Home Autotest Angetestet: Nissan GT-R NISMO – Godzilla auf Steroiden

Angetestet: Nissan GT-R NISMO – Godzilla auf Steroiden

von Max Albrecht
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Der Nissan GT-R NISMO ist momentan eines der schnellsten Fahrzeuge auf dem deutschen Fahrzeugmarkt und ich hatte das Glück, das Fahrzeug auf dem Stowe Circuit zu bewegen.
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Seit 2007 ist der Nissan GT-R das sportliche Flaggschiff von Nissan und auch im Motorsport konnte sich der Wagen 2008 schon die erste von insgesamt sechs Meisterschaften in der japanischen Super GT (GT500) sichern. Später erschien dann auch noch eine GT1- und GT3-Variante des Fahrzeuges, die teilweise sehr erfolgreich waren und genauso wie die GT500 GT-R von NISMO (Nissan Motorsport) entwickelt wurden. Auch der Nissan LMP1 wird nächstes Jahr unter dem Namen „Nissan GT-R LM NISMO“ an den Start gehen und so war es nur eine Frage der Zeit, bis Nissan bzw. NISMO ein Nissan GT-R NISMO für die Straße herausbringt. Schon am Nürburgring durften wir bei der Präsentation des Fahrzeuges dabei sein. Bei der Präsentation war auch davon die Rede, dass der Wagen die Nordschleife in 7:08.68 bewältigt und dementsprechend war die Vorfreude noch größer, das Fahrzeug auf der Rennstrecke auszutesten.

Nachdem schon eine erst Begegnung mit dem Nissan GT-R NISMO am Nürburgring stattgefunden hat und ich dort schon schon die Möglichkeit hatte, mir das Fahrzeug genauer anzuschauen, kam die erste ernsthafte Begegnung am Stowe Circuit innerhalb der Grand-Prix-Strecken von Silverstone.14895737536_17cbe74bf5_k-1024x682 Dort konnte Don schon 2012 den normalen Nissan GT-R fahren und ich hatte jetzt die Chance, die nächst höhere Ausbaustufe zu testen. Von dem 1,2 Kilometer langen Stowe Circuit hatte ich nicht viel erwartet, nachdem ich mir einige Onboard-Videos angeschaut habe, doch am Ende wurde ich positiv überrascht. Zwar sind die Geraden relativ kurz und die Kurvenanzahl und Kurvenvielfalt relativ gering, doch wenn man ein Fahrzeug nur wenige Runden fahren kann, ist dies eigentlich optimal. Auch gab es Haarnadelkurven, die deutlich gezeigt hätten, ob ein Fahrzeug Über- oder Untersteuern hat beim Herausbeschleunigen und auch gab es eine schnelle S-Kurve, in der sich der Nissan GT-R NISMO beweisen musste. Einzig eine lange schnelle Kurve hat gefehlt.

Während wir noch über die Szenen von Jeremy Clarkson im normalen Nissan GT-R in Fuji scherzten, rollte die NISMO-Variante vor die Box. NISMO bedeutet in diesem Fall 50 Zusatz-PS, ein noch sportlicheres Fahrwerk und auch am Gewicht hat Nissan geschraubt. Effektiv konnte man 60 kgeinsparen im Vergleich zur normalen Version. Auch wurde die Aerodynamik verbessert, damit der Wagen mehr Anpressdruck bekommt und zudem wurde die Kühlung des 3,8L V6 Turbos optimiert.

Als das Fahrzeug dann vor uns stand, fiel sofort die für NISMO klassische weiß-rot-schwarze Lackierung ins Auge, die den Wagen aggressiver erscheinen lässt.14475416447_abf00aee2b_k-1024x682 Im Gegensatz zu der Straßenversion sieht man ihm an, dass er ordentlich Power hat und auch in den Kurven vermutlich eine gute Erscheinung macht. Dies kommt auch durch das Ersetzen von runden Linien durch harte Kanten. Meiner Meinung nach ähnelt er einer Kombination der GT3-Variante und der Straßenvariante, was auch durch neue und vermehrte Lufteinlässe gefördert wird.

Der Innenraum ähnelt sehr stark dem des Nissan GT-R und auch ansonsten fühlt man sich heimisch. Weiterhin ragt die Mittelkonsole heraus, auf der man sich allerlei Spielereien anschauen kann, wie z.B. G-Kräfte oder den Reifendruck. Ansonsten zieht sich auch hier wieder das Rot-Schwarze der Außenhaut durch, sodass Interieur und Exterieur ein zusammenhängendes Bild ergeben.115014_1_5Ein großes Lob gebührt den hervorragenden Sitzen und dem sehr griffigem Lenkrad, welches man selbst mit schwitzigen Händen noch gut greifen kann. Die sonst vorhandenen Rücksitze des Nissan GT-R fehlen bei der NISMO-Variante. Dies war ein weiterer Schritt, Gewicht einzusparen. Man kann natürlich trotzdem weiterhin kleineres Gepäck hinter den Vordersitzen lagern. Auch ansonsten ist das Cockpit des GT-Rs ganz ansehnlich, auch wenn es nicht ganz mit den Porsches und Jaguars dieser Welt mithalten kann. Dafür fehlt dann einfach die Wertigkeit der Materialien, doch um ehrlich zu sein, steht bei dem Fahrzeug die Performance im Vordergrund und da ist es egal, ob der Innenraum nun Leder trägt oder nicht.

Also ab in den Wagen und mal schauen, was er hergibt. Die Sitzgestaltung für einen relativ großen Menschen (1,89m) ist übrigens voll in Ordnung, auch wenn es dann mit Helm etwas eng wurde.14732134968_6f72e75b4b_k-1024x682 Die Strecke kannte ich ja schon dank einer Fahrt mit dem Nissan 370Z NISMO, daher dachte ich das der Instruktor mich nur noch kurz ins Fahrzeug einweist. Stattdessen erzählt er mir, dass es sich um den einzigen fahrbaren Nissan GT-R NISMO momentan handelt. Daher ging es schon in der Boxengasse nur extrem vorsichtig nach vorne und ich hatte mir auch vorgenommen, auf der Strecke nicht mein eigenes Limit auszuloten. Vorsichtig ging es an die Boxengasse, dort noch die anderen vorbeigelassen und dann langsam um die erste Kurve, um den Wagen wenigstens etwas einschätzen zu können.

Danach geht es direkt ab auf die (Gegen)gerade und auch schnellste Stelle der Strecke. Ich gebe direkt nach der Kurve Gas und Millisekunden später zieht es den Wagen auch schon nach vorne. Dabei kann man dank des Allrads wirklich von einem Ziehen sprechen, das es nach Herstellerangaben von 0 auf 100 in 2,8 Sekunden schafft. Vom reinen Gefühl her dürften es jedoch etwas über drei Sekunden sein. Doch selbst dies reicht, auch wenn mir ein bisschen der Schlag beim Beschleunigen fehlt. Was auch fehlt, ist ein richtig kräftiger Motorsound. Leider müssen in Japan die Fahrzeuge deutlich leiser sein und deswegen ist auch der NISMO GT-R gemessen an seinen 600 PS ein relativ leises Fahrzeug.

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Ein von Max Albrecht (@maxalexalbrecht) gepostetes Foto am


Nach einer schnellen, aber leisen Beschleunigung geht es direkt in die zweite Kurve. Eher eine langsame Haarnadel, die sauber angefahren werden will. Dank der Worte des Instruktors geht es dann auch früh auf die Bremse und dementsprechend langsam in die Kurve, und dort hat mich der Wagen etwas überrascht. Ich hatte ein sehr abgestimmt neutrales Verhalten erwartet, doch stattdessen untersteuerte der Wagen etwas.14659916191_011e018a4c_k-1024x682

Ohne groß darüber nachdenken zu können, ging es direkt in die nächste schnelle Kurvenpassage, in der der Wagen auch etwas untersteuerte. In der nächsten Kurvenkombination ging es dann darum zu probieren, ob man dem mit einem Gasstoß entgegenwirken kann. Dementsprechend sportlich ging es wieder in die Kurve, leichtes Untersteuern, rauf auf das Gaspedal und der Wagen steht direkt neutral und man kann mit der maximalen Geschwindigkeit durch die Kurve fahren. Ein Übersteuern wird durch die zahllosen technischen Helfer verhindert. Das ist aber auch einer der grössten Schwachpunkte am Nissan GT-R NISMO.

Der Allrad verbunden mit all der Technik im Fahrzeug verhindert, dass der Fahrer sich gegenüber dem Fahrzeug durchsetzt. Alles wirkt sehr technisch und als würde nach jeder Aktion des Fahrer direkt eine Reaktion von ESP und Co. kommen. Das kann eventuell einigen Fahrern den Spaß rauben, aber der Nissan GT-R NISMO ist auf die eine möglichst gute Rundenzeit bei guter Fahrbarkeit ausgelegt.

Für Fahrer mit anderen Ansprüchen kann das aber auch einer der größten Pluspunkte sein. Man kann relativ leicht schnell fahren und man hat nie das Gefühl, dass man gleich vom Heck überholt wird. Auch hat der Nissan GT-R NISMO eine wirklich sehr gute Langstreckentauglichkeit und trägt daher das kürzel „GT“ (Gran Turismo) nicht zu unrecht. Es wäre gut vorstellbar, dass man mit dem Fahrzeug eine lange Reise macht und nicht nur ein bisschen auf der Landstraße rumfährt. Wahrscheinlich reicht dafür aber auch die knapp 50.000 bis 60.000€ günstigere Normalversion des GT-R.

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Fazit:
Der Nissan GT-R NISMO hält, was sein Spitzname Godzilla verspricht. Mehr als genügend Leistung mit vielleicht doch etwas zu viel Gewicht. Doch dies kaschiert er geschickt mit fast perfekter Straßenlage. Doch im Endeffekt würde ich mich für den normalen Nissan GT-R entscheiden, da der GT-R NISMO schon ausverkauft ist und man mit der Preisdifferenz von NISMO und Nicht-NISMO doch einiges an Sprit und Verschleißteilen beim GT-R kaufen kann. Dabei kann man dann wohl auch die eventuell leicht schlechtere Kurvendynamik verkraften, doch diese ist eh mit einer der besten unter allen Sportwagen. Die Differenz zwischen den beiden Varianten ist einfach zu gering und der Nissan GT-R ist mit einem Kaufpreis von 90.000€ einfach unschlagbar in seiner Klasse und zudem jetzt schon eine Sportwagenikone.

Nissan GT-R NISMO Basics:
Basispreis (Grundausstattung): 149.900 €
Motorleistung: 3.8L V6, 600PS, 650NM
Getriebe: 6-Gang-Doppelkupplungsgetriebe
Beschleunigung: 2,8 Sekunden von 0-100 km/h
Höchstgeschwindigkeit: 317 km/h
Antrieb: Allrad


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