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24h Le Mans 2016: Änderungen der BoP vor dem Rennen

von Flo aus N
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Der ACO hat die BoP in der GTE-Pro am heutigen Freitag noch einmal geändert. Leidtragende sind vor allem die Ford und die Ferrari F488. 

206883015_957007fb57_zAls Stephane Ratels SRO die Kategorie GT3, basierend auf einem grundsätzlichen BoP-System vorstellte, argwöhnte der ACO, dass sie ein solches System nicht nötig hätten, denn wer permanent an einer Einstufungsschraube drehe, habe etwas in seinem System / Reglement falsch gemacht. Diese Aussage wiederholte man auch noch 2010, als die Abänderung der GT2 in GTE bevorstand. Und dann hatte man im Jahre 2015 ausgerechnet in der GTE-Pro neun Bop-Veränderungen, wohlgemerkt bei acht Rennen in der Saison! Man reagierte darauf und hat die Aeroregeln für 2016 etwas gelockert und angekündigt, weniger Veränderungen in den Einstufungen vorzunehmen.

Nach dem Rennen in Spa gab es für den Testtag die erste Runde an BoP-Maßnahmen. Nach dem Testtag gab es nochmals eine Runde mit der BoP-Keule, bei der unter anderem der Ford etwas Gewicht ausladen durfte, der Aston Martin über den Air Restriktor etwas Leistung abgeben musste, ebenso wie die Corvette. Dann folgte das Zeittraining am Mittwoch, bei der die Ford GT und die F488 von Ferrari in einer eigenen Liga fuhren. Man war nicht nur vier Sekunden schneller als die anderen in der GT-Klasse wie die Aston Martins, Corvetten und Porsches dieser Welt; nein, man besetzte auch einvernehmlich die ersten sieben Plätze in der Startaufstellung – und das deutlich!

Genauer gesagt sieht die Startaufstellung in der Klasse wie folgt aus:

#68 Ford GT 3:51.185
#69 Ford GT 3:51.497
#51 Ferrari F488 3:51.568
#67 Ford GT 3:51.590
#66 Ford GT 3:52.038
#71 Ferrari F488 3:52.508
#81 Ferrari F488 3:53.176
#92 Porsche 911 3:54.918
#95 Aston Martin 3:55.261
#91 Porsche 911 3:55.332
#97 Aston Martin 3:55.261
#77 Porsche 911 3:55.426
#64 Corvette C7 3:55.848
#63 Corvette C7 3:57.967

2016-WEC-6-Heures-de-Spa-Francorchamps-Adrenal-Media-GT7D7541_hdGewiss, Corvette und Aston Martin haben noch nicht alles gezeigt, aber der Vorsprung der Ferrari und Ford spricht Bände. Wie zu erwarten war, gab es bereits kurz nach dem ersten Zeittraining massive Diskussionen über die Einstufungen, gerade der Ford GT, welchen Sandbagging unterstellt wurde, das natürlich laut Ford niemals stattgefunden hat – die Zeitenverbesserung von 4,5 Sekunden (zusätzlich man war das schnellste Auto auf den Geraden, obwohl man in Spa und Silverstone dort noch hinten war) seit dem Testtag hätte absolut unerwartet stattgefunden. Wie dem auch sei, der ACO hat nun wieder ausgeholt und mit der BoP-Keule zugeschlagen, und zwar wie folgt:

– Ford GT: +5 kg (Korrektur: +10 kg) und leicht reduzierter Ladedruck (Ergänzung: außerdem +2l Tankinhalt)
– F488: +25 kg (Korrektur +15 kg) und ebenfalls leicht reduzierter Ladedruck
– Corvette: +0,3mm (Korrektur: +0,2mm) air restrictor (Ergänzung: außerdem +2l Tankinhalt)
– Aston Martin: +0,4mm  (Korrektur: +0,2mm) air restrictor
– Porsche: + 8 (Korrektur: +3l) Liter mehr Tankinhalt

Dabei sind mehrere Punkte unverständlich: Die 25 kg bremsen den Ferrari ein, die 5 kg beim Ford fallen hingegen im Vergleich zu den 25 kg des Ferrari kaum ins Gewicht,  (Korrektur:) Mit +15 kg wird der Ferrari stärker eingebremst als der Ford, obwohl beide Autos gleich schnell unterwegs waren und die Ford in der Bandbreite nochmals besser dastehen. Die Entscheidungen zu Gunsten des Aston Martin und der Corvette kann ich grundsätzlich nachvollziehen, wobei Corvette bei Leibe nicht alles gezeigt hat. Seitens Porsche kann man die Neueinstufung überhaupt nicht verstehen. Dort wäre eigentlich eine Reduktion des Gewichts angebracht gewesen. Zumindest hat man bei der Werksmannschaft schon mal einen Kalender aufgehängt, denn der O-Ton eines Mitarbeiters war wie folgt: „Bei uns kannste den Rückstand auf die Klassenbesten mit ’nem Kalender anstelle ’ner Stoppuhr messen“.

#69 FORD CHIP GANASSI TEAM USA (USA) / MICHELIN / FORD GT / Ryan BRISCOE (AUS) / Richard WESTBROOK (GBR) / Scott DIXON (NZL)Le Mans 24 Hour - Circuit des 24H du Mans - Le Mans - FranceGrundsätzlich war ein Eingreifen des ACO notwendig, um für eine Ausgeglichenheit der Klasse zu sorgen, aber wie das Ganze seit dem Testtag stattgefunden hat sowie über die Maßnahmen an sich, kann man mehr als streiten. Klar, auf der einen Seite braucht man eine BoP, auf der anderen Seite darf man sich dann aber auch nicht beschweren, wenn ein Hersteller massiv sandbagged, denn man hat es bei Ford gesehen, dass sich das auszahlen kann. Auch gefährdet das meiner Meinung nach massiv die Glaubwürdigkeit der Klasse sowie des dargebotenen Sports, da man eigentlich nun fast jede Veränderung erstmal auf eine Veränderung der BoP hinterfragen muss. Es wäre meiner Meinung nach allen geholfen, wenn man eine feste Einstufung zu Jahresbeginn vornehmen und diese dann auch mal konstant lassen würde und nicht vor jedem Rennen zwei Mal ändert. Zumal diese Änderung der BoP nun einen Tag vor dem Rennen und eigentlich nach Abschluss sämtlicher Trainingssitzungen stattfindet – also zu einem Zeitpunkt, zu dem die Abstimmung der Wagen normal in Stein gemeißelt ist.

Auch ist meiner Meinung nach extrem fraglich, wie viel von den 5 10 kg beim Ford überhaupt ankommt, denn bei einem Gang durch die Boxengasse konnte man die Autos und einige Teile von selbigen sehen. Gerade beim Ford GT war das extrem beeindruckend. Wo es nur irgend möglich war, hat man CFK anstelle von Stahl oder Alu verwendet und eine solch ausgeklügelte Aero findet man selbst bei einem LMP2 oder LMP1-L kaum. Hier haben sogar zum Beispiel die Türen vorne unten Öffnungen, welche mit Schächten verbunden sind und Luft von innen nach außen führen. Auf der einen Seite sehr beeindruckend, auf der anderen Seite auch nicht verwunderlich, dass der Ford dann so schnell ist.

Dies wird umso wichtiger, denn Labre Competitions GTE-Am Corvette wird unter anderem massiv von Pratt and Miller, also dem Werksteam unterstützt, und 2017 soll nun endlich Realität werden, was viele sehnsüchtig erwarten: eine Corvette in der GTE-Pro. Es wäre äußerst schade, wenn diese Klasse durch die permanenten Einstufungen zerstört werden würde.

Bilder: Chris Manacob (Flickr CC) / ACO

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