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Formel Eins: Teddy Mayer 1935 – 2009

von DonDahlmann
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Er gründete mit Bruce McLaren das gleichnamige Team, holte zwei Weltmeisterschaften mit Emerson Fittipaldi und James Hunt und war sicher eine der bekanntesten Figuren der 70er Jahre im Formel Eins Zirkus. Jetzt ist Teddy Mayer im Alter von 73 Jahren verstorben

m23_2 In Pennsylvania geboren, wanderte Teddy Mayer in den 60er Jahren zusammen mit seinem Bruder Timothy und dem gemeinsamen Freund Peter Revson an Europa aus. Wer damals im Motorsport etwas werden wollte, der musste nach Europa gehen. Timothy wollte als Fahrer Karriere machen, sein Bruder Teddy, der Jura studiert hatte, half im Management. Tim fuhr eine Saison (1963) unter der Fuchtel von Ken Tyrell in dessen Formel Drei Team. Tyrell, schon damals mit dem Talent gesegnet andere Talente zu entdecken, empfohl Mayer Bruce McLaren, der ihn für die Tasmanische Rennserie mit nach Australien nahm. Timothy starb 1964 bei einem Rennen, Teddy Mayer aber bei McLaren und wurde Teilhaber des Team.

Die Kombination Mayer/McLaren war erfolgreich. 1968 gewann McLaren in seinem eigenen Wagen in Spa, Denny Hulme gewann ebenfalls zwei mal. 1969 belegte das Team Platz drei der Konstrukteursmeisterschaft. Das Team war auch in der Can-Am Serie engagiert, wo man 1968 mit dem McLaren M6A alle (!) elf Rennen der Saison gewinnen konnte. Bruce McLaren und Denny Hulme waren derartig dominant, dass man die Serie „The Bruce & Denny Show“ nannte. In der Zeit knüpfte Teddy Mayer auch Kontake zu Roger Penske und verkaufte diesem einige M6A.

m231970 verunglückte Bruce McLaren bei Testfahrten mit dem M8A in Goodwood tödlich. Teddy übernahm das Team, allerdings gibt es widersprüchliche Berichte, ob die Familie von McLaren darüber so glücklich war. Jedenfalls führte Mayer das Team weiter und schaffte es, dass es auch ohne seinen Gründer über die Runden kam. Die Saison 1971 verlief miserabel, aber 1972 gelang es Denny Hulme wieder einen Sieg für das Team zu holen. 1973 legte Mayer den Grundstein für den steilen Aufstieg des Teams. Er holte als Sponsoren Texaco und vor allem Marlboro an Bord, die viel Geld in den Rennstall versenkten. Denny Hulme gelang ein weiterer Sieg, Peter Revson, immer noch an der Seite von Teddy Mayer, sogar zwei. Revson musste 1974 aber Emerson Fittipaldi weichen. Mayer hatte den Brasilianer und Weltmeister von 1972 mit sehr viel Marlboro Geld von Lotus weg gelockt. (Revson wechselt zu Shadow und starb im gleichen Jahr im Training in Kyalami).

Die Saison 1974 lief bombig. Der von Gordon Coppuck und einem sehr jungen John Barnard designte McLaren M23 war ein Erfolg, doch der Ferrari 312B3 (Foto) und Clay Regazzoni erwiesen sich als harte Gegner. Erst im letzten Rennen konnte sich Fittipaldi durchsetzen, da der Schweizer mit Handlingsproblemen aufgeben musste. Mayer hatte also vier Jahre nach dem Tod des Gründers, den Rennstall ganz nach oben gebracht.

1975 fuhr der 312T von Ferrari und vor allem Niki Lauda alles in Grund und Boden. Fittipaldi wurde zwar zweiter in der WM, verliess nach der Saison aber wieder das Team. Mayer benötige dringend Ersatz. Als zweiten Fahrer hatte er zu der Zeit Jochen Maas, aber brauchte unbedingt noch einen schnellen Mann. Er entschied sich für James Hunt, einem jungen, sehr unorthodoxen, kettenrauchenden, trinkenden Rennfahrer. Ein Sonnyboy wie es ihn nur selten in der Formel Eins gab, der aber, wenn er wollte, ein exzellenter Rennfahrer sein konnte, wie er 1975 beim Team von Hesketh unter Beweis stellte.

m26Dabei gab es bei McLaren und der Führung von Mayer die ersten Probleme. Man wollte mit dem M26 an den Start gehen, wieder ein Modell von Coppuck, doch der erwies sich als unfahrbar. Also musste man noch den schon betagten M23 aus der Ecke holen und der erwies sich gegenüber dem weiterentwickelten 312T2 als unterlegen. Lauda gewann in der ersten Saisonhälfte viermal, Hunt blieb aber mit zwei Siegen dran. Dann verunglückte Lauda auf dem Nürburgring und Mayer trieb Hunt für ein paar Monate die Flausen aus dem Kopf und der dankte es ihm mit vier weitern Siegen und der WM-Titel.

Doch bei McLaren zeichneten sich strukturelle Probleme ab. Die Probleme mit dem M26 zogen sich 1977 durch die gesamte Saison und erste gegen Ende des Jahres hatte man den Wagen so weit im Griff, dass Hunt noch drei Siege einfahren konnte. Aber weil er in 17 Rennen achtmal ausgefallen war, belegte er nur den fünften Platz in der WM. 1978 kam es noch schlimmer. Hunt fuhr eine extrem lustlose WM, die beide Nachwuchsfahrer Bruno Giacomelli und Patrick Tombay waren noch zu jung. Der M26, der nie ein überragend gutes Auto war, hatte keine Chance mehr, zu dem verpennte man den Umstieg in der Saison auf die Flügelwagen. Im Hintergrund begann McLaren unruhig zu werden. Die Niederlage von 1977 war schon unangenehm genug, aber das man keinen Sieg 1978 holen konnte, das war schon eine kräftige Ohrfeige.

Marlboro hatte allerdings noch einen Trumpf in der Hinterhand. Ein ehemaliger Schrauber von Jochen Rindt namens Ron Dennis hatte sich in der Formel Drei und Formel Zwei einen Namen gemacht. Seine Projekte, die allesamt nummeriert waren, wurden ab Mitte der 70er Jahre von Marlboro unterstützt. Dazu kam, dass Ron Dennis sich die Dienste von John Barnard gesichert hatte, der Mann, der für den M23 mitverantwortlich war.

m281979 kam und Teddy Mayer setzte alles auf dem neuen M28. Doch allein die verwendeten Chassisvarianten namens B und C zeigen schon, dass es nicht sonderlich gut lief. Noch während der Saison schob man den M29 nach, der das Team allerdings auch nicht weiterbrachte. Das Weltmeisterteam von 1976 erreichte drei Jahre später nur noch ein einziges Podium und dies beim ersten Rennen der Saison. McLaren war klar auf dem absteigenden Ast und es musste etwas passieren. So sah es jedenfalls Marlboro und es begann eine unschöne Aktion, deren Hintergründe allerdings bis heute umstritten sind.

Geht es nach der offiziellen Variante war es so: Marlboro hatte von Ron Dennis das „Project Four“ auf dem Tisch liegen. Dennis wollte damit in die Formel Eins und hoffte die Unterstützung des Konzerns zu bekommen. Dort war man betrübt über die Situation bei McLaren und überlegte, was zu tun sei. Teddy Mayer war erfolgreich gewesen, aber offenbar hatte er Probleme mit der sich verändernden Formel Eins klar zu kommen. Mayer war ein Mann der 60er Jahre und die neuen Managementmethoden sagten ihm nicht zu, dachte man beim Sponsor. Statt aber McLaren fallen zu lassen und zu Dennis zu wechseln, schlug Marlboro vor, beide Projekte zusammen zu fassen. Mayer sollte McLaren weiter führen, allerdings mit Ron Dennis an seiner Seite, der das Team neuorganisiere sollte.

Die inoffizielle Variante geht so: Marlboro hatte Dennis in der Hinterhand und setzte Mayer die Pistole auf die Brust. Entweder, er würde einer Übernahme durch Dennis zustimmen, oder der Konzern würde sein Geld sofort abziehen. So gesehen wäre es ein „reverse takeover“ gewesen. Man ließ den Namen McLaren als Hülle und füllt es mit dem „Project Four“ von Dennis aus.

Wie auch immer – Mayer blieb noch zwei Jahre bei McLaren, mehr im Hintergrund, und 1982 entschloss er sich seine Anteile am Team vollständig abzutreten. Wenn man bedenkt, wie viel Zeit und Herzblut er in das Team, dass er mitgegründet hatte, hinein gesteckt hatte, dass sein Bruder in der Gründungszeit ums Leben gekommen war, dann kann man sich vorstellen, dass ihm das nicht leicht gefallen ist. Hinter der Entscheidung sehen viele auch ein Argument für die „böse“ Variante der geschilderten Übernahme.

Mayer kehrte der Formel Eins den Rücken und ging in die CART-Serie, wo sein Team Mayer Motor Racing gründete, dass immerhin drei Siege einfahren konnte. 1986 kehrte er als Team-Manager von Haas Lola in die Formel Eins zurück. Er hatte das Team zusammen mit Carl Haas aus der Taufe gehoben, aber weil der Sponsor sich zurückzog musste man schnell wieder dicht machen.

Mayer hatte nichts zu tun, doch ein alter Bekannter hatte genau den richtigen Job für hin. Roger Penske, der sich von Mayer in den 60er Jahren noch ein paar McLAren M6A geliehen hatte, setzte Mayer als Vize-Präsident seiner diversen Rennställe ein. Die gesamten 90er Jahre hindurch war Mayer mit verantwortlich für den Aufstieg und die anhaltende Erfolge des Penske Rennstalls. Bis 2007 war Mayer dem Team verbunden.

Am Freitag ist Teddy Mayer, einer großen Rennsportmanager der letzten 40 Jahre gestorben. Er hinterlässt einen Sohn (Tim Mayer, arbeitet als Race Director für die ALMS) und zwei Enkelkinder.

Ich hätte gern ein Bild von Teddy Mayer eingesetzt, aber die McLaren Presseabteilung hat keins. Alle anderen Bilder: GNU-Lizenz Wikipedia

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