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Superleague Formula – Dolby rules Britannia

von StefanTegethoff
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Die Superleague Formula bot am Sonntag zwei sehenswerte Rennenauf der klassischen Bahn von Silverstone. Die Pole holte der Deutsche Max Wissel, Craig Dolby für die Tottenham Hotspurs und Favorit Sebastién Bourdais im Fahrzeug von Olympique Lyonnais prägten die beiden Hauptrennen. Und auch im Super Final trafen diese drei noch einmal aufeinander…

Auf feuchter Strecke hatte Max Wissel für den FC Basel im Ein-Runden-Shooutout gegen Alvaro Parente im Auto des FC Porto die Pole geholt. Trotz einiger Quersteher unter den schwierigen Bedingungen konnte der Deutsche 0,419 Sekunden Vorsprung herausfahren, nachdem er zuvor bereits den Briten Dolby aus dem Wettbewerb geworfen hatte. Jedoch mangelte es an der Umsetzung in Lauf 1 am Sonntagmorgen, der auf abtrocknender Strecke stattfand.

In Copse Corner führte Wissel noch, beim Herausbeschleunigen jedoch fehlte auf den Slicks (die trotz feuchter Stellen fast alle Teams aufgezogen hatten) der Grip. Craig Dolby im Boliden des Nord-Londoner Vereins Tottenham Hotspurs stürmte zunächst von 4 auf 2 nach vorn und schnappte sich dann beim Einfahren in die schnelle Maggots-Becketts-Chapel-Kombination auch Wissels blau-rot-goldenen Wagen. Diese Führung sollte er bis Rennende nicht mehr abgeben. Sein deutscher Konkurrent jedoch legte in Runde zwei in eben dieser Streckenpassage eine Off-Road-Einlage durch die Matschpfützen der Baustelle, die Silverstone gerade ist, ein und fiel auf Rang 9 zurück.

Vorjahresmeister Liverpool erwischte es noch schlimmer: deren neuer Pilot James Walker zauberte  – von Rang 3 gestartet – in Lauf 1 eine Pirouette auf den frischen Asphalt in Club Corner, im zweiten Rennen wiederholte er das Ganze in der Abbey-Schikane, wo in der Bremszone eine Bodenwelle am Übergang vom neuen zum alten Asphalt den Piloten das Leben erschwerte. So siegte Dolby vorn überlegen vor Yelmer Buurman (AC Milan) und Duncan Tappy (Flamengo), Wissel schaffte es noch wieder auf Rang 5 nach vorn.

Beim Start zu Rennen 2 ging es selbstverständlich hinten, wo die Top-Autos des ersten Laufs starteten, am meisten zur Sache: zu viert nebeneinander fuhr man auf Copse Corner zu, Sieger Dolby machte dabei fünf Plätze gut, Max Wissel verlor zwei. Der Tottenham-Pilot pflügte in den folgenden 40 Minuten durchs Feld bis auf Platz 4 nach vorn, sein deutscher Konkurrent schaffte es mit Rang 6 fast genauso weit. Dementsprechend war das Rennen auch spektakulär anzusehen: kaum eine Runde, auf der es auf der Hangar Straight nicht mehrere High Speed-Duelle gab, und wer hätte gedacht, dass man mit 750 PS-starken Open Wheel-Fahrzeugen side-by-side in Maggots einbiegen kann! Das ist auch dadurch bedingt, dass sowohl das Level der Fahrer und Ingenieure weniger ausgeglichen als in anderen Serien ist, sprich: hier werden häufiger mal Fehler gemacht. Gerade in Copse gerieten immer wieder Fahrer mit zwei Rädern auf den Kunstrasen und konnten entsprechend nicht perfekt herausbeschleunigen.

Große Unterschiede wurden auch bei der Geschwindigkeit der Boxenstopps sichtbar. So gab es bei Laurent Rédons neu in die SLF eingestiegenen LRS-Team, das Bourdais‘ Lyon-Fahrzeug betreut, beide Male Probleme beim Reifenwechsel, was die Franzosen in Rennen 1 viel Zeit und somit eine gute Platzierung kostete (aber eben auch den zweiten Startplatz für Lauf 2 ermöglichte). Wissels Team von GU-Racing, bereits im dritten Jahr dabei, absolvierte dagegen zwei perfekte Stops und gewann dem Alzenauer so Plätze.

Im Super Final starteten im Anschluss nicht, wie ich in der Vorschau geschrieben hatte, die Podiumsplatzierten beider Rennen sondern die sechs Fahrer, die aus beiden Rennen zusammengenommen die meisten Meisterschaftspunkte gesammelt hatten. Demnach war auch Max Wissel dabei. Den stehenden Start gewann zunächst Alvaro Parente, aber bereits beim ersten Passieren von Stowe Corner konnte er seinen Boliden nicht auf der Linie halten und musste erst Dolby und Wissel, dann wegen der verschmutzen Reifen auch den Rest des kleinen Feldes passieren lassen. Vorn blieb die Reihenfolge und auch Sebastién Bourdais schaffte es in den fünf Runden nicht am für Flamenco startenden Alex van der Drift vorbei und wurde Vierter, Parente Fünfter und Jon Martin für Atletico de Madrid mit knapp sechs Sekunden Rückstand Letzter.

Schön zu sehen war, wie sehr sich die jungen Fahrer, ganz besonders selbstverständlich Dolby, freuten. Sie möchten die SLF schließlich auch als Sprungbrett in höhere Serien nutzen: der Champion bekommt im nächsten Winter einen F1-Test als Preis. Gerade Wissel, der von derFormel BMW direkt in die Superleague mit ihren 750PS-Fahrzeugen gewechselt ist, wird hoffen, sich beis Sponsoren und Teams für eine der höher angesehenen Nachwuchsserien empfehlen zu können. Als Geldprämien für die Teams gab es des Weiteren 100.000€, 75.000€ und 50.000€, die Pokale sind schöner als die versilberten Sponsoren-Logos, die bei der Formel 1 meist verteilt werden und zur Champagner-Dusche gab es mit „Glory, glory, Tottenham Hotspurs“ noch ein wenig Stadionathmosphäre. Die aus der Fußball-Synergie erhoffte Leidenschaft war aber insgesamt eher nicht zu erkennen.

Dennoch gab es auch abseits der eigentlichen Rennaction Interessantes zu sehen. Zum Einen ist da der Umbau des Silverstone Circuit. Die Strecke ist bis auf Detailänderungen (vor allem am Woodcote-Komplex) seit dem großen Umbau 1991 gleich geblieben. Für die MotoGP und die Formel 1 wird momentan der neue „Arena“-Streckenteil im Infield hinzugefügt. Und auch die übrige Rennstrecke wird generalüberholt: an der bisherigen Start-Ziel-Geraden war eine breitere Auslaufzone für Woodcote Corner geschaffen worden, die neuen Tribünen sind entsprechend weiter entfernt von der Strecke als zuvor; ausgangs Chapel wird eine neue Schikane eingebaut, die jedoch von Superleague, Formel 1 und Co. nicht gefahren wird; Club Corner ist nicht mehr rund, sondern hat eine „Ecke“ bekommen und entlang der Geraden zwischen Club und Abbey steht bereits die neue Boxenmauer, da hier künftig der nagelneue Start-Ziel-Bereich sein wird. An einigen Stellen sind außerdem neue asphaltierte Auslaufzonen hinzugekommen, z.B. Club und Brooklands.

Der zweite interessante Punkt ist das Sponsoring. Die Serie selbst wird ja in dieser Saison wie bereits im Vorjahr vom staatlichen angolanischen Ölkonzern Sonangol unterstützt, aber auch auf den Autos sind immer mehr Firmennamen und Webadressen zu sehen. Auf dem schwarzen brasilianischen Corinthians-Fahrzeug prangt groß ein „Playboy“-Schriftzug (samt Bunny, versteht sich), was ja ganz passend ist. Etwas gewöhnungsbedürftiger ist, dass der AC Milan vom relativ kleinen nordrhein-westfälischen Flughafen Weeze gesponsert wird – die Verbindung wird aber schnell klar: dem Vater von Milan-Pilot Yelmer Buurman, dem niederländischen Unternehmer (und Ex-Rennfahrer) Hermann Buurman, gehört die Betreibergesellschaft des internationalen Flughafens. Und auf dem PSV Eindhofen-Panoz ist der Schriftzug des indischen Mischkonzerns „Tata“ zu sehen, der beispielweise ein „Hi-Tech Center of Excellence“ in der nordbrabantischen Stadt betreibt.

Die Superleague Formula-Saison 2010 hat durchaus Potential. Es fehlt natürlich in Deutschland die TV-Coverage, was sehr schade ist, zumal die Serie dank der actionreichen Rennen und der Fußball-Verbindung eigentlich recht gut ins Konzept des DSF, zukünftig Sport1, passen könnte. Vielleicht findet sich ja im Laufe der langen Saison noch eine übertragungswillige TV-Station. Ansonsten bleibt uns nur der Stream… Die nächste Runde wird Mitte Mai in Assen ausgefahren.

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4 Kommentare

xeniC 7 April, 2010 - 11:30

Das Konzept von Rennserien passt bei SPORT1 (schon mal dran gewöhnen) eigentlich gar nicht. Rennserien werden Sonntags ausgetragen in aller Regel und sind daher nicht wirklich Sport1-Konform. 125cc und Moto2 bei der MotoGP gibts in aller Regel nur im Stream, weil Doppelpass und Co „wichtiger“ sind. Maybe Montags als Konserve. Aber bis dahin kennt eh schon die halbe Welt die Resultate.

David 7 April, 2010 - 12:52

Das sagt Eurosport auf privater Anfrage dazu:

[…] Die Anzahl der Motorsport-Übertragungen richtet sich immer nach den gehaltenen Rechten und wird nach Möglichkeit in einem ausegewogenen Verhältnis zu anderen Sportarten gesendet.
[…]
„Mit der Superleague Formula gibt es rechtliche Probleme in einigen Ländern, deshalb musste sie bis zur Klärung aus dem Programm genommen werden.“

Wobei ichbei der Mail das Gefühl habe, dass Carlos Bunzel schon mal bessere Laune hatte^^

Stefan Tegethoff 7 April, 2010 - 13:39

@xenic: Okay, da hast du natürlich Recht, mit den Zweirädern wars ja letztes Jahr oft schon eng genug. Aber wie wärs dann mit Aufzeichnungen? Irgendwann zu Wochenbeginn könnten sich ja ein, zwei Stündchen finden lassen…

xeniC 7 April, 2010 - 20:40

Als Konserve wäre das beim DSF machbar… Aber ob sich das lohnen würde? Ich bezweifel es fast…

@Don: Was ist das für ein neuer Comment-Muell hier? Der speichert keine Daten mehr…tztzt! Ich wäre ja für nen return to the basics oder so (:

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