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Kurzkritik Top Gear S23E01

von DonDahlmann
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Top Gear ohne das bewährte Team um Jeremy Clarkson. Kann das gutgehen? Jein. Zumindest gab es eine faustdicke Überraschung. 

Ich will nicht groß spoilern, weil vermutlich nicht noch nicht alle die neue Show gesehen haben, aber ein paar generelle Dinge kann man über die Show schon sagen. Ich war, wie viele andere auch, sehr skeptisch, als die BBC bekannt gab, dass man die Show ohne Clarkson, Hammond und May weiterführen würde. Aber klar, man konnte und wollte nicht eine der wichtigsten Shows der BBC, und damit eine der größten Einnahmequellen, einfach aufgeben. Im Vorfeld hieß es dann, dass es gleich mehrere Hosts geben würde. Neben Chris Evans gesellten sich Matt LeBlanc, Sabine Schmitz, Rory Reid und Chris Harris dazu. Wobei dann gleich die erste Einschränkung kommt. Reid und Harris haben quasi eine eigene Show, eine Art B-Roll, die nach Top Gear auf BBC 3 läuft und „Extra Gear“ heißt. Und Sabine Schmitz hatte einen kurzen Gastauftritt.

Die Produzenten von Top Gear müssen sich gedacht haben „Never change a winning format“. Also haben sie die Inhalte und Aufbereitung von Top Gear mehr oder weniger beibehalten. Es gibt den Test von ein oder zwei Supersportwagen, es gibt „Challenges“ und es gibt weiter den „Star in a reasonable priced car“ (wobei das Auto nicht reasonable priced ist, dafür hat man sich was neues mit der Strecke einfallen lassen, was eine wirklich gute Idee war) und es gibt weiter „The Stig“.

Die Kopie der „alten“ Top Gear-Show geht so weit, dass man sogar die Sprüche über The Stig drin gelassen hat („Some say, he is…“ usw.). Produktionsaufwand, Studio – alles wie immer, alles wie gewohnt erstklassig und sichtbar teuer. Die gezeigten Challenges waren für die erste Show in Ordnung, wenn auch wirklich sehr, sehr stark gescripted. Gut, das waren sie immer, aber in der ersten Folge des Neustarts hat man sich teilweise nicht mal die Mühe gemacht, das Script zu verbergen. Das könnte lustig sein, so auf einer Metaebene, ist es aber leider nicht.

mattDie erste Folge hatte einen Tief- und einen Höhepunkt und das waren die beiden Moderatoren Chris Evans und Matt LeBlanc. Etwas überraschend war der Höhepunkt Matt LeBlanc, der wirklich eine Entdeckung für so eine Show ist. Er bringt einen eigenen Stil in die Sendung, die Top Gear wirklich gut zu Gesicht steht. Dagegen ist Chris Evans eine Enttäuschung. Er springt und schreit herum wie ein schlechter Animateur, der versucht einen gelangweilten Senioren-Ausflug in Stimmung zu bringen. Seine Witze sind schal, sein ganzes Auftreten überzogen und ein bisschen peinlich.

Auf der anderen Seite darf man natürlich nach einer Folge nicht allzu hart mit dem Neustart ins Gericht gehen. Es ist verdammt schwer, eine so perfekte Sendung mit einem derartig eingespielten Team zu ersetzen. Die BBC versucht den Spagat, einerseits die Hardcore-Fans der Serie nicht mit allzu viel Neuerungen zu verprellen und andererseits auf der Basis des bekannten Ablaufs ein neues Team zu etablieren.

Das Problem in der ersten Folge ist nur, dass man sich, zum Beispiel bei den Tests, permanent fragt, was Clarkson & Co wohl daraus gemacht hätten. Aufgefangen wird dies dann eben durch Matt LeBlanc, dessen eigener Stil und trockener Humor genau die Brücke zwischen Alt und Neu schlagen könnte. Mir rauschte nach Ansicht von Top Gear und Extra Gear durch den Kopf, dass die Kombination Chris Harris und Matt LeBlanc mit Sabine Schmitz perfekt wäre. Alle drei strahlen mehr Coolness aus als der hyperaktive Evans.

Aber man wird sehen, wie sich die Staffel weiterentwickelt. Und die neue Show von Clarkson, Hammond und May, die ab September bei Amazon Video zu sehen sein wird, muss sich ja auch erst mal bewähren.

Bilder: Screenshot BBC/Top Gear

 

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1 Kommentare

Xander 31 Mai, 2016 - 23:20

Danke für den Artikel. Von Top Gear war ich sehr enttäuscht. Das es noch dieses Extra Gear gibt, habe ich erst durch diesen Artikel kapiert – und das gefällt mir echt gut. Wesentlich besser als die Hauptsendung und ähnlich unterhaltsam wie die alte Sendung. Den aberwitzigen Irrsinn, von dem die Show immer gelebt hat, geht meines Erachtens nur mit Clarkson und ist nicht kopierbar. Clarkson, der mit Hammond und May die perfekten Konterparts hat, versteht es auf geniale Weise eine seriöse Sendung vorzugaukeln und diesen Eindruck noch im selben Atemzug wieder zu zerstören. Das ist auf diese weise wohl nicht nachahmbar und sorgt für die wunderbare Komik.

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