Home Motorsport ADAC GT Masters 2023 – Saisonvorschau: Ist das jetzt die 2. oder 3. Liga der Supersportwagen?

ADAC GT Masters 2023 – Saisonvorschau: Ist das jetzt die 2. oder 3. Liga der Supersportwagen?

von Nils Otterbein
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Das ADAC GT Masters startet nach einer extrem langen Winterpause in seine 17. Saison. Es steht zu vermuten, dass es aus sportlichen und „organisatorischen“ Gründen die letzte Saison in der aktuellen Form sein wird. Es ist über den Winter viel passiert, leider wenig zum Guten!

Die deutsche Motorsportszene ließ aufhorchen, als an einem grauen und kalten 30. November 2022 Gerhard Berger das Ende der ITR und der damit verbundenen DTM-Dachorganisation bekannt gab. Jedoch sickerte schnell durch, dass der ADAC als naheliegende Lösung der neue Organisator sein wird und so verkündete man nur wenige Tage später, dass nun nahezu der gesamte Spitzenmotorsport unter dem Dach des ADAC stattfinden wird. Was bei der PK folgte, war ein etwas irreführendes Organigramm der neuen Strukturen der ADAC-Wochenenden und eine Meldung, die den meisten GT3 Teams aus dem GT Masters gar nicht schmeckte.

Mit der Konsequenz, dass man nun eine Rahmenserie innerhalb der DTM-Wochenenden sein wird, konnte man sich in den meisten Fällen schnell arrangieren. Jedoch wurden die Teams offensichtlich ohne Vorwarnung darüber in Kenntnis gesetzt, dass das GT Masters ab 2023 als reine GT3-Serie ausdienen soll und man eine DTM-Endurance als Zusammenschluss des bisherigen ADAC Prototype Cup in Verbindung mit dem bisherigen GT Masters stattfinden lassen wollte. Zwei Rennen über je 60 Minuten sollten in ähnlicher Form des aktuellen Le Mans Cups mit LMP3 und GT3 Fahrzeugen im Rahmen der DTM stattfinden. Verständlicherweise wäre die GT3-Klasse dann die „zweite Liga der zweiten Liga“ geworden, was den Teams nachvollziehbarerweise gar nicht schmeckte.

Schnell gingen langjährige Teamchefs auf die Barrikaden und sahen ihre Planungen für 2023 dahinschmelzen. Auch wenn das GT Masters 2022 kein allzu großes Feld vergangener Jahre mehr hatte (wir berichteten von der Saison bereits), so schien ein Feld zwischen 15 bis 20 Autos immer noch recht stabil, da der GT3-Markt zumindest in Deutschland groß genug schien. Gegenüber den Sponsoren wäre es nicht vermittelbar gewesen, dass man nun eigene „Rennen im Rennen“ fahren würde.

Somit verwarf der ADAC seine Pläne einer DTM-Endurance wieder recht schnell und hielt am ADAC GT Masters fest, um an Heiligabend einen Rennkalender mit sechs Wochenenden zu präsentieren, vier davon im Rahmen der DTM, ein weiteres im Rahmen des Truck GP am Nürburgring und ein Weiteres als Saisonstart im Rahmen des „Festival of Dreams“ anlässlich 75 Jahre Porsche in Hockenheim. Mit Mitte Juni wurde ein bewusst sehr später Saisonstart gewählt, damit sich die Teams lange genug auf die anderen Bedingungen einstellen konnten. Eigentlich schien das GT Masters daraufhin in seiner altbewährten Form gerettet, schien es!

Auch wenn man die Planungen schnell verwarf, war das Kind wohl für einige bereits in den Brunnen gefallen und schauten sich nach Alternativen um. Lange Zeit hörte man in den endlosen Wintermonaten kaum was über die Serie und es kamen bereits Gerüchte auf, dass man ähnlich wie im Falle der TCR Germany die Saison absagen müsse wegen geringem Interesse. Zeitweise war die Rede von 15 Autos als Mindestvorgabe. Immerhin konnte man im März noch einen TV-Vertrag mit Sport 1 machen, nachdem Nitro die Serie unter den „neuen“ Bedingungen nicht mehr zeigen wollte. Nun wurde nach einigem Zögern erst gestern, sprich zwei Tage vor dem ersten Rennen die Katze endgültig aus dem Sack gelassen: Man erwartet für den Auftakt lediglich ein Feld von elf Autos!

Es ist schade, dass man nicht ein bisschen mehr Kreativität des Veranstalters gesehen hat. Wie wäre es mal mit dem Einsatz von ausgewählten GT2-Autos oder GT-Cup Fahrzeugen gewesen, wie man es aus anderen Ländern wie der Italien GT kennt? Ok, die Masse an Teams hätte sich auch hier nicht gefunden, aber irgendwie wirkt die ganze Sache etwas Lust- und Einfallslos. ADAC Motorsport-Direktor Thomas Voss äußerte sich dahingehend, dass die Kommunikation nicht wirklich optimal gelaufen sei.

Es wird das (vorerst) schwächste Feld der GT Masters Geschichte sein. Selbst in den Anfangsjahren der Serie und den Kinderschuhen des GT3-Sports bekam man ein Feld von mindestens 13-14 Wagen immer zusammen. Hoffnung macht jedoch die Ankündigung, dass man bei den kommenden Veranstaltungen zumindest Gaststarter erwarten darf. Ohnehin ist im Rahmen der DTM damit zu rechnen, dass das ein oder andere DTM-Team noch einen Wagen mehr im Truck vorrätig hat. Somit sind wir mal optimistisch und gehen davon aus, dass der Saisonauftakt die negative Spitze des Eisbergs stellt!

Nun folgt ein Blick über die Hersteller und Teams. Das Feld gliedert sich in fünf Marken, die von zehn verschiedenen Teams eingesetzt werden. Bei den Fahrern musste man teilweise etwas tiefer nachsuchen, um herauszufinden, um wen es sich da genau handelt.

 

Mercedes

Mercedes konnte letztlich Jahr mit Raffaele Marciello als Solist die Meisterschaft gewinnen, da der Italiener mit Schweizer Rennlizenz mit verschiedenen Teamkollegen die Saison bestritt. Das Meisterteam Landgraf Motorsport ist erneut vertreten. Der Finne Elias Seppänen ist im Team geblieben und wird vom Mercedes-Neuzugang Salman Owega unterstützt, der letztlich Jahr noch einen der Land Audis fuhr, die in der Meisterschaft als langjähriges Team nicht mehr dabei sind. Es handelt sich hier um ein sehr junges und talentiertes Fahrerduo.

Es gab jedoch nicht nur Abgänge in der Meisterschaft. Das Haupt Racing Team setzt als einzige Mannschaft gleich beim Einstieg zwei Fahrzeuge ein. Einerseits pilotieren die #2 der Este Ralf Aron und Alain Valente. Aron fuhr nach seiner Formel 3 Zeit 2018 ganze fünf Jahre keine international erfassten Rennen mehr und stieg über die GT World Challenge wieder in den Motorsport Anfang der Saison ein. Mit weiteren Einsätzen im GT Masters wird er schnell seine Fahrpraxis finden. Valente fuhr letztes Jahr schon für Hubert Haupt in der GTWC und fuhr zudem in der international GT Open und der GT4 European European Series. Auch in der GTWC fährt er dieses Jahr im gleichen Team wie Aron, wodurch der Kontakt zu Stande kam.

Die #3 stellt im zweiten Haupt Wagen kein geringerer als Arjun Maini, der zuletzt am Nürburgring beim 24h Rennen und der GT World Challenge in Le Castellet starke Wochen hatte. Wenn Haupt-Racing in einer Meisterschaft startet, dann mit ihm! Sein Teamkollege ist der Rumäne Razvan Umbrarescu, der in den letzten Jahren für Akkodis-ASP viel Mercedes-Erfahrung in der GTWC sammeln konnte. Im Silber-Cup waren ordentliche Ergebnisse dabei und mit einem starken Teamkollegen in Form von Arjun Maini wird er sein Potenzial steigern wollen.

 

Porsche

Porsche stellt ebenfalls drei Autos, alle mit der neuen 992-Version. Bekanntes Terrain betritt die Mannschaft von Michael Joos, die nun unter der Bezeichnung „Team Joos by RACEmotion“ starten wird (ehemals Joos Sportwagentechnik). Letztes Jahr hatte man mit Güven/Engelhart noch eines der stärksten Teams der Serie gestellt. Dieses Jahr geht man mit Sven Müller an den Start, den man im gesamten 22-köpfigen Feld sicherlich zu den besten drei bis vier Piloten zählen kann. Sein Kollege wird der 18-jährige Finn Gehrsitz sein, der seine Karriere über die ACO-Serien forcierte. Letztes Jahr fuhr er noch einen LMP3 in der ELMS und einen Porsche für Herberth Motorsport in der ALMS.

Mit dabei sind zwei Neulinge mit ähnlichem Namen: Zum einen Huber Motorsport und Huber Racing! Huber Motorsport ist die Mannschaft, die man bislang ausschließlich mit Porsche GT3-Einsätzen vom Nürburgring kannte. Nico Menzel war dort in den letzten Jahren dauerhaft für das Team unterwegs und stellt dieses Jahr zusammen mit Jannes Fittje ein starkes Duo im GT Masters. Letztes Jahr war Menzel noch TV-Experte bei Nitro. Fittje fuhr bereits den ADAC GT4-Auftakt in Oschersleben. Hier ist also mit Doppelstarts zu rechnen.

Huber Racing ist nicht nur neu im GT Masters, sondern gänzlich im GT3-Sport. Nachdem man in den letzten Jahren vor allem im Porsche Carrera Cup und Supercup mit Meistertiteln auf sich aufmerksam machte, u.a. mit Laurin Heinrich im letzten Jahr, geht man nun den nächsten Schritt. In der GTWC setzt man auf eine Kooperation mit Dinamic Motorsport. Hier leitet die Mannschaft von Christoph Huber aus Bayern den Einsatz in Eigenregie. Die Fahrer sind Tim Zimmermann, der letztes Jahr noch einen Land-Audi fuhr und Jaxon Evans, der sich nach dem Auftsieg n aus dem Porsche-Cup im GT3-Sport noch nicht gänzlich etabliert hat.

 

BMW

Hier findet sich ebenfalls ein neues Team im GT3-Bereich in Form von FK Performance Motorsport. Die Mannschaft von Fabian Fink aus Bremen kommt aus dem GT4-Bereich und wird auch weiterhin in der GT4 Germany starten. Fahrer sind Kim-Luis Schramm, der am Nürburgring weiterhin für Audi unterwegs ist und Igor Walilko, der in den letzten Jahren für Mercedes in verschiedenen Serien dabei war, u.a. für Zakspeed und Mücke 2021, bzw. 2020 im GT Masters.

Schubert Motorsport setzt erfreulicherweise trotz umfangreichem DTM-Programm weiterhin einen M4 in der Serie ein. Ben Green ist weiterhin für das Team aus Oschersleben dabei. Wir erinnern uns an das geniale Wochenende in Spielberg mit dem Doppelsieg zurück. Sein Kollege ist nicht mehr Niklas Krütten, sondern mit Eduardo Coseteng ein junger Mann aus den Philippinen, der zuletzt 2021 bei Rennen in kleineren, nationalen Formelserien gesichtet wurde. Wie die Verbindung da zu Stande kam, wäre mal interessant zu wissen.

 

Audi

Wenn man die Teams durchgeht, merkt man, dass einige Mannschaften ihre ersten Sporen im GT3-Sport verdienen. So auch die beiden Audi Teams.

Engstler Motorsport hatte sich letztes Jahr früh entschieden mit Audi in den GT-Sport vom TCR-Bereich aufzusteigen. Neben einem attraktiven DTM-Programm mit Luca Engstler startet man auch auf der altbewährten ADAC-Plattform, von der Engstler nicht wegzudenken ist. Mit Kwanda Mokoena aus Südafrika und Dylan Yip aus China setzt man ebenfalls zwei Exoten ein. Eins muss man sagen: An Internationalität und Nationen mangelt es trotz des kleinen Felds gar nicht! Mokoena scheint eine ähnliche Schule wie die Van der Linde-Brüder im lokalen VW-Markenpokalsport Südafrikas genossen zu haben. Yip startet für Engstler ebenfalls in der GT Open und hatte sogar schon Berührungspunkte mit dem ADAC Motorsport gehabt, als er zuletzt im Kart-Masters 2021 fuhr.

Wo wir gerade bei Exoten sind: Ein Rennteam mit Sitz im litauischen Kaunas findet man auch nicht alle Tage. NordPass by Juta Racing stammt ähnlich wie Huber Racing aus dem Porsche Markenpokal-Bereich, u.a. aus dem britischen Carrera Cup. Die Mannschaft hatte allerdings auch schon in der 24 Hours Series einen R8 eingesetzt. Jonas Gelzinis und Jonas Karklys (beide aus Litauen) sind die Piloten. Karklys startete ebenfalls mit Nordpass als Sponsor zuletzt in der TCR Germany mit einem Hyundai i30.

 

Lamborghini

Mit GRT Grasser Racing findet sich eine altbekannte Truppe im GT Masters wieder. Nachdem die Mannschaft aus Österreich letztes Jahr vollends auf die DTM gesetzt hat, hat man sich wieder für andere Serien geöffnet und bringt einen neuen Huracan Evo II ins Masters zurück. Mit Marco Mapelli hat man einen der Werksfahrer im Aufgebot dabei. Der Chilene Benjamin Hites fährt auch in der GTWC für Grasser. Letztes Jahr fuhr er noch den Le Mans Cup, die Italien GT und einzelne Starts in der IMSA. International also durchaus ein routinierter und erfahrener Pilot.

 

Rennkalender

10.-11. Juni: Hockenheim (Festival of Dreams)

08.-09. Juli: Norisring

14.-16. Juli: Nürburgring (Truck GP)

09.-10. September: Sachsenring

22.-24. September: Spielberg

20.-22. Oktober: Hockenheim

 

TV und Streaming

Hier gab es umfassende Änderungen: Nachdem Sport 1 Ende 2020 die Rechte an Nitro verlor, ist die Serie nun auf Sport 1 zurück und zeigt alle Rennen im Free TV.

Außerdem wird es die Rennen auch auf Servus TV On zu sehen geben. Beim Auftakt zur GT4 Germany wurde hier der gleiche Kommentar wie auf Sport 1 ohne Werbepause gesendet: https://www.servustv.com/sport/b/adac-gt-masters/aa41xf5ubwdkvfip93yt/

Dazu wird es nach zwei Jahren Pause auch wieder alle Rennen und Qualifyings auf dem YouTube Kanal des ADAC geben:

https://www.youtube.com/@ADACMotorsports#

Bildquelle: ADAC Motorsport (https://media.adac-motorsport.de/index.php?ID_dir=2,8,2630)

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