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NASCAR – Kritik / F1 – Silverstone unter Beschuss

von DonDahlmann
3 Kommentare

NASCAR – Kritik reißt nicht ab
Die Kritik an der vergangenen NASCAR Saison reißt nicht ab. Nicht nur ESPN steht weiter im Mittelpunkt der Kritik, auch der Expansionskurs der Serie durch Bill Frances jr. wird äußerst kritisch beäugt. Man sucht halt einen Schuldigen für die miserablen Quoten in diesem Jahr, insbesondere im Chase, den ABC ja komplett allein zeigte. NBC erreichte im letzten Jahr eine 4.1, was schon als schlecht angesehen wurde. FOX hatte Anfang des Jahres auch mit leichten Rückgänge zu kämpfen, kam aber immerhin noch auf einen Mittelwert von 4.9 und das ohne die Daytony 500, die ja immer die höchsten Quoten im Jahr haben und als „Special Event“ nicht mit reingenommen werden. ABC/ESPN hatte bei ihren Rennen nur einen Gesamtquote von 3.5. Das sind 15% weniger als im letzten Jahr und ganze 29% weniger, als Fox in der Saison 2007 hatte.

Der Grund für das schwache Abschneiden im Chase könnte einerseits die Überlegenheit der Hendrick Piloten sein, andererseits aber auch mit dem Fehlen von Dale Earnhardt jr. im Titelrennen zusammenhängen. Junior alleine scheint vor allem im „Heartland“ der NASCAR für 20% mehr Zuschauer gut zu sein. Allerdings: die Ratings in den klassischen NASCAR Staaten um North Carolina sind eingermaßen stabil. Laut der USA Today hat die NASCAR vor allem ein Problem bei den Fans, die über 55 Jahre alt sind. Die laufen in Scharen davon. Bei den jüngeren Fans sieht es besser aus, bei den Frauen legt man weiter zu. In den Großstädten sieht die Sache auf den ersten Blick mau aus. Da erreicht man gerade mal 3% der Zuschauer, was ja schon Randsportartenmässig ist, allerdings sind 3% in der Stadt eben mehr als 12% auf dem Land, denn die 3% entsprechen immerhin 15% aller TV Haushalte. Offensichtlich ist aber, dass man Teile des alten NASCAR Publikums zumindest in diesem Jahr nicht mehr erreicht hat.

Das mag daran liegen, dass die NASCAR zu „glatt“ geworden ist. Die Menge an Bestrafungen, vor allem für Kleinigkeiten sind in diesem Jahr deutlich nach oben gegangen. Es ist nachvollziehbar, dass ein Team bestraft wird, es beim Schummeln erwischt wurde, dass man Tony Stewart aber für ein „Bullshit“ 25.000 Dollar aufs Auge drückt, versteht man eigentlich nicht. Dazu kommt, dass die Rennen in diesem Jahr durch die schon angesprochene Taktik der Hendrick Meute nicht eben spannend war. Man will vorne Positionskämpfe sehen und keine „Camper“. Man will Fahrer haben, denen man im Rennen den Satz „DU überholst mich nicht“ anmerkt, und keine taktischen Spielereien, wie erfolgreich sie auch sein mögen.

Auf der anderen Seite sollte man auch bedenken, dass sich die Situation im nächsten Jahr anders darstellen wird. Sollte Junior mit seinem Hendrick Wagen von Sieg zu Sieg eilen, oder zumindest immer in de Top 5 zu finden sein, werden die Beschwerden über die Überlegenheit von Hendrick schnell leiser werden. Und wenn Tony Stewart die ersten Siege für Toyota einholt, wird man auch hier die Ablehnung gegenüber den Japanern schnell vergessen. Denn im Grunde ist das Konzept der NASCAR mit dem CoT gar nicht blöd. Dadurch, dass die Wagen sich sehr ähnlich sind und kaum verändert werden können, steht der Fahrer wieder mehr im Vordergrund. Den Fans wird es vermutlich schnell wurscht sein, ob Stewart die Kollegen Gordon und Johnson in einem Toyota oder Chevy gebügelt hat.

Das CoT ist aber sicher weiter ein Problem, aber auch hier erwarte ich im nächsten Jahr deutliche Änderungen. Je mehr man das CoT versteht, desto besser wird es auch die verbliebenen kleinen Teams, die ihre Chassis ja meinst von einem der Großen beziehen. Dazu tauchte im Umfeld des letzten Rennens ein paar Überlegungen auf, wie man die Dominanz eines Teams einschränken kann. Das Zauberwort heißt hier „Zusatzgewicht“. Es wäre ja theoretisch möglich, den ersten Fünf des letzten Rennens ein paar Kilo ins Auto zu packen, so dass andere Fahrer mehr Chancen haben. Allerdings ist das System nicht unumstritten, denn für die Fans ist schwer nachzuvolziehen, wer denn nun mit welchem Gewicht unterwegs ist. Aber in der WTCC hat das System gezeigt, dass man zumindest punktemäßig eine sehr spannende Saison hinlegen kann und die TV Sender wünschen sich sicher sehr, dass beim letzten Rennen der Saison noch fünf Fahrer richtige Meisterschaftschancen haben.

Ich sehe die Zukunft der NASCAR nicht so schwarz, wie manche in den USA. Die NASCAR steckt mitten in einer Übergangsphase. Dass man die „alten“ Fans verliert hat auch etwas damit zu tun, dass die alten Fahrer aufhören. Ricky Rudd, Sterling Marlin, Dale Jarrett und Mark Martin waren die Helden derjenigen, die jetzt 55 und älter sind. Mit den neuen Fahrern kann man selten etwas anfangen, also wendet man sich eher etwas anderem zu. Die neuen, jungen Fahrer wie Kasey Kahne, Danny Hamlin, Carl Edwards und auch Jimmie Johnson müssen sich eine breite Fanbasis erst aufbauen. Das  hat sicher nicht geholfen, die alten Fans zu halten, aber das ist eine normale Entwicklung, die  in der Formel Eins nicht anders ist. Der Rücktritt von Michael Schumacher hat RTL dieses Jahr rund 20% der Zuschauer gekostet, und ein Nico Rosberg ist noch nicht so weit, dass er der neue Star wäre. Nur weil die F1 in Deutschland auf so einen exorbitant hohen Niveau beim Zuschauerinteresse liegt, konnte man die Rückgänge verkraften und muss das Wort „Krise“ nicht in den Mund nehmen.

Bei der NASCAR werden sich die Ratings und das Interesse auch wieder einpendeln. Wenn Junior vorne mitfährt, wenn nicht mehr nur ein Team mit dem CoT klarkommt, dann werden die Rennen auch wieder spannender. Das Rennen in Miami wäre mit CoT auch nicht langweiliger geworden, was mich ehrlich gesagt sehr zuversichtlich stimmt. Die NASCAR wird schon dafür sorgen, dass auf der Strecke wieder mehr los sein wird. Man hat in diesem Jahr Grenzen ausgelotet, man hat die Quittung bekommen und man wird etwas ändern.

F1 – Silverstone unter Beschuss
Es gehört ja schon fast zur Tradition, dass Bernie Ecclestone über Silverstone herzieht. Jedes Jahr will er Silverstone aus dem Kalender werfen, jedes Jahr wehren sich die Teams und vor allem der sehr einflussreiche britische Fahrerclub mit Händen und Füssen. Also fährt man auch 2008 wieder in Silverstone, obwohl Ecclestone den GP lieber nach London gelegt hätte. Das scheiterte aber am Geld, dass Ecclestone von der Stadt London haben wollte. Die Frage ist aber sowieso, wo man den britischen GP sonst stattfinden lassen könnte. Brands Hatch geht nicht, weil zu gefährlich. Das gilt auch für Oulton Park und Thruxton. Donington Park hat mal angeboten, dass die nötigen Veränderungen an der Strecke und an den Boxen durchführen würde, sollte man den Zuschlag bekommen, aber Donington ist tatsächlich noch langweiliger als Silverstone und hat eigentlich nur eine echte Stelle zum Überholen. Alle anderen Strecken (Snetterton, Knockhill etc.) sind keine Alternative.

Und sonst?
MotorsTV stockt das Winterprogramm auf. Man wird die ARCA Saison 2007 als Aufzeichnungen nachliefern. Wieviele Rennen gezeigt werden, ist noch nicht raus, aber ich vermute, man wird sich auf die Hauptrennen konzentrieren. Es ist aber in gar keinem Fall geplant, die Saison 2008 live oder „as live“ zu zeigen. Schade.

21.11.2007

Aufz. 18:55 Uhr NASCAR Busch Miami PREM
Aufz. 19:50 Uhr NASCAR Nextel Miami PREM

22.11.2007

Aufz. 15:50 Uhr Dutch Supercars Assen MotorsTV
Aufz. 21:00 Uhr DTM Saison 2007 MotorsTV

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3 Kommentare

couchracer 21 November, 2007 - 16:18

sehe die entwicklung von nascar ähnlich wie du. ein problem seh ich etwas krasser als du:

viele der jungen sind mir zu aalglatt, ein phänomen das man aus anderen rennserien, allen voran der formel 1, ja bereits kennt. sich mit diesen fahrern zu identifizieren fällt mir persönlich sehr viel schwerer als bei typen wie tony stewart. ein carl edwards z.b. wurde von mir wegen seiner busch erfolge schon geschätzt aber persönlich fand ich ihn sehr uninteressant, sein streit mit kennseth machte ihn auf einmal „greifbarer“ für mich.
ich sehe das in den nächsten jahren nicht unbedingt besser werden, ausser erfahrene leute wie villeneuve und co passen sich nicht dem „thanks to my sponsor, my team, my dog …+god“ niveau an und die jungen sehen das es auch mit weniger corporate identity geht.

ich will damit die „trivia“ nicht überbewerten, und auch schon gar nicht das es zu gefakten wortduellen kommt nur damit spannung reinkommt (wrestling), aber z.b. so zwistigkeiten wie harvick vs. montoya sind doch nur menschlich und sollten von seiten nascars nicht sofort mit strafen belegt werden.

was mir an abc/espn so gestunken hat war die oberflächlichkeit der berichterstattung, damit mein ich nicht die trivia sondern das pseudotechnik geschwafel im „tech-center“, das sich andauernd wiederholte ansatt mal mehr ins detail zu gehen. auch die moderatoren (viel zuviele und viel zu viele „experten“ ohne plan) waren zu oberflächlich, das spielzeug mit dem air-flow kann die ganzen allgemeinplätze nicht wettmachen die einem diese saison so geboten wurden. da waren die hintergrundinfos von klaus graf und gerade die von christian kuhn ja um welten besser. wenn kuhn co-kommentator war hab ich, trotz fehlender infos vom rennengeschehen (funksprüche, wer wieso an der box war usw) oft den deutschen ton angehört. da konnte mich auch zipser nicht abschrecken ;)

von zusatzgewichten halte ich gar nichts, sowas kann man in rennserien wie der wtcc machen wo die autos doch sehr unterschiedlich sind, unterschiedliche motorenkonzepte und antriebskonzepte konkurrieren, aber nicht bei rennserien wo das material mehr oder weniger identisch ist. dann soll sich halt das beste team vorteile durch gute arbeit erarbeiten dürfen, na und, haben ja mehr oder weniger alle die gleichen voraussetzungen.
diese eingriffnahme find ich in der, für mich gestorbenen, jetzigen dtm schon so überflüssig wie ein kropf.

kleine teams habens in zeiten von seven-post-rigs halt schwer, die versuche durch testreduzierung das ganze billiger zu machen laufen doch ins leere wenn sich die großen teams mit simulatoren aller art, die teurer als tests sind, dann doch wieder vorteile erkaufen können. darüber sollte nascar mal nachdenken. es würde glaub ich schon viel helfen wenns mehr trainigsmöglichkeiten am rennwochenende gäbe, so daß die teams zeit haben sich auf die strecke besser einzustellen. wenn man dann noch ein training zur ungefähren uhrzeit des rennens machen würde und nicht am morgen wenn aber abends gefahren wird wäre das feld wohl auch näher beisammen weil sich auch die kleinen teams ohne simulatoren an die streckenbedingungen besser anpassen könnnten anstatt auf qualisetup hinzuarbeiten um reinzukommen und dann aber im rennen das auto erstmal aufbocken zu müssen weil man das setup komplett umbauen muss, wie diese saison geschehen.

nascar sollte den sportlichen charakter durch eingriffe wie zusatzgewichte nicht aufgeben, den einige sowieso schon immer in frage stellen (gelbphasen kurz vor schluss werfen ist ja eine gerne genommene verschwörungstheorie)

aber ich denke das man nicht allzuviel änderung erwarten kann, nascar ist ja bekannt dafür sehr konservativ zu handeln. mit dem COT hat man schon nen riesenschritt gemacht, so das man nun keine großen sprünge erwarten kann.

DonDahlmann 21 November, 2007 - 18:39

Man muss den jungen Fahrern auch ein wenig Zeit geben. Man sieht ja, dass trotzdem hart gefahren wird, wenn man sich die Duelle anschaut. Und dann gibt es ja immer noch so Figuren wie Kyle Busch, der sagt was er denkt. Es ist halt ne Übergangsphase und die braucht noch etwas.

Jan 22 November, 2007 - 18:40

Ist zwar ein ganz anderes Thema, aber ich hängs einfach mal an die letzte Meldung dran.

Die A1GP bietet einen öffentlichen, kostenlosen Livestream an. Zumindest hab ich das so heut per Newsletter mitbekommen:
„…
But if you cannot get to a TV, is also streamed live on A1GP.com for FREE!

There is a high and low resolution stream, as well as just an audio feed – every type of broadband connection is covered.

Log on to A1GP.com on Saturday and Sunday 25 – 26 November from 6am GMT to watch live coverage of qualifying and the race.“

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