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V8 Supercars: Analyse Bathurst 1000 2014

von ThomasB
2 Kommentare

Es war schon etwas surreal, was sich da am vergangenen Wochenende in Bathurst abgespielt hat. Etliche Cautions, ein Rennabbruch und eine an Dramatik kaum zu überbietende Schlussphase, in der ein Siegkandidat nach dem anderen ausschied, sorgten für ein Rennen, das man so schnell wohl nicht vergessen wird.

bathurst-rbDoch das „Favoritensterben“ begann schon vor dem eigentlichen Rennen. David Reynolds (Rod Nash Ford) crashte in der Qualifikation, was für ihn nach einer langen Reparatur nur Startplatz 25 bedeutete. In der gleichen Session erwischte es auch Jamie Whincup (RBR); er setzte sein Auto in The Cutting in die Wand, sodass er von Platz 24 ins Rennen gehen musste. Und dann war da auch noch Chaz Mostert (FPR), der (ebenfalls in der Quali) unter Rot überholt hatte und zur Strafe ganz ans Ende des Feldes verwiesen wurde. Noch schlimmer allerdings erwischte es den HRT mit der #2, besetzt mit Garth Tander und Warren Luff. Luff kollidierte im letzten Training vor dem Shootout mit Craig Lowndes (RBR) und beide schlugen mit hoher Geschwindigkeit in die Reifenstapel von Turn 2 ein, wobei sie glücklicherweise unverletzt blieben. Doch während Lowndes‘ Auto noch rechtzeitig wieder repariert werden konnte, musst HRT seinen Wagen zurückziehen, Tander und Luff mussten den Rest des Wochenendes also zusehen.

Im Shootout selber konnte Shane van Gisbergen (Tekno) seine erste Bathurst-Pole einfahren und ließ damit Mark Winterbottom (FPR) und Scott McLaughlin (Volvo) hinter sich. Craig Lowndes konnte nach erfolgter Reparatur immerhin noch Startplatz sechs einfahren. Für ihn übernahm Steven Richards allerdings den Start-Stint.

Das Rennen

McLaughlin, der beim Start die Führung übernehmen konnte, van Gisbergen und Winterbottom kontrollierten dann auch das Renngeschehen bis zum Rennabbruch in Runde 61, während von weiter hinten Reynolds‘ Co-Driver Dean Canto und vor allem Jamie Whincup durch das Feld in Richtung der Top 10 pflügten. Whincup lag bereits nach 13 Runden wieder auf Platz 5, und auch sein Co Paul Dumbrell war nach dem ersten Fahrerwechsel kaum langsamer. Noch beeindruckender ist diese Leistung, wenn man berücksichtigt, dass sie dafür nicht einmal die ersten beiden Cautions (Runde 26 Ausritt Youlden; Runde 45 Känguru) benötigten, sondern aus eigener Kraft nach vorne fuhren.

Die dritte Caution war es dann schließlich, die zum Rennabbruch nach 61 Runden führte. Innerhalb kurzer Zeit waren in Griffins Bend (Turn 2) Paul Morris (FPR), Taz Douglas (Nissan) und Scott Pye (DJR) in die Streckenbegrenzung gerutscht, und immer mehr Fahrer beklagten sich über auflösenden Asphalt an dieser Stelle. Die Rennleitung entschloss sich, das Rennen vorerst abzubrechen und die Strecke zu reparieren. Durch die verschiedenen Strategien lagen die Siegkandidaten zu diesem Zeitpunkt relativ weit hinten. Es führte der Nissan von Rick Kelly und David Russell vor Reynolds/Canto, Wall/Johnson (DJR) und Slade/D’Alberto (Walkinshaw). Lowndes/Richards lagen auf Platz acht, McLaughlin/Premat auf zehn, gefolgt von Whincup/Dumbrell und Winterbottom/Owen. Van Gisbergen und Jonathon Webb lagen auf dem 17. Platz.

Nach einer Pause von etwas mehr als einer Stunde war der Asphalt in Turn 2 wieder geflickt und es konnte weitergehen. Doch einige hatten es wohl etwas zu eilig: Kurz nach dem Restart hatte Whincup einen Ausritt in The Chase, und beim Zurückfahren auf die Strecke kollidierte er mit Todd Kelly (Nissan). Die beiden mussten daraufhin zur Reparatur an die Box, und Whincup bekam für die Aktion sogar noch eine Pitlane Penalty aufgebrummt. Dass er danach trotzdem noch im Rennen blieb, hatte er einer erneuten Gelbphase zu verdanken. Denn bereits eine Runde später verabschiedete sich Steven Johnson aus dem Rennen, indem er seinen Ford in Sulman Park in die Wand setzte.

Nach dem erneuten Restart in Runde 67 dauerte es nur fünf Umläufe und es verabschiedete sich mit Scott Pye der zweite DJR. Durch einen Defekt bog Pyes Wagen plötzlich bei voller Fahrt nach links ab und landete in der Mauer. Dabei hatte Pye noch Glück, dass die anderen Fahrer gut reagierten und ausweichen konnten.

Bei Restart Nummer fünf war die erste Rennhälfte geschafft und es führten wieder McLaughlin/Premat vor Percat/Gavin (Walkinshaw), van Gisbergen/Webb und Winterbottom/Owen. Whincup/Dumbrell versuchten derweil weiter Boden gutzumachen und befanden sich zu diesem Zeitpunkt im hinteren Mittelfeld.

In Runde 103 ging es dann weiter mit dem Caution-Fest. Erst verunfallte Tony D’Alberto in Sulman Park, wenig später tat es ihm Robert Dahlgren (Volvo) gleich. Zwei weitere Safety-Car-Phasen waren die Folge. Die Teams nutzten die regelmäßigen Pausen natürlich für ihre Pflichtstopps, die Grünphasen gerieten daher zu einer Art Zwischensprint.

Doch kurz bevor es in Runde 119 weitergehen konnte, verabschiedete sich mit David Reynolds der erste Siegkandidat. Reynolds und Canto lagen auf Rang zwei als die Lichtmaschine den Geist aufgab und das Duo damit zur Aufgabe zwang.

Beim Restart eine Runde später traf es dann auch Scott McLaughlin. Er kopierte den Unfall seines Teamkollegen Dahlgren und nahm sich nach Mauerkontakt selber aus dem Rennen. Es folgte Caution Nummer acht.

Nun schien die Stunde von Shane van Gisbergen zu schlagen. Er schnappte sich die Führung von Lowndes und fuhr danach wie entfesselt vorneweg. Doch wie sollte es anders sein, nur elf weitere Runden später krachte es mal wieder in Turn 2. Russell Ingall (LDM) versuchte, an Todd Kelly vorbeizugehen, verschätzte sich aber gewaltig mit seinem Anbremspunkt und krachte in den Mercedes von Lee Holdsworth. Die beiden schlugen heftig in die Streckenbegrenzung ein, alle Beteiligten blieben aber unverletzt.

Als das Rennen dann erneut freigegeben werden konnte, waren noch 24 Runden zu fahren, was knapp über dem Fuel Window (20 bis 22 Runden) von Bathurst liegt. Van Gisbergen führte vor Lowndes, auf Rang drei lag Mostert, der sich wie Whincup nach den Zwischenfällen heimlich, still und leise bis in die Top fünf nach vorne gearbeitet hatte. Doch es war klar, dass sie alle nochmal in die Box kommen mussten. Lediglich der auf Platz fünf liegende Winterbottom konnte definitiv durchfahren.

Was dann folgte, war ein unfassbar spannender Thriller. Van Gisbergen, Lowndes und Mostert fuhren einen Rundenrekord nach dem anderen, bis nach einem Unfall von Tim Blanchard (LDM) ein letztes Mal das Safety Car auf die Strecke musste. Dies nutzten die Drei dann auch für ihre letzten Pitstops, und diese sollten mit Shane van Gisbergen ein weiteres Opfer fordern. Nach seinem Stopp würgte er den Motor ab, der daraufhin nicht mehr ansprang. Der sichtlich am Boden zerstörte Neuseeländer war damit ebenfalls aus dem Rennen.

Nach dem letzten Restart neun Runden vor Schluss übernahm dann Whincup, der nicht gestoppt hatte, die Führung von Winterbottom und versuchte sich, so schnell es ihm möglich war, abzusetzen. Hinter ihm ging es weiterhin sehr eng zu, denn mit Winterbottom, Lowndes und Mostert kämpften gleich drei Fahrer um Platz zwei. So kam es, wie es kommen musste, und Lowndes drehte, ohne Absicht, Winterbottom herum. Frosty fiel bis auf den neunten Platz zurück und Lowndes wurde, meiner Meinung nach völlig zu Unrecht, mit einer Pitlane Penalty bestraft. Für mich ein Rennunfall, wie er nach Restarts nun mal passieren kann.

Der Nutznießer des Ganzen war Chaz Mostert, der nun auf dem zweiten Platz lag und die Jagd auf Whincup aufnahm. In der Schlussphase wurde klar, dass es für Whincup schier unmöglich sein würde, mit seiner Spritladung noch bis zum Ende durchzukommen. Sein Renningenieur David Cauchi ermahnte ihn rundenlang, Sprit zu sparen, doch Whincup antwortete nicht, er fuhr weiter eine schnelle Rundenzeit nach der anderen. Er versuchte vielleicht, doch noch irgendwie durchzukommen.

Doch in der letzten Runde wurde deutlich, dass ihm dies nicht gelingen konnte. In Forrest’s Elbow ging erst Mostert an ihm vorbei, der sich so bei seinem erst zweiten Start seinen ersten Bathurst-Sieg sicherte. Kurz vor der Ziellinie gingen dann auch noch James Moffat, Nick Percat und Will Davison (Mercedes) an Whincup vorbei. Mark Winterbottom wurde Sechster, Craig Lowndes Zehnter.

Der Sieger hieß nach insgesamt acht Stunden also Chaz Mostert, und das bei seinem erst zweiten Auftritt in Bathurst. Auch für Ford kommt der zweite Bathurst-Erfolg in Serie zu einem besonderen Zeitpunkt. Am vergangenen Wochenende kamen Gerüchte auf, wonach bei Ford bereits Ende 2015 die Lichter ausgehen und somit Schluss wäre für die V8-Supercar-Traditionsmarke. Ein offizielles Statement gab es bislang aber noch nicht.

Highlights:

Endergebnis

In der Gesamtwertung hat sich nach dem Bathurst 1000 nicht sonderlich viel getan. Es führt weiterhin Jamie Whincup mit 2547 Punkten. Auf Platz zwei liegt jetzt wieder Mark Winterbottom (2248 Punkte) gefolgt von Craig Lowndes (2208). Punktgleich auf den Plätzen vier und fünf liegen James Courtney und Shane van Gisbergen mit 2096 Punkten.

Nach dem Saisonhöhepunkt geht es nun bereits am Wochenende vom 24. bis 26. Oktober weiter mit dem Finale des Enduro Cups: dem Gold Coast 600 in Surfers Paradise.

Zum Abschluss gibt es an dieser Stelle wie immer die Links zur Fahrer- und Teamwertung von den Kollegen von V8Dailydump, den Stand im Enduro Cup sowie die Stewards Summary der V8 Supercars.

Ach, eine Sache wäre da noch. Wer geglaubt hat, in diesem Rennen hätte kaum noch mehr passieren können… Nur zwei Tage später schneite es in Bathurst.

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2 Kommentare

Eagel-F1 18 Oktober, 2014 - 09:45

Respekt für die tolle Zusammenfassung für dieses tolle Rennen! Dafür gebührt dir ein großes „Danke“.
Das Rennen war echt aufregend und für mich das spektakulärste Rennen des Jahres bis jetzt.
Ich empfehle allen, die es noch nicht gesehen haben, sich das Rennen zu besorgen um es vielleicht dann in der Winterpause anzuschauen (ich werde es ganz sicher nochmal tun). Beste Unterhaltung, die man auch mit bekanntem Ausgang noch extrem spannend finden wird. „WTF“ wird einem sicherlich nicht nur einmal in den Kopf kommen.

lefthog 18 Oktober, 2014 - 20:28

Yipp dieses Bathurst hat die letzten drei nochmal getoppt. Und war auch irgendwie eine Mischung aus den drei:

– 2011: viele Safety Cars und tlw. heftige Unfälle
– 2012: Sprit sparen im letzten Stint
– 2013: Red Bull gegen Pepsi Max um den Sieg in der letzten Runde.

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