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NASCAR: Analyse Kentucky / Vorschau New Hampshire Juli 2016

von KristianStooss
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Brad Keselowski macht aktuell Nägel mit Köpfen und gewann nach Daytona in der Vorwoche auch das Nachtrennen in Kentucky. Dazu musste er das Benzinfenster allerdings bis zum letzten Tropfen ausreizen, denn nach der Zieldurchfahrt war der Motor schon aus. Kevin Harvick hatte weniger Glück und rollte bereits vorher aus.

Analyse Kentucky 2016

KYS_070916_12Dieses vorerst letzte Nachtrennen bis Ende August präsentierte sich äußerst unruhig, hatten die Streckenbetreiber des Kentucky Speedway doch gerade erst die Bahn komplett neu asphaltieren lassen. Zusätzlich erhöhte man das Banking in Turn 1 und 2 um drei Grad, während Kurve 3 und 4 weiterhin mit 14 Grad Kurvenüberhöhung auskommen mussten. Außerdem sorgte das Low-Low-Downforce-Paket für eine Menge Bewegung bei den Wagen, die schnell außer Kontrolle gerieten und auch nicht wirklich die volle Breite der Strecke nutzen konnten. So ein empfindliches Handling kannte ich zuletzt eigentlich nur aus der Anfangsphase der klobigen, ersten Silhouette des CoT 2007 und 2008.

Als logische Konsequenz standen am Ende satte elf Cautions in Kentucky zu Buche – ein Rekord für diese Strecke. Nur eine Gelbphase entstammte dabei nicht einem Unfall, und das war die Competition-Caution nach Runde 25. Im Klassement schlug sich diese Statistik in zehn Fahrzeugen wieder, die ab Platz 31 mit mindestens 50 Runden Rückstand ins Ziel kamen, wenn sie dieses denn überhaupt erreicht haben. Ricky Stenhouse Jr. flog zuerst ab, gefolgt von Jimmie Johnson und Joey Logano. Bereits nach dem ersten Viertel des Rennens wusste man also, dass es eine lange Nacht werden würde. Anschließend kamen sich die Rookies Chase Elliott und Ryan Blaney zu nahe und sorgten dafür, dass ausgerechnet Jeffrey Earnhardt als Neuling des Rennens gewertet wurde. Weitere Unfallopfer waren Brian Scott, Regan Smith, AJ Allmendinger, Chris Buescher und Matt DiBenedetto.

Es fiel auf, dass im späteren Verlauf des Rennens dann eher die Hinterbänkler von den Handling-Problemen heimgesucht wurden, denn die Top-Teams hatten das Rätsel noch vor der Halbzeit gelöst. An der Spitze machte sich Kevin Harvick breit, der bis zur letzten Caution in Umlauf 195 und damit dem Beginn der entscheidenden Phase 128 Führungsrunden angesammelt hatte. Weitere größere Kontingente an Lead-Laps holten sich nur Martin Truex Jr. (46), Kurt Busch (10) und der spätere Sieger Brad Keselowski (hier zunächst aber nur acht seiner insgesamt 75) ab. Truex eliminierte sich allerdings selbst aus der Anwartschaft, indem er laut NASCAR „zu offensichtlich“ bei der Boxeneinfahrt den Führenden überholte und eine Strafe kassierte.

Ich kann das ähnlich wie Martin Truex Jr. selbst nicht so ganz verstehen, denn der Fahrer gibt nach der Timing-Line vor seiner Box Gas, um den eigentlich illegalen Überschuss an Geschwindigkeit über die Standzeit im Mittel wieder abzubummeln. Das ist seit Jahren schon so und man kann es Woche für Woche im Fernsehen beobachten. Brad Keselowski hat mal in Bristol durch das geschickte Ausnutzen der Timing-Lines ein Rennen gewonnen. Ich persönlich empfinde die Regelauslegung an dieser Stelle etwas inkonstant, aber vermutlich ging es einfach darum, dass er den Führenden in der Boxengasse vor dem Race-Off überholte und die Offiziellen einen besonderen Blick auf die Führungsgruppe gerichtet hatte. Das Stichwort lautete wie gesagt: „zu offensichtlich“.

Nach dem letzten Restart in Runde 199 war dann freie Fahrt bis zum Ziel in Umlauf 267 angesagt und damit lag eine Strecke von knapp 70 Runden unter grüner Flagge vor dem Feld. Ein paar völlig Verrückte kamen anscheinend früh auf die Idee, diese Distanz mit nur einer Tankfüllung zu absolvieren, was auf den ersten Blick völlig utopisch wirkt. Fängt man allerdings direkt nach dem Auftanken noch unter Gelb mit dem Spritsparen an, kann diese Strategie funktionieren. Brad Keselowski brachte seinen Ford tatsächlich mit einem hauchdünnen Vorsprung von 0,175 Sekunden vor Carl Edwards über die Ziellinie und prompt blieb der Wagen auch schon stehen. Eine Fahrt in die Victory-Lane war nur noch durch die kinetische Hilfe eines Streckenfahrzeugs möglich. Hauptkonkurrent Kevin Harvick musste dagegen leider bereits vor dem Rennende aufgeben und nachtanken.

Ich bin mir jedoch sicher, an der #2 wäre man dieses Wagnis ohne drei Saisonsiege auf dem Konto niemals eingegangen. Hier zeigt sich aber die positive Seite der Chase-Qualifikation, indem die sicher qualifizierten Teams auch mal Risiken eingehen, welche die Fans schließlich mit mehr Spannung belohnen. Hinter dem mutigen Brad Keselowski liefen Carl Edwards, Ryan Newman, Kurt Busch und Tony Stewart ein. Die Top-10 komplettierten Greg Biffle, Jamie McMurray, Matt Kenseth, Kevin Harvick und Martin Truex Jr. Vor allem Harvick und Truex werden nach dem Rennen zu recht sehr enttäuscht gewesen sein, während Stewart mit seinem Top-5-Ergebnis wichtige Punkte im Kampf um den Einzug in die Playoffs sammeln konnte.

Race-Results
Driver-Standings
Owner-Standings

Vorschau New Hampshire Juli 2016

319895Am nächsten Wochenende geht der Sprint Cup auf dem New Hampshire Motor Speedway an den Start. Das 1-Meilen-Oval in Neuengland ist mit einer größeren Version von Martinsville vergleichbar und sticht mit seiner eher geringen Kurvenüberhöhung von nur sieben Grad heraus. Auch hier kommt es daher stark darauf an, im Kurvenausgang nicht zu „tight“ zu sein und viel Geschwindigkeit mit auf die langen Geraden zu nehmen. Am Anfang sollten zudem die Bremsen möglichst geschont werden, damit das Pedal nicht im letzten Rennviertel einfach durchfällt. Dagegen spielt die Aerodynamik auf dieser Strecke anders als in Kentucky keine große Rolle.

In den letzten beiden Jahren lag New Hampshire fest in den Händen von Joe Gibbs Racing und Team Penske, die mit Brad Keselowski (Juli 2014), Joey Logano (September 2014), Kyle Busch (Juli 2015) und Matt Kenseth (September 2015) alle vier Ausgaben gewinnen konnten. In der Periode um 2010 herum tauchten dagegen eher Chevrolet-Fahrzeuge von Hendrick Motorsports und Stewart Haas Racing in der Victory-Lane auf. Schaut man sich die aktuelle Stärkeverteilung im Sprint Cup an, dann werden auch diese Teams am Sonntag zu den Favoriten zu rechnen sein. Beim aktuellen Lauf von Keselowski würde es mich nicht wundern, sollte er auch in Neuengland am Ende siegreich bleiben. 2014 mussten übrigens beide Ausgaben durch ein Green-White-Checkered-Finish verlängert werden.

Auf der Entry-List gibt es mal wieder keine großen Überraschungen, nur ein paar kleine Wechsel und Gaststarter bei den Hinterbänklern: Michael McDowell erhält sein Cockpit in der #95 bei Leavine Family Racing von Ty Dillon zurück. In der #32 bei GO FAS Racing macht Jeffrey Earnhardt für Eddie MacDonald Platz, einen eher unterklassigen Fahrer aus dem nahen Massachusetts. Die #98 von Premium Motorsports übernimmt an diesem Wochenende Ryan Ellis, ein kalifornischer Teilzeitpilot aus der Truck Series, anstatt Stammfahrer Cole Whitt. Der Rennstart ist nach zwei Nachtrennen in Folge dieses Mal wieder an einem Sonntag, allerdings erst gegen 19:45 Uhr.

Entry-List

Zeitplan & TV-Programm:

Freitag, 15.07.
17:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, NBCSN
19:00 Uhr, XFINITY Series Practice, NBCSN
21:00 Uhr, XFINITY Series Final Practice, NBCSN
22:30 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, NBCSN

Samstag, 16.07.
16:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, CNBC
17:00 Uhr, XFINITY Series Qualifying, NBCSN
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, NBCSN
22:00 Uhr, XFINITY Series Rennen (AutoLotto 200), NBCSN ab 21:30 Uhr

Sonntag, 17.07.
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (New Hampshire 301), NBCSN & Motorvision TV ab 19 Uhr

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