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Formel Eins: Testanalyse Barcelona 2015 Test 1

von DonDahlmann
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Sauber C34

Die zweite Runde der F1-Tests in Barcelona brachte die ersten belastbaren Ergebnisse. Schon jetzt ist klar, dass alle in Sachen Tempo zugelegt haben. Die Bestzeiten aus dem Rennen im letzten Jahr wurden schon unterboten.

Vor jede Testanalyse muss man ja eigentlich immer einen langen Disclaimer stellen, denn die Team haben eine ganze Reihe von Möglichkeiten, ihre Autos einzubremsen. Nimmt man dem Motor 10 % Leistung weg, schont man das Aggregat, foppt die anderen und hat dennoch belastbare Daten, denn die 10 % kann man hinterher ja wieder oben drauf rechnen. Auf der anderen Seite muss man irgendwann halt doch mal die Hosen runter lassen. Wie schnell ist man bei einer Drittel Tankfüllung mit neuen Reifen? Auf den Moment warten alle und man versucht den Moment so gut es geht zu verstecken.

F1_Test_Barcelona_2015_13Mercedes hatte zum Beispiel so einen Moment in Barcelona. Rosberg gelang mit 1.24.321 min die zweitschnellste Zeit des gesamten Tests, knapp hinter Grosjean im Lotus, der auf eine 1.24.067 min kam. Doch während der Franzose diese Zeit auf Supersofts erzielte, waren bei Rosberg die Medium aufgeschnallt. Zeitunterschied zwischen den beiden Mischungen: ca. 1,5 bis zwei Sekunden. Da kann man dann schon mal eine Augenbraue heben.

Die 1.24er Marke wurde in Barcelona von fast allen ohne große Mühe unterschritten. Das ist insofern bemerkenswert, als dass die Polezeit von Hamilton 2014 bei 1.25.232 min lag. Man ist also jetzt schon schneller und das hat zwei Hauptgründe.

1. Die Wagen sind trotz neuer Nase aerodynamisch effizienter geworden.
2. Die Motoren haben gegenüber dem Rennen in Spanien 2014 massiv an Leistung zugelegt.

Im Allgemeinen geht man davon aus, dass die Wagen rund zwei Sekunden schneller als im letzten Jahr sind. Zieht man man bei Rosberg die zwei Sekunden für die Supersoft ab, landet man bei 1.22.3 min für den Fall, dass der Deutsche bei seiner Runde wirklich am Limit war, was er verneint. Sollte Mercedes noch fünf bis sieben Zehntel Luft haben, kann die Konkurrenz vermutlich nur hinterher schauen. Mercedes hätte in nicht mal einem Jahr knapp drei Sekunden gewonnen.

Wie gut ist der neue Mercedes-Hybridmotor? Radio Fahrerlager spricht von 50 PS, die man in Brixworth gefunden hat. Gleichzeitig sprach Red Bull davon davon, dass Renault die Leistungslücke Zur Hälfte geschlossen hat. Anders gesagt – Renault hat massiv aufgeholt, aber nur auf die Werte aus dem letzten Jahr. Sollten die vermuteten Werte stimmen, wäre der Vorteil von Mercedes also nicht kleiner geworden. Wie sich das aber über die Saison entwickelt, ist wieder unklar, weil man nicht weiß, welcher Hersteller wann seine Entwicklungstoken zieht. Es ist also durchaus möglich, dass der Abstand noch geringer wird.

TEST PRE-CAMPIONATO F1/2015Nicht so richtig klar ist, wie es bei Ferrari aussieht. Der mehr oder weniger neukonstruierte V6-Motor hat vor allem einen neuen Hybridantrieb, der mehr Leistung abgibt. Das macht den Motor, der im letzten Jahr vor allem auf Zuverlässigkeit ausgelegt war, leichter und schneller. Aber auch anfälliger, wie Sauber bei den Tests feststellen musste. Die Probleme liegen dabei weniger in der Mechanik als in der Software. Ferrari stellt zwar den Motor samt Steuergeräten bereit, die Schweizer müssen den Motor aber noch auf ihr Chassis abstimmen. Und das ist nicht so leicht, wenn man mit jedem Cent rechnen muss.

Ferrari hielt sich in Barcelona mit Bestzeiten zurück. Das kann ein Hinweis darauf sein, dass die Euphorie aus Jerez dann doch einem leeren Tank geschuldet war, wie viele vermutet hatten. Grundsätzlich hört man aus dem Ferrari-Lager aber wenig. Weder Vettel noch Raikkönen äußerten sich unzufrieden oder sprachen davon, dass man keine Chance habe. Es herrscht eher ein vorsichtiger Optimismus, da man davon ausgeht, vergleichbare Testsettings genutzt zu haben. Teamchef Arrivabene hält den Ball auch flach. Zwei Siege wären schön, drei sehr gut und bei vier Siegen hat er angekündigt, barfuss durch Maranello zu laufen. Eine interessante Abwechslung zu den Fernsehern, die Montezemolo bei schlechten Rennen für die Scuderia gerne aus dem Fenster werfen wollte.

Für Williams gilt, das man bei Tests traditionell schwer unterwegs ist, da man sich nicht in die Karten schauen lassen möchte. Man absolvierte die Tests einigermaßen ohne Störung und spulte Longruns ab, deren Zeiten zwar langsamer waren als bei Mercedes, aber so weit war man auch nicht weg. Immerhin hat Williams sich ja auch das Ziel gesetzt, die Nummer 2 hinter Mercedes zu werden. Das könnte gelingen, es sei denn, Lotus ist so stark, wie die Tests suggerieren.

F1_Test_Barcelona_2015_11Bei Red Bull ist man zufrieden, spricht aber auch davon, dass Renault immer noch nicht da ist, wo man den Motorlieferant gerne hätte. Man sei nicht so weit hinterher wie im letzten Jahr, aber auch nicht da, wo man gerne wäre. Die Zeiten des RB11 sagten durchaus etwas ähnliches aus. Man war nicht langsam – aber schnell jetzt auch nicht. Immerhin blieben die Defekte aus dem letzten Jahr aus. Aber auch Red Bull spielt die eigene Form gerne runter. Auffallend schnell war der RB11 meist am Ende der Longruns. Die besten Zeiten fuhr Ricciardo meist mit leeren Tank und Reifen, die schon einen Stint auf dem Buckel hatten. Was wieder dafür spricht, dass man beim Reifenverschleiß, wie schon im letzten Jahr, zu besten Teams gehört. Auch wenn Red Bull eventuell langsamer als die Mercedes sein sollte, wird man so über die Strategie einiges erreichen können.

F1_Test_Barcelona_2015_18Ganz woanders steht McLaren. Der Honda-Motor läuft nicht sauber. In Barcelona kämpfte man mit Dichtungsproblemen am MGU-K, die sich einfach nicht lösen lassen wollten. Erst versagte die Original-Dichtung, die beiden Notlösungen hielten auch nicht viel länger. Der Honda-Motor hat bei keinem Test auch nur annähernd eine Renndistanz geschafft, was bei insgesamt elf Testtagen (Abu Dhabi 2014 eingerechnet) schon mehr als bedenklich ist. Dazu kommt, dass der MP4-30 auch kein einfaches Auto ist und eigentlich jede Menge Kilometer braucht. Damit man überhaupt weiter kommen konnte, fuhr man die meiste Zeit mit einem runtergeregelten Motor, damit wenigstens die Aerotests absolviert werden konnten. Wie Eric Boullier selber zugab, hat man gerade 50 % der gewünschten Tests absolvieren können.

Und dann kam auch noch der merkwürdige Unfall von Fernando Alonso dazu. Ausgangs Turn 3 rutschte der McLaren von der Linie, drehte sich nach innen und schlug seitlich in die Mauer ein. Dabei schlug der Wagen erst mit dem rechten Vorderreifen, dann mit dem Hinterreifen an der Mauer an. Die gesamte Energie wurde über die Aufhängungen direkt ans Monocoque und somit an den Fahrer weitergegeben. Wie McLaren später berichtete, war an dem Auto so gut wie nichts kaputt, allerdings musste der Spanier wegen einer schweren Gehirnerschütterung zwei Tage ins Krankenhaus. Das ist jetzt auch nicht gerade Nichts.

Als Unfallgrund gab McLaren an, dass heftige Winde den McLaren aus der Spur gebracht hätten. Es stimmt, dass an diesem Tag der Wind eine große Rolle bei den Tests spielte, aber von der Strecke flog deswegen keiner. Und Vettel, der hinter Alonso fuhr hatte auch keine Probleme.

Insgesamt klingt das alles sehr unschön für McLaren und vor allem für Honda, auch wenn Jenson Button mit einer recht okayen Zeit aufwarten konnte. Aber dass beide McLaren in den ersten Rennen das Ziel sehen werden, darf bezweifelt werden.

Die nächsten Tests gehen am kommenden Wochenende über die Bühne.

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Bilder: Daimler AG, Ferrari F1, Red Bull Media, Toro Rosso/Getty, Sauber F1, Williams F1, McLaren F1

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1 Kommentare

Athloni 24 Februar, 2015 - 17:12

Carlos Sainz Jr ist an der gleichen Stelle am gleichen Tag angeblich auch wegen dem Wind abgeflogen/von der Strecke abgekommen.

Ich glaube aber trotzdem nicht an die Wind Theorie.

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