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Blancpain Endurance Series: 24h Spa Analyse – Audi und BMW auf Augenhöhe

von Max Albrecht
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Die Zuschauer in Spa-Francorchamps erlebten mal wieder ein gutes 24-Stunden-Rennen, bei dem sich Audi, BMW und Mercedes fast bis zum Ende duelliert haben.
MOTORSPORT : SPA 24 HOURS - ROUND 4 - BLANCPAIN ENDURANCE SERIES - SPA FRANCORCHAMPS (BEL) 07/20-26/2015In den letzten Jahren wurden die Zuschauer bei dem 24-Stunden-Rennen in Spa verwöhnt, denn die Führungswechsel zogen sich bis in die Schlussstunden hinein und es gab auch in den anderen Klassen dauerhaft Kämpfe um die Positionen. Ganz so spannend verlief das 24-Stunden-Rennen in Spa dieses Jahr nicht, denn Führungswechsel gab es ab den frühen Morgenstunden nur durch verschiedene Boxenstrategien und es gab kaum noch Duelle auf der Strecke. Die verschiedenen Boxenstrategien entstanden auch durch die etlichen Safety-Car-Phasen, die sich über die komplette Renndauer erstreckt haben. Immerhin wurden wir dieses Jahr von schweren Unfällen verschont und alle Fahrer konnten ohne Verletzungen wieder abreisen. Insgesamt war es also ein normales 24-Stunden-Rennen, bei dem MarcVDS mit dem BMW Z4 GT3 den ersten (und wahrscheinlich letzten) großen Sieg feiern konnte. Doch fangen wir von vorne an.

Im Qualifying gab es ein Duell auf Augenhöhe zwischen Audi, Bentley, BMW, Ferrari und McLaren, bei dem alle Marken innerhalb von 3/10 Sekunden in den Top 9 endeten. Der Gewinner der Superpole war Frank Stippler, der sich mit der #2 von Audi die Pole Position sichern konnte. Nur 0,017 Sekunden hinter ihm qualifizierte sich Shane van Gisbergen mit dem McLaren 650 S GT3 auch für die erste Startreihe. Nur etwas langsamer war Michael Broniszewski, der den Ferrari 458 Italia von Kessel Racing mit 0,047 Sekunden Rückstand auf den dritten Platz stellte. Der beste Bentley Continental GT3 wurde von Maximilian Buhk auf dem fünften Platz qualifiziert und Dirk Werner konnte den MarcVDS Z4 GT3 mit der #46 auf dem siebten Platz qualifizieren.

Während das Qualifying und die Superpole noch auf trockener Strecke abliefen, regnete es den kompletten Samstag und so wurde auch ein Start hinter dem Safety Car diskutiert. Man entschied sich jedoch für einen normalen Start und wurde auch dafür belohnt, denn abgesehen von einem Dreher von Frederic Vervisch im ISR-Audi kam es zu keinen Zwischenfällen in den ersten Runden. Der einzige kleine Zwischenfall vor der ersten Safety-Car-Phase war ein Ausrutscher von Toni Vilander in einem der AF-Corse Ferrari in ein Kiesbett. An der Spitze konnte sich währenddessen Kevin Estre und Alvaro Parente mit ihren McLaren deutlich absetzen und pro Runde zwei, drei Sekunden herausfahren.

Nach 20 Minuten setzte Gilles Duqueine seinen Wagen am Ende der Kemmel-Geraden in die Leitplanke und löste so die erste Safety-Car-Phase aus. Da man in Spa zwei Safety Cars einsetzt, hatten dieses mal die ersten drei extrem viel Glück, da sie hinter ein anderes Safety Car kamen als das restliche Feld. Während das bei den beiden McLaren nur einen Zeitgewinn von knapp 20 bis 30 Sekunden ausgemacht haben dürfte, war die #1 von WRT-Audi der große Gewinner. Der Wagen dürfte ca. eine Minute auf das restliche Feld gutgemacht haben.

Entgegen allen Vermutungen hat Karim Ojjeh im Boutsen-Ginion-BMW #15 es geschafft, den Wagen an der gleichen Stelle nur 20 Minuten später zu verlieren und dabei die Leitplanke komplett zu zerstören.

http://twitter.com/Autosport_be/status/625006925508407296/photo/1

Da nach dem Unfall die Leitplanke ersetzten werden musste, blieb das Safety Car fast eine ganze Stunde draußen und die Strecke konnte in dieser Zeit abtrocknen. Am Ende der Safety-Car-Phase entschieden sich daher einige Teams, auf Slicks zu wechseln, nur um dann knapp zehn Minuten später wieder auf Regenreifen zu wechseln, da der Regen wieder stärker wurde. Bei dem Wechsel auf die Slicks hatten sich auch die beiden führenden McLaren beteiligt, die daher aus den Top 10 herausgefallen sind.

Nach knapp zwei Stunden kam es zur nächsten Safety-Car-Phase, da der WRT-Audi mit Vernay mit einem der Ferrari in Courbe Paul Frere kollidiert ist. Dadurch hatte man es geschafft, dass in den ersten drei Stunden nur knapp 60 Minuten unter Renntempo gefahren wurden. In Führung lag zu dieser Zeit die #1 von Audi, die dank der ersten Safety-Car-Phase bereits eine Minute Vorsprung hatte. Bis 23 Uhr gab es dann etliche weitere Safety-Car-Phasen und Full-Course-Yellows, sodass im Rennen selbst recht wenig passiert ist. Übrigens gab es ab 22 Uhr nur noch ein Safety Car, da ein Audi R8 offiziell mit „Funkproblemen“ nicht mehr als Safety Car arbeiten konnte. Jedoch stellte Laurens Vanthoor ein Foto online, das zeigt, dass einer der Audi R8 Safety Car einen Heckschaden hat.

Laurens Vanthoor schmiss übrigens auch die #1 in Führung liegend in eines der Kiesbetten. Seiner Meinung nach war Yelmer Buurman schuld, da dieser ihn wohl geblockt haben soll. Buurman sieht das ganze natürlich etwas anders. Die Führung übernahm dadurch die #99 von ROWE.

Für die #7 von Bentley war dann um 23 Uhr das Rennen zu Ende, da Andy Meyrick seinen Wagen am Ende der Kemmel-Geraden verloren hat und er dann frontal in die Leitplanke gerutscht ist. Leider war für den offiziellen Stream auch um 23 Uhr Schluss und man zeigte danach nur noch Onboard-Aufnahmen. Insgesamt war die Übertragung dieses Jahr recht schlecht und für mich persönlich betrachtet noch schlechter als die bei dem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring dieses Jahr. Zumindest hätte man einen Mix aus Onboardaufnahmen, Standkameras und einem Boxenreporter zusammenstellen können. Stattdessen musste man sich als Zuschauer einen Mix aus den Onboards, RLM und dem Live Timing zusammenbauen, um einigermaßen informiert zu bleiben.

In der Nacht fielen die #3 und #4 WRT-Audis nach Unfällen aus. Auch für den zweiten Werks-Bentley von M-Sport war das Rennen nach einem Technikdefekt zu Ende. Und die beiden Werks-McLaren von „Von Ryan Racing“ erwischte es in der Nacht und beide mussten nach Unfällen für eine längere Zeit an die Box. Die #58 konnte jedoch dank starker Stints von Kevin Estre und Shane van Gisbergen wieder zurück in die Spitzengruppe kommen. Vorne an der Spitze kämpften die beiden MarcVDS-BMW gegen den ROWE-Mercedes und die #2 von Audi Sport Team WRT.

Am Morgen gab es dann etliche Durchfahrtsstrafen, da viele Fahrer unter Gelb überholt haben sollen. Betroffen davon waren auch die beiden MarcVDS BMW Z4 GT3 und Marcel Fässler in der #6 von Phoenix Audi. Während MarcVDS die Strafe für die #46 noch akzeptiert hat, war man bei der #45 nicht mehr einverstanden. Man legte Protest gegen die Durchfahrtsstrafe ein und der SRO entschied zugunsten von MarcVDS. Die Entscheidungen der Rennleitung waren am Wochenende eh etwas komisch, da die Strafen nicht sehr konsequent waren und im Qualifying sogar alle Fahrer verdächtigt wurden, die Tracklimits nicht respektiert zu haben.

Gegen 11 Uhr war das Rennen für die #45 in Führung liegend beendet. Dirk Werner dreht sich im Eingang von Bruxelles, nachdem die Hinterachse blockierte. Bas Leinders bestätigte dann später, dass zuerst die Servolenkung ausgefallen ist und dann der Motor einfach ausging. Für die #46 von MarcVDS lief es hingegen extrem gut, da Nick Catsburg konstant zwei bis drei Sekunden schneller als das restliche Feld fahren konnte.

Für den anfänglich führenden McLaren von „Von Ryan Racing“ war das Rennen nach 22 Stunden Renndauer beendet, nachdem das komplette Team ein starkes Rennen gezeigt hat. Trotzdem hat wieder kein McLaren GT3 ein 24-Stunden-Rennen ohne große Probleme bestanden. Seit der Einführung des McLaren MP4-12C GT3 im Jahr 2012 hat es noch kein McLaren GT3-Fahrzeug geschafft, ein 24-Stunden-Rennen ohne Probleme durchzustehen. Für die #59 mit u.a. Bruno Senna wurde es immerhin noch 18. Platz am Ende.

Eine Stunde vor Schluss erwischte es dann auch noch den ROAL-BMW, der mit Alex Zanardi, Timo Glock und Bruno Spengler besetzt war. Timo Glock musste das stark qualmende Fahrzeuge in Piff-Paff abstellen und damit war für das Team das Rennen beendet. Davor lief es recht problemlos für das Trio und man konnte sich die meiste Zeit in den Top 10 halten. Man kann nur hoffen, dass Alex Zanardi auch nächstes Jahr wieder bei einem der etlichen 24-Stunden-Rennen antritt. Kurze Zeit später erwischte es dann auch noch den Mercedes SLS AMG GT3 von ROWE Racing, der zu dem Zeitpunkt auf dem zweiten Rang lag. Man musste das Rennen nach Problemen mit der Lichtmaschinen knapp 45 Minuten vor Schluss aufgeben.

Sieger nach 24 Stunden wurde dann die #46 von MarcVDS mit Markus Paltalla, Lucas Luhr und Nick Catsburg. Auf dem zweiten Rang konnten Frank Stippler, Nico Müller und Stephane Ortelli das Rennen beenden, gefolgt von den Markenkollegen Christian Mamerow, Christopher Mies und Nicki Thiim. In der Pro-Am ging der Sieg an Pasin Lathouras, Stephane Lemeret, Gianmaria Bruni und Alessandro Pier Guidi in einem der etlichen AF Corse Ferrari. In der Amateurklasse konnten sich John Loggie, Julian Westwood, Callum Macleod und Benny Simonsen (Bruder vom verstorbenen Allan Simonsen) durchsetzen.

Was die anderen so machten
– Für das Bentley-Werksteam sprang Bentley Team HTP ein und konnte die #84 auf dem neunten Rang ins Ziel bringen.
– Schlechter lief es für Nissan. MRS GT Racing musste schon nach wenigen Stunden aufgeben und auch die anderen Fahrzeuge hatten permanent mit Problemen zu kämpfen. Die #22 musste bereits nach der Einführungsrunde mit Problemen an die Box und auch die #23 hatte immer wieder Probleme. Nach den problemlosen Rennen in Dubai, Bathurst und am Nürburgring ist das schon etwas überraschend.

Insgesamt war es ein ganz nettes 24-Stunden-Rennen, welches jedoch nicht mit den Rennen am Nürburgring oder Le Mans mithalten konnte. Persönlich freut es mich für die MarcVDS-Truppe, dass man endlich mal einen Sieg erreicht hat, nachdem man die letzten Jahre sehr viele Ressourcen in das GT3-Projekt gesteckt hat. Weiter geht es für die Blancpain Endurance Series im September am Nürburgring. Die Blancpain Sprint Series fährt bereits Anfang September wieder in Portugal.

Rennergebnis

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