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#RaceitLike Christopher Haase (Episode 6)

von Felix
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christopher-haaseIn diesem Jahr feierte Christopher Haase sein zehnjähriges Jubiläum als Motorsportler. Dieser Zeitraum war gefüllt mit etlichen Erfolgen, aber auch Erfahrungen, die den Mann aus Bayern maßgeblich prägen sollten. In Episode sechs von #RaceitLike erklärt er uns unter anderem, wie ein junger Pilot mental mit Karrieresprüngen umgeht, welche Veränderungen in der GT3-Szene stattfanden und wie er sich auf die 12 Stunden von Sepang am kommenden Wochenende vorbereitet hat. Außerdem analysiert er für uns den TCR-Boom aus der Fahrersicht und bietet so neue Einblicke.

Racingblog: Deine Karriere startete quasi explosionsartig. Nach einer erfolgreichen ersten Saison im neu gegründeten Dacia Logan Cup im Jahre 2006 hast Du bereits den Aufstieg in das ADAC GT Masters geschafft. Dort solltest Du auf Anhieb Meister werden und auch in den Jahren danach konntest Du etliche Erfolge feiern. Hast Du nie eine hemmende Art von Erwartungshaltung oder Druck gespürt?
Haase: Eine Erwartungshaltung an sich ist nicht da. In der Regel mache ich einfach mein Ding und versuche immer, das Beste aus jeder Situation herauszuholen. Das war damals so und es ist bis heute so. Druck, wenn es dann letztendlich um die Meisterschaft geht, verspürt man in derartigen Situationen natürlich. Aber ist das nicht auch das, was den Reiz daran unter anderem mit ausmacht? Druck hast du als Newcomer sowie als Profi. Das ist zwar eine unterschiedliche Art von Druck, aber wichtig ist, dass man lernt, den Druck auch im Positiven zu nutzen.

Racingblog: Du hast fast die gesamte Erfolgsdekade des GT3-Wesens miterlebt. Was sind Deiner Meinung nach die größten Unterschiede zwischen GT3-Veranstaltungen heutzutage und vor fast zehn Jahren?
Haase: Sicherlich hat die allgemeine Professionalität extrem zugenommen, was dem GT3-Sport auch sehr gut tut. Die Kombination aus Gentlemen, Amateuren, Semi-Profis und Profi-Fahrern ist meines Erachtens absolut gelungen, auch wenn oft darüber diskutiert wird. Außerdem haben die diversen großen GT3-Veranstalter gelernt, was man im GT-Sport braucht, um erfolgreich zu sein und eine Serie interessant zu machen: Fahrer, Teams, Hersteller, Publikum, Veranstalter, BoP etc. Dies alles zu kombinieren, um am Ende einen großen und kampfstarken Wettbewerb auf der ganzen Welt zu ermöglichen, wurde in den letzten Jahren wahnsinnig gut umgesetzt. Kurzgefasst: Die Zusammenarbeit von Veranstalter, Team, Fahrer und Hersteller hat sich enorm gesteigert. Jeder lernt von jedem, was vor zehn Jahren durchaus noch etwas holprig war.
Auch die Fahrzeugentwicklung hat die Autos aus der Fahrersicht noch einfacher gemacht, was es für Newcomer, Amateur-Piloten sowie auch für den Profi und deren Teams sehr interessant macht. „Professional Motorsport“ für jedermann!

Racingblog: Das TCR-Reglement könnte die GT3 sogar „übertrumpfen“. Wer heute einen Audi RS3 LMS erwirbt, kann in diversen nationalen Serien/Klassen überall auf der Welt und sogar in einer Weltserie namens TCR International Series fahren. Du hast den TCR-Renner auf der Nordschleife pilotiert und kannst uns sicherlich berichten, warum dieses Format so stark wächst?
Haase: Ja, das stimmt. Die TCR bietet eine ähnliche Plattform und Möglichkeiten, wie es damals die GT3 tat und noch tut. Zum anderen ist sie nochmals billiger als der GT3-Sport, der meines Erachtens immer noch sehr günstig ist, wenn man bedenkt, was man alles dafür bekommt. Ich bin den Audi RS3 LMS TCR das erste Mal bei einem Rennen auf der Nordschleife gefahren und es hat nicht lange gedauert, mich darauf einzustellen. Das Auto macht mega viel Spass und Kelvin van der Linde und ich hatten einen tollen Zweikampf über eine Stunde lang, bei dem wir uns nichts geschenkt haben :-) . Das würde ich zu jeder Zeit wiederholen.
Die Serien bieten eben alles, was man als Racer und Sponsor möchte. Spass, Real Racing, Competition, einfache Handhabung, limitiertes Reglement, tolle und identifizierbare Autos, etc.

Racingblog: Am kommenden Wochenende stehen die 12 Stunden von Sepang an. Die Wettervorhersagen gehen von einer Temperaturdifferenz von fast 30°C im Vergleich zu Deinem Heimatort Kulmbach aus. Erfordert dies eine besondere Vorbereitung Deinerseits?
Haase: Hitze ist immer schwer zu trainieren – und als Fahrer sicherlich das größte Problem. Ich persönlich gehe gerne des Öfteren vor dem Rennwochende in die Sauna, um mich mehr der Hitze auszusetzen. Auch das Trainieren mache ich hauptsächlich indoor (ohne Lüfter etc.), da es mir gut tut, wenn ich die Hitze beim Training zu vergessen versuche. Circa eine Woche vorher muss man unbedingt schon auf den Flüssigkeitshaushalt achten, sehr viel trinken und auch die Ernährung vorher etwas auf das Land anpassen (hier: asiatisch). Dann bist du auf jeden Fall mental und physisch bestens vorbereitet. Es wird trotzdem eine Challenge sein, sich an diese Temperaturen schnell zu gewöhnen :-)

Racingblog: Der Sepang International Circuit ist Dir bestens bekannt und in seinen Siegerlisten ist Dein Name zu finden. Welche Anforderungen stellt der Formel 1-Kurs an GT-Fahrzeuge?
Haase: Sepang ist eine Strecke, die so gut wie alles drin hat: harte Bremszonen, langsame Kurven, mittelschnelle Kurven, und schnelle Ecken. Das Fahrzeugsetup zu treffen, ist daher nicht ganz einfach, da der Asphalt auch ultra aggressiv ist. Das heißt somit, dass der Reifenhaushalt auf die Distanz gesehen wichtig ist. Grundsätzlich tendiert die Charakteristik der Strecke auch zum Übersteuern. Das Finden der richtigen Balance wird das Ziel sein, was jedoch nicht einfach sein wird.
Hinsichtlich der GT-Fahrzeuge ist es aber eine Strecke, die für den Fahrer auch sehr anspruchsvoll ist und doch hohe physische Belastung darstellen kann. In den letzten Jahren kamen noch einige Bodenwellen dazu, die man nicht unbedingt treffen sollte, wenn es nicht sein muss. Aber insgesamt ist es eine Strecke, die ich persönlich sehr gerne fahre.
Nicht vergessen werden sollte das extreme Wetter dort, denn wenn es regnet, dann tut es das richtig. Auch das muss man beim Setup im Hinterkopf behalten.

Racingblog: In den vergangenen Jahren hast Du mehr von der Welt gesehen und neue Strecken kennengelernt. Welche persönliche Traumstrecke wartet noch auf Dich?
Haase: Darüber bin ich auch sehr dankbar. Das hat mich als Person, aber vor allem als Rennfahrer, deutlich besser gemacht. Ganz speziell waren für mich die zwei Jahre in den USA, denn dort sind neben der Nordschleife und Spa sicherlich die restlichen schönsten Rennstrecken der Welt zu finden und man trifft auf Motorsport, der Gänsehaut bereitet.
Eine Traumstrecke, die ich selbst noch im Rennauto unbedingt sehen möchte, gibt es dennoch: Le Mans.

Neben der Erfüllung dieses Traums wünschen wir dem Franken auch ein erfolgreiches Wochenende in Malaysia sowie eine gute Winterpause.

#RaceitLike Christopher Haase!

Bilderquelle / Copyright: Audi Motorsport; Christopher Haase

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1 Kommentare

GT3-Report: Stellvertreterkriege (+ Vorschau auf die Gulf 12 Hours) - Racingblog 15 Dezember, 2016 - 17:01

[…] diese Startmöglichkeit wählen und de facto als letzter Renner in den Lauf gehen. Der Kulmbacher Christopher Haase hatte somit einen sehr herausfordernden Startstint vor […]

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