Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Italien – Klare Sache

Formel Eins: Analyse GP von Italien – Klare Sache

von DonDahlmann
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Rosberg macht das, was er machen muss: Rennen gewinnen. Hamilton zeigt ein bisschen Nerven und Ferrari schöpft ein wenig Hoffnung. Die WM startet noch mal neu.

2016 Italian Grand Prix, FridayWeltmeister in der Formel Eins zu werden, ist eigentlich ganz einfach – man muss Rennen gewinnen. Dummerweise hat die Konkurrenz meist etwas dagegen und so eine Saison ist zudem lang und schwierig. Aber die Saison 2016 besteht nach dem Rennen in Monza nur noch aus acht Läufen und um Weltmeister zu werden, ist die Rechnung für Nico Rosberg ganz einfach. Ausgehend davon, dass Mercedes weiter brav Doppelsiege einfährt, muss der Deutsche einfach fünf der acht Rennen gewinnen. Für Hamilton ist die Ausgangslage ein wenig einfacher – er muss nur vier Rennen gewinnen.

Aber sein schlechter Start hat die WM so offen wie zu Beginn der Saison gemacht. Dabei sah es eigentlich besser aus für den Briten. Er hatte Rosberg über das gesamte Wochenende gut im Griff und distanzierte den Deutschen in der Quali um fast 5 Zehntel. Eine kleine Ewigkeit in Monza. Und er machte klar, dass seine Rennpace nicht schlechter sein würde. Was genau am Start schief gegangen ist, weiß man nicht so genau. Zu viel Wheelspin diagnostizierte man nach dem Rennen, aber Hamilton wies jede Schuld von sich. Bei Mercedes gab es nur ratloses Schulterzucken. Neu sind die Startschwierigkeiten bei Mercedes aber bekanntermaßen nicht.

Hamilton fiel auf P6 zurück, hinter Ricciardo, Bottas, beide Ferrari und Rosberg, der sich vorne sukzessive absetzte. Blieb die Frage, ob der Brite P2 oder P3 würde einfahren können. Klar war, dass der Mercedes im Renntrimm knapp 7 Zehntel schneller als die Ferrari sein würde, aber überholen ist dann halt auch nicht so einfach. Ricciardo konnte er sich schnell schnappen, an Bottas biss er sich lange die Zähne aus. Genau in der Phase sammelte er auch den Rückstand ein, den er über das Rennen nicht mehr aufholen konnte. Alles drehte sich nun um die Frage der Strategie.

Die war aber eigentlich schon im zweiten Teil der Qualifikation festgelegt. Während Mercedes genug Speed hatte, um sich mit den Soft für Q3 zu qualifizieren, setzte Ferrari auf die Supersoft. Nötig war das nicht, denn auch Ferrari war mit den Soft schnell genug unterwegs. Die Frage war, warum Ferrari ganz offenbar auf eine Zwei-Stopp-Strategie setzte?

GP ITALIA F1/2016Die Antwort: Es war die einzige Möglichkeit für die Roten, um einerseits Mercedes etwas unter Druck setzen zu können und sich gleichzeitig gegen Angriffe von hinten zu wehren. Bei Ferrari war man sich im Klaren darüber, dass man die Mercedes sowieso nicht würde angreifen können. Gleichzeitig sah man aber aus den Rennen zuvor die Probleme, die der Ferrari mit nachlassenden Soft hatte. Man hatte Angst, dass man von hinten von einem Williams oder Red Bull eingeholt wird, der dann vielleicht mit Supersoft oder frischen Soft unterwegs war. Zwei Stopps sicherten Ferrari also nach hinten ab.

Bei Mercedes war man sich über die Strategie auch klar. Mehr als ein Stopp machte für die Deutschen keinen Sinn, auch dann nicht, als Hamilton am Start zurückfiel. Man war als einziges Top-Team auf den Soft unterwegs, der Rest musste an die Box kommen. Und genauso kam es auch. Ferrari tat Mercedes zudem noch den Gefallen, dann an die Box zu kommen, als Hamilton gerade auf Räikkönen auflief. Hätte er hinter dem Finnen festgesteckt, hätte man eventuell ebenfalls umstellen müssen, um per Undercut an den Ferrari vorbeizukommen, aber durch den frühen Stopp war das nicht nötig.

Mercedes war sich seiner Sache so sicher, dass man für die zweite Rennhälfte sogar auf die Medium wechselte. Die Soft hätten es vermutlich auch getan, aber die Medium waren die sicherere Variante. Denn man hatte noch Reserven in Sachen Leistung. Ferrari war auf brandneuen Soft nur in der Lage, ein paar Zehntel schneller zu sein. Und das auch nur, als sowohl Rosberg als auch Hamilton schon in den „Cruise“-Modus geschaltet hatten. Der Abstand betrug am Ende 20 Sekunden zwischen dem Sieger und P3, Mercedes hätte mal wieder problemlos mehr daraus machen können. Hätte Ferrari ebenfalls eine Ein-Stopp-Strategie gewählt, wäre der Abstand vermutlich 5 bis 10 Sekunden größer gewesen.

F1_Race_Monza_2016_02Wirklich eng ging es auf der Strecke nur zwischen Bottas und Ricciardo zu. Eigentlich hätte der Williams die Nase vorne haben müssen, vor allem, weil er auf der Gerade etwas schneller war. Aber Williams fiel den Problemen mit den Supersoft zum Opfer, erlaubte sich aber auch einen Fehler in der Strategie.

Bottas kam in Runde 16 an die Box und nahm neue Soft. Vorher hatte Bottas auf stark nachlassenden Reifen einiges an Zeit auf die Ferrari verloren, bei Williams sah man das Problem mit Ricciardo auf sich zukommen. Soweit, so richtig. Die neuen Soft ließ man aber nur 17 Runden auf dem Auto. Das bedeutete, dass Bottas 23 Runden mit den Reifen durchhalten musste. Der drohende Undercut durch den Red Bull diktierte die Strategie bei Williams, dabei übersah man aber, dass Ricciardo am Ende deutlich frischere Reifen haben würde.

F1_Race_Monza_2016_07Red Bull hatte wiederum nichts zu verlieren. Nach hinten war man abgesichert und hatte genug Abstand, denn dort lag zunächst Perez, dessen Force India in Monza überraschenderweise nicht gut lief. Red Bull entschied sich für einen langen Mittelstint, um am Ende das Risiko einzugehen, die Supersoft zu nehmen. Das Chassis von Red Bull erlaubt derartige Spielchen, denn man geht mit leeren Auto relativ sanft mit den Reifen um. So konnte Ricciardo die Lücke zufahren und sein schönes Überholmanöver setzen.

Dahinter sortierte sich das Feld in relativ großen Abständen. Verstappen mühte sich durchs Feld, nachdem beim Start die Drehzahl in den Keller gefallen war. Immerhin kämpfte er sich aus dem Mittelfeld wieder auf P7 vor, was schon eine gute Leistung war. Die Force India taten sich dagegen in Monza erstaunlich schwer. Hülkenberg und Perez zeigten sich gleichermaßen überrascht über die fehlende Performance, aber offensichtlich hat das Chassis selbst im Monza-Trimm zu viel Abtrieb.

McLaren bzw. Honda bekam in Monza seine Grenzen aufgezeigt. So gut ist das Paket also doch nicht, dass man in die Punkte fahren kann. Immerhin erlaubte sich Alonso am Ende den Scherz, noch die schnellste Runde zu fahren, nachdem er drei Runden vor Schluss auf frische Supersoft gewechselt hatte. Ein bisschen Spaß muss sein.

F1_Race_Monza_2016_06Während das Rennen wenig Gesprächsstoff abwarf, gab es hinter den Kulissen mehr zu hören. Sky News berichtete, dass Liberty Global die Mehrheit an der Formel Eins übernehmen will. Der Medienkonzern, der vor allem weltweit Kabelnetze betreibt, aber auch an TV-Konzernen wie dem Discovery Network (Eurosport), News Corp. und Starz beteiligt ist, will angeblich die Mehrheit an der F1 übernehmen. Sowohl Eddie Jordan als auch Martin Brundle gehen davon aus, dass der Deal besiegelt ist und noch diese Woche verkündet wird. Brundle befragte Bernie Ecclestone nach den Gerüchten, der seinen Fragen aber eher auswich und so tat, als wüsste er von nichts.

Gerüchte um eine Übernahme durch Liberty Global gibt es seit zwei Jahren, ein Deal ist bisher nie zustande gekommen. Doch so konkret wurde bisher noch nicht berichtet. Sollte sich die Woche dazu etwas tun, werden wir darüber berichten.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Red Bull Mediahouse/Getty Images, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

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