Home Formel EinsF1 Formel Eins – Dieses Quali-Format ist völliger Blödsinn

Formel Eins – Dieses Quali-Format ist völliger Blödsinn

von DonDahlmann
6 Kommentare

Wer heute morgen die erste Qualifikation der Formel Eins sehen hat, der hat ein Desaster gesehen. Nicht, weil Mercedes wieder unschlagbar war. Die neuen Regeln sind totaler Blödsinn.

GP AUSTRALIA F1/2016Es war schon vor der ersten Qualifikation klar, dass die neuen Regeln für Verwirrung sorgen würden. Doch es kam noch schlimmer, als man es hätte erwarten müssen. Kein Mensch konnte verstehen, warum manche Fahrer nicht mehr rausfuhren, obwohl genug Zeit war, keiner verstand, warum Fahrer rausflogen, obwohl sie ein bessere Zeit gefahren waren. Das neue System hat so viele Probleme, dass man es sofort einstampfen sollte.

  • Fahrer, die ihre schnellste Runde beenden, nachdem der 90 Sekunden Countdown abgelaufen ist, fliegen raus, auch wenn die angefangene Runde schneller ist und den Fahrer weiterbringen würde
  • Wenn die Session aber abgewunken wird, wird die Runde des Fahrers auch dann gewertet, wenn auf der Runde die 90 Sekunden ablaufen
  • Auf der kurzen Strecke in Australien kamen die Teams schon nicht mehr hinterher. Auf Strecken wie Spa, Monaco, Singapur, Suzuka usw. ist das neue Format völliger Blödsinn.
  • Im Grunde handelt es sich um ein Einzelzeit-Fahren, denn mehr als einen Schuss hat man wegen der knappen Zeit kaum. Aber dieses Einzelzeit-Fahren ist ungerecht, weil man permanent Verkehr hat. Es wäre fairer, wenn man die Wagen einzeln auf die Strecke lässt.
  • In den letzten Minuten einer Quali-Session tut sich nichts mehr. Warum auch. Wenn alle raus sind, gibt es, außer in Q3, keinen Grund mehr rauszufahren.
  • Selbst wenn man genug Zeit hat – den Teams gehen spätestens in Q2 die Reifen aus. McLaren musste in die Q1 mehr Runden auf den Ultra-Soft drehen als geplant. Damit hatte man keinen Satz mehr in Q2, mit den Soft musste man gar nicht erst raus fahren.
  • Die Reifenproblematik war in Australien schon deutlich zu sehen. Und dies, obwohl die freien Trainings verregnet waren.

Anders gesagt: Man hat ein perfektes, für den Zuschauer leicht verständliches System, gegen ein überkomplexes, langweiliges Quali-Format ausgetauscht, das niemand versteht. Schon gar nicht die Zuschauer vor Ort, die nicht über die Einblendungen des Fernsehens verfügen.

F1_Australien_Quali_2016_10Man fragt sich, wie man so einen Blödsinn überhaupt einführen kann. Es ist nachvollziehbar, dass man neue Regeln und neue Formate ausprobieren möchte. Aber vielleicht sollte man so was mal ausprobieren, bevor man einen „echten“ Grand Prix versaut. Eine Simulation der Teams scheint die Probleme vorher schon erkannt zu haben, es gab wohl auch Warnungen an die FIA – zugehört hat mal wieder keiner. Man kann nur hoffen, dass man bis zum nächsten Rennen in Bahrain wieder das alte System einführt. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Toto Wolff, Christian Horner, Claire Williams, Niki Lauda und viele Fahrer sind der Meinung, dass das alte System wieder her muss. Dafür müssten die Teams bis Bahrain in zwei Wochen aber einstimmig eine solche Änderung beschließen. Ob das klappt?

Aber dann gab es ja noch eine Qualifikation, in der es um etwas ging. Auf der Strecke in Melbourne ist das mit dem Überholen so eine Sache, vor allem, wenn die Team eng zusammenliegen. Und das ist das Positive, das man aus der ersten Quali des Jahres mitnehmen kann: Im Mittelfeld geht es mächtig eng zu. Zieht man Mercedes und Ferrari ab, dann liegen zwischen Toro Rosso, Red Bull, Williams und Force India gerade mal fünf Zehntel. Überraschend ist dabei, dass die Williams zumindest in Australien nicht so stark scheinen, wie sie es im letzten Jahr waren. Im Grunde liegen auf der Strecke in Melbourne die vier genannten Teams gleichauf.

F1_Australien_Quali_2016_12Eine positive Überraschung bot McLaren-Honda, das scheinbar einen großen Schritt gemacht hat. Der Abstand zum vorderen Mittelfeld betrug in Australien knappe zwei Zehntel. Man hat also sowohl bei McLaren als auch bei Honda die richtigen Schritte unternommen. Alonso und Button zeigten sich dann auch entsprechend zufrieden, man wird aber sehen müssen, wie die Performance im Rennen ist.

Hinter McLaren gibt es dann eine Lücke zu Renault, Sauber und HaasF1. Dass die Amerikaner an ihrem ersten Rennwochenende Probleme haben würde, war klar. Aber die schlechte Startpositionen werden der Leistung von Haas nicht ganz gerecht. Gorsjean hätte Q2 erreichen können, wenn seine Runde wegen der dämlichen neuen Regeln nicht wieder gestrichen worden wäre, da seine 90 Sekunden abgelaufen waren. Dass Manor am Ende des Feldes liegt, überrascht nicht sehr, der Zeitabstand aber dann schon. Knapp zweieinhalb Sekunden zum langsamsten Sauber sind deutlich mehr, als man erwarten konnte.

Und an der Spitze? Alles beim Alten, könnte man sagen. Hamilton Polezeit war 0,8 Sekunden schneller als die beste Zeit eines Ferrari (und 2,5 Sekunden schneller als die Pole 2015). Dennoch gab man sich bei Ferrari zuversichtlich. Man opferte den Platz in der ersten Reihe am Schluss, weil man einen Satz Supersoft sparen wollte. Offenbar setzt Ferrari für das Rennen auf eine etwas andere Strategie als Mercedes, das wohl eher auf die Soft setzen. Das könnte für ein interessantes Rennen sorgen. Auf der anderen Seite muss man sich fragen, wie viel Speed der Mercedes im Rennen hat und wie lange er mit den Supersoft im ersten Stint fahren kann.

Wenn Ferrari gegen Ende des Rennens auf die Supersoft setzt, könnten Vettel und Räikkönen an die Mercedes ranfahren. Überholen dürfte schwer werden, aber diese Strategie bietet immerhin die Möglichkeit, dass Mercedes nicht wie im letzten Jahr mit 30 Sekunden Vorsprung gewinnt.

Bilder: Ferrari, Daimler AG, RedBull ContentPool, Force India. Williams, McLaren, Sauber

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6 Kommentare

rscsr 19 März, 2016 - 15:49

Also ich finde es ehrlich gesagt nicht wirklich schlechter als zuvor. Wenn es vor allem die hinteren Teams nicht schaffen das Reglement zu lesen und entsprechend zu reagieren ist es ja einzig deren Schuld. Einzig angefahrene Runden sollten entweder alle fertig gefahren werden können, oder eben alle nicht.
Und 2 Sachen hat man damit sehr wohl erreicht. Fehler werden stärker bestraft und es wird nicht mehr nur auf die letzte Minute gewartet bis eine vernünftige Zeit gesetzt wird.
Außerdem werden so eher längere Rundensegmente eines Fahrers gezeigt (auch mal von den kleinen Teams) anstatt eine Aufnahme von der Ziellinie, bei der gewartet wird bis jeder seine Zeit gesetzt hat.

nona 19 März, 2016 - 16:28

Das neue Format lässt sich gut zusammenfassen mit „unbrauchbares Durcheinander“ – sie haben versucht, etwas zu reparieren, was garnicht kaputt war, und erwartungsgemäss ist das dann in die Binsen gegangen. „Mehr Action auf der Strecke“ gut und schön, aber sowas braucht wirklich niemand. Die sichtbare „Action“ reduziert sich schon allein dadurch, dass während eines jeweiligen Countdowns praktisch nur noch das herausfallende Fahrzeug gezeigt wird, während weiter oben in der Tabelle munter Betrieb ist und Zeiten gefahren werden, von denen man nichts weiter sieht, und auf die sich nicht weiter konzentriert wird. Dass mit dem antizipierten ach so tollen Shoot Out in Q3 am Ende nichts mehr ist, sondern etliche Minuten vor Ende die Segel gestrichen werden, war ebenso absehbar. Das alte Format hatte wesentlich mehr Shoot Out-Charakter, warum musste das „verbessert“ werden? Dass dann auch die essentiell nötigen Einblendungen erstmal nicht funktionieren und auch das durchgeführte Prozedere nicht so recht dem entspricht, was vorher angekündigt war, ist irgendwie nur das Tüpfelchen auf dem I. Formel Eins halt. Was für ein Quatsch.

Erik 19 März, 2016 - 16:45

Ich hab mir das jetzt auch mal angeschaut und muss sagen, dass ich es so schlecht nicht finde. In Q1 und Q2 bin ich gut unterhalten worden.
Dass Haas die Regeln nicht kapiert hat ist deren Pech.

Lediglich in Q3 mit nur noch 8 Autos würde ich es besser finden, auf das Shootout zu vernichten um somit die Poleentscheidung auf das Qualiende zu ziehen.

Was mir als größte Unannehmlichkeit auffiel, waren Kommentatoren, die es nicht gebacken kriegen einzuschätzen, ob ein Fahrer es noch schafft in der Zeit ihre schnelle Runden zu beenden. Tragisch!

DonDahlmann 19 März, 2016 - 16:51

@ rscsr:
Ja, Fehler werden bestraft, aber dann kann man auch ein Einzelzeitfahren machen. In der Reihenfolge des WM-Stands oder letzten Rennen. Also die Mercedes als erstes, der Manor als letzter. Bei normalen Wetter hat der Manor wegen mehr Gummi auf der Strecke dann auch größere Chancen nach vorne zu kommen. Nur so als Idee.
Aber generell war das alte System schon völlig in Ordnung und vor allem spannend.

@ Erik:
Bei SkyF1 ging es, aber da war man auch zwischendurch eher damit beschäftigt zu erklären, warum ein Fahrer raus ist, als auf die Zeiten zu achten. Das kann es ja auch nicht sein.

Stefan 19 März, 2016 - 17:07

Hat was von „Reise nach Jerusalem“ und das hatte zuletzt beim Kindergeburtstag Spaß gemacht, hat aber in einem Training nichts zu suchen.
Mein Fazit: selten sowas albernes im Motorsport gesehen – bitte wieder abschaffen und zurück zum gewohnten System. Was war daran verkehrt?

Stefan 19 März, 2016 - 19:09

Das neue Reglement stößt spätestens dann ans Limit, wenn es mal auf einer langen Strecke regnet, und die 5 Minuten in Q3 für niemanden reichen um eine Zeit setzen zu können. Was dann?

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