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Le Mans: Analyse 24H von Le Mans 2012

von DonDahlmann
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Am Ende ist alles so gekommen, wie man es erwartet hatte. Audi belegt die ersten drei Plätze, Toyota fiel aus. Doch im Rennen gab es einige Überraschungen.

Audi kann zufrieden sein. Alle vier Audi kamen in den Top 5 ins Ziel, die ersten drei Plätze belegte man komplett und beide Hybrid landeten auf den Plätzen Eins und Zwei. Damit hat man, mal wieder, Geschichte geschrieben. Nach dem ersten Sieg eines TSI folgte der erste Diesel-Sieg. Nun also der erste Hybrid-Sieg. Audi hat sich mit dem elften Sieg in Le Mans tief in den Geschichtsbüchern des Rennens verankert und wird irgendwann auf die Zeit genauso ehrfurchtsvoll zurückblicken, wie auf die Porsche-Dominanz in den 70er und 80er Jahren. Natürlich fehlte in diesem Jahr Peugeot. Der kurzfristige Rückzug zwang den ACO und Audi dazu, Toyota zu einem etwas überhasteten Einsatz zu überreden, aber die Japaner zeigten, dass man 2013 mit ihnen rechnen muss. Während es in der LMP1 vergleichsweise ruhig zuging, war es in der LMP2 richtig eng. Auch in den GT-Klassen ging es zur Sache, in der GTE-Am sogar bis zur letzten Stunde.

LMP1

Nach den Ergebnissen der Qualifikation dachte man eigentlich schon, dass die Klasse wenig spannend werden wird. Toyota sah nicht schlecht aus, konnte aber nur in „Chaos-Runden“ eine gute Zeit erlangen. Dagegen lieferten alle Audi konstant Zeiten um 3.24min ab, während der Toyota so um die 3.26 unterwegs war. Und man hatte dabei den Eindruck, dass die Toyota-Fahrer dabei den Wagen schon ausquetschen mussten, während der R18 kontrolliert aussah. Tatsächlich war es so, dass der Toyota auf der Hinterachse deutlich unruhiger lag, als der Audi. Aber, wie man dann später erfuhr, bastelte Toyota während der Quali auch noch an der Abstimmung.

Im Rennen setzten sich drei Audi schnell an die Spitze. Nur die #4 konnte, wie ganze Woche, das Tempo nicht halten und fiel zurück. Aufgelöst wurden die Probleme der #4 nie wirklich, Mike Rockenfeller meinte nach dem Rennen nur, dass man Abstimmungsprobleme hatte. Die Toyota setzen sich auf die Plätze 4 und 5 und steigerten langsam aber sicher die Pace. Vorne lag die Vorjahressieger auf der #1 (Treluyer, Fässler, Lotterer), aber der Abstand auf die beiden Toyota betrug meist rund 60 bis 80 Sekunden. Erstaunlicherweise konnten die Toyota den Rückstand dann am frühen Abend reduzieren und auf die Audi aufschliessen. Während die Audi ein moderates Tempo um die 3.32min anschlugen, fuhren die Japaner um die 3.27min. Und waren plötzlich im Heck der Audi. In einem sehenswerten Manöver schnappte sich die #7 dann sogar für eine Runde die Führung!

Es war aber klar, dass Toyota würde schneller fahren müssen. Sie mussten alle 9 bis 10 Runden an die Box, die Audis konnten 1 bis 2 Runden länger draussen bleiben. Warum Audi das Tempo nicht verschärfte bleibt deren Geheimnis, am Sonntagmorgen sah man, dass man locker 3.26 bis 3.24er Zeiten fahren konnte. Dennoch sorgten die Toyota für Stimmung, zu mal Dumas die #3 zwischenzeitlich in einen Reifenstapel versenkte und mehrere Runden an der Box verlor.

Und dann kam es zum großen Chrash des Rennens. Anthony Davidson war auf der Jagd auf die Audis, als er im Knick vor der Mulsanne-Kurve an dem AF Corse aus der GTE-Am mit der #81 vorbei wollte. Am Steuer saß Pierguiseppe Perazzini, ein „Silver“ Pilot, der auch schon Le Mans Erfahrung hatte. Dennoch zog er in die Linie des Toyota und das Ergebnis sah dann so aus:

Anthony Davidson wurde mit dem Krankenwagen abstransportiert, im Hospital entdeckte man zwei angebrochene Wirbel (T11, T12), die aber nicht operiert werden müssen. Dennoch fällt Davidson mindestens drei Monate aus. Der Ferrari-Fahrer, dem nichts passierte, meinte später im Interview, dass es nicht seine Schuld sein, man würde dort nicht überholen.

Nun kann man nicht über die Schuldfrage streiten, aber die Frage kam auf, ob Amateur-Fahrer in Le Mans überhaupt noch etwas zu suchen haben. Denn immerhin hatte ein ähnliches Manöver im letzten Jahr zum heftigen Abflug von Mike Rockenfeller geführt. Aber, und das ist meine Meinung: Amateur-Fahrer gehören in Le Mans seit jeher dazu. Sie machen einen großen Teil des Fahrerfeldes aus, ohne sie (und ihr Geld) wäre es vermutlich nicht möglich, 56 Autos an den Start zu bringen. Aber vielleicht sollte der ACO die Fahrer vor dem Rennen gesonderten Schulungen unterziehen. Erfreulicherweise blieb dies auch der einzige wirklich schwere Unfall am Wochenende.

Nach dem Restart knallte es gleich wieder und erneut war ein Toyota beteiligt. Kazuki Nakajima im Toyota mit der #8 wollte sich nach dem Restart die Audi schnappen, übersah in einer engen Situation in den Porsche-Kurven aber ausgerechnet den Delta-Wing und schickte diesen in die Mauer. Leider war damit das Rennen für den Delta-Wing beendet, der Toyota war schwer beschädigt und konnte erst 30 Runden später wieder auf die Strecke. Ein paar Stunden später musste man den Wagen mit einem Motorschaden abstellen.

Damit war der Weg für die Audi frei, es blieb die Frage, ob die #1 oder die #2 mit den „Oldies“ den historischen Sieg würde einfahren können. Dr. Ulrich ließ beide Wagen von der Leine und vor allem Tom Kristensen holte mit drei 12 Runden (!) Stints in der Nacht auf die #1 auf. Am Morgen hatte diese eine leichte Berührung beim Überrunden und man musste die Heckverkleidung austauschen. Die Minute, die das gekostet hatte, sorgte dafür, dass die #1 zum ersten Mal in Führung gehen konnte. Aber: die Wagen war auf einer unterschiedlichen Strategie, mit leichten Vorteilen für die #2, die später reinkam, am Ende also den kürzeren Stopp würde haben können. McNish und Fässler gaben es sich ordentlich über die Distanz und Dr. Ulrich sah keinen Grund, die beiden einzubremsen.

Doch 150 Minuten vor Schluss brach dann plötzlich das Chaos aus. Erst versenkte Marc Gene die an P4 liegende #3 in exakt dem gleichen Reifenstapel, in dem am Vortag Dumas geparkt hatte, dann stand plötzlich McNish mit der #2 in den Leitplanken der Porsche-Kurven. Der Schotte hatte versucht einen Ferrari zu überrunden, der brav auf seiner Linie war. Ein Fehler von McNish, wie dieser nach dem Rennen auch sehr zerknirscht zugab. Damit war das Rennen endgültig gelaufen, denn die zwei fiel eine Runde zurück. Die konnte man sich am Ende zwar wieder holen, aber die #1 fuhr weiter fehlerfrei und holte sich den Sieg. Ärgerlich: McNish, Kristensen und Capello waren zu diesem Zeitpunkt klar schneller und der Sieg wäre möglich gewesen. So konnte Dindo Capello sein letztes Rennen für Audi „nur“ auf P2 beenden. Auf P3 landete die #4, die einfach nur ihr Rennen fuhr und am Ende 3 Runden Rückstand aufwies.

Bei den Benzinern ging es relativ ruhig zu. Was vor allem daran lag, dass der schnelle Strakka HPD schon vor dem Start schlapp machte. Wegen eines Öllecks am Getriebe konnte man erst mit sechs Runden Rückstand starten. Am Ende streikte das Getriebe auch noch komplett und man stellte den Wagen in der Nacht ab um nur noch die letzte Runde zu fahren.

Das Pech von Strakka brachte die beiden Rebellion Lola nach vorne. Vor allem die #12 mit Heidfeld, Prost und Jani zeigte zwischendurch höllisch gute Rundenzeiten um 3.30 und konnte problemlos durchfahren. Weil bei Audi die #3 zweimal abflog, konnte man am Ende tatsächlich den vierten Platz erreichen. Das ist eine grandiose Leistung, vor allem wenn man bedenkt, dass das Lola-Chassis wegen der Pleite von Lola von Rebellion selber mit eigenen Teilen für Le Mans bereit gemacht wurde. Es zeigte auch: Das Lola Chassis ist richtig gut und kann mit dem HPD von Nick Wirth mithalten. Der zweite Rebellion lag lange hinter der #12, hatte in der Nacht aber technische Probleme.

Sehr viele technische Probleme hatte das Pescarolo Team. Im Warm Up war ein Judd-Motor abgefackelt, den man vor dem Rennen ersetzen musste, was bei der #16 nicht ganz klappte. Man startete immerhin mit einer Runde Rückstand. Der zweite Wagen, der Dome, war zwar schnell, der Judd sorgte aber für massive Probleme. Die Vibrationen des V8 waren so groß, dass man die Befestigungschrauben ankleben musste, sonst hätten sie sich gelöst. Dementsprechend standen die Wagen mehr, als fuhren. Die #16 fiel ganz aus, der Dome drehte eine letzte Ehrenrunde am Schluss. Auch der Oak-Pescarolo mit dem Judd fiel aus. Vermutlich wird den Motor nächstes Jahr nicht mehr sehen.

Alles in allem war es der erwartete Verlauf in der LMP1, allerdings hat Toyota gezeigt, was sie können. Man darf sich schon jetzt auf 2013 freuen.

LMP2

In der LMP2 ging es sehr bunt zu. Wie erwartet lagen die Teams dicht zusammen. Selbst sechs Stunden nach dem Start waren die Top 8 nur durch eine Runde getrennt, was teilweise den unterschiedlichen Strategien geschuldet war. Bis zum Schluss lagen die Top 3 innerhalb von 5 Minuten, was zeigt, wie eng es in der Klasse zugeht. Wie so oft sah man leider nicht viel davon im Fernsehen. So lange die Toyota unterwegs waren, war das ok, danach und vor allem in der Nacht, hätte ich mir mehr Bilder gewünscht, statt immer nur die Audi zu sehen. Aber der Reihe nach.

Bald nach dem Start hatten sich beide Oak-Morgan (einmal Judd, einmal Nissan) in den Top 3 eingenistet und vor allem die #24 mit dem Judd-Motor legte ein höllisches Tempo vor. Überraschend stark war auch die #44, der Starworks HPD unterwegs. Den hatten wir in unserer Vorschau zwar auf dem Schirm, aber nicht zwingend in Podiumsnähe. Dann eher doch den Pecom Oreca, die Signatech Wagen, den Murphy Oreca und den Thiriet TDS Oreca. Letzter hatten allerdings schon früh ein Problem und lag zwei Runden zurück.

In der Nacht erwischte es zunächst den Oak-Morgan mit Nissan Motor, der von mysteriösen Reifenschäden geplagt wurde. Der Wagen lief gut, aber alle paar Runden war ein Dunlop-Reifen hinüber. Den zweiten Oak ereilte das Schicksal dann in Form des Judd-Motors. Damit lag der irische Murphy Oreca vorne und er konnte diese Position auch lange halten. Aber gegen 2 Uhr wurde der Wagen in die Box geschoben und als „Ausfall“ vermeldet. Was genau dem Oreca fehlte, teilte das Team leider nicht mit.

Und so sah man plötzlich das Starworks Team an erster Position. Die waren vermutlich genauso überrascht, wie der Rest des Feldes, denn auch wenn die Kombi Tom Kimber-Smith und Ryan Dalziel schon sehr erfahren und schnell war, hatte man mit Enzo Potoliccho den Geldgeber an Bord, der noch nie in Le Mans gefahren war. Zwar wurde man dritter in Sebring, aber in Le Mans? Über den Morgen habe ich auch gesehen, dass sich Dalziel und TKS das Cockpit teilten, viel wird der Mann aus Venzuela also nicht gefahren sein. Es blieb auch mächtig eng in der LMP2, denn dem Thiriet TDS Team war es gelungen, eine der zwei Runden Rückstand aufzuholen, Man stritt sich mit dem Signatech #26 und dem Pecom Oreca dann stundenlang um die Plätze 2, 3 und 4. Am Ende setzte sich hinter Starworks das Thiriet TDS Team vor Pecom durch, wobei letztere lange nur 90 Sekunden dahinter lagen.

Gar nicht in Schwung kamen die favorisierten Teams von Level 5 (Ausfall) und ADR. Letztere führten das LMP2 Feld zwischendurch mal an, hatten dann aber auch technische Probleme. Die beiden Gulf-Middle-East Wagen verschwanden recht schnell von der Bildfläche, ebenso der Norma, der aber immerhin länger durchhielt, als erwartet.

Erwähenswert ist noch der Zytek von Greaves mit der Familie Brundle und Lucas Ordenez am Steuer, die einen guten Platz Acht einfahren konnten.

Wie gesagt: Ein sehr schönes, spannendes und gutes Rennen in der LMP2, wo der ACO mit der Kostenreduktion ein gutes Programm fährt. Nächstes Jahr dürfte es ebenso eng werden und Mazda wird ein mit einem Diesel-Motor an den Start gehen.

GTE-Pro

Wegen des dünnen Starterfelds war es zu erwarten, dass die GTE-Pro in diesem Jahr weniger Show abliefern würde, als noch in den Jahren zuvor. In der Quali deutete sich das erwarete Duell zwischen den Ferrari und den Corvette an, dass sich im Rennen auch fortsetze. AF Corse war dabei ein wenig gehandicapt, da Fisichella den F458 am Mittwoch nachhaltig in die Mauer gesetzt hatte, und man ein komplett neues Chassis aus Italien holen musste. Das war erst Donnerstag da und man begann den Wagen komplett (!) neu aufzubauen. Tatsächlich wurde man am Donnerstag auch fertig, der Wagen war aber nahezu ungetestet. Erstaunlicherweise lief der Ferrari aber das gesamte Rennen völlig problemlos und setzte sich nach wenigen Stunden an die Spitze.

Die Corvette bleiben aber im Rennen. Die #73 ging ein etwas geringeres Tempo, die #74 gab alles, was die Kiste hergab. Man setzte sich nach und nach vom Ferrari ab, der aber zwei Runden länger fahren konnte. Das setzte die US-Mannschaft unter Druck, denn man durfte keine Sekunde liegen lassen, wollte man gewinnen. Die Hektik führte dann auch zum entscheidenden Fehler in der Nacht. Bei einem Boxenstopp wurde der linke Hinterreifen nicht festgezogen, die Corvette verlor das Rad dann schon an der Dunlop-Brücke. Man brachte den Wagen in die Box, musste da aber den Unterboden wechseln. Später versenkte man das Auto dann auch noch in den Porsche-Kurven, damit war das Rennen gelaufen. Das Schwesterauto war über die gesamte Diszanz zu langsam und hatte ebenfalls technische Probleme.

Porsche hatte in der GTE-Pro ein rabenschwarzes Wochenende. Der neue, aufgefrischte RSR, war teilweise langsamer (!), als die Jahreswagen aus der GTE-Am und nie in der Lage, vorne mithalten zu können. Und dann fielen beide auch noch aus. Mehr muss nicht sagen. Man wartet jetzt händeringend auf den neuen RSR, der nächstes Jahr kommen soll. Oder anders gesagt: So braucht Porsche in der Klasee nicht antreten.

Die Überraschung des Rennens war aber der Aston Martin von mit Mücke, Turner, Fernandez. Schon vor dem Rennen galt er als schnell, aber unzuverlässig. Die Schnelligkeit stellte der Aston dann auch direkt am Anfang unter Beweis, als er die Spitze in der GTE-Pro übernahm und sich über lange Zeit ein hartes Duell mit der Corvette lieferte. Teilweise wechselte die Führung über Stunden mehrfach in einer Runde. Das ging aber nur so lange gut, bis die ersten technischen Probleme bei Aston auftraten. Die warfen ihn zwar zurück, aber nicht so weit, dass er außer Reichweite der Top 3 war. Auch weil die Porsche ausfielen gelang ihm am Ende ein überrschander Platz 3.

Gewinnen konnte aber der AF Corse Ferrari vor dem Luxury Racing F458. Beides keine große Überraschung, wenn man die Fahrer sieht, aber das beide Ferrari relativ problemlos über die 24 Stunden kamen, dann schon.

GTE-Am
Deutlich mehr los war in der GTE-Am, wo dann Porsche besser sortiert war. Da die Kameras wenig von der Klasse zeigten und das Live-Timing über Stunden unzuverlässig war, kann ich da lieder nur rudimentär berichten. Zwischenzeitlich lagen jedenfalls drei Porsche vorne, und zwar von IMSA, Flying Lizard und Felbermayr. Die hatten ihre Klasse recht gut im Griff, wurden dann aber nach und nach von technischen Problemen gebeutelt. Nur der IMSA Wagen mit Pons, Armindo und Narac kam einigermaßen gut über Zeit. Am Sonntagmorgen war man in Front, lieferte sich aber ein heftiges Duell mit der Labre-Corvette, die von Bonhauser, Canal und Pedro Lamy pilotiert wurde. Auf P3 hatte sich der Krohn-Ferrari eingenistet.

Vorne ging das Duell allerdings über den gesamten Morgen und erstreckte sich auch in die letzte Stunde des Rennen. Der IMSA Porsche lief problemlos, ebenso die Corvette. Der Abstand zwischen beiden hatte sich bei 30 Sekunden eingependelt. Doch dann kam der letzte Stopp. Pedro Lamy schlüpfte in die Corvette, aber bei IMSA musste man den eher unerfahrenen Pons reinsetzen, weil Armindo und Narac ihre maximale Fahrzeit aufgebraucht hatten. Lamy prügelte die Corvette um den Kurs und 30 Minuten vor Schluss konnte er den IMSA Porsche abfangen, der sich zum allem Überfluss auch noch einen Plattfuss in der letzten Runde einfing. Das war dann auch wieder Glück für die Corvette, denn die musste in der letzten Runde (!) Lamy gegen Canal austauschen, weil letzterer über die 24H nicht die Mindestfahrzeit eingehalten hatte. Durch den Reifenschaden des IMSA Porsche konnte man den Platztausch ohne Probleme durchführen. Aber knapp war es dennoch mit dem Sieg der Corvette in einem fantastischen Rennen.

Erwähnenswert:
Eigentlich nur der Delta-Wing. Wer hätte gedacht, dass es Nissan und Highcroft gelingt, aus dem Konzept einen Wagen zu bauen, der auf LMP2 Niveau unterwegs sein konnte? Der Wagen hatte über die gesamte Woche technische Probleme, aber nichts ernsthaftes. Wäre er nicht vom Toyota abgeschossen worden – wer weiß, wo der Delta-Wing in der Wertung gelandet wäre.
Wir haben viel gescherzt über den Wagen, aber ich würde mich freuen, wenn es stimmt, dass man den Delta-Wing vielleicht 2013 in der ALMS sehen wird.

Fazit:
Es gab wenig Überraschungen und dann doch wieder viele. Das Audi das Rennen gewinnen würde, war klar. Erstaunlich war die gute Leistung von Toyota, aber auch, dass die Ultras gegen die E-trons nicht den Hauch einer Chance hatten. Das lag auch an den beiden Unfällen der #3, die am Anfang zwischen den E-trons lag, aber über die Distanz konnten die E-trons 12 Runden Stints gehen, die Ultras nur 11.

Es war, bis auf den schlimmen Unfall von Davidson, ein erfreulich unfallfreies Rennen. Fast alle konnten ihre beschädigten Wagen wieder an die Box bringen (Ausnahme ein Gulf Racing LMP2 und der Delta-Wing), was für die Sicherheit und die Professionalität aller Fahrer spricht. Geholfen hat sicher auch, dass der befürchtete Regen ausblieb.

Es war, vor allem in der LMP1, sicher nicht das spannendste Rennen aller Zeiten. Aber an eine Wiederholung des letzten Jahres, wo sich Dramen abspielten und man den Laptop schon mit auf die Toilette nahm, um ja nicht eine Sekunde zu verpassen, war eh nicht zu denken. Rennen wie 2011 gibt es nur einmal in einer Dekade.

Dennoch hatte das Rennen seine Höhepunkte, vor allem in der LMP2 und der GTE-Am, wo es sensationell eng war. Man darf nicht vergessen, dass hier Privatteams am Start sind. Für viele ist es eine „Einmal-im-Leben“ Chance, vor allem für die Fahrer. Etliche Namen liest man nur einmal in der Starterliste und für diese ist das Rennen etwas ganz besonderes. Egal ob erster, zweiter oder neunter, man hat es geschafft, man ist angekommen. Leider fängt die TV-Berichterstattung dies nicht immer Bild ein, weswegen ein Teil des Charmes und Spannung von Le Mans nur bruchstückhaft transportiert wird. Radio Le Mans und die Europsort-Kommentatoren bügeln da aber jedes Jahr viel aus.

Blickt man auf das Jahr 2013, sieht die Sache wieder anders aus. Toyota hat gezeigt, dass man Audi ärgern kann. Schlagen ist noch etwas anderes, aber unter Druck setzen geht. Die Japaner haben gesagt, dass das Programm auf einige Jahre angelegt ist, auch wenn das Budget für 2013 noch bestätigt werden muss. Nächstes Jahr ist die letzte Gelegenheit Audi nach dem alten Regelment zu schlagen. Ab 2014 wird die Effizienz eine größere Rolle spielen, da man nur noch eine gewisse Energiemenge verballern darf. Ich kann mir gut vorstellen, dass man bei Toyota das Rennen sehr genau analysieren wird. Und 2013 vielleicht drei Wagen an den Start schickt.

TV & Radio
Solide Arbeit bei Eurosport, wo man mit der üblichen Mannschaft am Start war. Uwe Winter und Dirk Adorf rockten durch die Nacht, Sittler, Büsing, Kelleners und Ockenga lieferten nicht immer perfekte, aber gute Arbeit ab. Die Regie lag eh beim ACO, dafür konnte Eurosport nichts. Aber: Warum quatschte man immer über die Ansagen des Rennleiters? Warum kann man die Interviews nicht mal im Original lassen und erst nach dem Interview zusammenfassen? Das wäre doch mal eine schöne Sache, für das nächste Jahr. So oder so muss man Eurosport aber dankbar sein, dass sie das 24H Rennen live zeigen.

Radio Le Mans machte inhaltlich wie immer einen fantastischen Job, hatten aber leider große technische Probleme. Die Boxenreporter waren oft nicht zu verstehen, am Sonntagmittag fiel der Sender komplett aus. Das wird John Hindhaugh und Co vermutlich massiv ärgern, man war nach dem Rennen auch relativ flott offline, ohne die übliche Nachberichterstattung. Ein wenig schade, aber dennoch lieferte Radio Le Mans die beste Tonspur zu Rennen.

Danke

Ganz zum Schluss möchte ich mich bedanken. Und zwar beim gesamten Team: Gok, Yankee, tbz, FloausN und Stefan. Ohne Euch wäre die Berichterstattung nicht möglich. Ohne Euch hätte es keinen Liveticker gegeben. Immerhin bieten wir den einzigen deutschsprachigen Livetwitter für das 24H Rennen an.
Danke auch an alle Fans, Leser und Besucher, die am Wochenende den Chat bevölkert haben und dies ja auch regelmäßig machen. Danke für Euer Lob, Eure Unterstützung und das ihr Gok in der Nachtschicht wach gehahlten habt ;)

Wie üblich war Le Mans ein Fest, der Höhepunkt der Motorsportsaison. Kein Rennen fasziniert mehr, kein Rennen lässt einem mit dem Wunsch zurück, dass das Jahr möglichst schnell rumgeht, damit man das nächste Le Mans Rennen sehen kann.

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4 Kommentare

Stephan K. 17 Juni, 2012 - 19:29

Vielen Dank für diesen gelungenen Bericht.

Ich denke es ist nicht richtig, auf Amateurfahrer loszugehen im allgemeinen. Viele sind auch gesittet unterwegs und grade manch andere Beispiele zeigen, dass die Profis mit einer zurückhaltenden Strategie schwere/schwerste Unfälle hätten vermieden werden können.

Was jedoch mit Sicherheit umgesetzt werden sollte ist eine faire Bewertung, ob gewisse Amateurfahrer teilnehmen dürfen oder eben nicht. Drum stellt sich mir auch die Frage, ob LeMans ähnliche Einstiegsklauseln hat wie das 24h Rennen am Nürburgring? Soweit ich weiß, muss man einige Rennen in der VLN gefahren sein (u.a.) um beim Hauptrennen teilnehmen zu können?

Leider hatte ich derweil Winter/Adorf verpasst. Ein Grund mehr, nächstes Jahr schwerere Geschütze aufzufahren und die Nacht durchzumachen! ;-)

Viele Grüße und vielen Dank!

Stephan

P.S. Und mein persönlicher Dank an all die Leute, an die man selten denkt: Mechaniker, Reifenleute, Marschalls und viele viele mehr!

MrAdenauerForst 19 Juni, 2012 - 17:26

Wie fast immer eine sehr gute und schön zu lesende Analyse! Repekt.

Ein Hinweis habe ich aber noch:

„Warum Audi das Tempo nicht verschärfte bleibt deren Geheimnis, am Sonntagmorgen sah man, dass man locker 3.26 bis 3.24er Zeiten fahren konnte.“

In den ersten Stunden hatte Audi zum wiederholten Male Probleme mit dem Pick-Up, das auf die Reifen aufsammelten. Das kam in den vergangen Jahren schon 2 mal vor, warum dieses Phänomen ausschließlich Audi trifft, konnte man bisher nicht klären. Im Laufe des Rennens bekam man das Problem allerdings in den Griff.

DonDahlmann 19 Juni, 2012 - 23:04

@ MrAdenauerForst:
Das war auch meine Vermutung, ich denke, die haben dann später auf eine andere Reifenmischung gesetzt, die das Problem vielleicht löste. Oder sie haben es einfach ignoriert.

nona 20 Juni, 2012 - 16:59

Zwei Dinge werden mir vom diesjährigen Le Mans wohl vor allem in Erinnerung bleiben. Zum Einen das Phoenix-aus-der-Asche-Märchen vom durch Fisico böse zerstörten und in knapper Not komplett neu aufgebauten #51er Ferrari, der mit Mühe von hinten starten durfte und dann am Ende die Klasse gewinnt. Zum Anderen die frappierend besinnungslosen Interviewaussagen von Perazzini nachdem er Davidson abgeschossen hatte, von wegen der Toyota sei ihm in seine Linie gefahren, und an der Stelle überholt man nicht, usw. und deswegen läge die Schuld bei Davidson. So einen Quatsch hat man wirklich selten gehört. Denial is a river in Egypt. Echt nur noch zum Kopfschütteln.

Die Aussage des Wochenendes kam m.E. von Gustav Büsing, sinngemäss: „Das Jahr 2012 wird Henri Pescarolo als eines in Erinnerung bleiben, das er am besten ganz schnell vergisst.“ Schönes und wahres Paradoxon, Yogi Berra hätt’s nicht besser formulieren können. :)

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