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Nissan GT Academy – Die Zukunft der Talentförderung ?

von Max Albrecht
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Seit knapp 50 Jahren gibt es einen relativ klassichen und teuren Weg für Nachwuchstalente, um Rennfahrer zu werden. Doch Nissan hat mit der GT Academy eine Möglichkeit geschaffen, ohne eigenes Geld Werksfahrer zu werden. GT Academy 2014 Titelfoto
Neben Nick Heidfeld und Michael Krumm hat mit Florian Strauss auch ein ehemaliger Absolvent der GT Academy dieses Jahr für Nissan bei den 24h auf dem Nürburgring ins Lenkrad gegriffen. Ich hatte die Chance, mir die diesjährige GT Academy genauer anzuschauen, und konnte mir eine eigene Meinung bilden, ob die Gran-Turismo-6-Spieler wirklich zu Rennfahrern ausgebildet werden oder es nur eine geschickte Marketingaktion ist. Dafür war ich beim Finale des Events in Silverstone für zwei Tage und durfte auch selbst ins Lenkrad greifen.

Bevor die acht Finalisten der deutschen GT Academy in Silverstone zusammentrafen,14614717056_50ad213693_k mussten sie sich zuerst gegen 60.000 andere Teilnehmer durchsetzen. Dabei gab es die Chance, sich online mit dem Spiel Gran Turismo 6 zu qualifizieren oder sich bei einem lokalen Event eine Wildcard zu erspielen. Weiter ging es dann bei der Vorqualifikation wenige Tage vor den 24h auf dem Nürburgring, um sich für das Finale in Silverstone zu empfehlen. Dabei ging es jedoch nicht nur um die reine Geschwindigkeit der Teilnehmer, sondern u.a. auch um ihr Verhalten gegenüber den Medien und wie lernbereit sie sind.

In Silverstone selbst standen verschiedene Challenges auf dem Tagesplan, die teilweise wirklich herausgestellt haben, wer ein Talent fürs Rennfahren hat und wer nicht. Allerdings war auch permanent eine Kameracrew von RTL mit dabei, sodass es später im Fernsehen gut aussehen sollte und daher gab es auch Challenges, die zwar einen hohen Unterhaltungswert hatten, aber nicht sehr viel mit Motorsport zu tun hatten.

Die Challenges bestanden z.B.14837062922_07650fe915_k daraus, möglichst nahe an eine von einem Profi aufgestellte Rundenzeit heranzukommen oder mit einem Nissan GT-R andere Fahrzeuge zu überholen und dabei eine möglich gute Rundenzeit zu erreichen. Etwas wichtiger für das Fernsehen war sicherlich die sogenannte „Gymkhana Challenge“, bei der die Fahrer Head to Head u.a. auf einer eingeseiften Fläche fahren und Ballons Platz lassen müssen.

Vor Ort waren auch ehemalige GT-Academy-Absolventen, um sich ihre neue „Konkurrenz“ im Nissan-Werksfahrerkarussel mal genauer anzuschauen. Immerhin sind noch acht der zwölf GT-Academy-Gewinner bei Nissan unter Vertrag und fahren Rennen in der ganzen Welt. Einer der Fahrer, die es nicht geschafft haben, ist Peter Pyzera. Dieser hatte 2012 die deutsche GT Academy gewonnen und ist 2013 für Nissan in der Blancpain Endurance Series gestartet. Allerdings war für ihn nach dem 24-Stunden-Rennen in Dubai dieses Jahr Schluss.

Weitaus mehr Erfolg hat momentan Florian Strauss (Gewinner GT Academy Deutschland 2013),14649592399_169630bd87_k der in der BES startet und zudem auch noch am 24-Stunden-Rennen am Nüburgring und sich dort u.a. mit Nick Heldfeld einen Nissan NISMO GT-R GT3 geteilt hat. Noch besser sieht es bei Jann Mardenborough aus, der momentan in der GP3 gute Ergebnisse erzielt, und man hört sogar, dass er früher oder später in der Formel 1 landet. Auch hat er schon ein Formel E getest und es könnte sein, dass er in naher Zukunft auch in der Formel E antritt. Differenzierter muss man Lucas Ordonez sehen, der zwar in der japanischen SuperGT einen Nissan GT-R GT3 in der GT300 bewegt, aber er hatte schon vor seinem Gewinn einige Rennerfahrung.

Doch vor allem an Jann Mardenborough liegt es jetzt, um auch den letzten Kritikern der GT Academy zu zeigen, dass auch ein Fahrer ohne die gewöhnlichen Karrierestufen in die Formel 1 kommen kann. Den Sportwagensfans dürfte das in den letzten beiden Jahren in Le Mans klar geworden sein, nachdem die GT-Academy-Gewinner auf ihren Fahrzeugen stets zu den schnellsten gehört haben und keinesfall als Amateure bezeichnet werden konnten. Es könnte sogar gut sein, dass der diesjährige Gewinner der deutschen GT Academy auch bald in Le Mans startet, da alle noch relativ jung sind und zudem eine passende Statur für LMPs und Formel-Fahrzeuge haben. Die Grundschnelligkeit, um sich für einen Le Mans Auftritt zu qualifizieren, haben die Bewerber. Insgesamt sind wahrscheinlich sogar alle Kandidaten beim fahrerischen Talent gleichauf, sodass am Ende vor allem die Nerven entschieden, wer die GT Academy gewonnen hat.

Insgesamt wurde nicht erwartet, dass die Teilnehmer direkt auf höchstem Nivau fahren können14614491796_fb39ce9767_k, da sie nach einem möglichen Sieg noch drei Monate lang in eine Rennschule in Silverstone kommen. Dort werden sie dann zu „professionellen“ Rennfahrern fortgebildet und wahrscheinlich wird man sie dann international das erste Mal bei den 24 Stunden von Dubai zu Gesicht bekommen. Auch ein Auftritt in der Blancpain Endurance Series könnte für einige schon möglich sein, obwohl dann die Frage ist, was man mit den bisherigen GT-Academy-Gewinnern macht. Von denen, die auch im nächsten Jahr bei Nissan unter Vertrag bleiben, könnte es sogar sein, dass man einige in einem LMP1 sieht.

Falls ein GT-Academy-Gewinner in den nächsten Jahr zum Formel-1-Fahrer oder Le-Mans-Sieger wird, dürfte das der letzte Beweis sein, dass man in der GT Academy Toptalente findet, die sonst keine Chance hätten, auf professioneller Ebene Motorsport zu betreiben. Es wäre auch ein schönes Zeichen, um zu zeigen, dass man nicht den sehr teuren Weg über die Nachwuchs-Formelklassen gehen muss, sondern es auch anders schaffen kann, und wir erleben vielleicht eine ganz andere Art von Rennfahrern.

Die letzten GT-Academy-Gewinner haben zumindest bewiesen, dass sie den Rennfahrern, die den „normalen Weg“ gegangen sind, in Nichts nachstehen, und teilweise noch besser sind. Auf jeden Fall ist es eine erfrischende und spannende Art der Nachwuchsförderung, die Sony und Nissan jetzt schon seit mehreren Jahren betreiben und hoffentlich hält man das Programm noch ein paar Jahre.

In Silverstone bzw. auf dem Stowe Circuit hatte ich außerdem die Chance, den Nissan 370Z NISMO und den Nissan GT-R Nismo zu fahren, und ich konnte einen ersten kleinen Eindruck von den Fahrzeugen gewinnen. Ein kleiner Bericht zu den beiden Fahrzeugen kommt die Tage auf unserer Autotest -Unterseite. Dort wird es in nächster Zeit wieder mehr Conent geben, also schaut ruhig öfters mal rein. Mehr von der GT Academy könnt ihr im Rahmen der Formel-1-Qualifyings auf RTL sehen.

06.09. – 13:20 Uhr, vor dem Qualifying zum GP von Italien
20.09. – 14:20 Uhr, vor dem Qualifying zum GP von Singapur

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3 Kommentare

nona 25 August, 2014 - 16:50

-Natürlich ist das eine reine Marketingaktion.

-Nissan spielt sehr geschickt die Underdogkarte, von wegen man hole die Daddler aus den Wohnzimmer weg und beweise der Welt, dass die, surprise surprise, sogar fahren können. Und so ziemlich die versammelte Journalie fällt darauf rein, die Zahl der Kommentatoren, die die Programmabsolventen schlicht „Konsolenfahrer“ tituliert und ganz überrascht tut (immer noch), ist hoch.

-Natürlich werden *nicht* völlig unbeleckte Jungs in Rennautos gesetzt. Es wird aus einem riesigen Pool von Vorinteressierten und Vorgebildeten gesiebt, anschliessend wird geprüft und gecoacht und gefördert wie es kein Normalsterblicher je erleben würde. Das kann man mit jeder demografischen Menschenmenge in der Grössenordnung „mehrere 10.000“ machen, und es blieben am Ende immer die Talentiertesten und Geeignetsten übrig. Da hat das „Konsolendaddeln“ schlussendlich so gut wie nichts mehr damit zu tun. Reiner Marketinggag.

-Man könnte das Programm ganz entschieden ernster nehmen, würde nicht so ein riesiges Augenmerk auf die Präsentation als grenzdebile Voyeurismus-Gameshow auf RTL-Niveau gelegt. Ein grosser Teil der gezeigten Auswahltests hat exakt garnichts mit Rennfahren oder Talentsieben oder Professionalität zu tun, sondern dient allein der Emotionalisierung und dem Aufblasen des Show-Aspekts. Demnächst fressen sie dann vermutlich auch noch Stierhoden und Kakerlaken, während sie von Marines durch Französisch-Guyana gebrüllt werden. Wer zuerst kotzt, scheidet aus. Danke, Nissan.

-Man kann sich natürlich auch fragen, wieviele Nachwuchsfahrer die Welt denn noch braucht. Die Zahl der Plätze in Rennen und Cockpits ist endlich.

Max Albrecht 26 August, 2014 - 01:12

-Man muss natürlich sehen ,dass der komplette (professionelle) Motorsport sich um Marketing handelt und so es für Nissan natürlich auch wichtig ist, dass man etwas innovatives hat.

-Es ist nunmal so, dass die Fahrer mit kaum Motorsporterfahrung in das Projekt kommen und haben höchstens mal Kartrennen gefahren auf Amateurbasis. Dabei muss natürlich auch klar sein, dass die Fahrer knapp eine Jahr Training hinter sich haben, bevor es in den Rennwagen geht, da weder die Fahrer noch Nissan sich blamieren wollen.

– Ich muss ehrlich sagen, dass es dieses Jahr mit den Challenges besser ist als noch im letzten Jahr. Damals gab es noch Challenges die nichts mit Rennfahren zu tun haben, jedoch gab es dieses Jahr keine Challenge außerhalb eines Fahrzeuges. Man kann also nicht nur von „Show“ sprechen.

– Anders kommen leider ja kaum noch Rennfahrer nach oben und selbst im GT Sport ist es inzwischen schwer einen guten Platz zu bekommen. Auch herrscht mit dem ständig nachkommenden Nachwuchs in der GT Academy weiterhin Konkurrenzkampf im Nissan Fahrerkader und das hat ja noch nie geschadet ;)

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