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Formel Eins: Daniil Kyvat zu Toro Rosso

von DonDahlmann
2 Kommentare

Toro Rosso wartet mit einer großen Überraschung auf. Für die Saison 2014 hat man den erst 19jährigen Danill Kyvat verpflichtet.

Danill KyvatToro Rosso hat bekannt gegeben, dass man sich für den 19jährigen Daniil Kvyat als zweiten Fahrer neben Vergne entschieden hat. Den Namen dürften viele noch nicht mal gehört haben. Kvyat fährt bisher in der GP3, wo er in diesem Jahr den zweiten Platz in der Meisterschaft belegen konnte. In der F3 Euro war er auch unterwegs, allerdings als Gaststarter, sodass er keine Punkte gutgeschrieben bekam. Seine bisherigen Erfolge sind durchaus sehenswert, allein der zweite Platz bei den GP3 ist schon recht erstaunlich für einen 19jährigen.

Auf der anderen Seite bin nicht nur ich massiv überrascht, dass sich Dr. Helmut Marko nicht für Antonio Felix da Casto entschieden hat. Da Costa konnte zwar keinen Meistertitel ergattern, gilt aber, zusammen mit Carlos Sainz jr., als ein sehr vielversprechendes Talent aus dem Förderungsprogramm von Red Bull. Für da Costa bedeutet dies eine weitere Saison in der WSbR oder der GP2. Ein Grund, warum sich Red Bull für Kyvat entscheiden hat, mag seine Herkunft sein. Er stammt aus Russland, was für Red Bull insgesamt ja kein unwichtiger Markt ist. Eine andere Frage ist, ob sich Toro Rosso aufgrund der gestiegenen Kosten in der F1 für einen Paydriver entscheiden musste. Ich habe noch nicht rausfinden können, ob russische Geldgeber die Karriere von Kyvat zusätzlich zum Red-Bull-Programm unterstützen.

Ein weiterer Grund ist die eher schwache Saison von da Costa. Nachdem er 2012 die WsBR fast gewonnen hätte, obwohl er die ersten fünf Rennen auslassen musste, lief es dieses Jahr nicht so gut. Nicht alle Fehler lagen bei ihm, aber so zwingend wie im letzten Jahr war er nicht unterwegs. Mit Kevin Magnussen gewann jemand die Serie, der intern mittlerweile höher gehandelt wird als da Costa.

Kyvat dagegen zeigte in seinen bisherigen drei Jahren eine stetige Aufwärtstendenz, was Helmut Marko wohl überzeugen konnte. Auf der anderen Seite ist es leicht, mal drei Jahre hintereinander gut unterwegs zu sein. Als Mensch und als Fahrer lernt man aber auch, wenn es mal nicht so gut läuft.

Die Entscheidung kann man durchaus kritisch sehen. Kyvat fehlt es, ebenso wie Sirotkin bei Sauber, erheblich an Erfahrung. Wenn man sieht, wie lange selbst erwiesenermaßen schnelle Leute benötigen, um sich in der Serie zurechtzufinden, kann man sich schon Sorgen machen. Auf der anderen Seite sprechen die Ergebnisse beider Fahrer wieder eine andere Sprache. Toro Rosso geht aber meiner Meinung nach mit Kyvat ein Risiko ein, dass mit da Costa wesentlich geringer ausgefallen wäre. Vielleicht hofft man auf einen „neuen“ Vettel, aber selbst der hatte immerhin noch eine halbe Saison in der WSbR, bevor er bei Toro Rosso einsteigen konnte.

Um nicht falsch verstanden zu werden: In der F1 waren schon immer die „jungen“ unterwegs. Ein paar Beispiele, wie alt Fahrer bei ihrem Debüt waren:

Fernando Alonso 19 (Hat aber noch mal ein Jahr Pause eingelegt)
Sebastian Vettel 19
Jenson Button 20
Rubens Barichello 20
Felippe Massa 20
Kimi Räikkönen 21
Robert Kubica 21
Lewis Hamilton 22
Jochen Rindt 22
Niki Lauda 22
Jody Scheckter 22
Mika Häkkinen 22
Michael Schumacher 22
Emerson Fitipaldi 23
Jacques Villeneuve 24
Alain Prost 24
Ayrton Senna 24
Jacky Stewart 25
Nelson Piquet sen. 25
James Hunt 25
Jean Alesi 25
Nigel Mansell 27
Alan Jones 28
Damon Hill 31

Wenn man sich die Liste anschaut, sieht man, dass die meisten mit rund 22 Jahren in die F1 eingestiegen sind. Bis dahin hat man sich durch die Formel Ford und F3-Serie dieser Welt geschlagen. Es gibt aber auch eine klare Tendenz in die Richtung, dass man seit etwas mehr als einem Jahrzehnt eher auf jüngere Fahrer setzt. Heute geht das mit der Karriere bei vielen, vor allem, wenn sie aus der Red Bull Schule kommen, deutlich schneller. Man darf dabei aber nicht vergessen, dass die jungen Talente auch eine komplett andere Ausbildung bekommen. Da geht es nicht nur um die Rennen auf der Strecke, noch mehr Zeit verbringen die Fahrer im Simulator, der für die Ausbildung mittlerweile genauso wichtig ist wie die Auftritte auf der Strecke.

Die Entscheidung für Kyvat macht auch noch aus einem anderen Blickwinkel durchaus Sinn. 2014 kommen komplett neue Autos. Die GP2 und die WsBR leben vor allem davon, dass sie in Sachen Motoren und Aerodynamik der F1 nicht unähnlich sind. Kyvat muss sich also nicht großartig umstellen. Eine Herausforderung wird das aber in jedem Fall. Dr. Helmut Marko meinte zur Verpflichtung abschließend: „No risk, no fun“.

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2 Kommentare

nona 22 Oktober, 2013 - 18:50

Kann sein dass Da Costa noch ein Jahr geparkt wird, um sich zu beweisen oder nach der eher dünnen Saison wieder einzurenken. Kann auch sein dass man einfach nicht mehr so sehr von ihm überzeugt ist nachdem sich z.B. Kevin Magnussen ganz gut entwickelt hat, vielleicht lässt er hinter den Kulissen auch den nötigen Ehrgeiz/Ernsthaftigkeit/Engagement vermissen. Auch sowas war in der Vergangenheit ja schonmal Grund für Red Bull, designierte Kronprinzen nicht weiter zu befördern (wo fährt Brendon Hartley heute nochmal? ach ja…) Dass Nachwuchsfahrer sehr jung in das Aufbauteam genommen werden, um dann mit wenig Sang und noch weniger Klang mangels „Perspektive“ nach einiger Zeit wieder entfernt zu werden, ist ja auch schon vorgekommen – die Herren Jaime Alguersuari und Sébastien Buemi werden das eine oder andere Lied davon anstimmen können. Sainz Jr. halte ich persönlich übrigens für einigermassen überschätzt; bei dem steckt mir auch zuviel forcierte Kampagnenhaftigkeit nicht zuletzt von seiner höchst umtriebigen Entourage dahinter.

DonDahlmann 22 Oktober, 2013 - 22:18

Na ja, Hartley hat sich selber aus dem Programm genommen. Hieß es wenigstens offiziell. Und er ist kurz davor beim LMP1 Programm von Porsche als Werksfahrer einsteigen zu können. Alguersuari ist sicher ein gutes Beispiel für ein im Red Bull Programm gescheitertes Talent. Wir reden da im Podcast am Donnerstag etwas ausführlicher drüber.

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