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Le Mans 2020: Das Ende einer Ära – Spannung bis zum Schluss

von DonDahlmann
6 Kommentare

Es war sicher kein Klassiker, aber wie üblich ein spannendes Le-Mans-Rennen in den Klassen

Das am Ende wieder mal Toyota ganz oben auf dem Treppchen stehen würde, war keine Überraschung. Eher schon die Tatsache, dass es dann doch etwas enger wurde, als gedacht. Denn die beiden TS050 liefen nicht fehlerfrei über die 24 Stunden in Le Mans. Beide mussten zu unplanmäßigen Reparaturen an die Box, was sie fast den Sieg gekostet hätte. Denn die Rebellion liefen gut und konnten den Druck über lange Strecken des Rennens aufrechterhalten. So war es dann auch nur gerecht, dass ein Rebellion den zweiten Platz erobern konnte. Und um ein Haar hätte man den zweiten Toyota vom Siegerpodest geschubst.

Schon in der Quali war es enger als gedacht. Bis auf eine knappe halbe Sekunde kamen die Rebellion an den schnellsten Toyota heran. Das machte etwas Hoffnung für das Rennen und in der Tat überraschte der Rebellion mit Bruno Senna am Steuer im ersten Stint. Obwohl die Toyota ein enormes Tempo verlegten, hielt er sich zwei Sekunden hinter dem Führenden und vor allem konnte er den zweiten Wagen der Japaner hinter sich halten. Da der zweite Rebellion langsamer unterwegs war, sah es zunächst so aus, als hätten die Schweizer die Strategie gesplittet. Einer spielte den Hasen, der andere den Igel.

Aber nach einer knappen halben Stunde war es dann schon wieder vorbei mit der Spannung. Der schnelle Rebellion musste früh an die Box. Zwar konnten die Schweizer das Tempo vorne mitgehen, aber das ging nur auf Kosten der Stintlänge. Es war also eine Frage der langfristigen Strategie. Schnell fahren und mehr Stopps, oder die elf Runden Stints ausnutzen und hoffen, dass die Toyota Probleme bekamen. Das bedeutete dann aber auch, dass die Japaner sich schnell absetzen konnten.

Der erste Riss in der japanischen Rüstung entstand bei der #8. Die hatte Probleme mit der Bremstemperatur vorne links, weil sich Reifenabrieb in der Bremse selber festgesetzt hat. Nach einigen Stunden musste die #8 dann an die Box und man entfernte die gesamte Bremsbelüftung und die Abdeckung um das Stück Gummi herauszubekommen. Das kostete die #8 dann aber nur ein paar Minuten.

Schlimmer traf es dann gegen 3 Uhr morgens die #7, die das Rennen bis dahin souverän angeführt hatte. Ein Schaden am Turbolader führte zu einem 30-minütigen Stopp, der die #7 hinter beide Rebellion warf. Und auch danach kam das Auto nicht mehr in Schwung und man konnte die zwei Runden Rückstand auf die Rebellion nur sehr langsam aufholen. Doch die hatten im Verlauf des Rennens immer wieder selber kleinere Probleme, sodass der Vorsprung schmolz. Zwei passende SC-Phasen halfen der #7 den dritten Platz zu erobern, den sie mit knapp 30 Sekunden Vorsprung dann halten konnten.

Es gibt nicht wenige, die die drei Siege der Toyota nicht besonders hoch werten. Das halte ich für nicht richtig. Sicher, es wäre schöner, wenn mit Audi oder Porsche starke Konkurrenten unterwegs wären. Aber es ist nicht die Schuld von Toyota, dass sich diese Marken dazu entschlossen haben, Le Mans den Rücken zu kehren. Das gilt für allem für Porsche. Anders als die Porsche P1, versteht Toyota Le Mans als ultimative Herausforderung und nicht nur als Marketing Instrument. Auch sollte man nicht vergessen, dass Audi bis zum Auftreten der Peugeot 2007 nur gegen die Pescarolo gefahren sind. Und im ersten Jahr gegen die Peugeot gewann der Audi mit satten 24 Runden (!) Vorsprung. Toyota hat sich die Siege in der LMP1 verdient, nicht zuletzt nach dem Drama von 2016, als man die Konkurrenz schlagen konnte, aber in der letzten Runde ausfiel.

LMP2

Die Liste der möglichen Favoriten war lang und so entwickelte sich auch das Rennen zu einer Schlacht und einem reinen Ausscheidungsfahren. Aber ein paar Teams hielten sich nach einigen Stunden hartnäckig vorne. Dazu gehörten beide United, der Jota, G-Drive, Panis und der Graff Wagen. Drei Favoriten waren schon zum Start raus. Der Racing Nederland und der Signatech hatten beide Probleme mit der Wasserkühlung und verloren schon nach wenigen Runden den Anschluss. Auch der zweite G-Drive kämpfte mit Problemen und viel hoffnungslos zurück.

Im Verlauf der langen Nacht gab es vor allem zwei Dinge, die positiv auffielen. Zum einen gab es wenig Ausfälle, zum anderen gab es bis auf einen Crash keine weiteren Unfälle. Da hatte man, angesichts der vielen Fahrer ohne Erfahrung in Le Mans, mehr erwartet. Nur der Duqueine P2 hatte einen heftigen Einschlag, als Tristan Gommendy das Auto beim Anbremsen zu ersten Schikane verlor und rückwärts hart in die Planken einschlug. Der Fahrer blieb unverletzt.

In den fast 12 Stunden Dunkelheit setzten sich vorne fünf Wagen ab: Beide United, der G-Drive, der Jota und, mit etwas Abstand, der Graff P2. Die United legten ein beachtliches Tempo vor, was sie auch mussten, denn der G-Drive schien mal wieder das schnellste Auto in der Klasse zu sein. Die #32 von United war mit einer gebrochenen Ölleitung das erste Opfer. Am frühen Morgen erwischte es dann den G-Drive, der mit Elektrik-Problemen um den Kurs schlich und schnell zwei Runden verlor.

Am Vormittag blieben dann noch der Jota und der United übrig, die sich um dem Sieg bewarben. Mit besseren Karten für den United, die mehr Tempo machen konnten. Jota hatte zunächst etwas den Anschluss verloren, weil man mehrere Doppel-Stints mit den Reifen fahren musste. Aber das Team schlug dann in den letzten Stunden zurück und verkürzte den Abstand von knapp zwei Minuten auf rund 50 Sekunden. Es blieb allerdings die Frage, wer am Ende noch mal an die Box kommen musste.

Eine späte SC-Phase, ausgelöst durch einen Crash des unglücklichen Graff Oreca, sorgte dafür, dass die Sache richtig eng würde. Der United musste auf jeden Fall noch mal die Box, aber es war unsicher, ob der Jota auch noch mal hereinkommen musste. Pikant an der Sache war, dass im United Paul di Resta und im Jota Anthony Davidson saßen. Die beiden Kollegen von SkyUK kämpften um ihren jeweils ersten Sieg in Le Mans und vor allem für Davidson wäre es eine gewisse Genugtuung gewesen, hatte Toyota ihn doch gegen Lopez ausgetauscht.

Nach dem Stopp des United lagen kaum fünf Sekunden zwischen beiden Autos und es waren noch zehn Minuten zu fahren. Die Spannung war riesig, aber leider musste der Jota dann doch mal an die Box, um den restlichen Sprit zu nehmen. Das machte den Weg frei für die #22 von United mit Phil Hanson, Felipe Albuquerque und Paul di Resta, die den größten Erfolg ihrer Karriere feiern konnten. Und auch McLaren Chef Zak Brown darf sich jetzt Le Mans Sieger nennen. Ihm gehört das Team.

Was in der LMP2 sonst nach war
– Ein grandioses Rennen lieferten die Damen Sophia Flörsch, Tatiana Calderon und Beitske Visser ab. Im Richard Mille Oreca fuhren alle drei Pilotinnen einen fehlerloses und vor allem sehr schnelles Rennen. Zeitweise lagen sie auf P7 mit Chancen auf ein Top 5 Ergebnis. Kleinere Stopps verhinderten das aber. Am Ende wurde P9. In einem Feld von 24 Wagen ein sehr gutes Ergebnis. Hoffentlich haben das Rennen viele weibliche Fans gesehen, die auch von einem Auftritt in Le Mans träumen. Wir brauchen im Motorsport mehr erfolgreiche Frauen.

– Ärgern wird man sich bei Idec Sport. Beide Autos hatten am Donnerstag heftige Unfälle und konnten nicht an der Quali und am Nachttraining teilnehmen. Das bedeutete, dass sie a) von ganz hinten starten mussten und b) nach dem Start auch noch einen Stopp einlegen durften. Im Verlauf des Rennens trumpften beide Autos aber wieder auf. Die #28 schaffte es am Ende sogar noch auf P6. Da war deutlich mehr drin.

– Die Vorjahressieger von Signatech hatten ebenfalls Pech. In der Quali lief es nicht und in der ersten Runde hatte der Gibson Probleme mit der Kühlung. Man verlor schon in der ersten Stunde zwei Runden, was in der engen Klasse nicht aufzuholen ist. Man gab aber nicht und schrammte am Ende sogar knapp am Podium vorbei. Auf den drittplatzierten Panis fehlte gerade Mal eine Runde.

GTE Pro
Mit nur acht Autos war die Pro dünn besetzt. Die Corvette wurden schmerzlich vermisst. Aber die Ausgangslage war so schlecht nicht, wie die sehr enge Quali belegte. Aber im Rennen war dann doch wieder alles anderes. Vorne lagen die beiden Aston und die beiden AF Corse, die sich schnell absetzen konnten. Die beiden Porsche hatten das Nachsehen.

Man beklagte einen schlechten Topspeed und Probleme beim Herausbeschleunigen aus den Kurven. Das belegte eindrucksvoll die #91 von Porsche, die die Hälfte des Rennens hinter dem Weathertec Ferrari hing und einfach nicht vorbeikam. Es sollte auch noch schlimmer kommen, denn im Verlauf des Rennens standen beide Porsche lange zur Reparatur an der Box. In beiden Fällen versagte die Servolenkung.

Über lange Zeit lieferten sich vorne die Aston und AF Corse eine bemerkenswerte Schlacht. Große Vorteile hatte keine der beiden Marken. Ferrari versuchte es dann mit einer leicht verschobenen Strategie, um nicht ständig im Windschatten der Aston zu hängen. Das verzerrte das Bild in der Pro etwas, weil nun die Zweikämpfe fehlten. Aber auf der Uhr blieb es weiter spannend.

Zum Vormittag hin gab es nur noch zwei Autos, die um den Sieg kämpften. Der Aston #97 mit Alex Lynn, Maxime Martin und Harry Ticknell, sowie die #51 von AF Corse mit Alessandro Per Guidi, James Calado und Daniel Serra. Der zweite Aston (Dänen-Bomber) hatte in der Nacht kleinere Probleme und zwei Runden verloren. Ebenso der zweite AF Corse, der aber noch in Reichweite um P3 lag. Allerdings endete das Rennen dieses Autos mit einem Komplettausfall, als man ausgerechnet in der letzten Runde stehen blieb.

Vorne entwickelte sich lange ein faszinierender Kampf zwischen den beiden Führenden, die sich nichts schenkten und gegeneinander kämpften. Das ging über die gesamte Nacht. Erst am Vormittag konnte sich der Aston langsam aber sicher absetzen. Schuld daran hatte auch die Tatsache, dass Aston im Rennen ohne einen Wechsel der Bremsen durchfahren konnte. Das ist schon sehr ungewöhnlich. Der Ferrari musste wechseln und fiel in einer SC-Phase in einer Gruppe hinter dem führenden SC, was weitere Zeit kostete. Am Ende trennten den Ferrari aber nur 90 Sekunden vom Sieg.

GTE Am

Wie erwartet ging es in der Am hoch her. Es gab lange rund 10 Autos, die in einer Runde lagen und Chancen auf den Sieg hatten. Darunter waren vor allem die beiden Aston Martin. Der Dalla Lana Aston lag lange vorne, hatte aber dann technische Probleme, die ihn weit zurückwarfen. Aber dann gab es ja noch den TF Sport Aston mit Charlie Eastwood, Jonny Adam und Salih Yoluc, die ihren feuerroten Aston mit Bravour bewegten. Ohne Konkurrenz waren sie aber nicht.

Es waren vor allem der Luzich Ferrari, der auch die Pole geholt hatte, der AF Corse #83 mit Francois Perrodo, Emmanuel Collard und Niklas Jensen, der Project One Porsche #56 mit Matteo Cairoli, Larry ten Voorde und Egidio Perfetti sowie der Dempsy-Porton #77 mit Matt Campbell, Christian Ried und Riccardo Perra, die dem Aston zu setzen.

Die Führung wechselte über die Nacht mehrfach, auch weil alle etwas andere Boxenstrategien hatten, was die Übersicht etwas erschwerte. Die langen Grün-Phasen sorgten aber nicht dafür, dass sich an der Spitze etwas änderte, denn niemand erlaubte sich einen Fehler. Das war schon sehr bemerkenswert und erstaunlich, aber natürlich toll für das Rennen.

Am Vormittag setzte sich der TF Sport Aston allerdings langsam aber sicher ab. Er hatte einmal Glück mit einer Slow Zone, die erst ausgerufen wurde, nachdem er die Stelle schon passiert hatte und die Verfolger dort hängen blieben. Der daraus resultierende Abstand half dann bei einer späten SC-Phase. Der TF Sport erwischte das bessere SC und gewann weitere Sekunden. So summierte sich der Vorsprung gegen Ende auf ein bisschen mehr als eine Minute, was aber immer noch sehr knapp war.

Die letzte SC-Phase führte dann die Autos zusammen, die um den zweiten Platz kämpften. Und das in den letzten 10 Minuten des Rennens! Der Cairoli Project One lag auf P2, hatte aber den AF Corse und den Dempey hinter sich. In einer sehenswerten Aktion kämpfte sich Campbell im Dempsey an beiden vor ihm liegenden Autos vorbei. Der Ferrari nutzte eine kurze Unaufmerksamkeit von Cairoli und schnappte sich P3. Aber der Porsche schien auch mit stumpfen Waffen zu kämpfen, denn er verlor in den letzten drei Runden knapp 10 Sekunden auf P3.

Ansonsten blieb es in der GTE-Am erstaunlich ruhig. Die Befürchtung war ja, dass vor allem die vielen unerfahrenen Pay-Driver in der Nacht für Unfälle sorgen würden. Das trat aber nicht ein. Zwar schieden der „Herren“ AF Corse, der Spirit of the Race Ferrari und der MR Racing Ferrari nach Unfallschäden aus, aber das befürchtete Chaos blieb aus. Insgesamt fielen nur fünf GTE-Am aus, was angesichts der Starterzahl eine bemerkenswert geringe Zahl ist.

Was sonst noch war
– In der P1 fuhr der ByKolles zwar mit, hatte aber erwartungsgemäß keine Chance. Das Rennen beendete ein gebrochener Heckflügel am Abend, der Bruno Spengler in die Reifenstapel schickte. Er schleppte die Reste des ByKolles zwar noch in die Box, aber da war nichts mehr zu retten.

– Dominique Bastien ist mit 74 Jahren der älteste Pilot, der jemals in Le Mans im Rennen gestartet ist. Damit luchste er dem 68-jährigen Mark Patterson, der für High Class unterwegs war, den Rekord ab. Dabei sah es fast so aus, als würde Bastien nicht zum Einsatz kommen. Sein Proton Porsche #88 war gleich in der ersten Stunde ausgefallen, da Thomas Preining unverschuldet in einen Unfall verwickelt wurde. Das Auto galt schon als Ausfall, als es über zwei Stunden später wieder auftauchte. Offenbar hatte Preining in den zwei Stunden das Auto wieder fahrbar bekommen. Da die #88 aber nicht 70 Prozent der Distanz des Siegers gefahren hat, wurde das Auto nicht gewertet.

– Das Damen-Team im Iron Lynx Ferrari schlug sich sehr gut. Ohne Fehler fuhren Manuela Gostner, Rahel Frey und Michelle Gatting einen sehr guten neunten Platz ein.

– Es gab zwar ein paar Slow Zones und SC-Phasen, aber das Rennen lief sehr lange unter Grün. Das hätte fast dazu geführt, dass der siegreiche Toyota den uralten Distanzrekord von 397 Runden (1970 und 2010) gebrochen hätte. Mit 387 Runden war man knapp dran. Ohne die sehr lange SC-Phase nach dem Unfall von Spengler und Gommendy hätte es klappen können.

– Es war vermutlich der letzte Sieg eines LMP1 in Le Mans, aber nicht der letzte Auftritt eines solchen Prototypen. Signatech will einen der Rebellion kaufen, der ACO hat angekündigt, dass man den im nächsten Jahr auch mit einer BoP zu den Hypercars packen wird. Die BoP wird nicht so kompliziert, dass man dem P1 vermutlich rund vier Sekunden abziehen muss.

– Peugeot hat nun offiziell angekündigt ein Hypercar ab 2022 an den Start zu bringen. Im nächsten Jahr werden es aber erst einmal die beiden Toyota, zwei Glickenhaus und vermutlich ein ByKolles Hypercar sein. Die Klasse wäre dann wieder sehr klein, also sollte man sich nicht wundern, wenn vielleicht neben dem Signatech noch ein LMP1 auftaucht.

– Die Übertragung des ACO lief problemlos und hatte eine gute Qualität. Radio Le Mans lieferte wie üblich meine Tonspur. Allerdings musste John Hindaugh und Co in diesem Jahr aus Corona-Gründen etwas eingeschränkter arbeiten. Man hatte nicht die üblichen Gäste im Studio (Corona). Leider fehlte in diesem Jahr auch Paul Truswell. Er hat im Frühjahr bekannt gegeben, dass er an Krebs erkrankt ist. Wir hoffen alle, dass es im nächsten Jahr wieder dabei ist.

Das diesjährige Le Mans war kein Klassiker und die fehlenden Zuschauer machten das Rennen etwas traurig. Aber das Racing, vor allem in der P2 und der Am, war sehr gut und auf sehr hohen Niveau. Ungewöhnlich war nur die sehr lange Nacht, was aber seinen Reiz hatte. Das einzig Gute an der Situation rund um Corona ist nur, dass man jetzt nur 9 Monate auf das nächste Rennen in Le Mans warten muss.

Bilder: ACO

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6 Kommentare

nona 21 September, 2020 - 16:41

Es geht bei der Einordnung des sportlichen Werts der jüngeren Toyota-Siege garnicht so sehr darum, inwieweit da irgendjemand „Schuld“ an der Situation ist oder hat, oder was für Dominanzen (Audi) in der Vergangenheit bestanden. Unverrückbare Tatsache ist (und bleibt), dass sie nicht gewonnen haben, als sie ebenbürtige Werkskonkurrenz auf Augenhöhe hatten. Und dass sie nach dem Wegfall dieser Konkurrenz weitgehend nur sich selbst schlagen konnten (Alonso wusste das als er sich genau dann zu diesem Engagement entschloss – Alonso being Alonso). Das war auch in diesem Jahr nicht anders, selbst mit der nähergerückten Nicht-Werks-Konkurrenz von Rebellion. Auch nach drei Jahren und etlichen technischen Reglementseingriffen zur (letztlich gescheiterten) Herstellung einer Chancengleichheit, oder wenigstens Chancenannäherung, ist Toyota sehr einsam an der Spitze und fährt sowohl in Le Mans als auch in der Meisterschaft unter völlig anderen Voraussetzungen als die private Konkurrenz. Das macht die Siege nicht per se unverdient. Die Beharrlichkeit, der Speed auf der Strecke, die Qualität der Arbeit, die Ausdauer, die Haltbarkeit – wer da so die Spitze besetzt wie Toyota es die letzten paar Jahre getan hat, der ist ohne Frage verdienter Sieger (siehe auch Mercedes in der F1, und und und). Aber aus sportlicher, wettkämpferischer Sicht muss man klar attestieren, dass sie da zu jeder Zeit haushoher Favorit waren und sich immer nur selbst hätten schlagen können, anders als in den Jahren davor. Das macht diese Siege per Definition wesentlich weniger wertvoll, daran führt leider kein logischer oder argumentativer Weg vorbei. Das macht die Siege kaum weniger emotional, und in den Siegerlisten wird nichts davon stehen. Aber in den Geschichtsbüchern und den Erinnerungen schon. So wie dort auch die Situation der frühen Audi-Siege geschrieben steht.

(Corona-bedingte Observation am Rande: Herbstlaub auf der Hunaudières sieht man auch nicht alle Tage…)

DonDahlmann 22 September, 2020 - 11:57

Anders gefragt: Sind die Weltrekorde von Usain Bolt sportlich weniger Wert, weil niemand auch nur in die Nähe kommt? Ich bin ja durchaus bei Dir, wenn Du sagst, dass stärkere Konkurrenz in Le Mans in den letzten Jahren schöner gewesen wäre. Aber das nimmt nicht den sportlichen Wert. 387 Runden muss man in Le Mans erst einmal schaffen. Und Le Mans will auch erst besiegt werden. Und das drei Mal hintereinander. Das ist schon bemerkenswert.

Reinhard54 21 September, 2020 - 23:31

Hallo Don,
danke für diese finale Analyse von „LeMans“ – ein gelungener Abschluß Deiner/Eurer ausführlichen Berichterstattung über das Rennen – Habe heute gemerkt, daß es auch anders geht: In den beiden größten (weil einzigen) Tageszeitungen des Ruhrgebietes („WAZ“ und „NRZ“ – gehören beide zur „Funke Mediengruppe“, sind zu 95% identisch, wenn man von der „Hausfarbe“ und vom Lokalteil absieht) war auch ein „Bericht“ über das Rennen: es wurde auf Seite 5 (!) des Sportteils berichtet, daß Toyota zum dritten Mal in Folge das Rennen gewonnen hat! Größe des Artikels: 5×3,7 cm ! – Auf der gleichen Seite wurde auf 5x11cm über die DTM geschrieben… –
Ich sag nochmal danke an das gesamte Team!

DonDahlmann 22 September, 2020 - 11:51

Vielen Dank für das Lob, lieber Reinhard :)

chrisb 22 September, 2020 - 11:33

Weiß man eigentlich schon wie es mit der GTE Klasse weitergeht? Hat die überhaupt noch Zukunftspotenzial?

DonDahlmann 22 September, 2020 - 11:50

Hi, wir haben in den Podcasts mehrfach drüber gesprochen und wir sehen da keine langfristige Zukunft. Wir gehen davon aus, dass sich das ab 2024 (spätestens) in Richtung GT3 entwickeln wird.

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