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ELMS: Bericht 4h von Imola

von StefanTegethoff
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Eine spannende erste Rennhälfte bei den Prototypen, ein GTE-Klassensieger, der so flott war, dass er vor dem besten LMP3 ins Ziel kam, und nach drei Stunden einsetzender heftiger Regen sorgten für ein abwechslungsreiches zweites Saisonrennen der European Le Mans Series auf dem Autodromo Enzo e Dino Ferrari bei Imola. Bei der Generalprobe für die 24 Stunden von Le Mans kristallisierten sich zumindest in der LMP2 die Favoriten heraus.

GT7D9420Die Quali zeigte, warum die LMP2-Klasse fast immer spannende Rennen bietet: Nur 44 Tausendstelsekunden trennten die ersten vier Fahrzeuge in der Qualifikation, die Top 7 bewegten sich am Ende innerhalb von vier Zehntelsekunden. So eng wie das Zeitfahren sind auch die Rennen häufig über weite Strecken. Die Top-Zeit fuhr Nicolas Lapierre im Dragonspeed-Oreca, gefolgt von Mathias Beche für Thiriet by TDS (ebenfalls Oreca), Paul-Loup Chatin für Paniz-Barthez Competition und Olivier Pla für Krohn Racing (beide Ligier).

Lapierre, Beche und Chatin kämpften auch in den ersten zwei Rennstunden um die Führung, die mehrfach wechselte. Gelegentlich kamen ihnen dabei zu überrundende Fahrzeuge in die Quere, so wurde der Dragonspeed-Oreca einmal in Führung liegend aufs Gras abgedrängt. Nach den Fahrerwechseln konnte Ryo Hirikawa im Thiriet by TDS-Oreca dem umgeschulten Fußballer Fabien Barthez, der den starken französischen Youngster Chatin abgelöst hatte, die Führung wieder abjagen. Im Gegensatz zu dieser klassischen Pro-Am-Konstellation ist Thiriet by TDS mit einem deutlich ausgeglicheneren Fahrertrio unterwegs, was in der LMP2-Klasse Gold wert ist.

GT7D0052So konnte sich Hirikawa in der dritten Rennstunde an der Spitze etwas absetzen. Die zwei Full Course Yellows in der dritten Rennstunde ließen seinen Vorsprung unangetastet, sodass der Japaner in Führung liegend an Mathias Beche übergeben konnte. Die einzige Gefahr schien von weiter hinten zu drohen: Harry Tincknell übergab den G-Drive-Gibson 80 Minuten vor Schluss an Giedo van der Garde, nachdem er von Rang 6 auf Rang 2 vorgefahren war.

Doch zu einer Aufholjagd sollte es nicht mehr kommen: Wenige Minuten, nachdem van der Garde den Gibson übernommen hatte, begann es in der Emilia-Romagna zu regnen. Als der Niederschlag an Intensität zunahm und sich die Ausrutscher (insbesondere im LMP3-Feld) häuften, rief die Rennleitung zunächst zur Bergung einiger Fahrzeuge eine Full Course Yellow aus; schließlich wurde bei nicht nachlassendem Regen das Safety Car auf die Strecke geschickt, sodass die letzten etwa 50 Rennminuten mit Geschwindigkeitsbeschränkung und Überholverbot ausgefahren wurden.

GT7D0848So konnte niemand mehr Mathias Beche im Thiriet by TDS-Oreca gefährlich werden; der Franzose hielt den Wagen auf der nassen Fahrbahn und siegte nach Vorarbeit von Pierre Thiriet und Ryo Hirikawa vor dem G-Drive-Gibson von Dolan / Tincknell / van der Garde und dem Dragonspeed-Oreca von Hedman / Lapierre / Hanley. G-Drive verteidigt damit seine Meisterschaftsführung nach dem ersten Saisondrittel mit 43 Zählern gegenüber den 30 Punkten von SMP Racing (die auf Rang 4 landeten) und 26 Punkten von Thiriet by TDS, die nach Pole und Ausfall in Silverstone nun also siegten.

In der LMP3-Klasse ging es wieder wild zu: Viele Führungswechsel und viele Ausrutscher prägten das Rennen in der vorrangig für Bronze- und Silber-Piloten ausgetragenen kleinen Prototypen-Kategorie. Wayne Boys holte für United Autosports die Klassen-Pole, doch Giorgio Mondini schob sich vor dessen Teamkollegen Alex Brundle und brachte den Eurointernational-Ligier beim Heimrennen des italienischen Teams auf Startplatz 2. Die Abstände sind trotz einheitlicher Maschinerie in diese Klasse deutlich größer: anderthalb Zehntelsekunden zwischen den Plätzen 1 und 2 und mehr als zwei Zehntel zwischen 2 und 3.

GT7D0076Die #3 von United Autosports führte mit Matt Bell am Steuer in der Anfangsphase des Rennens bis zu einem Ausrutscher Bells im Überrundungsgetümmel – Brundle übernahm im Schwesterauto. Als Bell beim ersten Boxenstopp dann noch zu schnell in die Boxengasse fuhr und dafür entsprechend bestraft wurde, fiel die #3 weiter zurück. In der mittleren Rennphase konnte der LMP2-erfahrene Roman Rusinov als Gaststarter die #12 des Eurointernational-Teams in Führung bringen. Die nächste Runde der Fahrerwechsel brachte mehrere kurzfristige Führungswechsel und sah am Ende Eric Debard im Paniz-Barthez-Ligier in Führung; doch Christian England in der #2 von United Autosports schnappte sich erst Rang 2 von Eurointernational, um dann beim nächsten Stopp Debards in Führung zu gehen.

Pünktlich zum Regen und zur Neutralisation des Rennens lag die #2 also an der Spitze und gab diese auch bis zum Rennende nicht mehr ab. Mit zwei Siegen aus zwei Rennen führen Guasch / Brundle / England nun mit 50 Zählern die LMP3-Wertung deutlich an – vor ihren Teamkollegen Bell / Patterson / Boyd mit der halben Anzahl an Punkten. Halliday / Lunardi für Duqueine Engineering wurden Vierte und liegen damit auf Gesamtrang 3 mit einem weiteren Zähler Rückstand.

GT7D0354In der LMGTE-Klasse dominierte Porsche vor dem Heimpublikum des großen Konkurrenten Ferrari. Wolf Henzler holte die Pole für Proton Competition 41 Tausendstel vor dem JMW-Ferrari. Robert Renauer setzte die Pole in eine Führung um, die das ganze Rennen überdauern sollte. Er selbst bestritt die ersten zwei Rennstunden, dann übernahm Werksfahrer Henzler bis zum Einsetzen des Regens. Bronze-Pilot Mike Hedlund brauchte so am Ende nur unter Gelb beziehungsweise hinter dem Safety Car das Auto auf der Strecke zu halten, was ihm auch gelang: Proton Competition siegte mit einer Runde Vorsprung vor dem JMW-Ferrari von Butcher / Smith / Bertolini und zwei Runden vor dem AT Racing-Ferrari 458. Für die roten Ferraris vom Team AF Corse reichte es nur zu den letzten beiden Rängen. Bemerkenswert ist, dass der GTE-Sieger eine Runde mehr abspulte als das LMP3-Gewinnerauto.

Die Meisterschaft ist in dieser Klasse noch sehr eng, da in Imola nun gänzlich andere Teams den Ton angaben als in Silverstone: Der Beechdean-Aston Martin landete hier nur auf Rang 5, konnte aber seine Führung mit 35 Zählern verteidigen. AT Racing kommt auf 33 Punkte, die #77 von Proton mit dem Imola-Sieg und der Pole, die einen Punkt wert ist, auf 30.

SILV8456Im Hinblick auf die 24h von Le Mans scheinen aus der LMP2-Klasse besonders G-Drive Racing (dort mit Jake Dennis, weil Tincknell für Ford antritt) und Thiriet by TDS gut aufgestellt. Eurasia (Pu Jun Jin, Nick de Bruijn und Tristan Gommendy) könnte überraschen; Paul-Loup Chatin wird schnell sein, aber seine Co-Piloten bei Panis-Barthez sind zu schwach. Murphy Prototypes wird in Frankreich mit gänzlich anderer Besatzung antreten, für die Iren sind Jeroen Bleekemolen, Marc Goossens und Ben Keating gemeldet. Auch in der GTE-Am werden für das Saisonhighlight die Fahrerbesetzungen umgestrickt, sodass sich – auch aufgrund der wohl noch anstehenden Balance of Performance-Anpassung – hier noch nicht wirklich etwas sagen lässt.

Der nächste ELMS-Lauf steht am 17. Juli auf dem österreichischen Red Bull-Ring auf dem Plan.

(Bilder: ELMS Media)

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