Home IMSA USCC: 24H Daytona Vorschau 2014

USCC: 24H Daytona Vorschau 2014

von DonDahlmann
2 Kommentare

Die Motorsportsaison 2014 startet traditionell mit dem 24-Stunden-Rennen in Daytona. In diesem Jahr ist vieles neu: die Serie, die Fahrzeuge und die Regeln.

2014 TUDOR United Sportscar Championship Daytona TestingDie US-Protoypenserien ALMS und GrandAm gibt es nicht mehr. An ihre Stelle ist die USCC getreten, die United Sport Car Championship. Im Grunde hat man die beiden Serien einfach zusammengeworfen, denn man wird in diesem Jahr gleich mit fünf Klassen beglückt. Die LMP2, die GTLM und die PC aus der ALMS, die DP und die GTD aus der GrandAm. Da ist ein gewisses Regelchaos programmiert, auf der anderen Seite hat man ein riesiges Starterfeld. Allein in Daytona werden 67 Fahrzeuge an den Start gehen, was die Sache auf der Strecke auch nicht gerade einfacher machen wird.

DPs vs. LMP2

Spannend dürfte vor allem der Kampf um den Gesamtsieg zwischen den DP und den LMP2 werden. Die IMSA hat in den letzten Monaten lange getüftelt, damit die beiden sehr unterschiedlichen Prototypen im Rennen einigermaßen gleichauf liegen. Dabei hat man sich vor allem die DP und deren Abtriebswerte zur Brust genommen, die weit unter jenen der LMP2 lagen. Mittels eines neuen Hecks und eines Diffusors hat man die DP in den Kurven schneller gemacht, dazu kam eine kräftige Erhöhung der Motorleistung. Zusätzlich dürfen die DP jetzt auch mit Carbonbremsen ausgestattet werden. Die Überarbeitung war nicht problemlos, bei den ersten Tests in November verunfallten zwei Daytona Prototypen schwer, weil ein Reifen platzte. Diese Probleme hat man dank verstärkter Reifen wohl in den Griff bekommen, bei den letzten Tests vor wenigen Wochen konnten die DP problemlos ihre Stints absolvieren.

2014 TUDOR United Sportscar Championship Daytona TestingDie LMP2 ist mit vier Chassis vertreten: HPD, Oreca (Morgan), Mazda und dem Delta-Wing. HPD und Oreca hat man in Sachen Motorleistung etwas eingebremst und das Gewicht wurde zunächst auf 960 kg angehoben. Mittlerweile hat man die 60kg wieder rausgenommen, die Fahrzeuge sind also mit ihrem Normalgewicht unterwegs. Mazda startet mit einem Diesel und ist damit ebenso etwas außer Konkurrenz unterwegs wie der Delta Wing.

Die vielen Änderungen haben zumindest dazu geführt, dass die DP in Daytona wieder die schnellsten Prototypen sind. Auf der Geraden wurden rund 193 mph gemessen, die LMP2 waren 5 bis 8 Meilen langsamer. Auch bei den Rundenzeiten haben die DP weiter die Nase vorne. Bei den Vortests in der ersten Januarwoche lagen auf den ersten sechs Plätzen die DP, der Abstand zum schnellsten LMP2 von Extreme Motorsport betrug rund eine Sekunde (1:38.630 vs. 1:39.750). Das waren allerdings Zeiten, die auf freier Strecke gefahren wurden – ein Luxus, den man im 24h-Rennen nur selten haben wird.

Dennoch werden die LMP2 in den ersten Stunden des Rennens vermutlich nicht vorne zu sehen sein. Im Verlauf des Rennens wird sich das allerdings wieder ändern, denn dann kommt die Strategie zum Tragen. Die DP werden wohl zwischen 21 und 23 Runden fahren können, die P2 zwischen 23 und 25 Runden. Am Ende könnte hier der Schlüssel zum Sieg liegen.

Ein Blick zu den Teilnehmern der beiden Klassen, aus Platzgründen beschränkt auf die wichtigsten Starter:

DP:

2014 TUDOR United SportsCar Championship Daytona TestingAction Express – Corvette DP
#5 Joao Barbosa – Christian Fittipaldi – Sebastien Bourdais – Burt Frisselle

Die übliche Besetzung bei Action Express, die waren bei fast allen Tests auch die schnellsten. Die Besetzung ist sehr stark, alle Fahrer verfügen über viel Erfahrung in 24h-Rennen. Friselle, Barbosa und Fittipaldi haben das Rennen schon gewinnen können.

Michael Shank Racing – Riley DP / Ford
#60 John Pew – Oswaldo Negri Jr. – AJ Allmendinger – Justin Wilson

Kein Underdogteam, aber bisher lief es bei den Tests noch nicht ganz so gut, wie man es sich erhofft hatte. Die Besetzung ist allerdings für einen Sieg gut. Ob man sich aber gegen Ganassi und Konsorten wird durchsetzen können?

Spirit of Dayona – Corvette DP
#90 Richard Westbrook – Michael Valiante – Mike Rockenfeller

Die waren bei allen Tests extrem schnell, hatten im November allerdings auch einen schweren Unfall, als Westbrook sich mehrfach überschlug. Ganz klare Favoriten in Daytona. Wie überhaupt die Corvette Chassis gegen über den alten Rileys im Vorteil sind.

Gainsco/Bob Stallings Racing – Corvette DP
#99 Alex Gurney – Jon Fogarty – Memo Gidley – Darren Law

In Daytona ist das Team meist vom Pech verfolgt, aber die Besetzung ist schon allererste Güte. Während andere Teams meist noch einen Fahrer an Bord haben, dem etwas die Erfahrung fehlt, ist diese Fahrerpaarung über alle Zweifel erhaben. Das kann sich bei einem engen Rennen durchaus auszahlen.

Chip Ganassi Racing – Riley DP / Ford
#01 Scott Pruett- Memo Rojas – Jamie McMurray – Sage Karam
#02 Scott Dixon – Tony Kanaan – Marino Franchitti – Kyle Larson

Die Dauersieger bei den 24h, dieses Jahr mal ohne Juan Pablo Montoya, dafür mit dem mir unbekannten Sage Karam. Der stammt aus der Indy Lights Series und ist gerade mal 18 Jahre alt. Da geht Ganassi ein ganz schönes Risiko ein. Der zweite Wagen sieht als Gaststarter Tony Kanaan. Beide Wagen sind mal wieder für einen Sieg gut.

Starworks Motorsport – Riley DP / Dinan
#78 Scott Mayer – Alex Popow – Brendon Hartley

Nicht ganz stark besetzt wie in den Jahren zuvor, auch wenn Brandon Hartley natürlich zu den schnellsten im Feld gehört. Starworks konzentriert sich in diesem Jahr aber etwas überraschend auf die LMPC-Klasse.

LMP2

Da gibt es vor allem alte Bekannte, die man trifft. Muscle Milk/Pikett haben sich ein Oreca-Chassis zugelegt und neben der Besetzung Luhr/Graf wird der sehr schnelle Alex Brundle in Daytona starten. Extreme Motorsport kommt mit zwei HPD, die sich bei den Tests als die schnellsten P2 vorgestellt haben. In einem Wagen werden Sharp/Dalziel/Brabham sitzen, im zweiten Pagenaud/van Overbeek/Brown/Lazzaro. Aus Europa kommt das aus ELMS und WEC bekannte OAK Racing, die auf Pla/Rusinov/Yacaman/Webb setzen. Starke Besetzung, bei den Tests fehlten allerdings 1,6 Sekunden auf den schnellsten DP.

Und dann wären da noch die beiden Mazda Diesel mit Tremblay/Hinchcliffe/Tom Long und Miller/Nunez/Vautier. Die werden aber im Rennen keine Rolle spielen, dafür sind sie zu langsam. Auch den Delta-Wing wird man vermutlich nicht allzu lange sehen. Wenn der Elan-Motor 24 Stunden durchhalten sollte, wäre das allein ja schon eine Sensation.

LMPC

2014 TUDOR United Sportscar Championship Daytona TestingAuch die Klasse gibt es noch in der USCC und sie hat sich erstaunlicherweise zu einem Sammelbecken von sehr guten Teams und Fahrern entwickelt. Man findet in der Entry-List (Link siehe unten) etliche Namen, die man aus der LMP2 kennt. Starworks und 8Star haben sich in diesem Jahr dazu entschlossen, in der PC-Klasse anzutreten.

Die LMPC haben der IMSA aber ein wenig Kopfzerbrechen bereitet, denn die Wagen waren auf der Geraden schlichtweg zu langsam. Bei den ersten Tests waren die GTs deutlich schneller, ein Phänomen, dass man schon in der ALMS hier und da beobachten konnten. Daher hat man die GTs etwas einbremsen müssen, damit die PCs auf den Geraden auch vorbeikommen.

GTLM

2014 TUDOR United SportsCar Championship Daytona TestingIm Prinzip ist das die alte GT-Klasse aus der ALMS, in der auch die üblichen Verdächtigen antreten werden. Neu dabei in diesem Jahr: Porsche, die einen Werkseinsatz wagen. Die Autos werden von Porsche Nordamerika direkt eingesetzt und sind mit den Werksfahrern Tandy/Lietz/Pilet und Long/Bergmeister/Christensen besetzt. Der 991 hatte bei den Tests allerdings mit einigen Problemen zu kämpfen, weil die Antriebswellen die Belastung in den Steilkurven nicht ausgehalten haben. Das soll aber mittlerweile behoben sein. Immerhin konnte man bei den Tests die schnellste Zeit in der GT-Klasse fahren.

General Motors schickt die komplett neue Corvette C7-R ins Rennen, die ebenfalls aus dem Stand sehr schnell scheint. Der neue Wagen war auch überfällig, nachdem man in den letzten zwei Jahren hinter die BMW und die Ferrari zurückgefallen war. Mit Magnussen/Garcia/Briscoe und Gavin/Millner/Lidell geht GM in Sachen Fahrer auch keine Risiken ein. Ob die C7 aber schon standfest genug ist, um 24 Stunden durchzuhalten? GM wird das Rennen auch als Test für das Rennen in Le Mans sehen.

BMW setzt in Zusammenarbeit mit RLL weiter auf den Z4. Bei der Fahrerbesetzung hat man alles an den Start gebracht, was gut und schnell ist. In einem Wagen sitzen Auberlen/Priaulx/Hand/Martine im anderen Dirk Müller/Edwards/Rahal/Werner. Besser kann man kaum unterwegs sein.

Mit leichten Sorgenfalten reisen die Ferrari nach Daytona. Den F458 hatte man in den letzten Jahren immer weiter eingebremst und so mehr oder weniger chancenlos gemacht. Kurz vor dem Rennen hat die IMSA allerdings die BoP etwas angepasst, sodass der Ferrari nun etwas mehr Luft und damit Leistung bekommt. Die Ferrari-US-Abteilung Risi setzt auf Fisichella/Bruni/Beretta/Malucelli, der zweite Wagen kommt von Krohn und ist mit Dumbreck/Bertolini/Jonsson/Krohn belegt.

Dann sind da noch die beiden Viper mit Farnbacher/Goosens/Hunter-Reay und Robert Bell/Bomarito/Wittmer. In Le Mans fuhr die Viper bekanntermaßen weit hinterher, in den USA ist die BoP-Einstellung allerdings anders. In der ALMS konnte die Viper ein paar Siege einholen, dementsprechend schnell ist man auch in Daytona, wie die Tests schon gezeigt haben.

Nicht neu, aber zumindest ungewohnt ist der Start eines Werks-Aston-Martin. Dave Richards setzt auf Mücke/Turner/Lamy/Stanaway/Della Lana und war bei den Tests gut dabei. Auf jeden Fall ein Wagen, der auf Sieg fahren kann.

GTD

2014 TUDOR United Sportscar Championship Daytona TestingDie GTD unterscheiden sich von den GTLM vor allem in Sachen Aerodynamik und Leistung. Im Grunde handelt es sich, grob gesagt, um die US-GT3-Variante. Die Klasse ist mit knapp 30 Fahrzeugen dann auch für die Hälfte des Feldes zuständig. Eine riesige Armada von Porsche ist am Start, aber auch fünf Audi R8 LMS, die teilweise mit Werksunterstützung unterwegs sind. Nachdem Flying Lizard Motorsports von Porsche zu Audi gewechselt ist, stellt das Team auch die Speerspitze der Ingolstädter dar. Mit Canache jr/Pumpelly/Pappas/Winkelhock hat man jedenfalls keine Amateurfahrer am Start.

Die Starterliste komplett durchzugehen, würde den Rahmen sprengen, aber es finden sich extrem gute Gaststarter wie Shane van Gisbergen, Marco Holzer, Marc Lieb, Nicki Thiim, Marc Basseng, Familie Bleekemolen, Filipe Albuquerque, Réné Rast, Toni Vilander, Timo Bernhard, Mika Salo, Kevin Estre, Augusto Farfus und Markus Palttala in der Startliste.

Die Strecke

Der Rundkurs in Daytona ist bekannt. Man fährt alle Steilkurven, biegt aber nach Turn 4 zunächst ins teils enge, teils sehr schnelle Infield ab. Dann geht es raus in T1 und T2. Damit man nicht zu schnell wird, hat man vor T3 eine durchaus flüssige Schikane eingebaut.

Das Wetter dürfte in diesem Jahr keine große Rolle spielen. Die USCC fährt auch bei Regen, aber die Regenreifen wird Continental wohl im Schrank lassen können. Angesagt sind knapp 18 Grad am Tag und 8 Grad in der Nacht. Ein Problem verursachte in den letzten Jahren immer wieder der Nebel, der vom Meer aus kommen kann. Da es aber nicht so feucht sein soll, dürfte dieses Jahr auch das Problem nicht existieren.

Übertragungen
MotorsTV wird das Rennen relativ lange übertragen, dazu kommt ein Livestream der IMSA, der dann ansetzt, wenn die großen Sender aussteigen.

Motors TV: Sa. 19:45 – 01:45 Uhr // So. 11:45 Uhr – 20:45 Uhr
Fox: Sa. 20:00 Uhr – 22:00 Uhr
Fox Sports 2: Sa. 22:00 – 03.00 Uhr
IMSA Livestream: So. 03:00 – 13:00 Uhr
Fox Sports 1: So. 13:00 Uhr – 21:00 Uhr

Ein Livetiming sollte es bei der IMSA geben.

Die Entrylist ist hier zu finden.

Spotterguide ist hier. Allerdings ist der dieses Jahr in Sachen Format etwas unglücklich ausgefallen.

Zu guter Letzt: Ich werde dieses Jahr vor Ort in Daytona sein. US-SIM-Karte vorausgesetzt sollte ich Internet haben und damit auch jede Menge Bilder und Infos von vor Ort senden können. Die laufen dann über Twitter ein. Sollte das mit dem Internet nicht klappen, gibt es dann später jede Menge Bilder aus Daytona.

(Bilder: “Courtesy of IMSA”)

Das könnte Dir auch gefallen

2 Kommentare

Living America – Saisonauftakt der USCC in Daytona - 1300ccm.de 25 Januar, 2014 - 09:10

[…] im Moment die auf Highspeed getrimmten Daytona Prototypen in Front. Schon beim Vortest für das 24-Stunden-Rennen bestätigte sich dies. Die schnellsten LMP verloren deutlich mehr als eine Sekunde auf die Spitze […]

carom 25 Januar, 2014 - 11:08

Etwas verwirrend geschrieben, wenn man ohne Vorkenntnisse hier landet. Es gibt eigentlich nur 4 Klassen, da zwischen DP und LMP2 nicht unterschieden wird und beide in der P Klasse stecken (was zum Ausdruck gebracht werden sollte („Kampf zweier Konzepte“) ist schon klar, ist im Rennen aber trotzdem nur eine Klasse).

Wenn übrigens ein eigentliches LMP2-auto gewinnen sollte, dann fress‘ ich nen Besen. Hatte noch nie kapiert, wie die bei derart unterschiedlichen Autos eine BoP aufstellen wollen.

Comments are closed.