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Super Formula 2023: Eine Halbzeitbilanz

von geinou
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An diesem Wochenende startet die japanische Super Formula am Fuji Speedway in ihre zweite Saisonhälfte. Der Titelkampf könnte spannender nicht sein, da gleich vier Fahrer bei noch vier ausstehenden Rennen zu den Hauptanwärtern gehören. Grund genug für eine Halbzeitbilanz der ersten Jahreshälfte.

Fünf Rennen sind bereits absolviert. Vier weitere stehen noch auf dem Programm. Wenn an diesem Wochenende die Turbomotoren der Super Formula aufheulen, begibt sich auch der Titelkampf so langsam in die heiße Phase. Hierfür kehrt die höchste asiatische Formel-Meisterschaft an jenen Ort zurück, an dem die Saison im April ihren Anfang nahm: den Fuji Speedway. Die Hauptprotagonisten: Ritomo Miyata, Liam Lawson, Tomoki Noiri und Sho Tsuboi. Lediglich 25 Punkte trennen die Toyota- und Honda-Schützlinge – und das bei noch 92 ausstehenden Zählern. Doch auch abseits dieses Quartetts gab es heuer bereits einige Gewinner und Verlierer.

 

Die Gewinner der ersten Saisonhälfte

Ritomo Miyata (TOM’S): 75 Punkte

Bei keinem Fahrer dürfte die Formkurve in diesem Jahr steiler nach oben gegangen sein als bei Ritomo Miyata. Auf eine solide Rookie-Saison 2021 folgte ein starkes 2022 mit Tabellenrang vier. Und auch dieses Jahr unterstrich der 23-Jährige mit hervorragenden Qualifying-Resultaten seine Titelambitionen. Einzig an der Renn-Pace mangelte es anfangs, weshalb er beim Double-Header-Auftakt trotz des zweiten Startplatzes das Podium gleich zweimal verpasste. Ein gewaltiger Motivationsschub dürfte dabei die Entscheidung von Toyota Gazoo Racing gewesen sein, Miyata in ihr eigenes WEC-Challenger-Programm aufzunehmen – eine Ankündigung, die erst kurz vor der 100. Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans getätigt wurde. Passender hätte diese aber nicht sein können, denn kurz davor errang der TOM’S-Fahrer seinen allerersten Karriereerfolg in der Super Formula in Suzuka – von Startplatz zwölf aus. Grund war eine aberkannte Runde im Qualifying. Im Rennen hatte Miyata zwar etwas Glück mit dem Safety Car, den Speed zum letztlichen Sieg bewies er aber auch bereits davor. Der zweite Streich hätte direkt beim darauffolgenden Rennen in der Autopolis folgen können. Aufgrund einer zu zögerlichen Boxenstoppstrategie musste er sich trotz einer phänomenalen Pace allerdings mit dem Silberrang begnügen. Ein Fehler, aus dem die TOM’S-Crew lernte.

Perfekt lief die Strategie hingegen im Sportsland SUGO: Miyata raste mit einem dominanten 22-sekündigen Vorsprung zu seinem zweiten Saisonsaison, obgleich nicht ganz ohne Kontroverse. So entkam der Toyota-Schützling haarscharf einer Strafe wegen Missachtens von gelben Flaggen nach einem Crash von Cem Bolukbasi (TGM Grand Prix) im Qualifying. Wäre seine schnellste Runde ihm in Q1 aberkannt worden, hätte er das Feld von hinten aufrollen müssen. So stellte er seinen SF23-Boliden aber auf dem zweiten Startplatz ab. Die restlichen Teams zeigten sich nicht sonderlich erfreut, dass Miyata einer Strafe entkam. Und auch die Rennleitung gestand den Fehler zu und versprach fortan genauer vorzugehen, erklärte allerdings auch, dass Miyata seine Runde behalten durfte, da die gelbe Flagge just dann geschwenkt wurde, als er sich bereits Mitten in der Kurve (Rainbow Corner) befand und diese folglich nicht mehr hätte sehen können. Das Glück war an jenem Tag also auf der Seite des in der Kanagawa-Präfektur geborenen Japaners. Mit seiner dominanten Performance im Rennen und seinem dritten Podiumserfolg in Folge bestätigte er gleichzeitig aber auch, weshalb er als etwaiger Nachfolger von Kamui Kobayashi im WEC-Hypercar des japanischen Automobilgiganten gehandelt wird.

Als kleines Kind wurde Ritomo Miyata, dessen Name an den FIAT Ritmo angelehnt ist (seine Eltern sind große Automobil-Liebhaber) mit Autismus diagnostiziert. Ein Fakt, mit dem der 23-Jährige offen umgeht und damit nicht nur aufgrund seiner Erfolge als Vorbild gilt. Sollte Miyata am Ende der Saison die Oberhand behalten, wäre er der erste Titelträger aus dem TOM’S-Rennstall seit Nick Cassidy im Jahr 2019. Da er aktuell auch die GT500-Klasse der SUPER GT anführt, könnte er gar erst der fünfte Pilot in der Geschichte des japanischen Motorsports sein, der beide Meisterschaften im gleichen Jahr gewann. Zugegeben: Ein etwas vorgegriffenes Thema. Gleichzeitig aber auch ein Beweis, dass Ritomo Miyata zu einem der besten Fahrer Japans gehört – egal mit oder ohne Dach auf dem Auto.

 

Liam Lawson (Mugen): 63 Punkte

Liam Lawson kam, sah und siegte. Anders kann der Sensationserfolg des Neuseeländlers beim Saisonauftakt am Fuji Speedway nicht beschrieben werden. Als erster Rookie seit Marc Surer im Jahr 1978 gelang ihm das Kunststück, gleich bei seinem allerersten Rennen die oberste Stufe des Siegerpodests zu erklimmen. Ein Erfolg, der Schockwellen durch die Motorsportwelt sendete und maßgeblich dazu beitrug, dass Lawson als etwaiger Kandidat auf das Alpha Tauri-Cockpit des schwächelnden Nyck de Vries gehandelt wurde. Die Gabe des 21-Jährigen sich binnen kürzester Zeit auf ein neues Auto wie auch Umfeld einzustimmen, erinnert an Pierre Gasly, der 2017 ebenfalls als Red-Bull-Junior nach Japan ging und nach zwei Saisonsiegen nur hauchdünn um ein halbes Pünktchen nach Absage des Saisonfinales aufgrund von Taifun Lan den Titel verpasste.

Lawsons einzige Baustelle: Das Qualifying, welches die schnellsten drei Fahrer mit bis zu drei Bonuspunkten belohnt und daher maßgeblich zum Titelkampf beiträgt und eine nicht zu unterschätzende Rolle bei Tomoki Nojiris letztjähriger Dominanz spielte. Auf die erste Pole-Position wartet der Neuseeländer noch. Den fehlenden Speed auf eine Runde macht er aber stets im Rennen wett, so auch zuletzt im Sportsland SUGO, als eine Misskommunikation mit seinem Renningenieur Tomo Koike ihm einen möglichen dritten Saisonsieg nach Fuji sowie Autopolis kostete und ihn weit im Feld zurückwarf. Stattdessen musste Lawson alles geben, um zumindest Schadensbegrenzung mit Platz fünf zu betreiben, was ihm aufgrund einiger sensationellen Überholmanöver auf einem der herausforderndsten Kurse Japans gelang.

Ein Fehler, der in diesem engen Titelkampf natürlich nicht noch mal passieren darf. Um gegenüber Miyata sowie auch seinem Teamkollegen Tomoki Nojiri die Überhand zu behalten, muss Lawson zudem noch die wenigen Zehntel im Qualifying finden, die ihm aktuell noch auf eine Runde fehlen. Während eine Startposition außerhalb der ersten beiden Startreihen am Fuji Speedway nicht so schwer ins Gewicht fällt, spielt die Qualifikation nicht nur aufgrund der Bonuspunkte in Motegi sowie Suzuka, den anderen verbleibenden Saisonstationen, eine deutlich wichtigere Rolle, da das Überholen auf den beiden zuletzt genannten Strecken deutlich schwieriger ist. Zudem ist das Suzuka-Finale ein weiterer Double-Header.

Eines steht zur Saisonhalbzeit allerdings schon fest: Liam Lawson brachte frischen Wind in die Super Formula. Nicht nur aufgrund seiner schnellen Erfolge ist das internationale Interesse an der Serie deutlich gestiegen. Gleichzeitig rückt es auch die hiesigen Talente wie Ritomo Miyata, Tomoki Nojiri sowie Sho Tsuboi ins Rampenlicht. Die Frage zum Ende des Jahres wird also nicht nur sein, ob Liam Lawson der erste Rookie-Champion seit Ralf Schumacher im Jahr 1996 wird, sondern auch wie die JRP (Japan Race Promotion) die weltweite Aufmerksamkeit für sich nutzen kann, sollte der Neuseeländer ab der kommenden Saison tatsächlich in die Formel 1 wechseln.

 

Tomoki Nojiri (Mugen): 58 Punkte

Bereits vor dem Saisonstart gab der amtierende zweifache Meister Tomoki Nojiri zu Protokoll, dass er seine Dominanz der vorherigen beiden Jahre gefährdet sieht. Zum einen aufgrund des neuen SF23-Boliden, mit dessen Fahrverhalten der 33-Jährige noch immer etwas zu kämpfen hat, zum anderen aber auch wegen seines neuen Teamkollegen Liam Lawson. Eine berichtigte Sorge, schließlich konterte dieser Nojiris Auftakts-Pole-Position mit dem zuvor angesprochenen Sensationserfolg. Just einen Tag später blies Nojiri zum Gegenangriff – und wandelte seine zweite Pole-Position des Jahres direkt in seinen bis dato einzigen Saisonsieg um. Die Erleichterung stand ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Dabei dürften auch Erinnerungen an die Saison 2016 zurückgekommen sein, als Nojiri gegen den damaligen GP2-Meister Stoffel Vandoorne quasi im Regen stehengelassen wurde – eine für ihn maßgebliche Niederlage, die viel zu seiner eigenen Entwicklung beitrug. Auch nach dem Fuji-Auftakt erklärte Nojiri, dass er nicht gegen Lawson verlieren möchte, allein schon um die Ehre der Super Formula zu verteidigen. So würde es die Serie ins negative Licht rücken, wenn ein Rookie ohne vorherige Erfahrung auf Anhieb den Titel gewinnen würde.

Der Druck ließ einige Brüche in der einst dominanten Fassade des Mugen-Piloten erkennen. So verschätzte er sich ausgerechnet im Duell mit seinem SUPER-GT-Teamkollegen Toshiki Oyu (TGM Grand Prix), woraufhin beide Piloten ins Kiesbett segelten und Suzuka ohne Punkte verließen – einer der seltenen Fehler des ansonsten immer so perfekt wirkenden Nojiris. Die größte Hiobsbotschaft folgte aber kurze Zeit später: Aufgrund Pneumothorax musste der in der Ibaraki-Präfektur geborene Japaner das Rennen in der Autopolis auslassen. Mit zwei Nullrunden schien die Titelverteidigung in weite, fast schon unrealistische Ferne zu rücken. Doch Nojiri kämpfte sich im Sportsland SUGO zurück. Trotz der hohen physischen Belastung schlug er nicht nur Stallgefährte Lawson in der Qualifikation, er beendete das Rennen dank einer perfekten Strategie auch auf einem sensationellen zweiten Platz. Ein Ergebnis, welches ihn in Schlagdistanz zum möglichen Titel-Hattrick verweilen lässt. Seitdem unterging Tomoki Nojiri weitere Untersuchungen und sollte nach seiner erschreckenden Pneumothorax-Erkrankung nun in einer deutlich besseren Verfassung als noch letzten Monat sein. Denn eines ist sicher: Möchte er erneut den Meisterpokal stemmen, muss er sich in der bestmöglichen physischen Verfassung befinden.

 

Sho Tsuboi (Cerumo-Inging): 50 Punkte

In einem Interview vor wenigen Monaten gab Mugen-Ingenieur Tomo Koike zu Protokoll, dass er Sho Tsuboi als stärksten Rivalen im Titelkampf ansieht. Dabei begann die diesjährige Saison des 28-Jährigen erneut mit viel Pech – und einer Menge Karbonschrott, als er just zum Start aus dem Rennen gerissen wurde. Daraufhin folgen aber gleich drei Podiumsresultate, was nicht nur bei Tsuboi für viel Erleichterung gesorgt haben dürfte, schließlich strauchelte der Toyota-Schützling nach einer hervorragenden Saison 2020, in der er als einziger Pilot zwei Rennen gewann, in den beiden vergangenen Jahren sehr. Grund wie das Wiedererwachen vom Phoenix dürfte seine deutlich bessere Qualifying-Performance maßgeblich dazu beitragen, unter anderem mit einer Pole-Position in der Autopolis. In Suzuka hatte er gar die Chance auf seinen ersten Sieg in drei Jahren, musste sich am Ende aber gegenüber seiner SUPER-GT-Teamkollegen Ritomo Miyata geschlagen geben. Einziger Rückschlag war sein siebter Platz im Sportsland SUGO, eine Strecke auf der sein Team Cerumo-Inging allerdings schon nahezu immer am straucheln war. Eine misslungene Strategie trug ihr Übriges dazu bei. Nun geht es allerdings zurück an den Fuji Speedway, wo er im April den Silberrang erreichte und 2020 seinen letzten Sieg einfuhr. Eine Wiederholung dieses Erfolges wäre immens wichtig, um nicht den Anschluss gegenüber seiner drei Titelkontrahenten zu verlieren.

 

Weitere Gewinner

Auch abseits der vier Meisterschaftsaspiranten gibt es eine große Anzahl an Fahrern, die eine positive Halbzeitbilanz ziehen dürfen. So ging Nirei Fukuzumi (ThreeBond Racing) mit nicht sonderlich viel Hoffnung ins Jahr, trotzte der negativen Aussicht aber nicht nur als regelmäßiger Q2-Gast (unter andere mit dem besten Qualifying-Resultat für das Team mit P5 in der Autopolis), sondern auch mit drei Punkteresultaten. Kenta Yamashita (Kondo Racing) vergoss einige Freudentränen und schüttete in einer emotionalen Pressekonferenz sein Herz aus, als er auf dem Fuji Speedway mit dem Bronzerang zur alten Stärke zurückfand und seitdem wieder ein sicherer Punktekandidat ist.

Sehr zur Erleichterung von Kondo Racing, die nach dem Abgang von Sacha Fenestraz in die Formel E einen neuen Team Leader benötigten. Ausgestattet mit dem letztjährigen Chassis von Fenestraz sowie dessen Renningenieur Takuji Murata, zahlt der 27-jährige GT500-Champion von 2019 nun das Vertrauen zurück, welches Kondo Racing ihm zurecht schenkte. Es fehlt letztlich nur noch das gewisse Extra, um nicht nur ein dauerhafter Podiumskandidat, sondern gar ein Kandidat für Siege zu sein. Ähnliches gilt für Tadasuke Makino (Dandelion Racing), der auf Rang sieben nur einen Tabellenplatz hinter Yamashita ist, und eine solide, wenn auch unauffällige erste Saisonhälfte fuhr. Seine Formkurve zeigt jedoch nach oben und wurde dank eines strategisch hervorragenden Rennens mit dem Bronzerang im Sportsland SUGO belohnt. Anders verläuft es hingegen bei seinem Teamkollegen Kakunoshin Ohta (Dandelion Racing), der die Nachfolge von Hiroki Otsu antrat und noch keinen einzigen Meisterschaftszähler einfahren konnte.

Anders hingegen Cem Bolukbasi (TGM Grand Prix): Der erste türkische Fahrer in Japans Top-Formel-Kategorie trotzte seinen Kritikern nach einigen durchwachsenen Formel-2-Einsätzen und konnte direkt beim Auftakt punkten. Es folgte ein weiteres Punkteresultat, womit er punktgleich mit Rookie-Kollege Kazuto Kotaka (Kondo Racing) ist. Die Formkurve zeigt nach oben, weist wegen einiger unglücklichen Zwischenfällen wie technischen Problemen sowie ein selbstverschuldeter Unfall im SUGO-Qualifying, der sein komplettes Wochenende zerstörte, einige Roadblocks auf. Anders Kazuya Oshima (Rookie Racing): Der SUPER-GT-Meister von 2019 geht mit ordentlich Rückenwind in die zweite Saisonhälfte, nachdem er mit Platz vier im Sportsland SUGO das beste Resultat für Rookie Racing seit der Gründung des Teams im Jahr 2020 einfuhr – und das auf einer Strecke, auf welcher der Fahrer den Unterschied macht.

 

Die Verlierer der ersten Saisonhälfte

Giuliano Alesi (TOM’S): 3 Punkte

Von Verlieren zu sprechen klingt übertrieben hart. Bei Giuliano Alesi ist es aber buchstäblich, da der gebürtige Franzose Mitten in der Saison sein Cockpit verlor. Nach lediglich einem Punkteresultat (Platz acht in Suzuka) sowie drei Ausfällen hat TOM’S vorerst die Reißleine gezogen, nachdem keine Besserung zu 2022 (Tabellenrang 20 mit ebenfalls nur drei Punkten) in Sicht war. Stattdessen wird sein SUPER-GT-Teamkollege Ukyo Sasahara ins Cockpit des Boliden mit der Startnummer #36 klettern, der trotz zwei Siegen vergangene Saison überraschenderweise kein entsprechendes Angebot von Honda bekam und frustriert ins Toyota-Lager überlief. Dort lieferte er sich einen Shootout mit Alesi, den der Sohn der ehemaligen F1-Ikone aufgrund seines Star-Status für sich gewann.

So erklärte TOM’S-Teamchef Jun Yamada, dass Teambesitzer Nobuhide Tachi die Entscheidung im Sinne des japanischen Motorsports traf, da es ein schlechtes Licht auf den Sport werfen würde, wenn einer seiner Stars nach nur einer schlechten Saison gekickt werden würde. Tatsächlich genießt Giuliano Alesi aufgrund seiner Mutter, der sehr populären Schauspielerin und Sängerin Kumiko Goto, ein hohes Ansehen in Japan. Und obgleich zumindest bei den Vorsaison-Testfahrten Besserung in Sicht war, konnte Alesi die hohen Erwartungen an ihn nicht erfüllen. Insbesondere nicht, wenn sein Teamkollege Ritomo Miyata um den Titel kämpft und TOM’S einen starken zweiten Piloten braucht, um sich gegen Mugen in der Team-Meisterschaft zu behaupten.

Laut Yamada fiel die Entscheidung nicht einfach, zumal man stark mit Alesi zusammenarbeitete, um seine Resultate zu verbessern. Daher nun die Reißleine, damit er sich den Rest des Jahres auf die SUPER GT konzentrieren und so zur alten Stärke von 2021 zurückfinden kann. Die Option, ihn inmitten der Saison zu ersetzen, hielt man sich bei der Vertragsverlängerung offen, erklärte Yamada gegenüber der japanischen Edition des Motorsport Networks. Sasahara überzeugte mit seinem Speed bei den Testfahrten, wird gleichzeitig aber auch den immensen Druck ausgeliefert sein, auf Anhieb liefern zu müssen. Aber: Vergangene Saison genoss er beim Sommerlauf auf dem Fuji Speedway seinen allerersten Karriereerfolg.

 

Toshiki Oyu (TGM Grand Prix): 11 Punkte

Keine Frage: Toshiki Oyu ist mit Abstand einer der schnellsten Piloten im Feld, der nach Frustration über seinen Status bei Nakajima Racing ein angebliches Angebot seitens Honda für Dandelion Racing zu starten ablehnte und stattdessen alleine auf Sponsorenjagt ging, bei der der „neuen“ Truppe von TGM Grand Prix anklopfte und seitdem den Honda-befeuerten SF23 deutlich über dem aktuellen Limit des Teams bewegt. Zwei Pole-Positionen (Suzuka und SUGO) sprechen für sich. Und doch klebt ihm das Unglück sprichwörtlich an den Reifen. Während die Nullrunden beim zweiten Teil des Fuji-Double-Headers (Bremsplatten) und Autopolis (Unfall) auf seine Kappe gingen, waren der Crash mit Tomoki Nojiri (Suzuka) sowie der Unterbodenschaden im Sportsland SUGO aufgrund einer zu aggressiven Setup-Änderung unverschuldet.

Und so kam es, dass der aus Hokkaido stammende „Rockstar der Super Formula“, der nicht nur mit seinem Speed auffällt, sondern auch seiner extravaganten Art eine frische Brise im Paddock ist, aus dem Titelrennen gefallen ist. Egal welcher Yōkai ihn mit so viel Pech verfluchte, auf dem Fuji Speedway wird er erneut nach seinem zweiten Karriereerfolg nach dem JAF Grand Prix Suzuka im Jahr 2020 greifen.

 

Impul: Ryo Hirakawa (28 Punkte) / Yuhi Sekiguchi (0 Punkte)

Die ehemalige Meistertruppe Impul steckt aktuell in einem Tief, aus dem sich Ryo Hirakawa und Yuhi Sekiguchi nicht so recht zu befreien wissen. Während Sekiguchi mit noch immer null Zählern ein absolutes Seuchenjahr erlebt und sich weit unter seinem eigentlichen Können befindet, holt Ryo Hirakawa zumindest in den Rennen noch die Kastanien aus dem Feuer. Die große Achillesferse: Das Qualifying. Ein Problem, welches die mittlerweile von Kazuki Hoshino, Sohn des legendären Kazuyoshi Hoshino, geführte Truppe seit zwei Jahren nicht beheben kann. Hinzu gesellen sich kleinere Fauxpas, unter anderem bei den Boxenstopps, die dazu beitrugen, dass Ryo Hirakawa den Titelkampf bereits abschrieb. Stattdessen, so der letztjährige WEC-Weltmeister und Le-Mans-Sieger, liegt die Haupriorität erstmal, das Team wieder auf den Level zu bringen, den es 2021 hatte und den Abstand zu Mugen sowie Toyota-Gefährte Ritomo Miyata zu verringern.

 

B-Max Racing: Nobuharu Matsushita (0 Punkte) / Raoul Hyman (0 Punkte)

Während Nakajima Racing sowie KCMG auf einem ähnlichen Niveau wie in der vergangenen Saison unterwegs sind und noch immer mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben, erlebte B-Max Racing heuer einen gewaltigen Absturz. Dabei ging man mit ordentlich Rückenwind in die neue Saison. Nobuharu Matsushita fuhr bei der Regenschlacht in Suzuka 2022 den ersten Karrieresieg für sich und das Team ein. Die Aussicht, seit 2020 endlich wieder mit zwei Autos am Grid vertreten zu sein, und entsprechend Daten vergleichen zu können, sorgte beim ehemaligen Formel-2-Sieger für Vorfreude. Stattdessen ist das Punktekonto sowohl für ihn wie auch Rookie Raoul Hyman nach fünf Rennen noch immer leer. Einer der Hauptgründe sei das Fahrverhalten des Boliden, dessen optimales Performance-Fenster relativ klein ist. Ohne dieses, erklärte Hyman gegenüber dem Motorsport Network, fehlt das Vertrauen ins Auto.

Hinzu gesellen sich interne Streitigkeiten, was unter anderem dazu führte, dass der langjährige Ingenieur Yasuhiro Tasaka das Team Ende letztes Jahr verließ und durch Masashi Miyata ersetzt wurde, der zwar viel Erfahrung aus dem GT-Sport mitbringt, sich aber mit dem SF23-Boliden erst noch vertraut machen muss. Der Wechsel sorgte auch dafür, dass Hyman seinen eigenen Renningenieur mitbringen musste. Zwar feierte Tim Neff sowohl in der IndyCar wie auch Indy Lights in der Vergangenheit mehrere Erfolge. Aufgrund seines Engagements bei TJ Speed Motorsports in den USA ist er bei B-Max Racing aber nur als Teilzeitkraft tätig. Das SUGO-Rennen musste er gar gänzlich auslassen.

Die Testfahrten am Fuji Speedway vergangenen Monat sah B-Max deshalb als letzte Möglichkeit, um das Blatt dieses Jahr noch mal zu wenden. Hierfür verpflichtete man Hiroki Otsu, der heuer ohne Cockpit leer ausging, aufgrund seines technischen Fingerspitzengefühls bei den Teams aber nach wie vor sehr gefragt ist und deshalb auch bereits für den verletzten Kakunoshin Ohta beim Vorsaison-Test sowie den erkrankten Tomoki Nojiri beim Autopolis-Rennen einsprang. Otsu fuhr beim zweitätigen Test beide Autos und ersetzte am finalen Tag Nobuharu Matsushita gar gänzlich. B-Max-Boss Ryuji „Dragon“ Kumita erklärte, dass man so einige wertvolle Daten gewann. Wichtig sei es nun diese auch entsprechend umsetzen zu können. Für Otsu war es zudem ein weiteres Bewerbungsschreiben für ein etwaiges Vollzeit-Cockpit im nächsten Jahr.

Copyright Photos: Japan Race Promotion (JRP)

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