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Sportwagen: LMS-Vorschau Estoril / ALMS-Rückblick Laguna Seca

von StefanTegethoff
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Manchmal kommt das Ende schneller als man denkt… die LMS hat ein trauriges Saisonfinale vor sich, in der ALMS wurden die wichtigsten Titel schon vor dem letzten Rennen vergeben.

LMS-Promoter Patrick Peter wollte unbedingt weg von der ILMC. Schon lange bevor letztere für 2012 den Weltmeisterschaftsstatus zugesprochen bekam, hatte er erklärt, dass die LMS im nächsten Jahr eigenständig sein soll. Seine Teams wollten nicht neben all den Werksteams in den Hintergrund geschoben werden, so die Begründung. Was die Folge ist, kann man an diesem Wochenende in Estoril vorausahnen: ein kleines Feld, freier Eintritt (was nach den sowieso schon leeren Tribünen in Portugal in den Vorjahren Sinn machen mag) und keinerlei TV-Berichterstattung! Letzteres trifft natürlich auch alle Fans, die eben nicht vor Ort sein können – vor allem aber ist es schlecht für die kleinen von Sponsoren abhängigen Privatteams, denen Peter eigentlich einen Gefallen tun wollte… 

Dabei ist der Titelkampf in mehreren Klassen noch nicht entschieden – vor allem in der Noch-Königsklasse LMP1 geht es besonders eng zu: in der Team-Wertung trennen nur zwei Pünktchen Rebellion und Pescarolo, in der Fahrerwertung ist es gar nur einer, den Collard/Tinseau/Jousse (Pescarolo) vor Belicchi/Boullion (Rebellion) liegen. Das Problem: außer den zwei Rebellion-Lola-Toyotas und dem einsamen Pescarolo-Auto gibt es keine Konkurrenz und so könnte es für die Franzosen schon schwierig werden, auch nur zwei Zähler aufzuholen, vor allem da Rebellion eben zwei Fahrzeuge am Start hat.

Es wird das letzte Mal sein, dass LMP1-Fahrzeuge in der Le Mans Series zu sehen sind, in der einige Jahre zuvor noch Audi, Peugeot, Aston Martin und Pescarolo um Titel und Rennsiege kämpften. 2008 war dabei sicherlich der Höhepunkt, als beide großen Werke ihre Diesel in den Kampf schickten. Zwischen 40 und 50 Wagen traten damals an – in Estoril werden es keine 30 sein. Dafür wird die Formula Le Mans unter dem „neuen“ Namen LMP Challenge gestärkt und eine GT Challenge-Klasse mit Ferraris, Porsches und vielleicht auch Lotus Evoras hinzugefügt.

Ob sich die Idee, mit diesen Challenge-Klassen und der LMP2 als Top-Kategorie bewährt, muss sich zeigen. Hintergedanke ist eine Leiter für die Teams, von den Challenge-Kategorien in die höheren Klassen aufzusteigen. Dafür, dass das funktionieren kann, gibt es Beispiele – etwa Level 5 Motorsport, die von der LMPC der ALMS in die LMP2 der ILMC aufgestiegen sind. Ebenso aber auch Strakka, die 2012 von der LMP2 der LMS in die LMP1 der WEC wechseln – und damit der Le Mans Series als Spitzenteam verloren gehen.

Strakka hat – ebenso wie Boutsen Energy, mit denen sie gleichauf liegen – in diesem Jahr aber nur noch mathematische Chancen auf den LMP2-Titel. Dominant war in diesem Jahr Greaves Motorsport mit Zytek-Chassis und Nissan-Motor, entsprechend liegend die nach drei Siegen in vier Rennen mit 14 Punkten vorn; das gleiche gilt für Karim Ojjeh und Tom Kimber-Smith in der Fahrerwertung. Abgesagt hat übrigens RML – der Meister des Vorjahres: die Saison lief nicht besonders gut und entsprechend wolle man lieber sich auf 2012 vorbereiten als die weite Reise anzutreten – aber daneben wurde auch die fehlende TV-Präsenz als Grund angeführt

In der GTE Pro ist AF Corse bereits Team-Champion – nicht nur konnten sie drei von vier Rennen gewinnen, sie waren vor allem das einzig durchgehend konstante Team. Farnbacher und JMW schwächelten beide nach starkem Saisonbeginn, Porsche war anfangs schwach, gewann aber zuletzt in Silverstone an Fahrt. Leider ist es mit der Transparenz weniger weit her als in Amerika, sodass ich nicht sagen kann, ob auch in Europa eine Balance of Performance-Anpassung für die 911er gab – zu vermuten ist es ob der plötzlichen Stärke in Silverstone allerdings. Der Fahrertitel ist allerdings auch schon an die zwei Ferrari-Piloten Fisichella und Bruni vergeben.

Ferrari dürfte auch in Estoril wieder stark sein. Zwar wurde die Strecke über die Jahre aus Sicherheitsgründen immer wieder umgebaut und dabei etwas verlangsamt, doch verfügt sie immer noch über einige mittelschnelle und langgezogene Kurven. Die erste Kurve der Strecke ist mittlerweile eine gute Überholmöglichkeit nach der langen Start/Ziel-Geraden, leider ging dafür der flüssige Charakter des ersten Sektors völlig verloren, doch spannende Duelle sollten möglich sein.

Entschieden ist die Meisterschaft auch in der Formula Le Mans – zugunsten des deutschen Pegasus-Teams mit Schell/Schultis/Simon. In der GTE-Am ist aber noch eine Änderung möglich: 10 Punkte liegen Armindo/Narac für IMSA Matmut-Porsche vor Cioci/Perazzini/Lémeret (AF Corse-Ferrari). Doch abgesehen vom Saisonauftakt in Le Castellet, als der vom Safety Car verursachte Startcrash dazwischen kam, gewannen Armindo und Narac jedes Rennen.

Zu sehen gibt es wie gesagt nichts. Wer das Rennen verfolgen möchte, muss auf das Live Timing und Radio Le Mans zurückgreifen – was oft nicht weniger unterhaltsam ist, zumal wenn die Meisterschaft in der LMP1 noch so spannend ist wie in diesem Fall – Start ist am Sonntag um 13 Uhr Ortszeit, also 14 Uhr MEZ. Und wer gerade Urlaub in Lissabon und Umgebung macht, der kann gleich die Gelegenheit ergreifen und sich für umsonst auf die Tribüne setzen…

ALMS – Laguna Seca

Das Saisonfinale steht noch aus, und obwohl es beim Petit Le Mans wegen der Rennlänge mehr Punkte gibt, ist die Entscheidung um die Titel in den beiden wichtigsten Klassen schon gefallen. Die Art und Weise war allerdings in einem Falle unschön, im anderen kurios.

Anfangs ging es eng zu zwischen den zwei Lola-Aston Martins und den zwei Dyson-Lola-Mazdas. Die Muscle-Milk-Piloten wurden dabei etwas übermütig: erst schob Lucas Luhr den Schwesterwagen in einem dummen Manöver ins Aus, dann gerieten beide nochmal in der Corkscrew aneinander, wobei unklar ist, ob es tatsächlich eine Berührung gab, oder sich Stefan Mücke von allein drehte. Beide blieben aber im Rennen, bis der schwarz-weiße Wagen auf der Jagd nach dem Titel von Problemen mit der Elektrik gebremst wurde: eine Stunde in der Box nahm ihnen alle Chancen auf den Rennsieg, aber die für die Wertung nötigen 70% Renndistanz waren trotzdem zu schaffen.

Das verleitete Dyson dazu, sich den Titel mit einer unschönen Teamorder zu sichern: der eigentlich erfahrene, aber in letzter Zeit mit wenig LMP1-Fahrpraxis gesegnete Jay Cochran drehte sich in der Corkscrew und bockte den Wagen auf dem Kerb auf – eine Gelbphase und Rundenrückstand waren das Resultat. Um die nötigen zwei Pünktchen für den Titel zu ergattern, ließ Teamchef Rob Dyson seinen zweiten Wagen in die Box rufen, um „Wasser nachzufüllen“ – so konnte Cochran den zweiten Rang zurückholen und damit den Titel.

Diese Teamorder ist auf jeden Fall verständlich – das kleine Team hat viel in die Saison investiert, u.a. die Wagen auf den neuesten Stand aufgerüstet, und der Titel ist das klare Ziel. Von daher will ich sie auch gar nicht weiter kritisieren, den als Teamchef musste Dyson so handeln, zumal die Gefahr groß wäre, beim Petit Le Mans selbst einen Defekt zu erleiden. Schön für die Fans sind und bleiben Teamorder aber eben nicht, und so bleibt ein leichter Beigeschmack.

Am Ende sollte Das Werksteam Aston Martin Racing mit Mücke, Primat und Fernandez mit einem Wagen, den sie vor ein paar Wochen aus dem Museum geholt haben, das Rennen problemlos gewinnen. Das macht die Elektronikprobleme, die die MuscleMilk-Mannschaft in den letzten Wochen mit dem Wagen hatte, nicht gerade einfacher zu erklären. Falsch zusammengebaut, Verschleißerscheinungen, einfach nur Pech… jedenfalls verlor Greg Picketts sympathisches Team den Titel durch drei Defekte: ein nach Kontakt kaputter Kühler in Sebring und zweimal die Elektrik im Training in Baltimore und eben noch einmal in Laguna Seca.

In der GT-Klasse war es wie mittlerweile gewohnt bis zum Ende spannend: der Risi-Ferrari mit Melo/Vilander und der Flying Lizard-Porsche von Bergmeister/Long stritten sich das ganze Rennen über, die BMW schwächelten zur Rennmitte etwas, Müller/Hand konnten aber Ende aber wieder vorn mitreden. Die Corvettes griffen nie wirklich in den Kampf um den Sieg ein, ebenso der Falken-Porsche.

In der Schlussphase, nachdem das Feld durch die von Cochrans Dreher ausgelöste Caution noch einmal zusammengeführt worden war, ging es dann drunter und drüber: erst schnappten Melo und Long Müller im führenden BMW, dann drängte Melo im Ferrari Bergmeister im Porsche im Kampf um die Führung auf Start/Ziel fast in die Wand, und schließlich ging dem führenden F458 in der letzten Runde der Sprit aus – Bergmeister ging vorbei und auch noch der BMW mit der #56.

Auf Rang drei rollte der Ferrari ins Ziel – doch den behielt das Team nicht lange: völlig zurecht wurden sie disqualifiziert für Melos Manöver auf der Start/Ziel-Gerade – ziemlich genau dasselbe versuchte nämlich vor zwei Jahren Patrick Long in der letzten Runde und schoss dabei seinen damaligen Gegner, eine Corvette, böse in die Leitplanken. So wurde der Extreme Speed-Ferrari von Sharp/van Overbeek Dritter, ein schöner Erfolg für das Team, dem es bisher an positiven Momenten fehlte.

Da Corvette schwächelte, ist nun auch das Rahal Letterman-Team mit seinen zwei BMW M3 GT Meister und verteidigt damit den Titel in der Mannschaftswertung – erstmals Meister sind die beiden BMW-Piloten Joey Hand und Dirk Müller. Was im nächsten Jahr aus dem BMW-Werkseinsatz wird, ist noch unklar. Man zieht es in Erwägung, hieß es vor einiger Zeit – aber im Lichte des DTM-Einstieges könnte es das auch gewesen sein.

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1 Kommentare

s2000 22 September, 2011 - 19:01

hier die erwähnte Schlussphase: http://youtu.be/sg8xTryi0xY

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