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Formel Eins: Vorschau GP Kanada

von DonDahlmann
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Der Grand Prix von Kanada hat schon immer für spektakuläre Rennen gesorgt. Das sollte auch an diesem Wochenende nicht anders sein.

Montreal F1 Kanada CircuitDie Strecke in Kanada ist bekannt, viel hat sich zu den Vorjahren nicht verändert. Einzig in Kurve 9 hat man die Grasflächen mit Asphalt überzogen und ein paar Schweller eingebaut, damit man nicht allzu schnell abkürzen kann. Ansonsten hat sich die Strecke nicht verändert: Sie ist schnell, eng und bietet jede Menge Überholmöglichkeiten. Besonders anspruchsvoll ist sie dabei nicht. Durch die Abwesenheit jedweder schnellen Kurven ergibt sich eine „Stopp ’n‘ go“-Piste, auf der vor allem die Bremsen massiv beansprucht werden. Gleich mehrfach bremst man aus knapp 300 km/h auf 80 km/h runter, daher treten die Teams in Montreal meist mit riesigen Bremsbelüftungen an. Dafür räumt man die Flügel zur Seite und fährt ähnlich wie in Monza mit einem Low-Downforce-Setup.

Die Frage nach einem Favoriten lässt sich nur schwer beantworten. Ganz besonders auch deswegen, weil es mal wieder zwei DRS-Zonen gibt. Die reichen im Prinzip von der Haarnadel bis Ende Start/Ziel, was für Überholorgien sorgen wird. Red Bull ist in Kanada traditionell eher nicht so gut, weil ihnen bisher der Topspeed fehlte. Doch in diesem Bereich hat Adrian Newey nach gearbeitet, der RB 9 ist in diesem Jahr so langsam nicht mehr. Dazu kommt, dass der Wagen sehr viel mechanischen Grip entwickelt, was für die Beschleunigung aus den Kurven von Vorteil ist. Man sollte Red Bull also nicht abschreiben.

Eng wird es aber in jeden Fall, denn auch Mercedes könnte nach dem Sieg in Monaco zum zweiten Schlag ausholen. Der Topspeed stimmt in jedem Fall und Rosberg zeigte am letzten Rennwochenende, dass der W04 auch aus engen Ecken heraus gut geht. Eine weitere Pole ist also durchaus möglich, allerdings dürfte Montreal auch die Reifenfrage wieder aufwerfen.

Auf einem ähnlichen Niveau sollte Ferrari unterwegs sein. Die engen Gassen in Monaco lagen dem F138 nicht, in Kanada sollte es etwas besser vorangehen. Wenn man das Rennen in Barcelona als Maßstab nimmt, dann hat Ferrari einige Trümpfe in der Hand. Guter Topspeed, guter Verbrauch, wenig Reifenverschleiß. Eine ideale Kombination für einen Sieg auf der Insel. Der muss auch auch her, denn nun beginnt die wichtige Saisonphase des Sommers, in der schon die ersten Vorentscheidungen in der WM fallen können. Alonso hat in diesem Jahr eine Saison mit vielen Höhen und Tiefen und braucht mittlerweile jeden Punkt, um in der WM weiter vorne dran bleiben zu können. Ein Sieg in Kanada ist fast Pflicht, mindestens muss Alonso aber vor Vettel und Räikkönen ins Ziel kommen.

Auf die Lotus bin ich in Kanada sehr gespannt. Räikkönen gewann ja das Auftaktrennen in Australien und der Albert Park ist vom Streckenlayout her sehr ähnlich. Allerdings haben alle Teams in den letzten drei Monaten nachgerüstet und auch der Vorteil beim Reifenverschleiß ist nicht mehr so groß wie noch zu Beginn der Saison. Im Moment scheint mir Lotus im Kampf zwischen den großen Teams etwas zu verlieren. Es gelingt ihnen nicht, einen richtigen Schritt nach vorne zu machen, man schafft es nur, den Abstand einzufrieren. Vor allem das nach vorne drängelnde Mercedes-Team nimmt Lotus wichtige Punkte im WM-Kampf weg. Ein Podium für Räikkönen ist drin, aber es könnte sehr eng werden.

Force India dürfte in Kanada vorne mitmischen. Sutil führte in Australien das Rennen ja sogar kurz mal an und verlor erst am Ende einiges an Plätzen, weil er mit den Supersoft nicht klarkam. Die Strecke in Kanada könnte den Indern liegen und Vijay Mallya hat die Woche schon mal angedeutet, dass er ein Podium durchaus für möglich hält. Das ist vielleicht noch etwas hoch gegriffen, aber je nach Rennverlauf kann das durchaus passieren. Der Force India ist auf der Geraden sehr schnell, allerdings fehlt in diesem Jahr der Vorteil des niedrigen Reifenverschleißes. Bisher konnte man die Strategie nicht mehr flexibel anpassen, wie im letzten Jahr.

McLaren hat nach eigenem Bekunden einen Schritt nach vorne gemacht, besonders optimistisch scheint man aber nicht zu sein. In einer Pressemeldung verlautbarte das Team, dass man die neuen Teile nun besser verstehen würde. Zuversicht klingt auch anders. Man dürfte mit Force India um die Plätze fahren, aber ich sehe die Briten eher hinter Sutil und di Resta.

Sauber und Toro Rosso werden die Plätze dahinter ausmachen. Bei diesem Rennen sehe ich für beide Teams kaum Chancen auf Punkte. Dafür ist die Leistungsdichte im Rennen vorne einfach zu groß. Selbiges gilt für Williams, die in Kanada vermutlich mal wieder ihr eigenes Rennen fahren werden. Zu Caterham und Marussia gibt es ebenfalls wenig zu sagen.

Strategie

Pirelli bringt die „Medium“ und die „Supersoft“ mit nach Kanada. Die Reifen haben die 2013er-Spezifikationen, die neue Variante, die ab Silverstone eingesetzt werden soll, wird im freien Training getestet. Dass man die „Supersoft“ angesetzt hat, überrascht etwas. Zwar ist die Belastung für die Reifen in Kanada relativ klein, Graining ist aber sehr oft ein Problem. Das wird vor allem die Vorderreifen betreffen, die auf den Geraden immer wieder abkühlen und kaum Temperatur aufbauen. Untersteuern ist die Folge und das resultiert dann wieder im bekannten Graining. Fangen die „Supersoft“ einmal damit an, kann man sie direkt wechseln. Die „Medium“ sind nicht ganz so anfällig. Mit den „Supersoft“ wird man vermutlich um zwei Stopps nicht herumkommen. Lewis Hamilton gewann letztes Jahr mit zwei Stopps, Vettel versuchte es mit einem Stopp. Das wird mit den „Supersoft“ nur schwer möglich sein, da die Medium dann circa 45 bis 50 Runden durchhalten müssten. Das klingt nicht besonders realistisch, selbst für Lotus nicht. Man darf auch nicht vergessen, dass die Boxenein- und -ausfahrt in Kanada sehr kurz ist und man einen Teil der Strecke abkürzen kann. Zu lange auf alten Reifen zu fahren, kostet einen also nur Zeit.

Das Safety Car spielt in Kanada meist auch eine Rolle. Selbst wenn ein Wagen mit einem technischen Defekt ausfällt, kann es aufgrund der engen Strecke passieren, dass das SC rauskommen muss. Das ändert die Strategie dann logischerweise erheblich.

Das Wetter könnte eventuell auch eine Rolle spielen. Für Freitag sind bisher leichte Regenfälle angesagt (toll für den Reifentest), am Wochenende soll es mit 20 Grad nicht all zu warm sein. Der regionale Wetterdienst kann einzelne Schauer bisher nicht ausschließen. Wird man vermutlich erst am Sonntag genau wissen.

Pirelli & die Reifenfrage

Die Frage, ob der omminöse Reifentest von Mercedes und Pirelli illegal war, beschäftigt die Formel Eins weiter. Red Bull ist schon etwas zurückgerudert und hat klargestellt, dass der Protest sich nur auf die Verwendung des 2013er-Chassis durch Mercedes bezieht, nicht aber auf den Reifentest als solchen. Logischerweise will man es sich mit Pirelli, die man dieses Jahr schon mehrfach hart angegangen hat, nicht komplett verscherzen. Ferrari, die den Protest ja mit getragen haben, sieht sich derweil selbst in der Kritik, da man wenige Wochen vor dem Mercedes-Test mit Pirelli unterwegs war. Allerdings nutzte man ein 2011er-Chassis, was im Rahmen des Reglements ist. Die FIA hat Ferrari dennoch angewiesen, zu dem Test Stellung zu nehmen.

Von Mercedes hört man gar nichts, außer, dass man die Genehmigung der FIA hatte. Diese soll angeblich von Charlie Whiting gekommen sein. Wie die Sache weiter geht, ist nicht klar, es spricht aber viel dafür, dass die FIA die Sache zum „International Tribunal“ weiterreichen wird.

Viel Bewegung ist in der Frage, wer denn ab 2014 Reifenlieferant der Formel Eins werden soll. Bridgestone hat abgewunken, Hankook auch. Bei den Koreanern ist es allerdings so klar nicht. Angeblich hat man sich mehrfach mit Bernie Ecclestone getroffen. Erstaunlich ruhig ist es um Michelin. Auf Twitter kursiert das Gerücht, dass die Franzosen schon vor einem Monat mit einigen Teams gesprochen haben.

Doch die Situation ist kompliziert, denn welcher Reifenhersteller auch immer Interesse haben könnte, er wird sich das politische Minenfeld in der Formel Eins genau anschauen. Die momentanen Voraussetzungen für einen Reifenhersteller sind alles andere als gut. Autosport-Redakteur Pablo Elizade fasste die absurde Situation für einen Hersteller treffend so zusammen:

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