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Formel Eins: Vorschau GP Russland 2016

von DonDahlmann
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Das zweite Rennen auf dem Stadtkurs in Sotschi, das vierte der Saison. Auf der sehr schnellen Strecke in Russland könnte es ein interessantes Rennen zwischen Mercedes und Ferrari geben.

GP RUSSIA F1/2015Die Formel Eins erwartet eine Highspeed-Orgie in Russland. Der knapp sechs Kilometer lange Kurs, der sich zwischen den Sportstätten der vergangenen Winterspiele in Sotschi schlängelt, ist jetzt nicht gerade eine Ausgeburt der Schönheit. Lange Vollgaspassagen sind die eine, enge Haarnadeln die zweite Herausforderung. Beim Debüt im letzten Jahr gab es zwei heftige Abflüge. Einmal verbuddelte Carlos Sainz seinen Toro Rosso im Training unter den Tec-Pro-Barrieren und musste aufwendig aus seinem Auto befreit werden (unverletzt). Im Rennen zerlegte Romain Grosjean seinen Lotus in der langen ersten Kurve nach Start und Ziel. Als Nadelöhr erwies sich die erste Haarnadel nach dem Start, da das Feld dort mit knapp 330 km/h angeflogen kommt und sich dann der Ziehharmonika-Effekt einstellt.

Das Rennen im letzten Oktober war eine klare Angelegenheit für Hamilton, der seinen Teamkollegen in die Schranken wies. Rosberg musste zudem seinen Wagen nach ein paar Runden mit einem Schaden am Gaspedal abstellen. Die Strecke ist der in Australien nicht unähnlich und dort hatte Mercedes am Ende jede Menge Vorsprung. Auf allem in den Highspeed-Passagen scheinen die Deutschen etwas besser aufgestellt zu sein als die Ferrari. Die behaupten weiterhin, dass man innerhalb von zwei, drei Zehnteln mit den Mercedes sei, aber die bisherigen Rennen sprechen eine andere Sprache. Auch wenn man in Betracht ziehen muss, dass Ferrari mit viel Pech in die Saison gestartet ist – den Mercedes ging es ja teilweise nicht anders. Das gilt vor allem für Hamilton, der in diesem Jahr noch kein Rennen hatte, das ansatzweise problemlos lief. Was sich langsam mal ändern sollte, denn sonst wächst der Rückstand auf Rosberg in einen bedrohlichen Bereich.

Russland wird dann zeigen, ob Sebastian Vettel ein Wörtchen im WM-Kampf mitreden kann. Der Ausfall in Bahrain wiegt schwer in der Bilanz des Deutschen, denn bei der Überlegenheit von Mercedes kann man sich keine Schwächen erlauben und muss zur Stelle sein, wenn es bei den Deutschen mal klemmt. Immerhin liegt Vettel trotz des Ausfalls noch in Reichweite von Hamilton, was die weitere Saison spannend machen könnte.

F1_China_Race_2016_09Hinter Mercedes und Ferrari dürfte sich in Russland die Hackordnung leicht verändern. Auf dem Papier müsste eigentlich Williams wieder nach vorne rücken. Die Briten haben mit dem Mercedes-Motor in Russland auf jeden Fall einen Vorteil im Heck. Aber Red Bull, bzw. Renault, scheint über den Winter aufgeholt zu haben. Das Rennen in China zeigte, dass die „Bullen“ sich in Sachen Topspeed nicht mehr verstecken müssen. Zwar fehlt es am Ende der Geraden noch an „Bumms“, aber es ist bei weitem nicht mehr so schlimm, wie es 2015 war. Das 2016er Red Bull-Chassis scheint zudem auf Augenhöhe mit jenen von Ferrari und Mercedes zu sein. Die Schwachstellen aus dem letzten Jahr hat man abgestellt.

Ob Williams da mithalten kann, ist angesichts der bisherigen Ergebnisse fraglich. Aber ein bisschen ist das Team von Frank Williams auch unter dem Radar gefahren. Ja, man musste sich hinter Red Bull einsortieren, aber man lag, trotz schwieriger Rennen, meist direkt dahinter. Die Probleme mit dem FW38 kennt man seit den Testfahrten im Winter und erste Veränderungen kann man am Wagen auch erkennen. So hat man die Nase vorne fünf Zentimeter kürzer gemacht. Klingt nicht nach viel, ändert aber den gesamten Luftfluss im vorderen Bereich. Nicht fertig waren bisher der neue Unterboden (Spanien) und leicht veränderte Seitenkästen (Spanien). Von daher gesehen ist der Williams im Moment ein Übergangsmodell und im Team scheint man entspannt zu sein.

Force India müsste in Sotschi ebenfalls mal wieder besser unterwegs sein. Aber beim Team läuft im Moment nicht alles rund, was vor allem mit Vijay Mallya zusammenhängt. Dem droht ein Haftbefehl bzw. die Ausweisung aus England. Hintergrund sind die Streitigkeiten mit indischen Banken und Gläubigern, die die Pleite seiner Kingfisher Airline teilweise aufgefangen haben. Angeblich steht eine Summe von 1,4 Milliarden Dollar im Raum, die zu zahlen ist. Mallya hatte rund die Hälfte angeboten, was die Gläubiger ablehnten. Nach dem gescheiterten Vergleich verließ Mallya Indien und war wohl seitdem auch nicht mehr da. Die Schwierigkeiten von Mallya haben auch den Teilhaber Diago auf den Plan gerufen, der Sorgen hat, dass ihm irgendein Gläubiger das Team dichtmacht. Schließlich darf man nicht vergessen, dass der andere Teilhaber, Sahara-Chef Subrata Roy, seit 2014 (!) wegen diverser finanzieller Schwierigkeiten im Gefängnis sitzt.

Es ist schwer zu sagen, wie sich das alles auf die Finanzen des Teams auswirkt und damit auch auf die Entwicklung. Bisher liefen die Rennen für Perez und Hülkenberg nie sonderlich gut. Auffallend war vor allem, dass man mit zunehmender Renndistanz immer weiter zurückfiel. Hatte man in den letzten Jahren immer einen Vorteil in Sachen Reifenverschleiß, ist der in diesem Jahr weg. Und damit auch die Möglichkeit, sich per Strategie zu wehren.

F1_China_Race_2016_16Denn das Toro Rosso im Moment stärker ist, hat man in den letzten Rennen gesehen. Der „alte“ Ferrari-Motor hat immer noch genug Saft, um im Mittelfeld mithalten zu können. Für Punkte sollte es auch in Russland reichen. Interessant wird bei Toro Rosso dann auch wieder die Auseinandersetzung zwischen Verstappen und Sainz. Der Niederländer scheint auch in diesem Jahr die Nase vorn zu haben.

Ebenfalls vorne sollte man die Haas sehen. Also zumindest in den Punkten. Nach dem Dämpfer in China, wo man überhaupt nicht zurechtkam, sollte Sotschi den Amis besser liegen. Was für McLaren und Honda nicht gilt. Da dürfte Sotschi eine Reise nach dem Motto „außer Spesen nichts gewesen“ sein. Der Honda-Motor hat auf jeden Fall zugelegt, aber ihm geht immer noch am Ende einer langen Gerade die Puste aus. Damit kann man in Russland nichts gewinnen und nur Schadensbegrenzung betreiben.

Bleiben Sauber und Manor. Die Schweizer sind weiter auf der Suche nach Geld und scheinen dabei nur schleppend voranzukommen. Bisher hört man nur Gerüchte, aber keine genauen Dingen. Von einer Komplettübernahme bis zu einem Hauptsponsor ist alles dabei. Manor hat diese Probleme (im Moment) nicht, kämpft aber weiter mit einem neuen Chassis und kleinen technischen Problemen. Immerhin kann Pascal Wehrlein dann trotzdem immer wieder zeigen, dass er verdammt schnell unterwegs ist.

Strategie:

Keine großen Überraschungen gibt es bei den Reifen. Medium-, Soft- und Supersoft-Reifen werden nach Sotschi geliefert und aufgezogen. Die Reifen kennt man mittlerweile und man kann davon ausgehen, dass es nicht mehr als zwei Stopps geben wird. Im letzten Jahr kam man mit einem Stopp durch, das wird dieses Jahre aber wegen der weicheren Reifen nicht gehen. Drei Stopps sind aber auf dem Papier nicht schneller, von daher wird es wenig Überraschungen geben. Die Supersoft sind schwer einzuschätzen. In China hielten sie gerade mal sechs Runden, aber Sotschi geht sanfter mit den Reifen um. Theoretisch könnte man versuchen, mit der Strategie Soft/Medium einen Stopp zu sparen, aber die Erfahrung in diesem Jahr zeigt, dass die Medium vor allem am Ende des Stint zusammenbrechen. Während man selber also auf ausgelutschten Medium rumrutscht, kommen von hinten dann die Zwei-Stopper mit halbwegs frischen Soft.

Vermutlich wird Mercedes die Supersoft nur für Q3 aufziehen. Der Trick von Rosberg, Q2 mit den Soft zu fahren, könnte auch in Russland klappen. Zwar hat man in den ersten zwei Runden mit den Soft gegen über den Supersoft Nachteile, aber die gleichen sich locker wieder aus. Zudem scheint der Mercedes mit den Soft genauso schnell zu sein wie die Ferrari mit den Supersoft.

In Sachen Wetter kann man nur Gutes vermelden. Für das Wochenende sind 20 Grad und Sonne angesagt.

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1 Kommentare

ub 29 April, 2016 - 06:48

Don, du bist deiner Zeit ein wenig hinterher. Das Rennen gibt es schon seit 2014, wir haben also die 3. Ausgabe ;-)

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