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NASCAR – Enttäuschung

von DonDahlmann
7 Kommentare

Bei Online Shootern gibt es Spieler, die „campen“. Das heißt, sie suchen sich eine gute Stellung und warten darauf, dass der Gegner um die Ecke kommt, wo man ihn dann überraschen kann. „Camper“ sind nicht sonderlich beliebt, weil es als unsportlich gilt, seine Gegner aus dem Hinterhalt zu überrumplen. Aber genau das war die Strategie, die gestern Jeff Gordon und Jimmie Johnson nach vorne brachten. 145 von 188 Runden campten sie weit hinter dem Hauptfeld zusammen mit langsameren Fahrzeugen in einer eigenen Gruppe aus Angst, in den „big one“ verwickelt zu werden. Eine Strategie, die nicht schön ist, aber wohl richtig war, denn Stallkollege Kyle Busch fuhr lieber vorne mit, wurde aber im „big one“ erwischt. Gordon und Johnson hingegen tauchten erst in den letzten 20 Runden vorne auf, dazu noch Casey Mears im Schlepptau.

Bis zu diesem Zeitpunkt war das Rennen eher öde und glich einer Prozession. Dennoch gab es genügend Dramen, denn geradezu katastrophal war das Rennen für RCR und DEI. Von sieben gestarteten Wagen fielen vier (Burton, Amirola, Junior, Truex) mit einem fetten Motorschaden aus. Harvick gondelte im letzten Drittel mit einem Zylinder weniger ums Oval, Paul Menard fiel mit einem Unfall aus und nur Clint Bowyer schaffte es ins Ziel. Ich glaube, dass war für Truex und Junior zusammen der insgesamt elfte Motorschaden in einem Rennen und Junior wird sich schon alleine deswegen auf sein Engagement bei Hendrick freuen. Die „neuen“ in der NASCAR führen ein gutes Rennen. Montoya lag die ganze Zeit in den Top Fünf, fiel aber am Ende zurück, als sein Motor sauer wurde, Jacques Villeneuve machte sich bei den Fahrern eine Menge Freunde, als er ankündigte, er würde seinen sechsten Startplatz freiwillig aufgeben und sich nach hinten fallen lassen. Man hatte ja eine Menge Befürchtungen, dass der Kanadier einen Unfall auslösen könnte. Er fuhr dann weiter hinten, probierte viel aus, schaffte es aber immerhin das Rennen als 21. in der Führungsrunde zu beenden.

Aber zurück zum Rennen. Ich lass man Ryan Newman für mich sprechen:

“I think the racing was disappointing. To see single file racing and the guy that wins the race sitting in the back all day just lounging around… that’s not racing to me.”

Ja, das trifft es wirklich. Das Rennen war nach der ersten Gelblichtphase in Runde 19 eigentlich vorbei und kam erst mit der vorletzten in Runde 163 wieder zurück. Dazwischen sah man fast ausschließlich die Fahrzeuge in aller Ruhe und auf einer Linie hintereinanderher fahren. Dale Earnhardt jr. sprach davon, dass er sich im Rennen fürchterlich gelangweilt habe und vermutlich ist es allein der Langeweile zu verdanken, dass zur Mitte des Rennens ein paar Fahrer eine zweite und dritte Linie aufmachten. Das Ende war dann wir üblich spannend und gut, aber die 160 Runden davor hätte man sich schlicht weg sparen können. Irgendwie frustrierend war der Umstand, dass sich Fahrer wie Stewart, Newman, Kurt Busch, Kasey Kahne und andere das gesamte Rennen vorne um die Pace gekümmert, während die Hendrick Crew hinten rumgondelte. Nur um am Ende des Rennens plötzlich aufzutauchen und zu gewinnen. Die anderen Fahrer waren darüber auch nicht eben amüsiert. Tony Stewart versuchte noch im Rennen die Zug bestehend aus Johnson, Gordon und Mears auseinander zu sprengen, aber es gelang ihm nur Mears los zu werden. Nachdem er das geschafft hatte, bemerkte er, dass er hinter Gordon und Johnson feststeckte. Er ging das Risiko ein, und wechselte auf die Außenbahn, wo er von Neman angeschoben worden – aber genau im richtigen Moment wechselte auch Gordon auch, bekam den nötigen Schubser von Stewart und gewann das Rennen. Ich glaube Stewart war dermaßen frustriert, dass er am Ende noch vom Gas ging. Geniale Strategie von Hendrick, aber irgendwie auch nicht richtig.

Um noch mal Junior zu zitieren: „NASCAR has to do something about that, “ sagte er zu ESPN. Und da kann man ihm nur zustimmen. NASCAR muss dringend etwas unternehmen, und das gilt nicht nur für die restrictor plate Rennen. Aber man ist sich des Problem wohl schon bewusst. Immerhin will man den „Gurney Flap“ vom Flügel nehmen, das wohl etwas mehr Geschwindigkeit bringt. Aber das wird nicht reichen um mehr Bewegung an die Spitze zu bekommen. Mein Vorschlag wäre: jede Führungsrunde bringt einen Punkt. Jeder Fahrer kann pro Rennen max. 100 Punkte ansammeln. Das würde automatisch mehr Bewegung an die Spitze bringen und vor allem so Strategien wie die von Hendrick Motorsport durchkreuzen.

Für den Chase war das Ergebnis eine Katastrophe, denn nach nur vier Rennen sieht das so aus:

Jeff Gordon 5690 0
Jimmie Johnson 5681 -9
Clint Bowyer 5627 -63
Tony Stewart 5536 -154
Carl Edwards 5490 -200
Kevin Harvick 5488 -202
Kurt Busch 5480 -210
Kyle Busch 5430 -260
Denny Hamlin 5423 -267
Martin Truex Jr. 5390 -300
Matt Kenseth 5377 -313
Denny Hamlin 5359 -331

Wenn man ehrlich ist, dann hat vielleicht noch Tony Stewart eine Chance ranzukommen, aber selbst das ist mehr als fraglich, denn 150 Punkte sind in sechs Rennen nur schwer aufzuholen. Selbst wenn mit Atlanta und Texas noch mal zwei Speedways kommen, auf denen man schnell mal ausfallen kann. Das Clint Bowyer in den Meisterschaftskampf eingreifen kann ist auch eher unwahrscheinlich, aber vielleicht gelingt es ihm mit guten Top 10 Platzierungen zumindest für Spannung zu sorgen. Am Ende werden sich also Gordon und Johnson um die Krone streiten. Wer jetzt das Chase Format deswegen angreift, sollte lieber noch mal überlegen. Jeff Gordon hätte, würde man das alte Punktsystem ranziehen, die Meisterschaft mit über 400 Punkten Vorsprung jetzt schon so gut wie sicher.

Und sonst?
Nix.

08.10.2007

Aufz. 14:35 Uhr NASCAR Nextel Talladega PREM
Aufz. 19:05 Uhr NASCAR Nextel Talladega PREM
Aufz. 20:00 Uhr Formel Eins GP China PREM
Aufz. 21:00 Uhr ALMS Road Atlanta MotorsTV
Aufz. 22:45 Uhr Dutch Supercar Assen MotorsTV
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7 Kommentare

stuffor 8 Oktober, 2007 - 16:02

Also ich kann Dir nicht in allen Punkten zustimmen.

Ich schaue zwar noch nicht lange NASCAR, und kenne mich auch nicht zu 100% aus, aber dennoch möchte ich mich als hartgesottenen NASCAR-Fan bezeichnen. Und für den war eigentlich auch der Mittelteil mit dem „big one“ und mehreren kleineren Gelbphasen recht interessant. Das kann allerdings auch daran liegen, dass ich die ganze Zeit für Hamlin gezittert hab.

Und gerade beim „big one“ zeigte sich, wie sehr es da auf Zentimeter ankommt, denn Denny Hamlin wurde auf der ganz unteren Spur noch ganz minimal getroffen. Das wurde dann aber in 2-3 Gelbphasen repariert und die #11 konnte noch nen tollen 4. Platz rausfahren – mein Respekt an ihn und die Crew.

Zustimmen kann ich Dir bei der Beurteilung der Leistungen von Villeneuve und Montoya, letzterer dürfte nach Stewarts (ich glaube er wars) unverschämter Aktion in der letzten Runde wo er WEIT zurückgefallen war äußerst sauer sein.

————-

Geniale Strategie von Hendrick, aber irgendwie auch nicht richtig.

Da bin ich voll und ganz Deiner Meinung, habe dazu aber noch eine Frage:

Wie sind die beiden Hendrick Boys denn nachher noch nach vorne gekommen, wo sie doch noch ca. 50 Runden vorm Finish auf den 30er-Rängen waren? Haben die gegambelt (ich hoffe ich meine damit das richtige ;-) ) ??

stuffor 8 Oktober, 2007 - 16:04

Achso, vielen Dank übrigens für den Tipp mit dem foxTrax ( http://www.racingblog.de/live-timing/ ).

Und danke für diesen Klasse Blog, wäre ja klasse wenn auch die Zweiräder ein wenig mehr Bedeutung erhielten…

Grüße
stuffor

DonDahlmann 8 Oktober, 2007 - 18:57

Das es in der Mittelphase eines langen Rennens mal ruhiger wird, ist völlig klar. Das diese Phase zu einem Langstreckenrennen gehört, ist auch ok. Trotzdem bin ich der Meinung, dass man da etwas machen muss. Denn so öde wie gestern war ein Superspeedway Rennen wirklich schon lange nicht und ich hab Junior, Edwards und Stewart die Daumen gedrückt. :)

Nach vorne gekommen sind sie mehr oder weniger leicht. Sie waren ja nicht die einzigen die hinten hingen, wie man auf dem Photo sehen kann, denn war ja auch noch Edwards, Yeley und andere. Sechs oder sieben Autos reichen um eine Draft-Linie zu bilden. Und wenn der Hendrick Zug angerauscht kommt, klemmen sich automatisch mehr Autos rein. Sie hatten natürlich etwas Glück mit den zwei Gelbphasen am Schluss, aber vermutlich wären sie auch ohne die reingekommen.

Zweiräder: Da wird leider nix passieren. Das Problem ist, dass viele Rennen der MotoGP und SBK parallel zu den Autorennen laufen, ich kann aber nicht beides verfolgen. Und kenne mich da auch nur am Rande aus. Aber ich nehme TV Termine der Jahreszusammenfassungen aller Zweiradserien immer im Winter mit rein. Meist komme ich dann auch das erste Mal dazu, die Rennen zu sehen

ethone 8 Oktober, 2007 - 21:02

Hm, ich fand das Rennen in der Mittelphase eigentlich auch ganz gut. Es war immer Spannung drin und so dermaßen exzessiv single-file war es ja nun wirklich nicht. Denny Hamlin hat doch ganz vehement um die Führung gekämpft.
42 lead changes sind auch nicht wirklich schlecht, vor allem wenn man bedenkt, dass nur Änderungen an der S/F-Linie gezält werden.

NoteMe 8 Oktober, 2007 - 21:59

Wenn man sich über die langen single-file-Strecken in der Rennmitte ärgert, sollte halt das Reglement dahingehend angepasst werden, dass nicht alle Führungsrundenautos in einer Reihe die grüne Flagge sehen. Logisch, dass da keiner den ersten Deppen machen will, und alle lieber auf einem sicheren 3., 6. oder 10. cruisen, anstatt krampfhaft eine zweite Linie zu öffnen.

Auch am Ende gab es ja nur zwei Linien, weil sich auf der einen Seite die zwei Penske und Montoya, auf der anderen Seite die drei Hendrick Fahrer und Stewart formiert hatten. Ohne solches Teamwork wäre es bis zum Ende in einer Reihe gegangen, und man kann diese Art von Zusammenarbeit nicht über 188 Runden erwarten.

Und mal ganz ehrlich, Fahrer, die meinen der Hendrick-Triumph sei unverdient, weil die Herren vorher hinten rumgehangen haben, sind wahrscheinlich einfach nur verärgert, dass sie nicht die gleiche Taktik gefahren sind. Vielleicht hätte dann ja auch mehr als ein RCR-Paket das Ziel gesehen. ;-)

stuffor 9 Oktober, 2007 - 12:33

„Mein Vorschlag wäre: jede Führungsrunde bringt einen Punkt. Jeder Fahrer kann pro Rennen max. 100 Punkte ansammeln. Das würde automatisch mehr Bewegung an die Spitze bringen und vor allem so Strategien wie die von Hendrick Motorsport durchkreuzen.“

Achso, dem wollte ich eben noch zustimmen. Dachte, dass wäre schon so.. Daher hatte ich mich über die vielen Führungsrunden der #11 gefreut ^^

hilti 10 Oktober, 2007 - 01:35

Hm,

Denny Hamlin 5423 -267
Denny Hamlin 5359 -331

Punkte vorher nachher?

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