans zu den NASCAR Tickets das IRL Ticket umsonst dazu. Da hatte die CART Serie weniger Probleme, aber auch hier gingen die Zahlen deutlich nach unten. 2002 zog sich der Titelsponsor FedEx zurück, gleichzeitig gaben Honda und zunächst auch Toyota bekannt, dass man als Motorenlieferant in die IRL Serie wechseln würde. Die an der Börse notierte CART Serie verlor innerhalb von Tagen so dramatisch an Wert, dass die Serie 2003 ihren Bankrott erklären musste. Die Serie stand zu Versteigerung und interessanterweise gab auch Tony George ein Gebot ab. Doch obwohl sein Gebot höher war, als das von Kalkhove & Co ging der Zuschlag an diese Interessengruppe, da sie versprochen hatten, den Teams, die noch Geld von der CART Serie erwarteten, dieses auszuzahlen. So verpasste man schon 2003 die Chance, dass sich die Serien vereinten. Allerdings verlor die ChampCar Serie die Teams von Chip Ganassi und Andretti/Green Racing an die IRL, was schon schlimm genug war, nachdem man 2002 schon das Penske Team verloren hatte. Nur Newman/Haas und Dale Coyne blieben als Traditionsteams den ChampCars erhalten.

2006 sah es für die IRL schlecht aus. Der Tod von Paul Dana zu Beginn der Saison ließ die Serie und die Sponsoren geschockt zurück. Das Team von Eddie Cheever stand kurz vor der Pleite und konnte nur weitermachen, weil Tony George weiter Geld in die Serie pumpte und die kleinen Teams am Leben hielt. Gleichzeitig legten die ChampCars eine gute Saison hin und zu Beginn der Saison 2007 gab keiner einen Pfifferling auf die IRL. Doch dann legte die 2007 eine Saison hin, wie man sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte. Während die Rennen der ChampCars auf öden Stadtkursen stattfanden, die kaum Spannung zuließen, gaben es sich die IRL Piloten auf den Ovalen aber so richtig. Es gab ein Herzschlagfinale nach dem anderen und das letzte Rennen der Saison auf dem Kurs in Chicagoland wird wohl keiner so schnell vergessen. Die Ratings der Serie hatten sich im Laufe des Jahres fast explosionsartig nach oben entwickelt. Am Ende gab es eine Wert im 1.2, was nicht viel ist, aber eine Steigerung von ca. 50% gegenüber dem Vorjahr bedeutete. Die Sponsoren zeigten sich deutlich mehr interessiert und Tony George führte ein Bonusgeldsystem für die Saison 2008 ein, das vor allem den kleinen Teams helfen soll.

Der Rest ist bekannt. Als Tony George Wind von den finanziellen Problemen der ChampCar Serie bekam, macht er allen Teams ein Angebot, was die kaum ablehnen konnten. Freie Chassis, freie Motoren, eine Geldspritze und das neue Bonussystem. Newman/Haas/Lannigan waren die ersten, die sagten, dass sie ChampCars Ende 2008 verlassen würden. Die Gespräche begannen und drehten sich wohl mehrheitlich darum, wie die Anteilseigner der ChampCars möglichst sauber aus der Sache rauskommen würden, ohne selber Pleite zu gehen.

So wie es aussieht wird die IRL die ChampCars übernehmen. Bis auf Minardi USA und das Pacific Coast Team haben alle Teams ihre Bereitschaft zu einem Start in der IRL bekannt gegeben, vermutlich werden drei Rennen aus dem Kalender 2008 übernommen. Tony George hat den Krieg gewonnen. Er herrscht nun über die den Monoposto Sport in den USA. Ob man den Schaden, den der Monopostosport in den letzten Jahren genommen hat, allerdings wieder aufarbeiten kann, ist eine andere Sache. Formel-Motorsport ist in den USA zu einer Randsportart verkommen, für die sich kaum einer interessiert und es gibt kaum mehr bekannte Namen im Starterfeld, nach dem sich Dario Franchitti und Sam Hornish jr. der NASCAR zugewandt haben. Es wird auch für eine vereinte Serie schwer werden, wieder richtig Fuß fassen zu können.

NASCAR – Startaufstellung Sprint Cup
Die Regeln der NASCAR sind komliziert. So kompliziert, dass selbst SpeedTV nicht mehr durchblickt. Die sagten gestern, dass die Startaufstellung in Fontana nicht nach den Top 35 des letzten Jahres ermittelt wird. sondern nach dem Stand der Top 35 nach dem Rennen in Daytona. Das hab ich so übernommen, und das war falsch. Allerdings nicht komplett. Denn die ersten 35 starten zwar nach dem Ergebnis der Saison 2005, weswegen Jimmie Johnson auf der Pole steht. Die Plätze außerhalb der Top 35 werden aber nach dem Rennergebnis in Daytona vergeben. Deswegen sind dort die Fahrer gelistet, die beim letzten Rennen auch gestartet sind, weswegen Joe Nemechek dabei ist, AJ Allmendinger aber nicht. Und so sieht die Startaufstellung aus:

1. Jimmie Johnson Chevrolet
2. Jeff Gordon Chevrolet
3. Clint Bowyer Chevrolet
4. Matt Kenseth Ford
5. Casey Mears Chevrolet
6. Tony Stewart Toyota
7. Sam Hornish Jr Dodge
8. Jeff Burton Chevrolet
9. Carl Edwards Ford
10. Kevin Harvick Chevrolet
11. Martin Truex Jr Chevrolet
12. Denny Hamlin Toyota
13. Ryan Newman Dodge
14. Greg Biffle Ford
15. Dale Earnhardt Jr Chevrolet
16. Mark Martin Chevrolet
17. Regan Smith Chevrolet
18. Jamie McMurray Ford
19. Bobby Labonte Dodge
20. Kasey Kahne Dodge
21. Juan Montoya Dodge
22. Kyle Busch Toyota
23. Reed Sorenson Dodge
24. David Ragan Ford
25. J.J. Yeley Toyota
26. Dario Franchitti Dodge
27. Elliott Sadler Dodge
28. Robby Gordon Dodge
29. Paul Menard Chevrolet
30. Travis Kvapil Ford
31. Scott Riggs Chevrolet
32. David Gilliland Ford
33. Jeremy Mayfield Chevrolet
34. Dave Blaney Toyota
35. Kyle Petty Dodge
36. Kurt Busch Dodge
37. Dale Jarrett Toyota
38. Bill Elliott Ford
39. Brian Vickers Toyota
40. David Reutimann Toyota
41. Michael Waltrip Toyota
42. John Andretti Chevrolet
43. Joe Nemechek Chevrolet

Wenn es denn überhaupt zu einem Rennen kommt. Für Sonntag ist Dauerregen angesagt und ich würde mich nicht wundern, wenn das Rennen auf Montag verschoben werden muss.

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5 Kommentare

hwk 23 Februar, 2008 - 15:38

vielen Dank für deinen umfangreichen und informativen Bericht zu IRL/Champcars.

was mich interessieren würde ist, was mit den TV-Rechten der CampCars passiert. Überträgt Eurosport(2) nun IRL? Oder hatte Eurosport bisher noch gar keine 2008er TV-Rechte an den ChampCars?

DonDahlmann 23 Februar, 2008 - 15:49

Die Frage hoffe ich nächste Woche beantworten zu können. Meines Wissens hat Euro2 die Rechte bis Ende diesen Jahres. Was nun kommt, wissen die vermutlich auch so lange nicht, bis sie von den CC informiert werden. Da der Merger erst letzte Nacht unserer Zeit durch war, kann ich vor Montag auch keinen bei Eurosport erreichen. Ich kann mir aber vorstellen, dass Eurosport ohne Rechte da steht, da die CC eingeht und die IRL wohl nur die Teams aufnimmt, nicht aber deren Verbindlichkeiten, inkl. Verträge. Die IRL streamt aber alle Rennen auf ihrer eigenen Webseite.

basic-groove 23 Februar, 2008 - 22:21

hey don, hab da ein fehler endeckt….

bräck und zanardi haben íhre karrieren nicht beendet

zandardi -> wttc
bräck -> 2005 indy500

*klugscheissmodusaus* :o)

DonDahlmann 24 Februar, 2008 - 00:19

Hah! Da fehlt auch der Halbsatz „in der IRL“, der gedacht, aber nicht hingeschrieben wurde. Das Bräck noch mal unterwegs war, wusste ich aber nicht. Danke für den Hinweis.

basic-groove 24 Februar, 2008 - 00:43

naja, das „mehr oder wenige“ tragische an der sache war. das er damals in indy 2005 denn verletzten buddy rice, der bräck wiederrum nach seinen horrorcrash davor ersetzte….

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