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SLF: Knappe Entscheidung in Navarra

von Vorsicht
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Mit einem extrem spannenden Rennen hat sich die Superleague Formula nach ihrer zweiten Saison in die Winterpause verabschiedet. Am Ende war Davide Rigon der glückliche Sieger – und Craig Dolby ein tragischer Held.

Nur zwei Punkte trennten Craig Dolby und Tottenham Hotspur am Ende vom Meistertitel in der Superleague Formula – und von einer Million Euro in Preisgeld. Zur Illustration: Wenn man annimmt, dass die 699 Punkte von Meister Rigon und dem RSC Anderlecht der Distanz von der Erde zum Mond entsprächen, dann wären die beiden Punkte ein Abstand von nur etwa 1000 Kilometern – das ist nur wenig mehr als der Weg von Flensburg nach München. Oder etwas simpler ausgedrückt: Das, was sich am Wochenende in Navarra abgespielt hat, war unglaublich packender Motorsport. Dass es gar so spannend war, ist aber auch dem Rennformat zuzuschreiben, das enge Entscheidungen begünstigt. Bleibt zu hoffen, dass wir die SLF im kommenden Jahr wiedersehen werden.

Der erste LAuf verlief noch vergleichweise harmlos: John Martin im Auto von Beijing Gouan schnappte sich am Start die Führung von Davide Rigon und kontrollierte in Folge das Rennen. Der Italiener fuhr dahinter seinen zweiten Platz vor Craig Dolby ins Ziel, und baute damit seine Meisterschaftsführung ein wenig aus.

Gar nicht toll lief es derweil für die anderen Titelaspiranten: Max Wissel hatte ein recht passables Rennen mit zahlreichen Überholmanövern, Platz sechs reichte aber nicht, um die Meisterschaft noch offen zu halten. Yelmer Buurman, der schon vor dem Navarra-Wochenende nur noch theoretische Chancen gehabt hatte, landete noch einen Platz weiter hinten auf Rang sieben. Und Ben Hanley gab mit Rang zwölf im Olympiacos-Wagen ebenfalls alle Chancen aus der Hand.

Wer aber geglaubt hatte, dass die Meitschaftsentscheidung dadurch weniger spannend würde, der lag kräftig daneben. Denn in Rennen zwei zündete der eigentlich Erkältungs-gechwächte Craig Dolby den Turbo: Vom drittletzten Startplatz fuhr er zunächst mit sehenswerten Überholmanövern bis auf Rang fünf nach vorne, dann holte er sich in der vorletzten Runde auch noch den vierten Platz von Maxi Cortes. Und weil Davide Rigon nur bis auf Rang elf vorfahren konnte, reichte das gerade noch, um die Entscheidung bis ins Superfinale offen zu halten.

In Zahlen lautete die Ausgangslage für das letzte Finale des Jahres: Rigon mit vier Punkten Vorsprung auf Dolby. Insgesamt gibt es in einem Superfinale der SLF sechs Punkte zu gewinnen, der Zweitplatzierte erhälf fünf Punkte, der Dritte vier, usw. Wenn Dolby das Rennen gewinnen würde, müsste Rigon also mindestens den fünften Platz einfahren, um trotzdem Meister zu werden – denn bei Punktegleichheit würde den Italiener sein Vorsprung an Rennsiegen den Titel retten.

Und einige Zeit lang sah es wirklich so aus, als ob genau dieser Fall eintreten würde: Dolby hatte sich an die Spitze des Feldes gefahren, Rigon runderte auf Rang fünf über die Strecke. Schließlich wurde aber doch klar, dass Rigon den vorletzten Rang halten könnte – und dann bugsierte Dolbys Teamkollege John Martin den Briten auch noch mit einem reichlich rüden Manöver auf Platz zwei. Wenn man bedenkt, dass im Falle des Titelgewinns der Mannschaft ein Preisgeld von einer Million Euro gewunken hätte, kann man sich nur wundern, dass der Australier das durfte. Sofern er also nicht einfach gegen die Anweisungen seines Teams gehandelt hat: Meine Verneigung vor so viel Sportsgeist von Alan Docking Racing/Alpha Motorsport.

Das gleiche gilt auch für Craig Dolby. Nach dem Rennen rang der Brite zwar mit den Tränen, meinte aber trotzdem: „I tried my hardest and hopefully I’ll be back next year. Congratulations to Davide. Right now it hurts though„. So sehen faire Verlierer aus – da könnten sich so manche Gestalten in anderen Serien eine Scheibe abschneiden.

Womit ich nicht sagen will, dass Davide Rigon der Titel nicht zu gönnen ist. Im Gegenteil: Der Italiener hat zum zweiten Mal nach 2008 bewiesen, dass er mit den SLF-Boliden einfach großartig zurecht kommt. Und dass jetzt wohl endlich genug Geld für seine Hochzeit vorhanden ist, ist ebenfalls ein nettes Detail.

Nachdem es im Trubel um die Meisterschaft fast untergegangen ist, noch schnell ein paar Worte zum zweiten Rennen: Da haben sich nämlich zwei weitere Talente mal wieder für höhere Weihen empfohlen. Zum einen ist da Sieger Alvaro Parente (FC Porto). Der Portugiese war in der seligen A1GP prima unterwegs und zeigte auch in der GP2 2008 bis 2010 anständige, wenn auch etwas unkonstante Leitungen. Im Winter sah es eine Zeit lang so aus, als wäre er Testfahrer bei Virgin F1 – das hat sich mangels Sponsorzahlungen aber wohl zerschlagen. Und hätte ihm wohl auch nicht wirklich weitergeholfen.
Und dass ich den Rennzweiten, Esteban Guerrieri (PSV Eindhoven) für einen schändlich vernachlässigten Rohdiamanten halte, ist sowieso weithin bekannt.

Bleibt die Frage: Wie geht es mit der Superleague Formula im kommenden Jahr weiter? Gerüchte über Zahlungsprobleme machten zuletzt in Beijing die Runde. Insgesamt ist abgesehen vom Sponsoring durch die staatliche angolische Ölgesellschaft Sonangol keine offensichtliche Einnahmequelle zu erkennen. TV-Verträge gibt es kaum – und wo doch, da scheinen sie eher von der SLF bezahlt, als umgekehrt. Auch die Zuschauerzahlen waren nicht überall berauschend – bei den letzten drei Saisonrennen in China und Navarra waren die Ränge aber immerhin gut gefüllt. Vielleicht möchte man sich ja auch für das kommende Jahr überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, etwas öfter mit der GT1 gemeinsame Sache zu machen. Verdient hätte es sich die Serie allemal, 2011 eine weitere Saison erleben zu dürfen.

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