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Formel Eins: Analyse GP von Ungarn 2016

von DonDahlmann
3 Kommentare

Es war ein eher ruhiges Rennen beim GP von Ungarn in diesem Jahr. Die Positionen an der Spitze änderten sich nur durch die Strategie. 

2016 Hungarian Grand Prix, SundayNach 600 Metern war das Rennen entschieden. Nico Rosberg hatte beim Start für einen winzigen Moment durchdrehende Hinterräder, was Lewis Hamilton erlaubte, auf gleiche Höhe zu kommen. Waren die Starts des Briten in der Saison bisher oft von schlechter Qualität, schoss er am Hungaroring problemlos von der nominell schlechteren Startseite nach vorne. Da Rosberg die Innenseite dann nicht mehr dichtmachen konnte, war das Rennen um P1 damit für ihn gelaufen. Mehr noch: Da der Führende bei Mercedes meist zuerst an die Box geholt wird, konnte er keinen Undercut versuchen, so wie es Ferrari mit Vettel machte.

Auf der Strecke konnte Rosberg auch nicht viel ausrichten, was aber klar war. Selbst mit einem Auto, das eine Sekunde schneller ist, kann man in Ungarn nicht überholen, wenn der andere keinen Fehler macht. Den erlaubte sich Hamilton aber nur in dem Moment, als Rosberg 2,5 Sekunden zurücklag. Die Frage, ob das Rennen anders verlaufen wäre, wenn der Deutsche den Start gewonnen hätte, ist durchaus interessant. Denn obwohl Rosberg die Pole hatte, war Hamilton in Ungarn der schnellere Mann. Er verlor die Pole, weil in Q3 Pech hatte und der drehende Alonso seine Runde zerstörte.

Rosberg kam später, da war Alonso schon weiter gefahren. Zwar fuhr er seine schnellste Runde trotz Doppel-Gelb, er konnte aber nachweisen, dass er für 30 Meter vom Gas gegangen war. Die Frage, ob das reicht, ist dann allerdings wieder eine andere. Eigentlich heißt Doppel-Gelb, dass man sich bereit machen muss anzuhalten, was Rosberg in den 30 Metern sicher nicht getan hat.

Das sah auch Hamilton so, der laut eigener Aussage die Rennleitung am Abend über die Sache informierte. Nicht das Team wohlgemerkt, Hamilton als Pilot. Was zeigt, wie „gut“ die Stimmung bei Mercedes ist. Aber ganz Unrecht hat der Weltmeister nicht.

Jules Bianchi hatte seinen Unfall, weil auch er nur minimal vom Gas ging. Würde man die Doppel-Gelb ernst nehmen, sollte man eine Geschwindigkeitsbegrenzung einführen. Doppel-Gelb gleich 130 km/h oder etwas in der Richtung. Durch die elektronische Übertragung der Warnsignale ins Cockpit, kann man so eine Stelle mit Gelb ankündigen. Dann hätten sich die Probleme erledigt.

GP UNGHERIA F1/2016Im Rennen tat sich herzlich wenig. Vettel lag zunächst hinter beiden Red Bull und kam auch nicht vorbei. Bei Ferrari entschied man sich dann, einen Undercut zu versuchen. Man holte den Deutschen schon nach 14 Runden rein und wechselte auf die Soft. Bei Red Bull reagierte man sofort, holte aber zunächst Ricciardo rein, der besser positioniert war. Verstappen musste bis Runde 16 warten, bis er rein durfte, was Vettel reichte, um auf den besseren Soft die nötigen paar Sekunden reinzufahren.

Red Bull sah das Problem, dass Vettel P3 angreifen würde können, und entschloss sich zu einer ungewöhnlichen Maßnahme. Man holte Ricciardo schon nach 33 Runden wieder rein, also deutlich früher, als man hätte erwarten können. Das zerstörte jede Möglichkeit auf einen weiteren Undercut, ließ den Australier aber mit dem Problem zurück, dass er gegen Ende auf abgenagten Reifen saß. Fast wäre das dann noch zugunsten von Vettel ausgegangen, der erst in Runde 41 an die Box kam. Er schloss am Ende des Rennens auf den Red Bull auf, kam aber nicht vorbei, weil seine Reifen da auch schon zu abgenutzt waren.

Dass man mit einer ausgefallenen Strategie aber durchaus etwas erreichen konnte, zeigte Ferrari mit Räikkönen. Der Finne war in Q2 ausgeschieden und startete auf den Soft. Die schleppte der Finne bis in Runde 29 durch, was ihn zeitweise auf P4 spülte. Die Idee, einfach mit den Soft so lange zu fahren, bis alle anderen an der Box waren, war die eine Sache, eine andere, dass Räikkönen selbst nach 25 Runden noch Rundenzeiten fuhr, die mindestens genauso schnell waren wie die der zu überholenden Konkurrenz. Der Finne rutschte nach seinem Stopp von P5 auf P7 ab, kassierte aber Alonso sofort wieder und machte sich auf die Jagd.

GP UNGHERIA F1/2016Allerdings stand Ferrari vor dem Problem, dass man mit den Soft keine 40 Runden würde durchfahren können, ohne am Ende in Probleme zu kommen. Der Finne hatte noch einen Satz Soft, aber drei Sätze Supersoft. Die Entscheidung, Räikkönen dann auf die weichere Mischung zu setzen, weil man eh noch mal reinkommen musste, war also durchaus richtig, spülte ihn aber dann hinter Verstappen.

Immerhin ergab sich durch diese Entscheidung dann das schönste Duell des Rennens. Das Heck des Red Bull müsste Räikkönen schon seit Spanien im Schlaf zeichnen können, aber vorbei kam er erstaunlicherweise auch auf den neuen Supersoft nicht. Das Manöver in Turn 2, als Verstappen eine nicht ganz saubere Linie fuhr, war grenzwertig, aber im Rahmen. Blöd für den Finnen war halt, dass er sich dabei einen Teil des Frontflügels beschädigte, was zu Untersteuern führte. Damit war dann an ein Überholmanöver kaum zu denken, auch wenn Räikkönen es weiter versuchte.

Hinter diesen Zweikämpfen tat sich recht wenig. Alonso fuhr ein einsames Rennen auf P7. Nach vorne ging nichts, von hinten drohte wenig Gefahr. Selbiges gilt für Sainz, der den Toro Rosso auf P8 platzierte. Auf P9 landete Bottas, Hülkenberg sicherte sich den letzten Punkt. Dass sich im Hinterfeld so wenig tat, lag auch daran, dass alle auf der gleichen Strategie unterwegs waren. Man kam um Runde 16 rein, dann noch mal um Runde 40. Da man nicht überholen konnte, ließ man Abstand zum Vordermann, um sich die Reifen nicht zu zerstören. So pendelte man sich ein und Überholmanöver waren absolute Mangelware.

Die auffälligste Beobachtung aus Ungarn ist wohl, dass Ferrari und Red Bull auf Augenhöhe liegen. In der Team-WM liegt Ferrari nur noch einen Punkt vor den Österreichern. Die zweite Sache ist, dass Hamilton weiter Oberwasser hat. Er hat fünf der letzten sechs Rennen gewonnen und genau zur Halbzeit der Saison die WM-Führung übernommen. Rosberg muss nächste Woche in Hockenheim unbedingt gewinnen, will er nicht, dass der Brite entspannt in die Sommerpause geht.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Red Bull Mediahouse, Force India, McLaren F1, Sauber F1, Renault Sport, HaasF1, Williams F1

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3 Kommentare

Art Vandelay 25 Juli, 2016 - 11:29

Eines sollte man noch zum Duell Räikkönen / Verstappen sagen.
Die eigentlich diskussionswürdige Situation ereignete sich einige Runden nach dem angesprochenen Zwischenfall. Räikkönen versuchte Verstappen auf der Bremse in Turn 1 zu überholen und es sah so aus (Onboard hab ich davon keine gesehen) als hätte Verstappen sehr spät die Spur gewechselt. Die Sache veranlasste Räikkönen dann auch zu einem Funkspruch, der länger war als sonst seine gesamte Kommunikation während eines Jahres.
Ist ja nicht das erste Mal, dass es zu so einem Vorfall kam in jüngerer Vergangenheit. Wäre traurig wenn man das einreißen lässt…

nona 25 Juli, 2016 - 12:37

Was Art sagt. Verstappen fährt dreckig, um nicht zu sagen ignorant. Auch wenn die Regeln derlei Blocking nicht explizit untersagen (weil er ja regelgerecht nur einmal die Linie wechselt): man fährt einem Auto, das zum Überholen ansetzt, nicht sprunghaft vor die Nase wenn der schon committed quasi an der Schwelle zur Anbremsphase ist. Und das machst du mit Räikkönen genau einmal, danach wird der bei jeder weiteren Begegnung auf der Strecke einfach durch dich durch fahren. Dieser Lerneffekt wurde z.B. auch Perez vor ein paar Jahren mal abgenötigt.

Rosbergs Q3-Zeit blieb vor allem auch deshalb bestehen, weil es eine Präzedenz aus Spielberg gab, wo ein Fahrer (komm grad nicht drauf wer) in einer ähnlichen Situation noch weniger verlangsamte als Rosbergs minus 20km/h in Budapest, und da gab’s auch keine Strafe. Insofern müsste man witzigerweise die Stewards für konsistente Entscheidungsfindung zur Abwechslung mal loben. (Ausgerechnet Spielberg, wo Hamilton Rosberg unter Gelb überholt hat…)

Ansonsten alles beim Alten in den zwei F1-Universen. Mercedes ist nach wie vor in einer komplett eigenen Liga. Bei Bedarf geben die einfach etwas Power frei, und setzen sich eine halbe oder ganze Sekunde oder mehr von der Gefahr hinter sich ab, und cruisen dann wieder ihr eigenes Rennen – damit es nicht ganz so absurd aussieht immerhin etwas knapper vor der Konkurrenz als früher z.B. mal BrawnGP als die mit dem Doppeldiffusor so haushoch überlegen waren. Wenn sie wollten, könnten sie vermutlich bis etwa P5 oder P3 das Feld überrunden (so wie damals BrawnGP…). Auf die blödsinnige Tiefstapelei der Teamverantwortlichen in Interviews von wegen wie nah die anderen doch sind, was man für Probleme hat, wie schwierig das ist, usw., kann man schon lange nichts mehr geben. Alles dummes Zeug. Die haben das bestens unter Kontrolle und verwalten den Vorsprung.

rscsr 25 Juli, 2016 - 18:15

Hülkenberg war das soweit ich weiß in Österreich mit Doppelgelb.

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