In den letzten Wochen mehrten sich die Gerüchte, dass es bei Caterham finanziell nicht zum Besten steht. Pfändungen, unbezahlte Rechnungen und verkürzte Rennen, weil die Teile am Auto am Rande ihrer Laufzeit waren. Heute platzte dann die Bombe.
Update 24.10.2014: Nach ein paar Tagen gegenseitiger Beschuldigungen zwischen den bisherigen Besitzern von Caterham und Tony Fernandes, gibt es seit heute offensichtlich eine Einigung. Ein britischer Insolvenzverwalter namens Smith & Williamson, die praktischerweiser auch als Investmentgruppe fungieren, hat die Anteile an 1Malaysia Racing Team gekauft. 1MRT ist die Mutterfirma von Caterham Enterprises Ltd, Caterham (UK), dem Einsatzteam von Caterham und 1MRT ist Inhaber der Rennlizenz für die Formel Eins. Die neuen Inhaber/Verwalter haben exakt eine Woche Zeit eine Lizenz für das Jahr 2015 einzureichen. Inklusive der dazu gehörigen Gebühr. Smith & Williamson haben nun auch die Gelegenheit, das gesamte Team inklusive der Werkstatt in Leafield zu verkaufen. Offenbar sucht man einen großen Schnitt. Der Insolvenzverwalter wird versuchen, so viel Geld wie möglich an die Gläubiger auszuschütten, gleichzeitig wird man möglichen Käufern ein besseres Angebot machen, weil nicht alle Schulden mit übernommen werden müssen. Wie hoch die Schuldenlast insgesamt ist, lässt sich schwer sagen, Schätzungen gehen von 35 bis 90 Millionen Dollar aus.
Klar ist, dass Caterham die nächsten beiden Rennen verpassen wird. In Abu Dhabi wird man laut Verwalter wieder an den Start gehen.
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In einem langen Statement gaben die momentanen Besitzer, eine geheimnisvolle Gruppe um Colin Kolles bekannt, dass sie sich zurückziehen werden. Angeblich habe Tony Fernandes, der bisherige Besitzer des Teams, bisher nicht die nötigen Papiere erbracht, damit das Team komplett in den Besitz der neuen Eigentümer übergehen kann. Man droht damit, sich zurückziehen und das Team wieder in die Hand von Fernandes zu geben.
Hier der komplette Wortlaut der Erklärung:
„CATERHAM F1 TEAM STATEMENT 22 October 2014 On 29 June 2014, Caterham Enterprises Ltd, Caterham (UK) Ltd and Sheikh Mohamed Nasarudin (Seller) and their shareholders Tony Fernandes and Datuk Kamarudin Bin Meranun entered into a Sale and Purchase Agreement (SPA) with Engavest SA (Buyer) with regards to 1Malaysia Racing Team Sdn Bhd/Caterham F1 Team.
Since the date of the Agreement, the Seller has refused to comply with its legal obligations to transfer their shares to the Buyer. The Buyer has been left in the invidious position of funding the team without having legal title to the team it had bought. This is in total contradiction to the Seller’s press release of 3 October 2014 which stated that Mr Fernandes and his Caterham Group had no longer any connection with the Caterham F1 Team.
The administrators of Caterham Sports Limited have been appointed on behalf of Export-Import Bank of Malaysia Berhad (Exim), a creditor of Mr Fernandes and the Caterham Group. The Buyer has no connection with Exim. Caterham Sports Ltd was a supplier company to the Caterham F1 Team.
Very regrettably, the administrators‘ appointment has had devastating effects on the F1 Team’s activities. Since their appointment, the administrators have released various press statements which have been severely detrimental to the management of the Caterham F1 team.
After three months of operating the Caterham F1 Team in good faith, the Buyer is now forced to explore all its options including the withdrawal of its management team. Lawyers have been instructed by the Buyer to bring all necessary claims against all parties, including Mr Fernandes who, as an owner, will run the F1 operation.“
Die Sachlage ist höchst kompliziert. Inhaber der Rennlizenz ist das 1Malaysia Racing Team, eine Firma, die in Malaysia geführt wird. Die wiederum hat eine Tochterfirma gleichen Namens in England. Diese Firma hat Caterham Enterprises Ltd, Caterham (UK) beauftragt, dass Rennteam zu führen. Caterham Enterprises Ltd, Caterham (UK) hat diesen Auftrag an Caterham Sports Ltd weitergereicht. Letztere ist seit ein paar Tagen insolvent und wird von einem Insolvenzverwalter geführt. Caterham Sports Ltd ist aber das Einsatzteam. Es ist also durchaus möglich, dass, sollte der Insolvenzverwalter nicht irgendeine sichere Garantie bekommen, dieser Caterham untersagt, die Chassis aus dem Werk zu entfernen.
Das würde bedeuten, dass Caterham nicht in Austin starten kann. Was allerdings kein Problem darstellen würde, da man als Team seine Lizenz (und die damit verbundenen Einnahmen) erst dann verliert, wenn man mehr als drei Rennen pro Saison verpasst.
Die Vorwürfe der neuen „Eigentümer“ richten sich gegen Fernandes, dem es angeblich nicht möglich war, die nötige Überschreibung in die Wege zu leiten. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Lizenz, die man ja wie bares Geld behandeln kann, mit einem Kredit belastet ist und eine Bank sich weigert, die Lizenz freizugeben, wenn der Kredit nicht abgelöst wird.
Der andere Grund könnte natürlich sein, dass die neuen Eigentümer bisher nicht den geforderten Kaufpreis in Gänze bezahlen konnten. Auch hier besteht die Möglichkeit, dass Fernandes die Lizenz als Sicherheit zurückhält. Konisch ist die Aussage schon, dass die neuen Eigentümer das Team „im guten Glauben“ übernommen haben. Das macht man vielleicht mit einem Limonadenstand, aber sicher nicht mit einer Firma, die im dreistelligen Millionenbereich angesiedelt ist. Jeder, der eine Firma kauft, würde erst dann als ihr Eigentümer handeln, wenn alle Papiere notariell beglaubigt und unterschrieben sind. Das beinhaltet dann auch die Überschreibung des Unternehmens, sodass man rechtssicher handeln kann, um Rechnungen stellen und begleichen zu können. Kolles ist jetzt auch keiner, der sich mit solchen Dingen nicht auskennt.
Klar ist aber, dass Caterham schwer verschuldet ist und wegen der schlechten Saison 2013 und 2014 kaum TV-Gelder ausstehen. Ob sich jemand findet, der hier einsteigen möchte, ist eher ungewiss. Natürlich hat das Team durch die Werkstatt einen großen Wert, der aber wohl nicht die Schulden deckt. Dadurch, dass man nun quasi bewegungsunfähig ist, wird man auch nicht in der Lage sein, die Saison 2015 vernünftig vorzubereiten, was das Team weiter schwächt. Die Situation erinnert fatal an jene von SuperAguri. Wenn Caterham es nicht mehr schafft, bei den ausstehenden drei Rennen an die Strecke zu kommen, fällt es schwer zu glauben, dass man das Team 2015 in der Formel Eins sehen wird.