Home GT-SerienBlancpain Endurance 12h Bathurst: Analyse 2016 – Bruce wäre stolz!

12h Bathurst: Analyse 2016 – Bruce wäre stolz!

von Philipp Körner
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Auf dem berühmt-berüchtigten Mount Panorama kam es letztes Wochenende zum großen Schlagabtausch der Marken und viele Wendungen im Verlauf hielten das Rennen bis kurz vor Schluss offen. Über zwei Dutzend Führungswechsel (29 insgesamt) sind ein klarer Indikator für eine zwölf Stunden lange Rekordjagd.

6177-Bathurst-12hr-2016-0263Doch zuerst ein kurzer Rückblick zur Qualifikation, denn dort zeigte Shane van Gisbergen in seinem #59 McLaren 650S, welcher von Tekno Autosports eingesetzt wurde, eine GT3-Version der so ehrfürchtigen „The Lap of the Gods“ von Greg Murphy aus dem Jahre 2003. Doch statt den damals sehr bemerkenswerten 2:06.8594 min umrundete der Neuseeländer den Kurs in 2:01.286 min. Dass der Bolide aus Woking in Australien eine Heimat gefunden hat, zeigen respektable Ergebnisse in der Australian GT, aber van Gisbergen nahm René Rast (#75 Jamec Pem Audi R8 LMS) ganze 0.554 Sekunden ab. Das lag auch daran, dass man im Audi-Lager mit dem Topspeed auf den langen Geraden haderte. Der Pole-Sitter bescherte somit seinem ehemaligen Arbeitgeber in den V8 Supercars die „Allan Simonsen Pole Trophy“ und lobte vor allem die konstant gute Leistung seines GT3-Renners in allen Sektoren. Auf den zweitplatzierten Audi folgte der #11 McLaren 650S von Objective Racing, der sich damit Startplatz eins in der Pro-Am-Klasse sicherte. Die frühe Pace wurde also von McLaren und Audi vorgegeben und man fragte sich, was die Bentley Boys (Platz 7 und 8) als drittstärkste Marke im Rennen schaffen können. Das letztjährige Siegerteam aus dem Hause Nissan musste hingegen einen Rückschlag im Qualifying hinnehmen, da man „nur“ von Platz 13 (beste Runde: 02:02.998 min) ins Rennen starten sollte. Obwohl Laurens Vanthoor im #2 Phoenix Racing Audi R8 LMS mit 2:02:557 min eine Zeit fuhr, die nahezu identisch mit seiner Pole-Zeit aus dem Jahr 2015 war, reichte es nur für Startplatz neun. Allein das beweist schon, was für ein hochwertiges Feld das Rennen bestreiten sollte.

Bitte Platz nehmen im Auto des Pole-Sitters:

Auf dem Mount Panorama herrschte noch Dunkelheit, als um 5:45 Uhr Ortszeit die 36 Boliden das 12h-Rennen in Angriff nahmen. Der Countdown wurde bereits mit der Einführungsrunde gestartet, aber erst fünf Minuten später begann das eigentliche Rennen. Nach einem sehr disziplinierten Start sollte jedoch bereits am Ende der ‘Mountain Straight‘ das erste große Drama des Rennens seinen Lauf nehmen. Bei der Einfahrt in ‘Griffin‘s Bend‘ kollidierte der #62 SP Tools Lamborghini Gallardo mit dem #88 Maranello Motorsport Ferrari 458. Während der Ferrari in einen Dreher gezwungen wurde, konnte Nick Percat den Lamborghini mit Schaden vorne an die Box retten. Jedoch wurde schnell klar, dass der Schaden zu problematisch war. Nachdem das gesamte Feld am pechgeplagten Maranello-Motorsport-Boliden vorbeigezogen war, konnten dessen Schäden hinten rechts an der Box repariert werden. Bis auf diesen Unfall sollte aber die Startphase von einem guten Rhythmus geprägt sein. Obwohl die Startfahrer die ersten Nachtrunden absolvierten, denn es gab keine Trainingssessions zu dieser Zeit, wurden extrem gute Zeiten gefahren. Besonders Maro Engel im #63 Erebus Motorsport SLS AMG überzeugte durch eine Fahrt von Platz 11 in die Top 5.

6181-Bathurst-12hr-2016-NachtDas anfangs ausgebliebene Safety Car sollte dann nach gut 30 Minuten erstmals ausrücken. Der Fahrer des #94 MARC Cars Australia Mazda 3 V8 verlor bei der Einfahrt in ‘The Chase‘ die Kontrolle über sein Fahrzeug. Auslöser dafür war der rechte Hinterreifen, der sich rauchend auflöste. Glücklicherweise tauchte der Silhouetten-Mazda einige Meter hinter der Stelle in das Kiesbett ein, wo sich V8-Supercars-Fahrer Fabian Coulthard 2010 heftig überschlug, aber trotzdem steckte er nahe des Scheitelpunkts fest. Der mittlerweile angebrochene Tag erleichterte die Bergung und die #94 konnte an die Box zurückschleichen. Währenddessen war der erneuerte Ferrari von Maranello Motorsport auch wieder in der Lage, am Rennbetrieb teilzunehmen. Die erste SC-Phase endete nahezu pünktlich zum Sonnenaufgang nach etwa 15 Minuten. Unbeeindruckt davon setzte Engel seine Jagd auf die Spitze fort und holte sich im Windschattenduell auf der ‘Mountain Straight‘ den dritten Platz. Zusammen mit dem #74 Audi R8 LMS von Jamec Pem generierte man nun ordentlich Druck auf van Gisbergen, der sich nicht so recht absetzen konnte.

Der Mercedes SLS AMG hatte den Vorteil eines hohen Topspeeds, welchen Engel schließlich sogar für das Vorrücken auf Platz 2 nutzen konnte. Noch in der ersten Runde unter Grün kam es zu einem weiteren verhängnisvollen Kontakt. Der #31 Bentley Continental schob sich in ‘The Chase‘ sehr optimistisch innen am #60 Schwester-McLaren von Tekno Autosports vorbei. Dadurch erlitt der bulligere britische Bolide jedoch einen Reifenschaden vorne rechts, welcher ihn zu einem Stopp zwang. Noch schlimmer erwischte es hingegen den McLaren 650S, welchem die Aufhängung hinten links brach. Dass Freude und Leid nahe beieinander liegen können, bewies Shane van Gisbergen, der in der darauffolgenden Runde den absoluten Rundenrekord (Rennen) mit 2:02.298 min unterbot. Damit setzte er auch den Schlussstrich für eine sehr ereignisreiche erste Stunde.

Audi BathurstMit einer gigantischen Zeit von 2:01.567 min verbesserte er den Rekord gleich zu Beginn der zweite Stunde. Daraufhin war dann der Höhepunkt der Rekordjagd für das Rennen erreicht, denn nun wurde der Verkehr zu einem großen Faktor. In Runde 32/33 begann der erste Boxenstoppzyklus, in welchem zuerst die beiden Bentleys und der Führende an die Box kamen. Interessanterweise wurde van Gisbergen während des Stopps vom #11 Objective Racing McLaren 650S überholt, was er aber kurz darauf korrigieren konnte. Grund dafür war wohl das unterschiedliche Tankequipment der beiden Teams. Scheinbar gibt es bei der europäischen Blancpain-GT-Variante einen größeren Zeitaufwand als beim Gegenstück der Australian GT. Eine Runde später pilotierte Maro Engel seinen Mercedes an die Box, wo er durch Probleme beim Reifenwechsel Zeit verlor. In Runde 35 besuchten auch der erste Favorit aus dem Hause Audi (#75 Jamec Racing) und der #1 Nissan GT-R Nismo die Boxengasse. Der #2 Audi R8 LMS von Phoenix Racing hielt es sogar bis Runde 37 aus. Klares Fazit nach dem ersten Zyklus ist vor allem der Reichweitenvorteil der Audis sowie der frühe Tankzwang für McLaren und Bentley. Eine weitere taktische Spielerei bot sich auch bei der Reifenwahl. Die Pirelli-Reifen, die beispielsweise auf dem #59 Tekno Autorsports McLaren 650S zu finden waren, überzeugten durch eine enorme Leistung in der Spitze, während die Michelin-Pneus wohl Vorteile auf die Distanz hatten.

Objective RacingKurz vor dem Ende der zweiten Stunde hatte wieder ein McLaren großes Pech. Der #11 Objective Racing McLaren 650S, der lange Zeit am Heck des Führenden hing, flog in den Händen von Warren Luff ab. Dieser musste das Fahrzeug mit schwerem Schaden hinten links im oberen Teil von ‘Forrest’s Elbow‘ abstellen. Gleichzeitig schlich auch der #74 Jamec Pem Audi R8 LMS mit stark zerstörtem rechtem Heck (z.B. keine Heckleuchte) um die Strecke, bis er schließlich auf der ‘Conrod Straight‘ an den Rand fahren musste. Somit standen zwei Favoriten um den Gesamtsieg plötzlich in sehr ungünstigen Streckenteilen, was pünktlich zum Stundenwechsel die zweite SC-Phase auf den Plan rief. Der Schaden am Audi, der es doch noch schaffte, an die Box zu rollen, stammte von einem kapitalen Reifenschaden, welcher ein Trümmerfeld auf der ‘Conrod Straight‘ hinterließ. Warren Luff hingegen versenkte sein Fahrzeug in den Mauern von ‘The Dipper‘, was ein extrem schief hängendes rechtes Hinterrad und eine Fahrt auf dem Abschleppwagen zur Folge hatte (in Bathurst nicht gleichbedeutend mit dem Rennende). Die Neutralisierung dauerte auch in diesem Fall eine Viertelstunde. Da unter anderem die Bentley Boys und der Nissan die SC-Phase für Stopps genutzten haben, kam es zu etlichen tollen Duellen auf der Strecke im Überrundungsverkehr.

Donut KingNach nur zehn Minuten kamen sich der #69 Apo Sport Porsche 997 GT3 Cup und der #54 Donut King MARC Focus V8 in ‘Forrest’s Elbow‘ in die Quere und steckten nach einem heftigen Unfall im Reifenstapel fest. Glücklicherweise konnten sich jedoch beide mit größeren Schäden an die Box retten. Kurz darauf erlitt der Schwester-Audi von Jamec Pem mit der Nummer 75 ebenfalls hinten rechts einen Reifenschaden, welcher im weiteren Rennverlauf zusätzliche Probleme nach sich zog. Nach zweieinhalb Stunden war somit schon ein unerwartet großer Teil an Gesamtfavoriten aus dem Spiel, was den Bentleys und Nissan in die Karten spielte. Tekno Autosports rief nach beeindruckenden 66 Runden (9:23:00 to go) auf dem gleichen Reifensatz schließlich die führende Nummer 59 an die Box und tauschte van Gisbergen gegen Álvaro Parente aus, wodurch der letztjährige Rennsieger aus Japan zum ersten Mal die Führung übernehmen konnte. Diese wurde jedoch schnell von einem stark aufschließenden #31 Bentley Continental gefährdet und schlussendlich in Runde 75 geklaut durch ein Manöver in ‘Murray’s Corner‘.

Andy Souček führte damit das Feld in die vierte Rennstunde und sah einige Runden später den anderen Bentley Continental mit der #10 als neuen Verfolger, da er schneller als der Nissan an der Box abgefertigt wurde. Die Mercedes SLS AMG lauerten weiterhin im Hintergrund und hofften auf Probleme bei Nissan, McLaren und Bentley. Trotz eines älteren GT3-Modells war die Leistung bis dahin sehr stark und konstant. Klare Aussagen zur Führung wurden dahingegen erschwert, dass Tekno Autosports mit ihrem #59 McLaren 650S zehn Runden Unterschied zum restlichen Feld in der Strategie hatten und die Führung sich somit virtuell regelmäßig verschob. Der Wagen jedoch stand in Runde 101 für 45 BentleySekunden auf Start-Ziel und musste dort einen Reboot durchführen, da der Gangwechsel nicht funktionieren wollte. Trotz des hohen Zeitverlusts war der Bolide im Vergleich zu anderen Favoriten noch im Rennen um den Sieg: klassisches Glück im Unglück. In Runde 105 musste das Safety Car nach exakt einem Renndrittel zum dritten Mal ausrücken, da der #16 Cayman GT4 von PROsport Performance, der bereits vorher einen spektakulären Dreher auf dem Berg hatte, am Ausgang von ‘The Chase‘ mit dem Heck voran in den Reifenstapel einschlug. Nissan nutzte diese Chance sofort, um seinen GT3-Renner an die Box zu holen. In den Nummer 1 Nissan GT-R Nismo stieg Katsumasa Chiyo, der im letzten Jahr maßgeblich zum Sieg beitrug. Bei Bentley holte man die Fahrer erst relativ spät in der SC-Phase an die Box, was die britischen GT3-Renner auf die Plätze vier und fünf verschob.

Nachdem man circa 13 Minuten für den Abtransport benötigte, führte der #36 Erebus Motorsport Mercedes SLS AMG in den Händen von David Reynolds das Feld an und sah Chiyos Nissan und Parentes McLaren im Rückspiegel, die sich ein schönes Duell lieferten. Der Zweikampf dauerte aber nur etwa zwölf Minuten, da schon wieder eine Neutralisierung nötig war. Der Führende und der #59 Mclaren von Tekno Autosports nutzen diese Chance und gingen an die Box, wo beim Mercedes SLS AMG einiges schief lief. Der Grund für die vierte SC-Phase konnte grafisch nicht aufgelöst werden. Die Rennleitung teilte mit, dass im hinteren Teil von ‘The Cutting‘ der #49 Defelice Homes Ferrari 458 querstehend die Fahrbahn blockierte. Ebenso plötzlich wie es aufgetaucht war, verschwand nach ungefähr neun Minuten das Safety Car auch wieder an die Box. Auch die VW-Konzernschwester aus dem englischen Crewe blieb vom Reifenschadenpech nicht verschont.Mercedes Bathurst Der #10 Bentley Continental verlor nur eine Runde nach dem Restart auf der ‘Conrod Straight‘ den Gummi auf seinem rechten Hinterreifen. Auch hier soll wieder ein Kontakt (in diesem Fall mit der Mauer) der Auslöser gewesen sein. Nach einer ruhigeren Rennphase gab es 40 Minuten vor Rennhalbzeit gleich zwei größere Vorfälle. Dieses Mal erwischte es den anderen Bentley mit der Nummer 31, der sich im Mauergeschlängel durch einen Kontakt vorne rechts mit einem langsamen Cup-Porsche einen weiteren Reifenschaden zuzog und auf dem Weg an die Box die ‘Conrod Straight‘ zu einem Trümmerfeld mutieren ließ. Die zerstörte rechte Front sollte für das Team in den nächsten Stunden zur Dauerbaustelle werden. Gleichzeitig musste Patrick Simon seinen #33 MISHUMOTORS Mercedes SLS AMG (eingesetzt von Erebus Motorsport) auf dem Mount Panorama abstellen, da ein Aufhängungsbruch vorne rechts die Weiterfahrt verhinderte. Nissan leitete sofort mit der Hoffnung auf ein Safety Car einen Boxenstopp ein, doch dieses sollte erst etliche Minuten später ausrücken. Das risikoreiche Spiel brachte somit keinen Ertrag. Bei Tekno Autosports, das mittlerweile auf Jonathon Webb am Volant setzte, wartete man geschickt auf die Neutralisierung und wurde belohnt mit dem zweiten Platz hinter dem Nissan. Das sehr effektiv arbeitende Streckenpersonal konnte auch in dieser Situation nach nur zwölf Minuten die Strecke wieder freigeben.

Kurz danach brach die zweite Rennhalbzeit an. Mit 153 Runden war man zu diesem Zeitpunkt auf einem guten Weg zu einer neuen Rekorddistanz und die Anzahl von fünf Neutralisierungen entsprach dem Durchschnittswert. Der zweite Teil begann für den #49 Defelice Homes Ferrari 458 mit einem angebrochenen Heckflügel, verursacht durch einen Kontakt mit dem Reifenstapel in ‘Murray’s Corner‘, der an der Box repariert werden musste. Die erste SC-Phase im neuen Abschnitt (Nummer 6 insgesamt) wurde vom #9 Hallmarc/Network Audi R8 LMS Ultra ausgelöst, der sich im Überrundungsverkehr durch die Top 3 in ‘The Cutting‘ in die Mauer wegdrehte. Während der #59 McLaren und der #1 Nissan an die Box gingen, blieb der verbliebene Sieganwärter aus dem Hause Bentley mit der Nummer 10 draußen, um eine Runde später auch zu stoppen. Zur gleichen Zeit kam auch der McLaren von Tekno Autosports nochmals rein und ließ sich die Bremsen erneuern. Trotz extrem verkeiltem Audi schaffte man es selbst hier unter 15 Minuten hinter dem Safety Car zu zirkulieren. Das Rennen kam wenige Minuten später wieder zum Erliegen, da sich der #32 JBS Australia Lamborghini Gallardo R-EX und der #37 Darrell Lea McLaren 650S bei der Einfahrt in ‘Griffin’s Bend‘ nicht einig werden konnten, was den orangenen Briten auf dem Randstein aufgebockt zurückließ. Da beide Unfallgegner in der Amateurklasse eine wichtige Rolle innehatten, war dieses Missverständnis besonders ärgerlich und ziemlich vermeidbar. Deswegen sah man das Safety Car zum siebten Mal für etwa 14 Minuten auf dem herausfordernden Kurs. Nachdem auch Nissan die Bremsen erneuert hatte, wurde das Rennen pünktlich für die letzten fünf Stunden freigegeben. Álvaro Parente hätte fast in der ersten Runde unter Grün einen riesigen Unfall gehabt, da er nur sehr knapp dem abgebrochen Bodywork des #31 Bentley auf der ‘Mountain Straight‘ ausweichen konnte. Für diesen Sachverhalt musste das Werksteam (Einsatzteam M-Sport) zum wiederholten Male Kritik einstecken, da man den Boliden schon einmal notdürftig sowie unzureichend geflickt auf die Strecke ließ, was einen sofort zu erfüllenden Reparaturauftrag der Rennleitung zur Folge hatte. Die mutigen und lobenswerten Streckenposten, die einen sehr guten Job an diesem heißen Sommertag machten, ersparten uns SC #8, da man das Trümmerteil in einer Lücke im Feld entfernen konnte.

Nissan Bathurst4:45:30h to go schlug der #91 MARC Cars Australia Focus V8 hart mit dem Heck in die Mauer von ‘The Cutting‘ ein: Safety Car Nummer 8. Das Intervall zwischen den Unterbrechungen war mittlerweile um etliches kürzer, was dem zweiten Abschnitt jeglichen Rhythmus klaute. Da die Strecke ziemlich verschmutzt war, mussten die Zuschauer (37.079 über drei Tage; +15% zum Vorjahr) 20 Minuten auf den Neustart warten. Auf der ‘Mountain Straight‘ schnappte sich der #59 McLaren 650S vom #10 Bentley Continental die Führung, konnte sich aber nicht bis ‘Griffin’s Bend‘ verteidigen. So nahm ein sehr sehenswertes Duell seinen Lauf mit einem lauernden Maro Engel im Rückspiegel, der sich sogar einmischte, um wieder in die Führungsrunde zu kommen. Auf Platz 3 konnte sich der #1 Nissan GT-R Nismo festsetzen.

Knapp zehn Minuten vor Beginn des letzten Renndrittels drehte sich der #93 MARC Cars Australia Focus V8 in Klassenführung liegend in das schicksalhafte Kiesbett in der letzten Kurve. Während das neunte Mal ein Safety Car das Feld einfing, begab sich das Trio im Kampf um den Gesamtsieg an die Box, wo sich eine größere Verschiebung ergab: #1 Nissan (zum wiederholtem Male mit einem starken Boxenstopp) – #59 McLaren – #10 Bentley. Da man in ‘Murray’s Corner‘ solchen Kummer gewohnt ist, wurde der atemberaubende Dreikampf bereits nach zehn Minuten wieder freigegeben.

50 Minuten lang umrundete man den Kurs nahe beieinander, bis der #63 Erebus Motorsport SLS AMG in ‘Griffin’s Bend‘ unter den Reifenstapel rutschte und sich darunter zur Hälfte verkeilte: zehnte SC-Phase. Der Grund war ein Reifenschaden, was ziemlich besorgniserregend klingt. Der siebzehnjährige Austin Cindric blieb gottseidank unverletzt. Der #1 Nissan GT-R Nismo ging sofort an die Box, aber Tekno Autosports wartete noch eine Runde. Viele Fahrerwechsel wurden in diese Phase gelegt und bei nun 47°C Streckentemperatur konnte man aus vielen Gesichtern die zunehmenden Strapazen ablesen. Die Schwere des Unfalls brachte eine SC-Dauer von 20 min mit sich und nachdem der Mercedes AMG mit ausgeschalteten Lichtern in die Box abbog, nahm das Feld die letzten drei Stunden in Angriff.

Auch dieser Lauf war nach zehn Minuten schon wieder vorbei, da der #94 MARC Cars Australia Mazda 3 V8 Anfahrt ‘The Cutting‘ am Streckenrand stehenblieb. Safety Car Nummer 11 musste den Kurs deswegen zwölf Minuten lang in Beschlag nehmen. Noch in der ersten Runde unter Grün schlug der #69 Apo Sport Porsche 997 GT3 Cup zweimal seitlich hart in die Mauer ein, was dem Fahrer sichtlich wehtat. Auch hier konnte er gottseidank alleine aussteigen. Da das Ende nun nahte, galt es die Strategien hinsichtlich Fahrtzeiten und Tankfüllungen auszuknobeln. In dieser SC-Phase (Nummer 12; Dauer: 16 Minuten) kamen der #1 Nissan GT-R Nismo und der #36 Erebus Motorsport SLS AMG, der sich an der Spitze über mehrere Stunden festgesetzt hatte, an die Box. 2:10:00h to go läutete der #59 McLaren 650S von Tekno Autosports an der Spitze des Feldes den Endspurt für ein bislang sehr enges Rennen ein. Die gehäuften SC-Phasen hatten den Strategen an den verschiedenen Boxen einen spannenden Auftrag an die Hand gegeben. Auch bei den Fahrern konnte man den zunehmenden Druck gut erkennen. Beispielsweise überholte der Nissan mit den rechten Reifen im Gras auf der ‘Mountain Straight‘ einen renitenten Laurens Vanthoor, um bei der Aufholjagd auf den orangenen McLaren nicht mehr Zeit zu verlieren. Selbiger bog später an die Box ab, um Webb gegen van Gisbergen zu tauschen, neue Reifen aufzuziehen und den Tank bis zum Rand aufzufüllen, um für die nun angebrochenen letzten zwei Stunden gerüstet zu sein.

McLaren BoxÄrgerlicherweise war man aber zu schnell durch die Box gefahren (van Gisbergen war der Schuldige), also durfte man es zwangsweise nochmal üben. Trotzdem verblieb man in der Führungsrunde und musste auch deswegen auf eine weitere Neutralisierung hoffen. Genau dies geschah knapp 30 Minuten später, als dem #40 Handley Surveys / Supabarn Audi R8 LMS der rechte Hinterreifen auf der ‘Mountain Straight‘ explodierte. Dieser Unfalltyp war besorgniserregend häufig im Rennen anzutreffen, aber im Gegensatz zum Vorfall mit Cindric konnte das Auto noch zur Seite ausrollen. Bei Tekno Autosports schien man sich sicher zu sein, dass man mit einem Stopp unter Safety Car #13 (Dauer: 14 Minuten) und etwa eine Stunde vor Rennende das Feld unter Druck setzen konnte. Somit zeichnete sich immer mehr ein Sprintrennen zum Abschluss sehr unterhaltsamer zwölf Stunden ab. Nachdem 55 Minuten vor Schluss der #10 Bentley Continental und 51 Minuten vor Schluss der #1 Nissan GT-R Nismo ihre letzten Stopps absolviert hatten, konnte man die Situation für das Rennende endlich klar sehen: Führung für van Gisbergen, Katsumasa Chiyo auf Platz zwei und der Bentley Boy Steven Kane auf Platz drei. Dazu war auch noch der #2 Phoenix Racing Audi R8 LMS aussichtsreich auf Platz vier unterwegs. Der hoch talentierte Japaner aus Tokyo tat alles, um auf Shane van Gisbergen aufzuschließen und generierte einige ziemlich starke Rundenzeiten, aber zwölf Sekunden in über 30 Minuten waren eine sehr harte Aufgabe. Spannender war es beim Kampf um den letzten Podiumsplatz. Mit Phoenix Racing hatte wenigstens ein Profiteam von Audi ein relativ problemloses Rennen, sodass man noch den #10 Bentley vor sich herjagen konnte. Bis zur letzten Viertelstunde hatten sich die Abstände jedoch weitestgehend gefestigt.

Nach brutalen zwölf Stunden und einer neuen Rekorddistanz von 297 Runden war der Zieleinlauf knapper als erwartet, da „SVG“ es etwas ruhiger anging, aber der Nissan alles einsetzte, was noch übrig war. Einige Sekunden später ergänzte der #10 Bentley ein sehr verdientes Podium. Die siegreiche Reifenmarke stammt aus Mailand, aber die zwei Verfolger zeigten anderseits auch das Potential der Pneus aus Clermont-Ferrand auf. Ein hartes Wochenende für Audi fand im Amateurklassensieg des #5 GT Motorsport R8 LMS einen positiven Abschluss. Die anderen Klassen litten unter mangelnder Aufmerksamkeit des Fernsehens, was natürlich dem großartigem Kampf in den GT3-Klassen geschuldet war.

Komplettes Rennergebnis

Wem dieses Rennen gut gefallen hat, der sei abschließend noch auf die Australian GT hingewiesen, die zusammen mit den V8 Supercars am ersten Märzwochenende ihren Saisonstart mit grandioser Motorsportunterhaltung in Adelaide feiern werden. Vielen Dank für das Lesen und viel Spaß mit den V8-Wochen in Daytona!

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