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Analyse: ADAC GT Masters in der Lausitz

von StefanTegethoff
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Weder im Regen am Samstag, noch bei blauem Himmel am Sonntag konnte einer der Konkurrenten etwas gegen Peter Kox und Albert Prinz von Thurn und Taxis im Reiter-Lamborghini ausrichten.

Albert von Thurn und Taxis hatte die Pole fürs Samstagsrennen geholt, Peter Kox die für das am Sonntag, nach dem mäßigen Assen-Wochenende von den lästigen Erfolgsgewichten erlöst konnten die beiden zunächst völlig frei auffahren. Im nassen Rennen 1 münzte der Fürst die Pole in eine Führung um, die die beiden bis zum Rennende nicht mehr abgeben sollten. Luca Ludwig und Christopher Mies, die in der Meisterschaft die ärgsten Verfolger des Reiter-Duos sind, konnten mit ihrem um 50kg schwereren Audi mithalten, am Ende gewann Kox nur deshalb mit „nur“ knapp neun Sekunden Vorsprung, weil er schon früh das Tempo herausnahm und auf leicht abtrocknender Strecke die Regenreifen schonte.

Das Mühlner-Team, für das Tim Bergmeister noch im Meisterschaftsrennen war, schickte dessen Teamkollegen Frank Schmickler für die zweite Rennhälfte mit Slicks zurück auf die Bahn, was sich als Fehlgriff erwies, man blieb punktelos. Überhaupt war das Rennen für Porsche ein Desaster, bester 911er war das a-workx/Wieth-Auto mit Asch/Kentenich auf Platz 9, während die Audi-Phalanx die Ränge 2 bis 6 vor den Callaway-Corvettes einfuhr.

Kurios: nach Ablauf des Boxenstoppfensters schien es zunächst so, als müssten neun Fahrzeuge wegen Unterschreitens der Boxenstopp-Mindestzeit eine Durchfahrtsstrafe antreten. Diese wurden aber noch während des Rennens wieder zurückgenommen, da es sich um ein Problem mit den Zeitschleifen handelte (wie man mir freundlicherweise per Twitter mitteilte). Ob die Situation nun ganz astrein aufgeklärt werden konnte und ob einzelne Teams die vermeintliche Strafe schon absolviert hatten 8wie Rainer Braun erwähnte), bleibt unklar…

Nach dem Sieg musste die Reiter Engineering-Mannschaft jedenfalls für den Sonntag wieder 30kg mehr im Kox/TuT-Auto verstauen, trotzdem gewann der Niederländer den Start und behauptete sich an der Spitze. Dahinter dezentes Chaos: Armindo drehte sich in die Wiese und beschädigte sich seinen Kühler, der auf Rang 2 gestartete Thomas Jäger rutschte auf dessen Kühlwasser aus und verlor viele Plätze, sodass es für ihn und Sven Hannawald (nach weiteren Problemen) nach einem Punkt am Vortag dieses Mal nur zu Rang 10 reichen sollte.

Ein weiterer Konkurrent um die Podiumsplätze wurde von der Rennleitung aus dem Weg geräumt: Sascha Bert wurde für eine leichte Berührung mit einem Audi (eher ein Verbremser als ein absichtliches ins-Heck-fahren) mit einer zusätzlichen Boxendurchfahrt bestraft, eine Verwarnung hätte es hier wohl auch getan.

Gegen Ende wurde das Rennen dann noch einmal richtig aufregend: Tim Bergmeister holte zeitweise eine halbe Sekunde pro Runde auf Albert von Thurn und Taxis auf und übte in den letzten zehn Minuten des Rennens mächtig Druck aus – vorbei kam er jedoch nicht mehr, es reichte zum Doppelsieg für die starke Reiter-Mannschaft.

Kox und von Thurn und Taxis führen nun mit 63 Punkten die Meisterschaft wieder deutlich an, Mies/Ludwig müssen mit ihren 47 Zählern schon fast auf mehrere Wunder hoffen – andererseits werden die beiden nun ihren Erfolgsballast wieder teilweise los, während die beiden Reiter-Piloten am Nürburgring wieder voll beladen sein werden. Tim Bergmeister (39 Punkte) hat nach dem verzockten ersten Lauf keine Meisterschaftschancen mehr, wird aber alles daran setzen, um Platz 2 zu kämpfen.

In der Amateurwertung führt weiterhin Sven Hannawald, obwohl an diesem Wochenende Martin Karlhofer (7. im Samstagsrennen) und Toni Seiler (erster Podestplatz des Jahres als 3. am Sonntag) die Top-Platzierungen abräumten. Mit 17 Punkten Vorsprung vor Seiler hat auch der Ex-Skispringer die Meisterschaft schon fast sicher, was ein gewaltiger Fortschritt in seiner zweiten Sportler-Karriere für ihn wäre.

Das Potential ist noch nicht ausgeschöpft

Das Starterfeld war in der Lausitz mit 18 Fahrzeugen leider bisher das dünnste der Saison – da der Ascari von Knop/Rehfeld am Freitag einen Motorschaden erlitt, waren in beiden Läufen gar nur 17 Fahrzeuge am Start. Das wird sich am Nürburgring mit Sicherheit ändern: zum Einen dürften sich für den großen Auftritt im Rahmen der GT1-WM auf der beliebten Traditionsstrecke wieder einige Teilzeit-Teams (v.a. mit Cup-Porsches) einfinden, zum Anderen wird das Schubert Motorsport-Team seine BMW Z4 an den Start bringen, die schon seit Saisonbeginn an der GT3-EM teilnehmen. Claudia Huertgen und Csaba Walter liegen dort mit dem neuen Wagen mit einem Sieg (in Jarama) auf einem guten dritten Meisterschaftsrang, das Team, das auch beim Saisonabschluss in Oschersleben dabei zu sein plant, dürfte also eine echte Bereicherung für die Serie werden.

Trotz des in der Lausitz sehr kleinen Feldes waren die Rennen durchaus ansehnlich. Der Vorteil einer solchen Pro-Am-Serie mit Pflichtboxenstopp ist eben, dass das Kräfteverhältnis sich im Laufe eines Rennens verändert, sodass es immer wieder Verschiebungen durch Überholmanöver gibt. In zwei Wochen in der Eifel darf sich die Serie dann vor großem Publikum präsentieren, zum ersten Mal seit 2007, als das zweite GT Masters-Rennwochenende überhaupt im Rahmen der FIA GT in Oschersleben ausgetragen wurde.

Bei diesen Rennen muss dann möglichst alles perfekt laufen, um neue Fans und Zuschauer zu gewinnen: ein großes Starterfeld, keine unsinnigen Strafen und vor allem wenige Boxenstopp-Zeitstrafen sollte es geben. Denn hier liegt ein ganz großes Problem der von der SRO promoteten GT-Serien: die Regel, dass es eine Mindestzeit für den Boxenstopp gibt, ist ja für eine derartige Pro-Am-Meisterschaft durchaus sinnvoll: die Fahrer sollen sich ohne übertriebene Hektik ordentlich anschnallen und die Rennen sollen auf der Strecke entschieden werden.

Dummerweise wird die vorgegebene Zeit (je nach Strecke unterschiedlich, aber meist 70 Sekunden für die gesamte Boxengassendurchfahrt) allzu oft unterschritten und die Rennleitung ist entsprechend gezwungen Zeitstrafen zu verteilen, die das Klassement verschieben. Andererseits ist es aber auch ein Rätsel, wieso die Teams im Zeitalter von Boxenfunk und digitalen Stoppuhren immer wieder diesen Fehler machen. Laut dem offiziellen Twitter-Kanal @gtmasters (danke für die Antwort!) sind sogar Stoppuhren im Cockpit erlaubt.

Und auf der anderen Seite gab es etwa im zweiten Rennen am EuroSpeedway eine nachträgliche Durchfahrtsstrafe (+30 Sek.) für die Meisterschaftszweiten Ludwig/Mies für zu starkes Verlangsamen in der Boxengasse, eben weil man die Zeit einhalten wollte. Dass dieses starke Verlangsamen oder gar eine Behinderung anderer Fahrzeuge in den TV-Bildern nicht im Ansatz zu erkennen war, macht die Rückversetzung, die Einfluss auf die Meisterschaftsentscheidung haben könnte, nur noch kurioser. Hier besteht also noch Nachholbedarf, um die erhoffte Popularitätssteigerung durch die Live-TV-Übertragungen nicht schon im Keim zu ersticken.

Die Übertragungen von Kabel 1 sind wie bereits seit Saisonbeginn überwiegend sehr gelungen. Kompakte, sinnvoll gestaltete Vorberichte, Kult-Kommentator Rainer Braun am Mikro, dem man trotz wiederkehrender Vater-Sohn-Verwechslungen gern zuhört, verschiedene Kameraperspektiven eines Duells auch mal im Split-Screen, Interviews in der Boxengasse während des Rennens, all das ergibt eigentlich ein angenehm rundes Gesamtbild.

Äußerst ärgerlich ist dagegen die Platzierung der Werbeblocks: zu Saisonbeginn schien man hier verschiedene Alternativen auszuprobieren; aus (meiner) Fan-Sicht war etwa die Variante mit Werbung nach ca. 15 und ca. 45 Minuten recht gelungen. In Assen und am EuroSpeedway ist man nun dazu übergegangen, den ersten Werbeblock in die zweite Hälfte des Boxenstoppfensters zu legen und den zweiten innerhalb der letzten zehn Rennminuten zu senden, keiner von beiden mit kleinem Split Screen-Fenster.

Ob bzw. dass sich nun bei dieser Platzierung die Werbezeiten in den entscheidenden Rennphasen besser vermarkten lassen, kann ich nur vermuten, aber für den Zuschauer ist dieses Schema nun wirklich denkbar ungünstig. So verpasste man etwa am Sonntag das spannende Duell um den Sieg zwischen Albert von Thurn und Taxis und dem dahinter drängenden Tim Bergmeister. Es bleibt zu hoffen, dass Kabel 1 eine andere Lösung findet; andererseits muss die Finanzierung der Live-Übertragungen auch irgendwie gestemmt werden…

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2 Kommentare

nona 16 August, 2010 - 17:28

Rainer Brauns Vater-Sohn-Verwechslungen finde ich inzwischen richtig amüsant. Irgendwie unterstreicht das ja auch seine jahrelange Erfahrung im Metier.

Wer übrigens über digitales TV verfügt und dort den „auto, motor & sport Channel“ im Paket hat, der sollte sich dort mal nach den Wiederholungssendungen zum GT-Masters umschauen. Üblicherweise sind das nämlich 1:1-Übernahmen der Übertragungen von Kabel1, minus Werbung, d.h. da wo bei Kabel1 die Werbeblöcke sind wird einfach Rennen ohne Kommentar gezeigt (und mitunter auch freie Rede wenn Braun sein Mikro noch offen hat und sich mit der Regie unterhält…).

Monkey 16 August, 2010 - 21:37

Ja die Sendung würde ich mir gern auf Auto motor Sport ansehen. Die Werbung bei Kabel1 nervt da echt tierisch ab. Das finde ich bei der Formal1 schon immer Mist mit den Werbeunterbrechungen in einem spannenden Rennen.

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