Home LMSWEC WEC: Analyse 6H Shanghai 2013 – Toyota macht Druck

WEC: Analyse 6H Shanghai 2013 – Toyota macht Druck

von DonDahlmann
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Toyota überraschte, Audi zitterte, es brannte bei Labre und in der GTE Pro gewann der Sieger mit weniger als eine Sekunde Vorsprung. Doch die größten Gewinner der WEC kamen nur auf Platz 3.

2013-6-Heures-de-Shanghai-6-HEURES-DU-SHANGHAI-02113012-232Audi hatte vor dem Start in Shanghai Zweifel, was den Sieg anging, denn die Strecke passt dem R18 nicht so gut. Zum einen hat sie etliche sehr langsame Ecken und da Audi sein Hybrid-System erst ab 120 km/h nutzen darf, hatte Toyota schon mal einen Vorsprung. Zum anderen machte man sich um die Reifen Sorgen. Der R18 verbraucht die Michelin-Reifen etwas schneller als der TS030, also muss man sie häufiger wechseln, was wiederum 25 Sekunden mehr Zeit an der Box kostet. Das es schwierig werden würde, war den Ingolstädtern also vorher klar, überrascht war man aber doch, wie schnell die Toyota waren.

Dabei hatte Toyota den Start in Shanghai gar nicht geplant. Aber weil das Rennen in Fuji buchstäblich ins Wasser gefallen war und man sehen wollte, wo man mit den Entwicklungen nun steht, entschloss man sich kurzfristig für den Einsatz in China und hat vorsichtshalber auch gleich Bahrain noch mit auf die Startliste geschrieben.

In der Quali zeigten die Japaner schon mal, dass sie in Sachen Speed den Audi Paroli bieten konnten. Die Startaufstellung war hübsch durchgemischt, mit der #7 (Wurz/Lapierre) vor dem Audi mit der #1 (Lotterer/Treluyer/Fässler), dem zweiten Toyota #8 (Davidson/Buemi/Sarrazin) und der #2 von Audi mit McNish/Duval/Kristensen. Für letztere war die Ausgangssituation im Rennen komplett anders. Sie mussten den vierten Platz belegen, um sich den Weltmeistertitel zu sichern.

Dementsprechend ging es vorne auch los. Die #2 hielt sich aus allem raus, während die #8 in Führung ging und sich relativ leicht vom Audi mit #2 absetzte. Der musste nach ein paar Runden auch noch den zweiten Toyota passieren lassen und verlor an Boden.

Wer gedacht hatte, das Toyota hier nur ein Feuerwerk abbrennt, sah sich im Verlauf des Rennens, das ohne Unterbrechung blieb, getäuscht. Es zeigte sich, dass die Toyota das Tempo halten konnten und konsequent schneller waren als die Audi. Tatsächlich nahm man nach knapp zwei Stunden sogar etwas Speed raus, denn zu diesem Zeitpunkt hatte man die Audi kurz vor einer Überrundung. Dabei konnten die Toyota auf zwei Ebenen überraschen. Zum einen war man auf der Strecke schneller, zum anderen blieb man in der gleichen Stoppsequenz wie die Audi und man hat es geschafft, den Stopp genauso lang zu gestalten wie die Audi. Der Vorteil der Toyota lag nicht mal darin, dass sie die Michelin nur bei jedem zweiten Stopp wechseln konnten. Das ging aufgrund des sehr rauen Asphalt in China nicht. Toyota fuhr den großen Vorsprung also nur raus, weil man tatsächlich schneller war.

Doch das Glück war Audi mal wieder hold. Nach etwas mehr als der Hälfte des Rennens brach beim führenden Toyota mit #8 ein Teil der vorderen rechten Aufhängung, womit das Rennen beendet war. Die #7 stolperte über zwei schlechte Reifensätze. Nach vier Stunden musste Lapierre wegen eines schleichenden Plattfuss kurz nach seinem Stopp wieder an die Box. Beim letzten Stopp erwischte Alex Wurz einen nicht passenden Satz und er verlor sukzessive Zeit auf den drängelnden Fässler, der ihn dann 30 Minuten vor Schluss überholen konnte und dem Toyota auch noch 15 Sekunden in den letzten Runden abnahm. Die Enttäuschung bei Toyota war sichtlich groß, auf der anderen Seite hat man zum ersten Mal in diesem Jahr gezeigt, dass man schneller als der R18 war.

Am Ende jubelte also wieder Audi. Der Sieg war hart erkämpft und dementsprechend verdient. Noch ausgelassener feierten Alan McNish, Tom Kristensen und Loic Duval, die sich mit dem dritten Platz die Fahrer-WM sichern konnten. Es ist der erste WM-Titel für alle drei Fahrer und vor allem Kristensen und McNish haben sich diesen mehr als verdient. Schön, dass die „Alt-Herren-Riege“ gegen Ende ihrer Karriere noch mal einen solchen Titel holen konnte.

LMP2

In der kleinen Prototypklasse gab es eine erneute Auflage des Zweikampfes zwischen dem G-Drive Oreca und beiden OAK Wagen. Dieses Mal konnten sich die Dauersieger Rusinov/Martin/Conway aber nicht wie sonst mit ihrem G-Drive an die Spitze setzen und diese bis zum Ende halten. Der Oreca lief dieses Mal nicht so gut, stattdessen sah man sich durch den OAK mit Pla/Heinemeier-Hanson/Brundle an der Spitze unter Druck gesetzt. Immer in Schlagdistanz blieben Baguette/Gonzales/Plowman im zweiten OAK.

Es entwickelte sich ein zumindest auf dem Timingscreen spannendes Rennen, dass man allerdings in den TV-Bildern nur selten gezeigt bekam. Nach vier Stunden hatten sich Pla/Heinemeier-Hanson/Brundle gerade mal 17 Sekunden Vorsprung vor Rusinov/Martin/Conway herausgefahren. Die Entscheidung fiel dann im Verkehr und an der Box. Der G-Drive hatte am Ende etwas bessere Rundenzeiten und die etwas bessere Strategie, sodass man sich in der letzten Stunde dann absetzen und den Sieg für sich beanspruchen konnte. Auf P3 landete der zweite OAK mit Baguette/Gonzales/Plowman.

Der Rest des Feldes hatte mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun. Die Pecom-Mannschaft fiel nach vier Stunden Rennzeit aus, was für lange Gesichter sorgte. Aber bei Pecom war die Stimmung am Wochenende eh nicht gut, nachdem das Team bekannt gegeben hatte, dass man 2014 auf die WEC verzichten muss. Zum einen sind es die Kosten, zum anderen hat Teambesitzer Luis Perez Companc die USCC als möglichen Ersatz im Auge.

Bei Greaves lief es mal wieder schleppend, während die Lotus doch etwas überraschend langsam waren. Hatte das Team zumindest in Austin noch eine ansteigende Form gezeigt, fiel man in China wieder weit zurück. Ein Wagen fiel nach der Hälfte des Rennens aus, der andere hatte am Schluss fünf Runden Rückstand.

In der Fahrer-WM sieht es nach einem Sieg für Baguette/Plowman/Gonzales aus, die 15 Punkte Vorsprung auf Pla/Heinermeier-Hanson/Brundle haben. Allerdings darf man sich beim letzten Rennen in Bahrain keinen Ausfall erlauben bzw. man muss auf P3 kommen, sollten die Teamkollegen das Rennen gewinnen. Die G-Drive Mannschaft Rusinov/Martin/Conway liegt 22,5 Punkte zurück. Da müssten beide OAK schon aufallen und sie das Rennen gewinnen, um die Meisterschaft noch zu holen. Schuld daran ist der Ausfall beim Rennen in Le Mans, der das Team viele Punkte gekostet hat.

GTE Pro

Und weiter ging es mit der Auseinandersetzung zwischen Ferrari und Aston Martin mit gelegentlicher Beteiligung von Porsche. Das Manthey-Team kämpfte in Shanghai mit dem Asphalt. Die Reifen des neuen 991 RSR waren so schnell hinüber, dass man nicht mal die geplante Stintlänge durchhalten konnte. Das warf die Manthey-Truppe zu Beginn dann etwas zurück, aber man hielt zumindest Kontakt zur Spitze.

Dort hatte sich zunächst der AF Corse Ferrari mit Kobayashi/Vilander die Spitze gesichert, aber denkbar knapp vor dem Aston Martin mit Turner/Mücke am Steuer. Dahinter folgten Fisichella/Bruni vor dem nächsten Aston mit Senna/Lamy/Stanaway. Erst danach folgten die Porsche mit den genannten Problemen.

Im Verlauf des Rennens änderte sich das Bild und die Aston schoben sich mehr und mehr nach vorne. Grund dafür war mal wieder auch der verkleinerte Tank der Ferrari, die in Sachen Stintlänge nicht so ganz mithalten konnten. Das spülte dann die Aston nach vorne, die sich im Verlauf der letzten Stunde ein packendes Duell um den Sieg lieferten. Im letzten Stint lagen Stefan Mücke und Bruno Senna innerhalb von einer Sekunde und dieser Abstand blieb auch bis zum Zieldurchlauf bestehen.

Schlechter lief es am Ende für beide AF Corse. Die Ferrari verloren bei kühler werdender Strecke immer mehr an Grip und sahen sich durch den Porsche mit Bergmeister/Pilet am Steuer unter Druck gesetzt. In einem sehenswerten Zweikampf bügelte die Porsche-Mannschaft dann die Ferrari nieder. Die kämpften allerdings wirklich mit stumpfen Waffen, da ihnen jeglicher Grip fehlte.

GTE Am

Der „Dänenbomber“ mit Nygaard/Poulsen/Thiim sah mal wieder wie der sichere Sieger aus, doch nach etwas mehr als der Hälfte des Rennens war dann plötzlich Feierabend. Die Elektronik streikte und Thiim musste den Wagen mitten auf der Strecke abstellen. Damit rutschte der Porsche mit Narac/Vernay/Paltalla an die ersten Stelle, der sich allerdings nicht vom 8Star Ferrari mit Potolicchio/Agus/Rigon absetzen konnten. Im Gegensatz zu den AF Corse in der Pro-Kategorie wurde der 8Star Ferrari aber im Verlaufe des Rennen besser. Die IMSA-Mannschaft kämpfte zudem mit kleineren technischen Problemen, sodass sich der Ferrari am Ende den Sieg holen konnte.

Doch die Glückspilze des Rennen kamen aus dem Labre-Team. Beim letzten Boxenstopp, ca. 50 Minuten vor Ende des Rennens, entzündete sich plötzlich die gesamte (!) Tankanlage. Ein sehr dramatisches Bild zeugt davon, wie groß das Feuer war. Im Fernsehen sah man davon nur das Ende, da hatten alle benachbarten Teams (Lotus, Aston, Porsche und andere) schon die Feuerlöscher gezückt und das Feuer erstickt. Die im Bild zu sehenden Mechaniker sind alle ok, niemand hat Verbrennungen oder Rauchvergiftungen erlitten, laut der FIA konnten alle untersuchten Teammitglieder das Streckenhospital nach einem kurzen Check wieder verlassen. Das zeigt auch, wie gut die feuerfesten Anzüge geworden sind. Und wie wichtig es ist, dass in einer Boxengasse alle einen tragen müssen.

Es war jetzt kein wirklich umwerfendes Rennen der WEC, aber es war aus strategischer Sicht durchaus spannend zu betrachten. Das letzte Rennen der Saison und damit auch der „alten“ LMP1 findet am 30.11. in Bahrain statt.

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