Home Motorsport NASCAR Whelen Euro Series am Nürburgring 2014 – Teil 2 (GP-Strecke / Fahrerlager & Euro-Series-Rennen)

NASCAR Whelen Euro Series am Nürburgring 2014 – Teil 2 (GP-Strecke / Fahrerlager & Euro-Series-Rennen)

von KristianStooss
2 Kommentare

Wenn es dieses Jahr schon nicht mit dem Sprint Cup geklappt hat, musste wenigstens der Ableger in Form der NASCAR Whelen Euro Series am Nürburgring her. Mein Bruder und ich haben dabei die Hocheifel ganz genau unter die Lupe genommen und möchten euch einen kleinen Erfahrungsbericht nicht vorenthalten, der euch hoffentlich bei eurem ersten/nächsten Besuch am Ring weiterhilft.

OLYMPUS DIGITAL CAMERANachdem das Adrenalin vom waghalsigen Besuch mit dem Polo auf der Nordschleife nun abgeklungen ist, wollen wir euch auch den zweiten Teil des Erlebnisberichts nicht vorenthalten. Wir hoffen, euch damit zu einem Besuch im nächsten Jahr animieren zu können, falls die Rennserie denn zurückkehrt, denn es war wirklich toll am Ring. Natürlich gibt es abschließend auch ein paar ausgewählte Fotos vom Wochenende. Heute erscheint Teil 2 mit Details von der GP-Strecke und der NASCAR Whelen Euro Series sowie einem Exkurs durch die Region.

GP-Strecke / Fahrerlager & NASCAR Whelen Euro Series

Bereits am Donnerstag konnten wir uns die Wartezeit auf die Touristenfahrten bis 17:30 Uhr auch an der GP-Strecke verkürzen. Wer nicht für 5 € auf einen der Tagesplätze vor der Haupttribüne fahren wollte, konnte auch kostenlos die Parkfläche D an der Rückseite nahe ADVAN-Bogen bzw. NGK-Schikane nutzen. Eine weitere Alternative bot die Tiefgarage unter der Start-Ziel-Geraden, die einen sehr fairen Tarif anbot: erste Stunde kostenlos, jede weitere 1,50 €. Wer nur kurz im Ring-Shop stöbern oder eine Session der NASCAR schauen wollte, war damit am Freitag gut versorgt. Samstags und sonntags kam dann der erwartete Besucheransturm und das Parkhaus war komplett voll, so haben wir am Sonntag zum Beispiel einen der letzten drei Plätze bekommen. Am Donnerstag ging die Schranke nach einer Stunde komischerweise von ganz alleine wieder auf, das Geld am Parkautomaten hätte ich mir also sparen können.

Beim Ablaufen des Geländes (Ring-Shop, Ring-Werk, Merchandising-Stände, Tribünen usw.) stellten wir fest, dass schon die Mercedes-Tribüne (T4a) am Ende der Start-Ziel-Geraden geöffnet war. Den schönen Service, um den Fans die ersten Blicke auf die Strecke zu bieten, nahmen wir gerne an und schossen schon mal ein paar Fotos vom ersten freien Training der FIA-Trucks, das man merkwürdigerweise nicht im Programmheft vermerkt hatte. Bereits jetzt zeigte sich, dass der mitgebrachte Gehörschutz auch hätte zu Hause bleiben können. Die NASCAR überzeugte in puncto Lautstärke leider auch nicht wirklich, was vermutlich vor allem an den nur 400 PS lag, welche die 1,2-Tonnen-Monster in ihren V8-Motoren zur Verfügung hatten. Trotzdem gab es einige akustische Leckerbissen in Form von Fehlzündungen und das berühmte V8-Blubbern auf die Lauscher.

Unsere Karten der Silber-Kategorie kosteten pro Nase günstige 59 € und berechtigten zu einem Besuch aller Tribünen außer der Bilstein-Tribüne (T4) und der Mercedes-Tribüne (T4a). Obwohl diese beiden Zuschauerplätze einen optimalen Blick auch in die Mercedes-Arena und die Querspange ermöglichen sollen, waren wir mit der Haupttribüne auf Höhe der Boxengassenausfahrt komplett zufrieden. Auch hier konnte man das komplette Infield überblicken. Es fehlten eigentlich nur die Querspange, ADVAN-Bogen, NGK-Schikane sowie Coca-Cola-Kurve, wobei die letzten drei Streckenabschnitte ohnehin auf der anderen Seite der Anlage zu finden sind. Sogar RTL- und Warsteiner-Kurve waren von der Haupttribüne zu verfolgen. Der Streckenabschnitt Müllenbach-Schleife inkl. Ford-Kurve, Dunlop-Kehre und Michael-Schumacher-S wurde dagegen gar nicht befahren.

Als bester Punkt des Wochenendes entpuppte sich jedoch eindeutig das Fahrerlager, welches ebenfalls für alle Karten-Besitzer mehr oder weniger öffentlich zugänglich war. Man konnte direkt hinter dem Boxengassengebäude flanieren und den Teams & Fahrern bei der Arbeit bzw. eher beim Essen zuschauen – Mann, haben die viel gefuttert! Wie immer galt das ungeschriebene Gesetz: Schauen, aber nicht anfassen, und das Garagentor ist die Grenze. Wir haben niemanden um Autogramme gebeten, was aber ohne weiteres möglich gewesen wäre. Leider habe ich Max Papis nirgendwo angetroffen und am Montag dann gesehen, dass sein Team schon seit dem zweiten Saisonrennen auf keiner Entry-List mehr auftauchte. Sehr seltsam!

Für die ersten Sessions ging es dann zurück auf die Tribünenplätze, wo ein unglaubliches Maß an Selbstverpflegung möglich war. Beim Betreten der Galerie wurden lediglich unsere Tickets eingescannt, aber die Taschen nicht kontrolliert. Wasser, Bier und der eine oder andere Snack ließen sich also ohne Probleme mitnehmen. Wir haben sogar eine Gruppe Fans gesehen, die mit einem 5L-Party-Fass auf die Tribüne gekommen sind. Ob das beim einem Formel-1-Rennen auch funktioniert, kann ich natürlich nicht sagen, ich vermute allerdings nicht. Die Preise an den Verkaufsständen entpuppten sich jedoch als relativ human, sodass auch mal ein eiskaltes Bier vom Fass (0,3 l für 3 €) im Budget war. Die kleine Portion Pommes konnte ebenfalls für 3 € erstanden werden und hatte bereits eine recht stattliche Größe.

Die Atmosphäre auf der Tribüne war angenehm, wir haben lediglich eine komplett abgefüllte und gesangsstarke Gruppe erlebt. Schön fand ich, dass die Truck-Fans die NASCAR-Serie sofort angenommen und interessiert verfolgt haben. Bei jedem Schubser und Dreher im Stock-Car-Style konnte man ein Raunen in der Menge vernehmen, gepaart mit einzelnen Kommentaren, dass dies noch richtiger Motorsport sei. Natürlich kamen auch die üblichen Sprüche à la „In den USA fahren die ja nur im Kreis!“, aber ich war hier nur zu Gast und ersparte den Truckern und mir somit die Belehrungen. Vereinzelt erspähten wir auch Fans, die sich von Kopf bis Fuß im NASCAR-Federkleid befanden und offensichtlich nur für die Whelen Euro Series zum Ring gereist sind. Der Streckensprecher half sehr gut dabei, das Geschehen zu vermitteln und stellte auch einzelne Teams und Fahrer ausführlich vor. Kleinere Fehler konnte man ihm da wirklich leicht verzeihen.

Vielleicht noch ganz kurz etwas zu den Unterschieden in der Reglementierung zwischen NASCAR und FIA: Ich konnte mit dem Streckenposten auf dem Campingplatz etwas plauschen und er erzählte mir, dass die Whelen Euro Series in Form von sechs Offiziellen in die Rennleitung eingezogen war und von dort das Geschehen bestimmte. Dies brachte dann sogar zwei Cautions inkl. Double-File-Restarts in Situationen, die man auch mit lokalen gelben Flaggen hätte auflösen können. Sehr interessant eigentlich, dass der europäische Ableger in dieser Hinsicht bereits beim großen Bruder in den Staaten abschaut. Etwas hinderlich zeigte sich da nur das Zeitlimit von 30 Minuten für jedes der insgesamt vier Rennen, so gab es dann leider im ersten Lauf kein Green-White-Checkered, als die Uhr abgelaufen war. Zudem kommunizierten die Offiziellen bei Vergehen per Funk direkt mit den Teams unter Auslassung des Flaggenstands. Für die Durchführung einer Drive-Through zeichneten somit die einzelnen Mannschaften selbst verantwortlich.

Die Rennen konnten mit Action und Spannung überzeugen, auch im Hinterfeld um Platz 15 wurde mit allen Bandagen gekämpft. An dieser Stelle muss ich allerdings etwas abkürzen und verweise auf die offiziellen NASCAR-Rennberichte, die ihr nachfolgend querlesen könnt. Zudem bietet man dort auch zwei schöne Highlight-Videos jeweils vom Samstag und Sonntag an:

Entry-List

Samstag:
Ergebnis Elite 1
Bericht Elite 1

Ergebnis Elite 2
Bericht Elite 2

Highlight-Video Samstag

Sonntag:
Ergebnis Elite 1
Bericht Elite 1

Ergebnis Elite 2
Bericht Elite 2

Highlight-Video Sonntag

Einkaufsmöglichkeiten und Landschaft/Region, Sonstiges

In der Eifel hilft es sehr, motorisiert unterwegs zu sein, gerade wenn man wie wir Nordlichter etwas hilflos vor ein paar Hügeln steht. Es gibt direkt am Nürburgring wirklich wunderschöne Landstraßen, teilweise mit Serpentinen, auf denen man auch in verhältnismäßig langsamer Fahrt sehr viel Spaß haben kann. Besonders genial war, wenn ich mich richtig erinnere, die L92 zwischen Einfahrt Nordschleife / Meuspath und Herschbroich / Adenau. Auf unseren Erkundungstouren durch die nächstgelegenen Orte haben wir auch ein paar Supermärkte erspäht, in denen sich das knappe Gut Wasser kostengünstig schnell wieder auffüllen ließ. Im Süden befindet sich nach Durchfahrt von Müllenbach die Ortschaft Kelberg, wo wir Lidl und Edeka gefunden haben. Richtung Norden kann man in Adenau hinter Quiddelbach bei Rewe, Aldi Süd oder ebenfalls Lidl einkaufen. Die Distanz zum Ring ist in beide Himmelsrichtungen jeweils ca. 5 km durch die malerische Hocheifel.

Erwähnenswert ist noch das musikalische Rahmenprogramm, welches am Freitag und Samstag immer abends auf einer Bühne im gesperrten Streckenteil Müllenbach-Schleife anstand. Für die mitgeschleppten Teenie-Töchter der Trucker zeigte sich am Freitag Jupiter Jones als die beste Wahl. Am Samstag stand dann die Country-Legende Tom Astor auf dem Programm, der seit dem ersten Truck-Grand-Prix dort auftritt. Das Konzert war schon ziemlich geil und ließ sich ohne größere Einlasskontrolle (Karten vorzeigen und versichern, dass man nur 1 Bier im Rucksack dabei hat) direkt im Kiesbett der Dunlop-Kehre verfolgen. Das hatte schon so etwas von Strandatmosphäre, wenn auch ungleich staubiger. Im Hintergrund der Bühne standen gefühlte 100 Trucks orthogonal zur Strecke aufgereiht und boten einen unglaublich coolen Anblick, wenn man bei Nacht den Berg zu Ford-Kurve und Michael-Schumacher-S hochgeschaut hat.

Überhaupt, die Höhenunterschiede auch auf der Grand-Prix-Strecke sind schon überwältigend. Alleine der Anlauf vom Campingplatz zum Konzertgelände war ziemlich anstrengend – nix für Fischköppe, die morgens schon sehen können, wer abends zu Besuch kommt. Alles in allem hat sich der Besuch am Nürburgring wirklich absolut gelohnt und wir empfehlen jedem Motorsport-Fan, sich das Spektakel NASCAR Whelen Euro Series und natürlich auch die legendäre Nordschleife einmal aus der Nähe anzuschauen. Vieles kommt im Fernsehen einfach doch nicht so wirklich gut rüber, hier gilt uneingeschränkt das altbekannte Motto: „Mittendrin, statt nur dabei!“ Wir hoffen, dass euch dieser zweite Teil ebenso gefallen hat wie der erste und vielleicht sehen wir uns ja im nächsten Jahr am Nürburgring in der wunderschönen Hocheifel, so denn der NASCAR-Gott will.

Das könnte Dir auch gefallen

2 Kommentare

Jens 27 Juli, 2014 - 16:40

schöner Bericht und auch ich hoffe, dass sich viele nächstes Jahr auf in die Eifel machen in Sachen NASCAR Whelen Euro – so wie es aussieht, bleibt die Veranstaltung im Kalender der NWES, zumindest nach aktuellem Stand. Ach ja, Max Papis Racing fuhr nur die erste Veranstatlung, das Team konzentriert sich jetzt wohl eher auf Einstätze direkt in den USA, soweit ich gehört habe. Daher hat man das Engagement in der WhelenEuro erstmal nicht weiter verfolgt.

Reinhard54 29 Juli, 2014 - 22:25

Danke für den ausführlichen 2-Teiler vom Nürburgring. War sehr interessant, mal zu lesen, wie es „backstage“ ausschaut (Camping, Parkmöglichkeit, „Höflichkeit“ des Personals, Verpflegung, Preise, Einkauf… ).
Ich mag solche „Geschichten, die das Leben schrieb“…
Hat mir gut gefallen!

Comments are closed.