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USCC: Analyse 24h von Daytona 2015

von DonDahlmann
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Spektakulär, spannend und mitreißend. Das 24h-Rennen von Daytona blieb in allen Klassen bis zur letzten Runde spannend. Es war ein guter Start in die neue USCC-Saison.

2015 TUDOR United SportsCar Championship Rolex 24 Hours DaytonaBestes Wetter, keine schweren Unfälle und enge Zweikämpfe in allen Klassen über die gesamte Distanz. Besser kann ein 24h-Rennen eigentlich nicht laufen. Die IMSA hat durch die leichten Veränderungen an der Balance of Performance in allen Klassen über den Winter offenbar genau die richtige Mischung getroffen. Das zeigte sich auch bei den Prototypen. Dass Michael Shanks Racing mit dem brandneuen Ligier JS P2 und dem 2,8 Liter Honda-Motor die Pole Position erobern konnte, war schon eine kleine Überraschung. Und ein Hinweis darauf, dass die LMP2, anders als im letzten Jahr, durchaus in Sachen Speed mit den DPs auf Augenhöhe liegt. Zwar konnte Oswaldo Negri die erste Runde nicht als Führender beenden, doch während des ersten Stints blieb der Ligier immer in Reichweite der Riley-Ford von Chip Ganassi, die schon früh zeigten, dass Ford in diesem Jahr mächtig nachgelegt hat.

2015 TUDOR United SportsCar Championship Rolex 24 Hours DaytonaDass die LMP2 aber nicht um den Sieg würden mitfahren können, zeigte sich dann schon bei den ersten Boxenstopps. Der Ligier musste als erster zum Nachtanken an die Box, was eine kleine Überraschung war. Die P2 sind knapp 100 Kilo leichter, haben mit 78,3 Litern immerhin den größten Tank der Spitzengruppe und der kleine Honda-Motor sollte dank seines Turbos eigentlich auch verbrauchsgünstiger sein. Zudem fahren die LMP2 ja mit der Le-Mans-Aero, haben also weniger Abtrieb als normal. Aber der Honda-Motor scheint gegenüber den 5,5 Liter V8 Saugmotoren von Chevrolet ein kleiner Schluckspecht zu sein. Rund 24 bis 25 Runden schaffte der Ligier in einem Stint, die Chevys gingen 26 Runden, die Ford bis zu 28 Runden. Bei einer Stoppzeit von rund 60 Sekunden und einer Rundenzeit von 1.41 min konnte man sich leicht ausrechnen, dass die Shanks-Mannschaft nach und nach Runden verlieren würde. Zwar blieb man in den Top 5, verlor aber den Kontakt zur Spitze. Da halfen auch keine „wave arounds“ der Rennleitung. Später verlor der Wagen dann wegen technischer Probleme weiter an Boden und stand etliche Runden an der Box. Dennoch, ein gutes Debüt des Wagens. Bei Krohn Racing lief es dagegen überhaupt nicht. Ob die Entscheidung richtig war, den Judd-Motor zu nehmen? Die Rundenzeiten sprachen nicht für den Judd und die Tatsache, dass der Motor nach nicht mal einem Drittel der Distanz den Geist aufgab, auch nicht.

Den brandneuen HPD erging es auch nicht gut. Es war zu erwarten, dass die neuen, kaum getesteten Chassis die 24 Stunden nicht durchhalten würden, überraschend war aber, dass der Speed auch noch nicht stimmte. Die ESM-Mannschaft blieb im Mittelfeld des Prototypen-Feldes und konnte das Tempo des Ligier nicht halten. Die #2 kam dann auch gerade mal 50 Runden weit, die #1 hielt immerhin 389 Runden durch, bevor auch diese Mannschaft die Koffer packen konnte. Es war ein wenig enttäuschend, dass weder Speed noch die Haltbarkeit stimmten.

2015 TUDOR United SportsCar Championship Rolex 24 Hours DaytonaDie Daytona Prototypen setzten sich also schnell an die Spitze und machten das Rennen dann unter sich aus. Dabei offenbarten sich aber auch bei den DPs teilweise krasse Performance-Unterschiede. Die Riley-Ford von Ganassi legten zu Beginn ein hohes Tempo vor, dem dann nur die Mannschaft von Wayne Taylor und der Action-Express-Wagen folgen konnten. Alle anderen fielen schnell zurück. Teilweise, wie der Whelen DP, mit technischen Problemen, teilweise stimmte der Speed von vornherein einfach nicht.

Pech hatte auch die „VisitFlorida“-Mannschaft, wo Mike Rockenfeller unterwegs war. Ein Problem mit der Elektrik warf den schnellen DP gleich zu Beginn einige Runden zurück. Ebenso schnell verabschiedeten sich der favorisierte Action-Express-Wagen, der ebenfalls mit Problemen an der Elektronik schnell drei Runden verlor. Dass sie am Ende fast noch aufs Podium kamen, zeigt, wie sehr die Mannschaft kämpfte.

So bildete sich an der Spitze ein Trio, bestehend aus beiden Ganassi und dem Wagen von Wayne Taylor Racing. Und die drei gaben es sich über die gesamte Distanz dann ordentlich. Schaut man auf die Rundentabelle teilten sich diese Fahrzeuge die meiste Zeit die Führung. Die Abstände blieben dabei im Sekundenbereich. Es war schon ein sensationelles Bild, die Fahrzeuge in der Nacht im engen Abstand um den Kurs jagen zu sehen.

Dabei musste es allerdings für die Taylor-Mannschaft alarmierend sein, dass der Ford zum einen immer eine oder zwei Runden länger fahren konnte und man gleichzeitig von das Ganassi-Mannschaft hörte, dass man nur mit 90% unterwegs sei. Nach und nach wurde dann klar, dass der Ford den Chevrolet DP über die Tankstopps würde hinter sich lassen können, wenn das Rennen dann am Morgen unterbrechungsfrei bleiben würde. Was aber natürlich nicht passierte.

2015 TUDOR United SportsCar Championship Rolex 24 Hours DaytonaGanassi hatte in der Nacht auch damit begonnen, die Strategie der beiden Fahrzeuge zu splitten, um beweglicher bei den Cautions zu sein und um den Taylor Wagen stärker unter Druck zu setzten. Eine gute Entscheidung, zumal sich der Action Express mit der #5 dank einer Caution und Wave Around wieder in die Führungsrunde geschoben hatte und zeitweise das Rennen sogar wieder anführen konnte. Die Ganassi-Mannschaft schien alles im Griff zu haben, doch dann streikte bei der #01 am Morgen das Getriebe und die taktischen Möglichkeiten waren für Ganassi etwas beschränkter.

Am Ende ging es um die letzten zwei Stunden. Zu diesem Zeitpunkt war klar, dass der verbliebene Ford und der Taylor-Wagen noch zweimal zu einem vollen Stopp plus einem „Splash“ kommen würden. Der Ford konnte seinen Splash in die letzten 20 Minuten legen, was gleichzeitig die Chance bot, dass er bei einer längeren Gelb-Phase vielleicht sogar darauf verzichten konnte. Der Taylor-Wagen musste auf jeden Fall noch mal zu einem „halben“ Stopp rein.

In der letzten Stunde war es dann die Taylor-Mannschaft, die mit einem guten Call versuchte, die Ford-Mannschaft unter Druck zu setzen. Nachdem man beim vorherigen Stopp die Führung verloren hatte, kam man 40 Minuten vor dem Ende des Rennens an die Box. Würde nach dem Stopp eine Caution kommen, würde der Ford eventuell sogar eine Runde verlieren. Aber Ganassi reagierte sofort und hatte das nötige Glück. Gleichzeitig ging es bei Wayne Taylor plötzlich drunter und drüber. Man hatte die maximale Fahrzeit von Jordan Taylor nicht im Blick gehabt. Ein für die erfahrene Mannschaft sehr ungewöhnlicher Fehler, der aber bedeutete, dass man noch mal für einen Fahrerwechsel an die Box musste. Eine letzte Caution 20 Minuten vor Schluss bot die Möglichkeit, allerdings steuerte man die Box an, als diese geschlossen war, was zusätzlich eine Durchfahrtsstrafe nach sich zog. Innerhalb von 40 Minuten zerbröselte das gesamte Rennen der Taylor-Crew und man musste sogar den Action-Express-Wagen an sich vorbei ziehen lassen.

Sieben Minuten vor Schluss wurde das Rennen noch einmal freigegeben, aber der Action Express DP hatte keine Chance gegen einen stark fahrenden Scott Dixon, der zusammen mit Tony Kanaan, Kyle Larson und Jamie McMurray das Rennen gewinnen konnte. Schaut man sich die Rundentabelle an, sieht man, wie dominierend die Ford unterwegs waren. Sie hatten das schnellste Auto mit dem besten Verbrauch, waren fehlerlos unterwegs und konnten so den Sieg einfahren.

In Hinblick auf das nächste Endurance-Rennen in Sebring wird die IMSA allerdings etwas nachjustieren müssen. Den Ford hatte man vor dem Rennen fünf Liter mehr Sprit gegönnt, da kann man angesichts der Verbrauchswerte in Daytona sicher etwas abziehen. Gleichzeitig benötigen die LMP2 offenbar etwas mehr Sprit. Wenn die IMSA das noch nachregelt, sollte es in Sebring ein sehr enges Rennen geben.

GTLM

2015 TUDOR United SportsCar Championship Rolex 24 Hours DaytonaEs war ein Schlachtfest in der GTLM. Die eigentlich standfesten GTs wurden von technischen Problemen und einzigartigen Fahrfehlern erfahrener Piloten geplagt. Nach dem Start entwickelte sich der erwartet enge Kampf zwischen den Ferrari, Corvette und Porsche. Einen echten Vorteil schien keine der Mannschaften zu haben, demzufolge wechselte die Führung schneller, als man schauen konnte. Die Werks-Porsche waren in der Qualifikation zwar nicht so flott, dafür aber im Rennen. Jedenfalls ein Auto, denn die Startnummer 912 stand schon nach einer Runde mit einer kaputten Lichtmaschine wieder an der Box und war damit komplett aus dem Rennen, bevor es überhaupt losgegangen war. Aber es sollte noch schlimmer kommen. In der Nacht geriet Earl Bamber beim Überrunden vor der ersten Haarnadel aufs Gras, rodelte weiter und traf in der Kurve ausgerechnet auf den zu dem Zeitpunkt noch aussichtsreich liegenden zweiten Werks-Porsche. Katastrophaler hätte das Rennen nicht laufen können.

Auch bei Ferrari konnte man schnell die Koffer packen. Noch vor Mitternacht waren sowohl der Risi als auch der AF Corce F458 aus dem Rennen. Den einen erwischte ein kleiner Unfall, den anderen technische Probleme, was für den Ferrari schon ungewöhnlich war. Nicht besser erging es dem Aston Martin, der zeitweilig mehr an der Box als auf der Strecke war.

2015 TUDOR United SportsCar Championship Rolex 24 Hours DaytonaBlieben beide Corvette, ein Z4 mit Spengler, Farfus, Auberlen, Werner und der Falken Porsche. Der zweite Z4 war ebenfalls mit technischen Problemen weit zurückgefallen. Ein wenig überraschten die BMW aber doch. Im letzten Jahr war man aufgrund des schlechten Topspeeds noch chancenlos, in diesem Jahr scheint das kein großes Problem mehr zu sein. Dass die Corvette stark sein würden, war zu erwarten. Im zweiten Jahr ist die C7R mittlerweile ausgereift und standfest.

Probleme ergaben sich für die Chevy-Mannschaft eigentlich nur, weil die Fahrer Fehler machten. Dabei erwischte es zweimal die #4 mit einem kleinen Auffahrunfall. Erst stand ein LMPC im Weg, dann ein DP. Beim ersten Unfall konnte man die Front noch notdürftig mit Panzerband zukleben, beim zweiten Mal musste man dann die komplette Front wechseln, was vier Runden kostete.

Der Falken Porsche machte im Rennen einen extrem schnellen Eindruck und umso überraschender war es dann, dass der Wagen gegen Mittag plötzlich die Box ansteuerte. Der Motor hatte seinen Geist aufgegeben und war unrettbar hinüber.

Blieb also noch der Z4, der zeitweise auch immer wieder mal in Führung gehen konnte. Doch am Vormittag patzte dann Bruno Spengler, als er unbedingt vor der Schikane auf der Gegengerade noch an einem LMPC vorbei wollte und die Linie völlig verpasste. Er rutschte aufs Gras, verlor die Heckschürze und pflügte auf dem Weg zurück auch noch das Gras um. Es war pures Glück, dass dabei nicht der Frontsplitter kaputt ging. Spengler fiel wegen des Notstopps fast eine Runde zurück und konnte sich nur mit viel Mühe vor einer Überrundung retten.

Eine Caution führte dann dazu, dass der BMW wieder ans Heck der Corvette rutschte, aber der leicht beschädigte Z4 hatte keine große Chance. Da Antonio Gracia in den letzten Runden fehlerlos blieb, konnte er auch den verdienten Sieg für die Corvette-Mannschaft einfahren. Die zweite Corvette kam ungefährdet auf P3, weil alle anderen GTLM entweder ausgefallen waren oder einen Rundenrückstand im zwei bis dreistelligen Bereich aufwiesen.

GTD

2015 TUDOR United SportsCar Championship Rolex 24 Hours DaytonaKurz und knapp. In den ersten Stunden des Rennens lieferten sich die Ferrari mit dem #007 Aston Martin, der auch die Pole erobert hatte, eine heftige Schlacht. Doch wie so oft galt auch dieses Mal in der GTD, dass man sich seine Kräfte einteilen muss. Die ja meist von kleinen Teams eingesetzten GTs sind in Sachen Standfestigkeit nicht immer ganz vorne dabei, dazu kommen die „Bronze“-Piloten, deren Rundenzeiten meist stark abfallen. Eine Ausfallorgie gab es aber nicht, nur vier der GTD sahen am Ende nicht das Ziel. Doch das Feld zog sich schnell auseinander, weil es hier und da technische Probleme gab.

Davon unbelastet war die Viper mit der #93, die teilweise mit den ehemaligen SRT-Werksfahrern besetzt war (Wittmer, Farnbacher, Keating, Lawrence, Carter). Wegen eines losen Rads musste die Viper von ganz hinten starten, was aber bei einem 24h-Rennen selten ein großes Problem ist. Verfolgt wurde die Viper ab der Hälfte des Rennens vom Alex Job Porsche (MacNeil, Keen, Davin, von Gisbergen). Vor allem der australische V8-Pilot überraschte mit sehr guten Rundenzeiten und langen Stints, die ihn immer wieder ans Heck der Viper brachten. Zwischen beiden Fahrzeugen lagen teilweise nur wenige Sekunden, aber die Viper hatte am Ende die Nase vorne und konnte einen verdienten Sieg einfahren. Auf P3 landete Brumos Porsche, der aber über die Distanz zwei Runden Rückstand aufwies.

LMPC

2015 TUDOR United SportsCar Championship Rolex 24 Hours DaytonaDie LMPC fuhren ein bemerkenswert ruhiges Rennen, das Feld wurde über die gesamte Renndistanz von Core Motorsport und Colin Braun dominiert. Wie meist ging es auch in der LMPC darum, einfach zu überleben. Eine fehlerlose Fahrt und keine technischen Probleme sind der Schlüssel für ein Podium. Genau das gelang Core Motorsport – bis 20 Minuten vor Schluss. Bei der Überrundung eines langsamen DP (vermutlich die #66) wurde Braun beim Einlenken in die zweite Haarnadel am Heck berührt. Dabei bekam er einen Schlag auf die rechte hintere Aufhängung und er rutschte ins Gras. Er hatte zu diesem Zeitpunkt eine knappe Runde Vorsprung vor dem PR1-Wagen, in dem Tom Kimber-Smith den letzten Stint fuhr. Braun bekam den Wagen wieder auf die Strecke, aber in der Schikane kollabierte die Aufhängung dann komplett und der LMPC schlug hart in die Mauer ein. Dabei brach dann auch noch eine Ölleitung und der Wagen fing Feuer. Der Fahrer blieb unverletzt.

Ein bitteres Ende für Core Motorsport, auch wenn die Mannschaft noch Platz 3 belegen konnte. Aber wenn man das gesamte Rennen führt und dann 20 Minuten vor Schluss so aus dem Rennen genommen wird, ist das schon ein harter Schlag.

Es war ein wirklich sehr schönes 24h-Rennen von Daytona, das vor allem ohne schwere Unfälle blieb. Die Mannschaft von Radio Le Mans sorgte zudem für die richtige Begleitung. Ganz ohne technische Sorgen blieben die Kommentatoren aber nicht, denn die Monitore waren offenbar nicht bestens und man war darauf angewiesen, was man mit den eigenen Augen sehen konnte. So verloren die Kommentatoren öfter mal den Überblick und waren nicht immer bei allen Ereignissen auf der Höhe. Aber in 24h kann das sicher mal passieren.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten lief der Stream auch recht gut. Die Qualität war in Ordnung, kurze Ausfälle gab es selten. Hier hat die IMSA mittlerweile durchaus eine hohe Qualität erreicht.

Das nächste Rennen ist am 15.03. in Sebring.

Endergebnis

ESM HPD ARX 04b

Bilder: IMSA

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1 Kommentare

Am 26. Januar 2015 gefunden … | wABss 27 Januar, 2015 - 03:04

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