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NASCAR: Analyse Kansas April 2013

von KristianStooss
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Matt „Mad Kansas“ Kenseth führte 61 Prozent aller Runden an und gewann das Rennen schließlich knapp vor Sprinter Kasey Kahne, der am Ende noch einmal richtig Druck machte. Fast hätten wir sogar einen Rookie-Sieg gesehen, doch Ricky Stenhouse Jr. wurde von einer späten Caution ausgebremst. Kyle Busch und Joey Logano erlebten unterdessen einen heftigen Unfall.

Matt-Kenseth-checkered-flag-kansas2Das Rennen in Kansas entsprang direkt dem NASCAR-Kochbuch für einen gelungenen Racing-Nachmittag/-Abend: Es gab unterschiedliche Strategien, dadurch eine wechselnde Spitzenposition, den großen Turn-Around gegen Ende und dabei viele Überraschungen. Zunächst bestimmte der spätere Sieger Matt Kenseth von der Pole-Position aus souverän das Geschehen und hielt sich auch über die fünf Cautions der ersten Rennhälfte hinweg in Führung. Dies lag nicht zuletzt an der Position seines Pitstalls, da er wie die meisten Qualifying-Gewinner den letzten Platz am Ende der Boxengasse wählte. Ob nun zwei oder vier Reifen gewechselt wurden, immer wieder verließ die #20 als erstes Fahrzeug die Pitlane und konnte sich auch anschließend ganz vorne halten. Die Clean-Air war hier mit Sicherheit auch nicht unentscheidend. In Runde 105 kam mit Gelbphase #5 allerdings die Wende:

Teamkollege Kyle Busch drehte sich mit seinem snap-loosen Auto erneut von der Piste, doch dieses Mal ging die Sache nicht so glimpflich aus wie noch zuvor. Busch traf bei seinem Querschläger in Richtung Apron nahezu frontal auf Joey Logano, was einen harten Crash produzierte. Zum Glück hat die Sicherheitszelle des CoT/Gen6 hier wieder einmal einen hervorragenden Job erledigt. Ich gehe davon aus, dass die NASCAR-Telemetriedaten der Fahrzeuge schon von ein paar sabbernden R&D-Mitarbeitern in Concord erwartet werden, denn solch einen Frontalcrash sieht man eher nicht so häufig. Die – aufgrund der größeren Aufräumarbeiten – etwas verspätet angelaufenen Boxenstopps ließen daraufhin mit Martin Truex Jr., Jamie McMurray, Mark Martin und Brad Keselowski gleich vier Fahrer aus und klauten Kenseth somit die Clean-Air.

Die folgende Phase des Rennens war dann eher von den unterschiedlichen Benzinstrategien geprägt, wobei sich die Frage aufdrängte, wer wann zum Nachfassen kommen würde. Die Green-Flag-Pitstops wurden von den Draußenbleibern der Caution schon recht zeitig gestartet und so drehte sich die komplette Reihenfolge des Feldes mehrfach um 180 Grad. Unter anderem kamen so neben Martin Truex Jr. auch noch Jimmie Johnson und Carl Edwards zu einigen Führungsrunden. Einzelne Umläufe in Front verbrachten außerdem Ryan Newman und Dale Earnhardt Jr.. Kaum hatte Matt Kenseth die Spitzenposition von Truex zurückerobert, drehte sich Brian Vickers von der Strecke und löste damit Gelbphase #6 aus.

Damit begann direkt die nächste Strategieänderung, denn obwohl Matt Kenseth erneut der schnellste Mann in der Boxengasse war, führte er das Feld nicht zum Restart. Dies blieb Carl Edwards und Dale Earnhardt Jr. vorbehalten, die ganz mutig einfach die Strategie der ersten Verzichtsgruppe kopierten. Edwards hielt sich ohne frische Reifen sogar über eine weitere Gelbphase an der Spitze, in der nach einem Dreher von Marcos Ambrose auch Sam Hornish Jr. und Casey Mears zusammenkrachten. Unterbrechung #7 wurde von der Spitze übrigens nicht zu einem Pitstop genutzt.

Nun schlug die Stunde von Ricky Stenhouse Jr., der von Position 3 ins Rennen ging und schon den gesamten Nachmittag in der Spitzengruppe verbracht hatte – recht unauffällig allerdings. Plötzlich verfügte Stenhouse mit seinem #17 Roush-Ford über die schnellste Möhre im Feld und nutze dies, um zunächst an Matt Kenseth vorbeizugehen. Anschließend ließen beide Piloten den armen Edwards komplett verhungern und alles roch nach einem Rookie-Sieg in Kansas, da Kenseth nicht an seinem letztjährigen Einsatzfahrzeug dranbleiben konnte. Doch es stand ja noch eine letzte Runde Boxenstopps aus, die wohl oder übel unter grüner Flagge angegangen werden musste. Nachdem einige Piloten – darunter Stenhouse, aber nicht Kenseth – bereits umgesattelt hatten, löste sich dann mitten im Cycle-Through überraschend die hintere Stoßstange von Brad Keselowskis onduliertem Auto ab.

Ricky Stenhouse Jr. verlor damit wie viele andere eine komplette Runde und war aus der Spitzengruppe draußen. Während nun unter Gelb auch alle anderen Fahrer die Gelegenheit zum letzten Auftanken nutzten, kamen die Unglücksraben mittels des Wavearound aber immerhin wieder zurück ans Ende der Lead-Lap. Matt Kenseth hatte derweil das nötige Quäntchen Glück und ging, bedingt auch durch seinen Premium-Pitstall, wieder in Führung. Tja, so schnell kann es halt manchmal gehen. Auf dem letzten Green-Flag-Run ließ Kenseth nichts mehr anbrennen und fuhr zunächst alleine in den Sonnenuntergang.

Nur Kasey Kahne machte noch Anstalten und verfügte plötzlich ebenfalls über ein schnelles Auto, seine Crew hatte mit den letzten Veränderungen offensichtlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Zwar näherte sich Kahne in Riesenschritten, doch zum Vorbeikommen reichte es am Ende dann aber doch nicht mehr. Matt Kenseth gewann somit zwar mit ein bisschen Glück, aber durchaus verdient sein zweites Saisonrennen nach Las Vegas, wo übrigens ebenfalls Kahne das Nachsehen hatte. Immerhin hatte Kenseth über den ganzen Nachmittag ein siegfähiges Fahrzeug und nicht nur in Abschnitten wie Edwards, Stenhouse oder im Finale Kahne.

Der Rest vom Schützenfest:

– Die Top 5 komplettierten hinter dem Finalduo Jimmie Johnson, Martin Truex Jr sowie Clint Bowyer.

– Die Top10 beanspruchten Brad Keselowski, Jamie McMurray, Aric Almirola, Mark Martin und Paul Menard für sich.

– Pechvogel Ricky Stenhouse Jr. wurde nur Elfter vor Kevin Harvick, Jeff Gordon sowie Ryan Newman.

Kurt Busch landete auf Rang 15 vor Dale Earnhardt Jr. und Carl Edwards.

Juan Pablo Montoya (27.) und Danica Patrick (25.) hatten Pech, denn sie waren gut unterwegs, bis sie von Reifenschäden ausgebremst wurden. Montoya befand sich wieder einmal klar auf Top10-Kurs, verlor aber bei den Reparaturarbeiten drei Runden. Patrick legte sich mit David Gilliland (23.) an und zickte daraufhin ihren Crew-Chief voll. Der konnte nur versuchen, sie zu beruhigen, bis Gilliland nach dem Rennen passende Worte fand: „Halt die Klappe und fahr!“, soll der Pilot in Diensten von Front Row Motorsports entgegnet haben. Das kann man nun sehen wie man will, für Danica war der zuvor solide Ausflug in der Führungsrunde durch den resultierenden, heftigen Tire-Rub jedenfalls vorbei.

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

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