Home LMSELMS ELMS: Vorschau Red Bull-Ring

ELMS: Vorschau Red Bull-Ring

von StefanTegethoff
0 Kommentare

Eine Woche bevor die World Endurance Championship am Nürburgring die deutschen Sportwagen-Fans lockt, weckt sie die European Le Mans Series an diesem Wochenende aus der vierwöchigen Erholungspause nach den 24 Stunden von Le Mans. Dort konnten wieder einige ELMS-Teams ihre Stärke demonstrieren, auch wenn es weder in der LMP2 noch in der GTE-Am zum Klassensieg reichte. Doch Fahrer und Teams aus der Kontinentalserie haben wieder einmal bewiesen, dass sie mit der WM-Konkurrenz mithalten können. Doch nun geht es am Red Bull-Ring in der Steiermark wieder um die eigenen Meisterschaftspunkte.

GT7D6084Denn Punkte gab es für die ELMS-Teilnehmer in Le Mans nicht einzufahren, das Rennen steht für sich allein und dient im Hinblick auf die ELMS-Saison bestenfalls als Gradmesser für die Performance der Teams, die eine Einladung bekommen haben – und das gilt für zehn der elf LMP2-Teams, die nun für das 4h-Rennen in Spielberg am Sonntagnachmittag auf der Meldeliste stehen. Das Feld ist leider geschrumpft, drei Teams (allesamt mit Judd-Motoren) haben abgesagt: SO24! by Lombard Racing ist jüngst pleite gegangen, Race Performance konzentriert sich auf den LMP3-Einsatz und das Team IDEC Sport legt den Fokus an diesem Wochenende auf seinen GT3-Mercedes bei den 24h von Le Castellet.

In der Meisterschaftswertung spielten diese drei Teams keine große Rolle, auch wenn SO24! beim Saisonauftakt von Ausfällen der Konkurrenz profitieren und Rang 3 einfahren konnte. Dennoch ist es natürlich schade um das Team von Olivier Lombard, der mit Vincent Capillaire und Jonathan Coleman die gesamte Saison bestreiten wollte. Das „SO“ im Namen steht für „Sarthe Objectif“, und dieses Ziel hat man vor dem Bankrott immerhin noch erreicht. Doch um den Titel kämpfen nun andere, allen voran G-Drive Racing mit dem Einsatzteam Jota Sport und dem Trio Tincknell / Dolan / van der Garde, die in Silverstone siegten und in Imola Zweite wurden. Sie führen somit die Meisterschaft mit 43 Zählern an und sind wieder zu den Siegkandidaten zu rechnen, nachdem Jota mit dem alten Zytek-Chassis schon im Vorjahr am Red Bull-Ring eine starke Leistung ablieferte.

GT7D9280Engster Verfolger in der Punktwertung ist momentan noch das russische SMP Racing-Team, das bei der gewohnten Besatzung Coletti / Leal / Wirth bleibt; sie müssen sich jedoch anstrengen, Rang 2 zu halten, denn knapp dahinter lauern die Imola-Sieger von Thiriet by TDS Racing. Beche / Thiriet / Hirakawa waren auch in Le Mans auf Podiumskurs, bevor Pierre Thiriet den Wagen, der vorher schon technische Probleme hatte, am Sonntagmorgen in die Reifenstapel setzte. Am Red Bull Ring ist das französische Team neben G-Drive der heißeste Siegkandidat.

Le Mans-Klassensieger Nicolas Lapierre führt in der ELMS wieder das amerikanische Dreagonspeed-Team an, das auf der Reserveliste versauerte und nicht in Le Mans starten durfte, für 2017 aber bereits den Einsatz von zwei Orecas in der ELMS angekündigt hat. Mit Ben Hanley und Team-Teilhaber Henrik Hedman wird Lapierre versuchen, den dritten Rang aus Imola noch zu übertreffen und in der Meisterschaft am zweiten US-Team, Krohn Racing, vorbeizuziehen.

GT7D5540Von den übrigen Teams ist Eurasia Racing im Auge zu behalten: Nick de Bruijn und Pu Junjin zeigten im Vorjahr am Red Bull Ring ein starkes Rennen und lagen zeitweise in Führung; Platin-Pilot Tristan Gommendy stärkt das Team weiter. Eine neue Fahrerbesetzung mit Prominenz-Faktor gibt es mal wieder bei Murphy Prototypes: Ex-F1-Mann Karun Chandhok kehrt zu dem irischen Team zurück und unterstützt den ebenfalls neu hinzugestoßenen Italiener Guglielmo Belotti (Erfahrungen in CN-Prototypen) und den jungen irischen Stammfahrer Sean Doyle. Für mehr als 1,5 Punkte reichte es in diesem Jahr für Greg Muzrphys Team noch nicht, doch dahinter liegen noch Algarve Pro Racing mit einem und Pegasus Racing mit einem halben Punkt, die allesamt wohl auch im kommenden Rennen keine nennenswerte Rolle spielen werden.

DSCF5065Die LMP3-Klasse ist weiterhin stark besetzt, 19 Fahrzeuge sind gemeldet. Das Murphy-3Dimensional-Team verzichtet auf den Start, nachdem der Ave-Riley, das von Tony Ave konstruierte LMP3-Chassis, mit dem man eigentlich antreten wollte, weiterhin nicht die Homologation erreicht hat. Das Team trat in den ersten zwei Rennen je einmal mit einem Ginetta und einem Ligier an, und da man nun aussetzt, verbleiben ausschließlich Ligier-Chassis im LMP3-Feld. Das ist bedauernswert, denn die LMP3 war eigentlich nicht als Einheitsklasse gedacht, sondern sollte einen (kostenbeschränkten) Wettbewerb von mehreren Konstrukteuren erlauben. In der Woche vor Le Mans hat Norma seinen LMP3-Boliden namens M30 der Öffentlichkeit vorgestellt, mit dem Thiriet by TDS ab Oktober in der Asian Le Mans Series und ELMS antreten will. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Engagement funktioniert und vielleicht auch ADDESS und Ave-Riley ihre Wagen noch konkurrenz- beziehungsweise rennfähig machen können.

Favorit an diesem Wochenende muss wieder das United Autosports-Team sein, insbesondere die #2 mit Gold-Profi Alex Brundle, der endlich auch wieder ein WEC-Cockpit hat. Am Wochenende nach dem ELMS-Rennen geht er für G-Drive Racing am Nürburgring an den Start. Die Kombination mit Mike Guasch und Christian England funktioniert gut im LMP3-Ligier-Nissan, mit 50 Punkten für zwei Siege in den beiden bisherigen Rennen hat das Trio doppelt so viele Punkte gesammelt wie das Schwesterauto, die #3 mit Patterson / Bell / Boyd.

DSCF5144Knapp dahinter lauen drei französische Mannschaften: die #19 von Duqueine Engineering (Hallyday / Lunardi / Droux), die #16 von Panis Barthez Competition (Debard / Moineault / Gachet) und die #9 von Graff Racing (Trouillet / Petit), die sich um die Podiumsplätze balgen. Einen kompletten Austausch der Fahrerbesetzung gibt es bei RLR Msport, dort werden Morten Dons und Ossy Yusuf durch John Hartshorne, der vor einigen Jahren schon gute Ergebnisse in LMP2 und LMPC einfahren konnte, und den britischen Großbäcker und Klassik-Piloten Ross Warburton ersetzt. Bei Eurointernational übernimmt Andrea Roda von Roman Rusinov.

Keine Veränderungen bei der Anzahl der Starter gibt es in der GTE-Kategorie, die mit acht Fahrzeugen die kleinste Klasse bleibt, im Vorjahr mit einer ähnliche Teilnehmerzahl am Red Bull-Ring jedoch ein Rennen bot, das bis zur letzte Runde spannend blieb. Die Meisterschaft führen Andrew Howard, Alex MacDowall und Darren Turner im Beechdean-Aston Martin mit 35 Punkten an, doch Alexander Talkanitsa Sr. und sein gleichnamiger Junior im AT Racing-Ferrari liegen nur zwei Zähler zurück, nachdem sie in Silverstone mit viel Pech zurückfielen, dann aber durch Strafen für Konkurrenten wieder auf Rang 2 gehievt wurden. Mit 30 Punkten sind auch Michael Hedlun und Wolf Henzler im Proton-Porsche definitiv noch voll im Kampf um die Meisterschaft.

DSCF5091Dieser Titelkampf spielt sich somit zwischen drei Marken mit drei unterschiedlichen Antriebskonzepten ab. In der ELMS-GTE kommt also die Balance of Performance einigermaßen hin; doch bei dem Pro-Am-Konzept spielt ohnehin der Fahrer eine größere Rolle als in der Vollprofi-Klasse GTE-Pro, wo meist nur Sekundenbruchteile zwischen den Piloten liegen. Doch auch wenn man die Top-Zeiten nur der Profi-Fahrer in Imola betrachtet, liegen die drei GT-Marken der ELMS sehr dicht beieinander. Dort fuhr Wolf Henzler mit 1’41.269 die schnellste GTE-Runde des Wochenendes, der schnellste Ferrari-Pilot war Andrea Bertolini für JMW mit 41 Tausendsteln Rückstand und Darren Turner fehlten auch „nur“ sechs Zehntel im Aston Martin Vantage V8. Ein ähnliches Bild zeigte sich zuvor schon in Silverstone.

DSCF6490Auch auf der bergigen Strecke oberhalb von Zeltweg ist wieder mit einem spannenden Rennen der GTE-Boliden zu rechnen. Bei AT Racing ist Alessandro Pier Guidi zurück als dritter Mann, in der #77 von Proton sitzt zudem Marco Seefried. In der #88 stößt Porsche-Nachwuchsmann Matteo Cairoli neu dazu. Der gerade 20 gewordene Italiener wurde im Vorjahr auf Anhieb Siebter im Porsche Supercup mit zwei zweiten Plätzen zum Saisonende. Auch im Porsche Carrera Cup Deutschland startete er – dort fuhr er am Red Bull Ring die schnellste Rennrunde. Man sollte also ein Auge darauf werfen, was der Youngster an diesem Wochenende im GTE-Porsche zu leisten im Stande ist.

Das Rennen startet am Sonntag um 14 Uhr und wird im offiziellen Live-Stream zu sehen sein; Motors TV überträgt – vermutlich zeitversetzt, aber in voller Länge – ab 15 Uhr.

(Bilder. ELMS Media)

Das könnte Dir auch gefallen