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DTM: Analyse Nürburgring 2014 – Die Meisterschaft ist durch

von Max Albrecht
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Auch am Nürburgring konnte Marco Wittmann zeigen, dass er trotz des Zusatzgewichtes schneller als alle anderen Piloten ist. Doch wenigstens sind alle Marken inzwischen auf Augenhöhe.
Motorsports / DTM 7. race Nuerburgring Eigentlich war das DTM-Rennen ein klassisches Tourenwagenrennen mit einigen netten Zweikämpfen und auch Lackaustausch. Leider waren aber einige Fahrzeuge nicht stabil genug für den Lackaustausch, sodass z.B. vier Audis aufgeben mussten nach Rennzwischenfällen. Ein Lob muss man jedoch der Rennleitung aussprechen, die zwar von einigen Fahrern kritisiert wurde, aber meiner Meinung nach die richtigen Entscheidungen getroffen hat. Es gab während des Rennens kaum Drive-Through-Strafen für die Unfälle, und einer der Gründe war sicherlich auch, dass Bernd Schneider mit in der Rennleitung saß. Die Fahrer sollten eigentlich inzwischen selbst wissen, was man mit den Konkurrenten macht und was nicht. In anderen Rennserien wie z.B. der WTCC klappt das auch ganz gut, auch wenn man zugeben muss, dass die Fahrzeuge stabiler sind. Doch bevor ich zu den Nebenschauplätzen komme, möchte ich erstmal das Rennen zusammenfassen.

Standesgemäß startete Marco Wittmann von der Pole bei dem Heimspiel seines Teams BMW Team RMG. Doch hinter ihm konnten sich überraschenderweise fünf wieder erstarkte Audis qualifizieren. Als Speerspitze ging Edoardo Mortara von Platz zwei ins Rennen. Auf die Plätze 7 bis 9 konnten sich mit Daniel Juncadella, Paul Di Resta und Christian Vietoris immerhin drei Mercedes schieben, und man scheint tatsächlich an den anderen Marken dran zu sein. Etwas enttäuschend lief das Qualifying hingegen für die anderen BMW, da Maxime Martin von Position zwölf startend nur der zweitbeste BMW im Qualifying war. Da hat man nach dem erfolgreichen Wochenende in Spiegelberg sicherlich mehr erwartet. Ganz schlecht lief es in der Quali für Mattias Ekström, der als Tabellenzweiter nur vom 22. Startplatz aus Rennen ging.

Den Start konnte Marco Wittmann gewinnen. Doch hinter ihm konnte sich Mike Rockenfeller an Edoardo Mortara vorbeischieben und so den zweiten Platz einnehmen. Sehr schlecht lief der Start für Miguel Molina, der sich erst ein Reifenschaden bei einem Kontakt mit Jamie Green holte und nach fünf Rennrunden entgültig aufgeben musste. Noch enttäuschter dürfte jedoch Mattias Ekström gewesen sein, da er nach drei Runden aufgeben musste, da sein Wagen „unfahrbar“ war. Damit hat er jegliche letzten Chancen in der Meisterschaft verspielt. In der siebten Rennrunde schob Robert Wickens dann schließlich noch Timo Scheider in den Audi von Nico Müller und beide mussten das Rennen aufgeben, sodass es schon nach sieben Runden ein Rennen zum Vergessen war für die Hälfte der Audi-Piloten.

An der Spitze konnte Marco Wittmann sich leicht von Mike Rockenfeller absetzen, jedoch war es eher ein Abwarten bis zu den Boxenstopps, welche um Runde 20 herum stattfanden. Ruppiger ging es hingegen im Mittelfeld zu. Jamie Green drehte Augusto Farfus relativ heftig. Für mich war das fast schon eine Aktion mit Vorsatz, da Green nicht daran interessiert war, die Kollision zu verhindern. Bei Augusto Farfus war der Schaden so groß, dass er nach 35 Runden aufgeben musste. In der 13. Rennrunde konnte Paul Di Resta an Daniel Juncadella vorbeigehen und sich damit den vierten Platz sichern; damit war er auch der erfolgreichste Mercedes-Benz.

In der 21. Rennrunde kamen die Piloten in die Box, die auf weichen Reifen gestartet waren. Das waren im Prinzip die komplette Top 10. In Runde 25 kamen dann die ersten Piloten mit harten Reifen in die Box. Auch nach den Boxenstopps lag Marco Wittmann vor Mike Rockenfeller und diese Führung sollte er auch bis zum Ende beibehalten. Zwar konnte Rockenfeller nochmal bis auf 1,2 Sekunden rankommen, aber ihm fehlten im Endeffekt fünf Runden, um noch einen Angriff zu starten. Auch Edoardo Mortara konnte bis zum Schluss seinen dritten Platz verteidigen.

Eine absolut schädigende Aktion für die DTM machte man allerdings bei BMW. António Félix da Costa ließ Bruno Spengler 17 Runden vor Schluss vorbei, obwohl es nur um den 13. Platz ging und beide auf weichen Reifen unterwegs waren. Auch waren die Abstände zu den Punktepositionen so groß, dass es absolut unnötig war und man die Zuschauer und Fans damit doch etwas veräppelte. Man hätte die beiden ruhig gegeneinander fahren lassen können, aber Bruno Spengler wird wohl das nötige Standing im Team haben, um um sich vorbeilotsen zu lassen.

Paul Di Resta konnte auch in der zweiten Rennhälfte seinen vierten Platz verteidigen und wurde somit bester Mercedes-Benz-Pilot. Auch Daniel Juncadella dürfte sich gefreut haben, da er für sich und das Team Mücke Motorsport die ersten Saisonpunkte holte. Insgesamt darf man bei Mercedes-Benz sehr zufrieden sein, da man fünf Autos in den Top 10 platzieren konnte und damit die Leistung aus Spielberg bestätigte. Bei Audi wird man bei vier Ausfällen und zwei Podiumsplätzen eher gemischte Gefühle haben. Es wird jedoch für die Marke aus Ingolstadt knapp mit dem Saisonsieg, da nur noch drei Rennen ausstehen und man die einzige Marke ohne Saisonerfolg ist. Bei BMW darf man glücklich sein, dass man mit Marco Wittmann den besten Fahrer momentan hat, da die restlichen sieben Fahrer keine besonderen Leistungen zeigen. Nur zwei weitere Top-10-Platzierung gab es am Sonntag für BMW.

Komplettes Rennergbniss

Eine absolute Schwachstelle für die DTM ist die momentane Übertragung der ARD. Man benutzt am Sonntag einfach die gleichen Einspieler wie noch am Samstag, und so ist es für den Zuschauer wenig verlockend, schon vor dem Start einzuschalten. Auch sagt Norbert Haug bei jeder „Experteneinschätzung“ immer das gleiche und seine Kommentare haben kaum Aussagekraft. Von Dingen wie Anzug in der Boxengasse und Zwischenkommentaren aus der Boxengasse (man hört nur Motorengeräusche) mal ganz abgesehen. Auch schafft es Philipp Sohmer nicht allein, das Rennen zu kommentieren und benötigt dringend einen Experten an seiner Seite. So kommt es teilweise im Rennen vor, dass er die Autos bei ihrer Farbe nennt und nichts zum Renngeschehen erzählen kann. Zudem ist es komisch, wenn jemand der seit 2007 jedes Rennen kommentiert, es beeindruckend findet, dass der Führende eine Sekunde vor dem Zweiten ist nach einer Runde. Auch hielt er Wittmann mit 3,5 Sekunden nach 20 Runden für uneinholbar und begriff erst wenige Runden vor Rennende, dass es nochmal spannend werden kann. Ein Exptere wäre absolut notwendig und es gibt sicherlich einige ehemalige DTM-Fahrer, die gerne den Job machen würden.

Eine weitere Sache, die mich am Wochenende etwas gestört hat, war das Verhalten von Timo Glock, der das Rennen als 16. beendet hat. Zwischenzeitlich hatte er einen härteren Zweikampf mit Gary Paffet und Glock regte sich wieder über die Rennleitung und seinen Konkurrenten auf. Ich finde es etwas bedenklich, dass Glock immer härteren Tourenwagensport fordert, sich aber bei jedem Zweikampf aufregt und mehr oder weniger eine Strafe für seinen Gegner fordert. Ihm und einigen anderen Fahrern würde wohl mal ein Besuch bei der BTCC gut tun.

In der Fahrerwertung liegt Marco Wittmann 64 Punkte vor den Tabellenzweiten Mattias Ekström und Edoardo Mortara bei noch drei verbleibenden Saisonrennen. Theoretisch wäre es damit also noch möglich, dass Wittmann eingeholt wird, jedoch ist das sehr unwahrscheinlich. Die anderen Wertungen kann man sich standesgemäß auf der DTM-Seite anschauen.

Weiter geht es in vier Wochen auf dem neu asphaltieren Lausitzring.

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1 Kommentare

nona 20 August, 2014 - 20:10

Erstaunt hat vor allem, wie der Grund für Wickens‘ Disqualifizierung am Wochenende nahezu komplett unter den Tisch gefallen ist. Die rückblickenden Analysen der ARD haben sich ausschliesslich auf die Frage konzentriert, ob es nun ein Unsafe Release war oder nicht. (Dabei wurde auch gleich noch ein Fass aufgemacht, von dem die ganze Zeit davor nicht ein einziges mal die Rede war, nämlich dass zur Entscheidung der Rennleitung für eine Drive Through beigetragen hat, dass Wickens die (weitgehend freie) Working Lane vor sich nicht schnell genug Richtung Fast Lane verlassen hat und sich dadurch einen kleinen Vorteil verschafft hat.) Dass der viel dickere Lapsus beim Team lag, das den Fahrer nicht informierte und so die Schwarze Flagge erst herauf beschwor, wurde nur von zwei Leuten ganz kurz und äusserst vorsichtig in Interviews mal ganz am Rande indirekt angedeutet, nämlich von Wickens und von Glock. Insofern kann man Toto Wolff nur gratulieren, sein „offener Brief“ hat ganz hervorragend von der Team-Fehlleistung abgelenkt.

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