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Formel Eins: Vorschau GP Malaysia 2014

von DonDahlmann
4 Kommentare

Das zweite Rennen, der GP Malaysia, steht auf dem Programm und dort müssen Teams und Motoren einiges aushalten. Hinter den Kulissen gibt es auch noch jede Menge Ärger.

malaysiaEs geht immer noch um die „Flowmeter“-Affäre rund um Red Bull. Die haben sich dazu entschlossen, gegen die Disqualifikation vorzugehen, was nicht überall auf Verständnis trifft. Hier geht es nicht um ein neues Bauteil der Konkurrenz, sondern darum, dass das „Flowmeter“ offenbar ungenau ist. Den Teams ist das seit den ersten Longruns bei den Tests bekannt. Es gab viele Gespräche mit der FIA, der wiederum die Hände gebunden waren, weil der Hersteller im Moment das System nicht genauer hinbekommt.

Das Problem ist, dass das Flowmeter auch für die Leistung des Motors verantwortlich ist. Eine Abweichung von 5 % kann bei schätzungsweise 800 PS Leistung eben 40 PS ausmachen. Mercedes spricht davon, dass man wegen der ungenauen Messungen des Flowmeters in Australien rund 5 Zehntel verloren hat.

Was an der Sache befremdlich ist: Red Bull versucht, die Regeln auf den Kopf zu stellen. Die FIA schreibt den Sensor vor, Red Bull sagt aber „Der ist Schrott, unserer ist genauer.“ Mag ja sein, aber ändert auch nichts an der Tatsache, dass die FIA den „Schrottsensor“ vorschreibt und alle anderen sich daran halten. Es ist ganz schön arrogant zu sagen, dass die Regeln für alle gelten sollen, aber nicht für Red Bull, die halt bessere Ideen haben.

Ich halte es für ausgeschlossen, dass Red Bull in der Berufungsverhandlung Recht bekommt. Es würde bedeuten, dass jedes Team gegen jede Regel vorgehen kann. Es würde zu einer Kaskade von Klagen und Urteilen führen, die den Sport komplett lähmen wurden. Von daher ist zu hoffen, dass die Klage abgewiesen und Red Bull gezwungen wird, das zu machen, was andere Teams zumindest in Sachen Flowmeter die ganze Zeit machen: Sich einfach an die Regeln halten.

Aber zum Rennen. Malaysia ist der vermutlich härteste Test für Teams, Technik und Motoren. Auf kaum einer anderen Rennstrecke wird es so heiß, die Luftfeuchtigkeit ist eine zusätzliche Belastung für die Motoren und der Asphalt gehört zu dem aggressivsten, den man in der Saison findet. Dazu kommen die unberechenbaren Unwetter. Seitdem man den Start auf 17:00 Uhr Ortszeit verlegt hat, liegt man genau im Regenfenster. Kaum ein Jahr vergeht, in dem es nicht aus Eimern schüttet, kaum ein Jahr, in dem dadurch die Reihenfolge im Rennen nicht auf den Kopf gestellt wird.

Die Teams werden in Malaysia vor allem aber eins im Kopf haben: Kühlung für den Motor. Was bedeutet, dass man zusätzliche Lüftungsmöglichkeiten für den Motor schafft, damit der nicht den Hitzetod stirbt. Jede Öffnung in der Motorabdeckung oder an den Seitenkästen stört aber die empfindliche Aerodynamik, die in Malaysia auch noch besonders gefordert wird. Die vielen schnellen Kurven verlangen nach sehr viel Abtrieb, wer hier nicht gut sortiert ist, wird kaum eine Chance haben.

Die Strecke (mehr Infos dazu in unseren F1 FAQ) ist auch ein erster Test für die Chassis, die ihn Australien ja wenig gefordert wurden. Wer hat sich im Winter in Sachen Abtrieb verbessert? Wer muss nacharbeiten? Seit den Tests hört man, dass die Red Bull in schnellen Kurven besonders gut sein sollen, also wäre es keine Überraschung, wenn man sie auch in Malaysia vorne sehen würde. Wäre da nicht der Motor bzw. die Probleme mit der hochkomplexen Elektronik. Aber Renault hatte in den zwei Wochen zwischen Bahrain und Australien große Fortschritte gemacht, sie werden in den letzten zwei Wochen weitere gemacht haben.

Als Favoriten müssen aber weiter die Mercedes gelten. Wie wir errechnet hatten, lag der Vorsprung in Australien zwischen 0,8 und 1,2 Sekunden vor dem später disqualifizierten Ricciardo. Auch Mercedes wird nicht geschlafen haben, aber die Frage ist, wie gut der Mercedes mit den schnellen Kurven und dem Asphalt klarkommen wird. Da gibt es doch einige Fragezeichen.

Ron Dennis hat versprochen, dass der McLaren in Malaysia 0,5 Sekunden schneller sein würde. Eine mutige Aussage, immerhin sind 0,5 Sekunden ja nicht gerade wenig. Die Briten sind mit einem ganzen Container neuer Bauteile in Kuala-Lumpur aufgeschlagen, aber neue Teile bedeuten ja nicht, dass der Wagen auch schneller wird. Was im CFD funktionieren mag, kann auf der Strecke ein Flop sein.

Bei Ferrari gibt es widersprüchliche Meldungen. Man sei nicht da, wo man sein wollte, aber ganz zufrieden, heißt es. Man müsse besser werden, aber das käme schon. Die Gerüchteküche besagt zumindest, dass es dem Ferrari-Motor etwas an Kraft mangelt. Nicht so viel, wie dem von Renault, aber in der Größenordnung von 30 PS könnte es schon liegen. Erstaunlich ist immer noch, dass der F14T in diesem Jahr in den Longruns eher Probleme zu haben scheint. Das war in Bahrain so, das konnte man auch in Australien sehen.

Gespannt darf man auf die Williams sein, die sich selber als zweite Kraft hinter Mercedes sehen. In Australien konnte man ja noch nicht wirklich auftrumpfen, das soll in Sepang anders werden. Und zuzutrauen ist es dem Team, dass sie ganz weit vorne landen können.

Strategie:
Ähnlich wie in Australien wird man konservative Strategien fahren. Pirelli bringt „Medium“ und „Hard“ mit, was anderes dürfte auf der Strecke nicht funktionieren. Es steht zu befürchten, dass die „Medium“ wegen der Hitze und der Belastung durch die Turbos schnell aufgeben werden. Man wird also versuchen, die „Hard“ so schnell wir möglich aufziehen zu können. Die nervten aber einige Teams im letzten Jahr mit Graining, also müssen die Fahrer besonders vorsichtig zu Werke gehen.

Bei der Anzahl der Stopps darf man sich zwischen zwei und drei entscheiden. Drei haben durchaus ihre Vorteile, vor allem, was das letzte Drittel des Rennens angeht. Aber die Frage ist, ob man so frische Reifen am Ende überhaupt benötigt. Zum einen wäre da ja die Sache mit dem Verbrauch, zum anderen verliert man in der Box rund 22 Sekunden. Was aber auf gar keinen Fall funktionieren wird, ist eine Ein-Stopp-Strategie.

Das Safety-Car sieht man in Malaysia sehr selten, allerdings ist eine Regenunterbrechung durchaus möglich. Einkalkulieren kann man die aber natürlich nicht. Sollte es zwischendurch schütten, erübrigen sich die Überlegungen sowieso.

Ein Sieg führt also über zwei Dinge: Temperatur- und Reifenmanagement. Malaysia wird zeigen, wer hier über den Winter am Besten gearbeitet hat.

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4 Kommentare

Gregor 28 März, 2014 - 10:53

Die Sache mit RBR wird aufgepuscht: Sie haben versucht zu tricksen, wurden erwischt und versuchen jetzt noch alles rauszuholen. Die Saison geht weiter, abhacken:D

blafasel 28 März, 2014 - 18:33

Das Regel-Thema kommt hier etwas merkwürdig rüber:
1) Spritmenge ist vorgegeben
2) Sensor ist vorgegeben

Wenn RedBull jetzt sagt, „wir halten Regel 1 und Regel 2 ein, der Sensor misst aber Mist“ dann ist das doch kein Regelverstoß. Ist der Vorwurf zutreffend und kein besserer Sensor verfügbar, dann muß der Verbrauch halt noch mehr Toleranz kriegen, bis die erlaubte Spritmenge wieder in den Bereich der gültigen Messwerte passt.

DonDahlmann 28 März, 2014 - 18:44

Das Problem ist, dass Red Bull den Sensor in Australien zwar eingesetzt hatte, dessen Messergebnisse aber ignorierte und stattdessen auf eigene Sensoren verwies, die angeblich besser messen. Der Regelverstoß liegt darin begründet, dass sie eben in den Spitzen zu viel verbraucht haben.

Red Bull versucht die FIA davon zu überzeugen, dass man mit den eigenen Sensoren besser dran wäre. Die messen aber nicht direkt den Verbrauch, man muss aus verschiedenen Werten zusammenrechnen, welche Menge eingespritzt wird. Und logischerweise kann man dabei extrem gut tricksen. Der Sensor der FIA misst aber einen Wert ohne die Rechnerei. Sein Toleranzwerte stimmen dabei nicht mit dem überein, was die FIA den Teams versprochen hat. Alle anderen Teams kommen damit klar, nur Red Bull nicht.

blafasel 28 März, 2014 - 20:36

„Damit klarkommen“ ist doch in der „Regeln bis zum äußersten ausreizen“-Formel1 kein Zustand, der erstrebenswert ist :)
Wenn auch Mercedes diesem Flowmeter nicht traut und lieber mal eben 5% Leistung kappt ist das doch lächerlich.
Es geht ja hierbei nicht um ein kreatives Umgehen der Regel – meine Kaffeemaschine hat auch ein Flowmeter, wenn der falsch zählt ist die Tasse halbvoll oder läuft über. Nach der Mercedes-Logik ziehe ich also nur noch kleine Tassen in den großen Becher um die Sauerei zu vermeiden.

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