Home NASCAR NASCAR: Vorschau Pocono Juni 2011

NASCAR: Vorschau Pocono Juni 2011

von KristianStooss
1 Kommentare

An diesem Wochenende steht das erste Pocono-Rennen auf dem Programm, welches ja nicht ganz unumstritten ist. Immerhin hat man nach den zwei schweren Unfällen im letzten Jahr etwas für die Sicherheit der Strecke getan. Zudem überträgt TNT das erste Rennen in dieser Saison, nachdem sich FOX bis zum nächsten Daytona 500 verabschiedete. Den Coup des Jahres hat aber eindeutig der Hauptsponsor des Rennens gemacht.

Ein in der NASCAR bekannter Hersteller von Energy-Drinks sicherte sich die Werberechte für das Rennen am Sonntag und könnte damit eindeutig nicht richtiger liegen. Vermutlich wird man eines ihrer Produkte benötigen, um über die komplette Renndistanz zu kommen. Auf dem fragwürdigen Pocono Raceway werden nämlich nach wie vor 500 Meilen gefahren, was in der Vergangenheit im Mittel gut dreieinhalb bis vier Stunden gedauert hat. Rechnet man dann noch die Vorberichterstattung des ebenfalls fragwürdigen Senders TNT hinzu, kommt man so ungefähr auf den Namen des Getränks der angesprochenen Firma, für dessen Erwähnung ich hier natürlich keinerlei monetäre Zuwendungen erhalte. Was mich an Pocono in diesem Jahr am meisten interessiert, ist sicherlich nicht das Rennen selbst, sondern ein paar ganz andere Punkte:

Zum einen ist da die Sicherheit der Strecke, welche seit Jahren kritisiert wird. Es gab schon viele heftige Abflüge, doch was Elliott Sadler in der letzten Saison passierte, übertraf wohl alles. Den härtesten je gemessenen Einschlag der (computerisierten) NASCAR-Geschichte überstand der Sieger des Truck-Rennens vom Vortag fast ohne einen Kratzer. Zwar nahm ihm der Unfall kräftig den Wind aus den Segeln, sodass er sich als erstes neben seinem Wagen auf die Strecke legen musste, um erstmal wieder Luft zu bekommen. Doch dabei muss man ganz klar beachten, dass Sadler bei diesem Unfall auch ganz schnell hätte umkommen können und ich denke, das ist keineswegs übertrieben!

Sein Leben verdankt er zudem einzig und allein dem – von 2001 nach dem tödlichen Unfall von Dale Earnhardt Sr bis zur Einführung 2007 entwickelten – Car of Tomorrow sowie dem HANS-System und nicht etwa den Sicherheitsvorkehrungen der Strecke, welche über Jahre wirklich äußerst fraglich waren und zum Teil immer noch sind. Nach dem „Lernjahr“ 2001 hat man eine SAFER-Barrier an den Außenseiten der drei Kurven des 2,5-Meilen-Ovals installiert und das war auch schon so ziemlich alles. Während andere Streckenbetreiber sich um das – von mir oft bemängelte – Gras in den Infields gekümmert haben, blieb Pocono stehen. Während Talladega und Daytona ihre Fangzäune nochmals erhöht haben, blieb Pocono stehen – ganz ohne Fangzäune auf der Gegengeraden sogar.

Dann kamen im letzten Jahr die beiden prägenden Unfälle: Zunächst drehte sich Kasey Kahne im Juni-Rennen während einer Green-White-Checkered-Verlängerung nach einer Gras-Überfahrt auf der Gegengeraden in die nackte Außenmauer und stieg fast darüber in die dort befindlichen Bäume, weil eben kein Fangzaun an dieser Stelle angebracht war. Dabei geriet zumindest das Heck deutlich in die Zweige, was ihm den Kofferraum zerriss. Beim Rennen im Spätsommer krachte Elliott Sadler dann fast frontal in die innere Leitplanke(!) vor einem Erdhügel(!), weil er beim Abbremsen wegen eines Crashes von Kurt Busch vor ihm von AJ Allmendinger angeschoben wurde. Sadler verlor die Kontrolle, der Ausgang ist bekannt. Auch Kurt Busch machte nach seinem teils heftigen Unfall zunächst keinen sehr fitten Eindruck. Anschauen kann man sich die beiden Situationen hier nochmal in den folgenden verlinkten Videos:

http://www.youtube.com/watch?v=Thxd1vgWLTw

Glücklicherweise haben die Verantwortlichen des Pocono Raceways nun endlich reagiert und massive Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit in die Wege geleitet: Im Rahmen dieser Unternehmung bekam die Gegengerade endlich den lange ersehnten Fangzaun, womit das Oval nun komplett umzäunt ist. Zusätzlich wurde auf der Innenseite der tückischen Geraden eine SAFER-Barrier installiert, welche die zuletzt nurmehr lächerliche Leitplanke ersetzen soll. Was mit dem Gras davor passiert ist, konnte ich nicht herausfinden, wir werden es aber heute Abend im Practice sehen. Ich gehe stark davor aus, dass es im Zuge des Umbaus entfernt wurde oder kann sich jemand an eine SAFER-Wall hinter einer Rasenfläche erinnern?

Zum anderen interessiert mich, was TNT und NASCAR.com aus dem RaceBuddy gemacht haben, welcher ja immer während der sogenannten „Summer Series“ des Senders zum Einsatz kommt. Diesen offiziellen und kostenlosen Live-Stream gibt es, weil TNT über eine weniger große Zuschauer-Reichweite verfügt als FOX oder ESPN/ABC. Vermutlich hat NASCAR so die in die Röhre schauenden (oder eher nicht) Fans und Geldgeber nicht zu sehr verärgern wollen und den Sender zu diesem Schritt genötigt. Allerdings gilt ebenfalls, dass TNT und ESPN/ABC auch eine wesentlich bessere Meinung zum Streaming von Rennen haben, was man ja bei drei Live-Übertragungen auf NASCAR.com gegen Ende der letzten Saison sehen konnte.

Der RaceBuddy verfügte, wenn ich mich nicht irre, in den vergangenen Jahren nicht über eine Kommentarspur, was bei der Qualität des TNT-Gespanns aber vielleicht auch besser ist. Wally Dallenbach und Kyle Petty haben mich 2010 des Öfteren so dermaßen auf die Palme gebracht. Das Gute am Stream sind aber die verschiedenen verfügbaren Kamera-Perspektiven, welche auch im Mosaik zu bewundern sind. In diesem Jahr packt man noch eins oben drauf und kommt mit insgesamt zehn (!) Einzelfeeds daher, die in zwei Mosaiken oder einzeln anschaubar sind. Darin enthalten sind angeblich noch Extra Crew-Chief-Kanäle, von ausgewählten Teams inkl. Boxenfunk.

Sollte das stimmen, dann kann ich gerne auf Kommentar verzichten und gebe mir am Sonntag einfach die Extra-Dosis Information! Falls das reibungslos abläuft, kann sich TNT für so ein grandioses Programm bei mir und sicherlich auch allen anderen Fans eine Menge mehr Respekt erwerben. Der geplante Service stellt sogar die Fahrer-Feeds bei DirecTV in den Schatten und das ist immerhin ein PayTV-Kanal, der in den USA gutes, teures und vor allem derzeit seltenes Geld kostet!

Zum wahrscheinlichen Rennverlauf nur kurz etwas, weil er mich wie gesagt nicht wirklich interessiert. Trotz ihres interessanten Layouts ist die Strecke nicht als großer Kracher bekannt, was die Spannung angeht. Ich meine mich ansatzweise daran erinnern zu können, dass von den sechs Ausgaben seit Einführung des CoT nur eine über die Renndistanz einigermaßen abwechslungsreich, interessant und spannend geblieben ist. An Spritpoker kann ich mich nicht erinnern, das könnte im Falle des Falles bei zwei oder drei GWC-Verlängerungen noch Spannung generieren. Eigentlich ist die Strecke aber breit genug, um allen Piloten ausreichend Platz zu lassen. Nach den Restarts ist es für zwei bis drei Runden recht unterhaltsam, bevor sich das Feld auf den 2,5 Meilen komplett zerstreut.

Oft fährt ein Fahrer mit funktionierendem Auto alleine in den Sonnenuntergang, seltener wechseln sich insgesamt zwei bis vier Piloten im Rennverlauf an der Spitze ab. Überholen ist in Front meist nur an der Boxengasse durch viel Taktik zum Gewinnen von Track-Position möglich. Insgesamt sind durch die unterschiedlichen Turns (mehr in der am Anfang verlinkten Streckenbeschreibung) also mehr die Ingenieure und Crew-Chiefs gefragt als die Fahrer.

Wenn ich auf einen Sieger tippen müsste, dann würde ich wieder auf die Piloten wetten, welche die Strecke schon seit Jahren dominieren: Denny Hamlin (4 Siege), Tony Stewart, Carl Edwards oder Kurt Busch (jeweils 2 Erfolge). Allerdings darf man auch Kasey Kahne und Greg Biffle nicht vergessen, wobei Kahne erstmal seinen Toyota von Red Bull ordentlich flottmachen muss. Sollte ein Team von Hendrick Motorsports gewinnen, wäre das eigentlich eine Überraschung. Zuletzt holte Jeff Gordon 2007 für Rick Hendrick in Pocono einen Sieg, Jimmie Johnson gewann davor 2004 beide Ausgaben in einer Saison. Im letzten Jahr führte Johnson die meisten Runden im Spätsommer an. Pocono könnte sich nach der undurchsichtigen Performance der Teams in Kansas als richtungsweisend für den Sommer erweisen.

Zum Abschluss wie gewohnt noch die Links zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie ein Zeitplan für das Wochenende. Der Sprint Cup vertritt die Farben der NASCAR in Pocono komplett alleine, lediglich die ARCA-Serie ist noch am 2,5-Meilen-Oval. Die Nationwide Series macht in dieser Woche Pause und ist in sieben Tagen auf dem Michigan International Speedway wieder mit von der Partie. Die Trucks sind gemeinsam mit der IndyCar Series in Texas und starten zu einer wirklich gemeingefährlichen Uhrzeit! Da das komplette Vorprogramm der Trucks auch schon gelaufen ist (allerdings nicht im TV), wird es ein karges NASCAR-Wochenende.

Auch blöd ist, dass die Formel 1 in Kanada zu einer für NASCAR-Fans unglücklichen Zeit fährt. Das Rennen in Montreal zählt ja bekanntlich zu den besseren Grand Prix und ist durchaus sehenswert, startet aber 15 Minuten vor dem NASCAR-Rennen. Meine Empfehlung für den Sonntagabend lautet daher: Sich um 18 Uhr bei gutem Wetter mit Freunden und/oder Familie schön den Grill vollschaufeln und ggf. die Vorberichte nach Wahl anschauen. Um 19 Uhr dann Formel 1 und ab ca. 20:30 Uhr die restlichen 2,5 Stunden aus Pocono mitnehmen. Ich wünsche allseits ein schönes und erholsames Wochenende!

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 10.06.
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, SPEED
21:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
03:00 Uhr, Truck Series Rennen (WinStar World Casino 400k), SPEED

Samstag, 11.06.
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED (ab 17:30 Uhr)

Sonntag, 12.06.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (5-Hour Energy 500), TNT / NASCAR.com RaceBuddy

Das könnte Dir auch gefallen

1 Kommentare

NASCARaddicted 11 Juni, 2011 - 01:01

Schwere Unfälle in Pocono sind ja leider keine Seltenheit. Sicher, auf jeder Rennstrecke kommt es zu schweren Unfällen, aber irgendwie kommt es mir so vor, als wären die in Pocono immer noch ein bißchen schlimmer.

1980 hatte Richard Petty einen heftigen Crash bei dem er schwere Nackenverletzungen zuzog.

1988 hatte Bobby Allison einen schweren Unfall. Er zog sich dabei so schwere Kopfverletzungen zu, daß er seine Karriere beenden mußte. Außerdem leidet er teilweise unter Gedächtnisverlust. Im Februar 1988 gewann er das Daytona 500, zweiter wurde sein Sohn Davey Allison. An dieses Rennen kann er sich gar nicht mehr erinnern. In einem Interview sagte er mal, daß er dieses Rennen vergessen habe, schmerze ihn mehr als alles andere.

Und wenn man dann noch die 2 Crashes von Sadler und Kane anguckt, und dazu noch die fehlende Spannung – da fragt man sich doch echt, warum die Rennstrecke 2 500-Meilen Rennen hat. 1 400 Meilen Rennen würde doch auch reichen.

Comments are closed.