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NASCAR – wir müssen dringend reden!

von Chaos
7 Kommentare

Die NASCAR hatte gestern ihren großen Auftakt für die Medien am Charlotte Motor Speedway, die Charlotte Motor Speedway Media Tour. Dort wurden einige Regeländerungen für die neue Saison angekündigt. Über einige Sachen (Chase-Format auch in der XFinity und Truck Series, Rennen mit mehreren Läufen wie das All Star Race) kann man sicherlich geteilter Meinung sein. Und dann kam der absolute Hammer.

Ganz neutral erklärt: In der Truck Series wird es eine sogenannte Caution Clock geben. Diese wird bei jedem Schwenken von Grün auf 20 Minuten gesetzt und läuft dann runter bis 0. Erreicht die Uhr 0, gibt es eine Caution, ähnlich der Competition Caution. Gibt es innerhalb der 20 Minuten eine Caution, wird die Uhr wieder auf 20 Minuten zurückgestellt. In den letzten 20 Runden wird die Uhr ausgestellt. Für alle, denen der Text zu kompliziert war, hier eine Videoerklärung:

 Als ich das gestern gelesen hab, dachte ich: Ach Mensch April Ap… Oh, es war ja grade erst Weihnachten! Nein, die NASCAR meint das vollkommen ernst. Ganz im Ernst: Wie komme ich auf so eine absolut blöde Idee?

Die NASCAR und ihre Behandlung von Cautions sind ja schon länger ein Reizthema: Junior-Caution, Patrick-Caution, mysteriöse von 60 HD-Kameras nicht auffindbares Debris-Caution… Aber das ist eine Sache. Eine VÖLLIG andere Sache ist es, das Rennen, einfach weil man es kann, alle 20 Minuten zu neutralisieren, falls es das nicht von selber tut.

Das bringt eine Komponente in den Motorsport, die da meiner Meinung nach nur sehr begrenzt hingehört und welche die NASCAR seit einiger Zeit bis an die Grenzen ausreizt: Sports Entertainment. Ohne jetzt hier eine Abhandlung übers Wrestling schreiben zu wollen, aber: Würde Vince McMahon einen Rennsportveranstalter leiten, wäre das sicherlich eine Idee, der er nicht abgeneigt wäre. Okay und John Cena würde jedes Rennen gewinnen, nachdem er zunächst mindestens drei Runden zurück lag, aber ich schweife ab.

Es geht darum, dass die natürliche Rennentwicklung durch dieses künstliche Element komplett kaputt gemacht wird. Es ist praktisch vollkommen egal, was vorher im Rennen passiert ist. Die NASCAR kriegt so auf jeden Fall einen maximal 30 minütigen Showdown, eher weniger. Und auch davor: Den Begriff Rennrhythmus kann man ab sofort aus dem NASCAR Trucks-Vokabular streichen. Es kann keinen Rhythmus geben, wenn es wenigstens alle 20 Minuten eine Caution gibt. Langfristige Strategien kann man damit auch alle knicken, da es auf alle Fälle maximal 20 Minuten (mal abgesehen vom Showdown) bis zur nächsten Caution und somit zum Boxenstopp sind.

Natürlich macht die NASCAR das, um einerseits mehr und sicherer Werbung zeigen zu können – die Caution Clock garantiert eine gewisse Anzahl von Cautions pro Rennen. Und andererseits um die Spannung zu erhöhen. Soweit so verständlich. Allerdings kann man dann in der Truck Series einfach gleich 3 x 20 Minuten Ausscheidungsrennen fahren und am Ende ein Finalrennen á 20 Minuten. Da habe ich auch jede Menge Spannung.

Werde ich deswegen aufhören die Truck Series zu schauen? Nein. Muss ich begrüßen, was die NASCAR da macht? Ganz sicher nicht. Klar, es ist erstmal nur ein Testballon, aber dass die NASCAR überhaupt bereit ist, sowas in Zeiten von sinkenden TV-Ratings und schwindenden Zuschauerzahlen an der Strecke auszuprobieren, lässt tief blicken.

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7 Kommentare

ub 21 Januar, 2016 - 08:48

Ich glaube, wir müssen unser Augen nicht davor verschließen, dass die CC lediglich ein Versuchsballon für den Cup darstellt. Die CWTS ist nur die 3. Kraft, sie ist Beiwerk und für Quoten und Zuschauer nicht ganz so wichtig, als dass man dafür revolutionäre Dinge einführen müsste. Schaut man sich das Echo in den diversen Netzwerken an, so ist der Versuchsballon bereist vor der Premiere gescheitert. Ich habe nur wenige positive Kommentare gelesen.

Es ist schade, dass man bei NASCAR meint, dass die Stärke der Serien durch das Komprimieren und Wiederholen von immer gleichen Abläufen (Gelb, Pitstops, Restarts, hohe Chance auf Crashes) entsteht und man dadurch Zuschauerzuspruch generieren kann. Dass sich so etwas mit der Zeit unheimlich abnutzt, vergisst man dabei. Da hat uns aus meiner Sicht die Vergangenheit eines besseren belehrt.

Über den (Un-)Sinn des Chases lasse ich mich nicht mehr aus, ich habe die Hoffnung aufgegeben.

Steffen Nobis 21 Januar, 2016 - 10:09

Die NASCAR-Führung schafft es mit erstaunlichem Feingefühl, alles gegen die Wand zu fahren. Erst der Eliminierungs-Chase, der nun dankenswerterweise noch auf die restlichen Serien ausgeweitet wird, und nun noch eine Caution Clock? Frei nach dem Motto: Wer braucht schon Rennstrategien?

Wir wäre es überhaupt mal damit, die eigentlichen Probleme der Truck Series (und Xfinity Series) anzugehen? Seit Jahren schrumpft das Starterfeld unaufhörlich, da sich nur die finanziell gut aufgestellten Teams bei den immer höher werdenden Kosten noch ein Vollzeit-Engagement leisten können. Aber das würde ja Arbeit machen…

MatzeLoCal 21 Januar, 2016 - 12:35

Keine der Nascar-Serien gehört zu meinen Favoriten, aber ich kann mir schon vorstellen, wie die Übertragungen dann aussehen:

1. Rennstart + 5 – 7 Runden
2. Werbeblock der bis 2 Min vor Ende der Caution Clock geht
3. Caution Clock + 5 – 7 Runden
2. und 3. wiederholen sich dann bis zum Ende des Renn… der Schauveranstaltung

Art Vandelay 21 Januar, 2016 - 20:06

Traurig, dass man das sagen muss, aber im Grunde kommt es auf die Caution Clock für mich auch fast schon nicht mehr an. Seitdem die NASCAR begonnen hat, den Meister ihrer wichigsten Serie so zur bestimmen, wie sie das momentan eben tut, hat der Sport für mich fast jeden Reiz verloren. Als ich begonnen habe mich für die NASCAR zu interessieren (noch mit dem ganz alten System), begeisterte mich vor allem, wie wichtig Konstanz war um eine Chance auf Titel zu haben. Das ist nun komplett weg. Wer den Titel im Sprint Cup holt, ist für mich zu einer komplett irrelevanten Frage geworden.
Gut, sollte sich die Caution Clock durchsetzen, würden auch die einzelnen Rennsiege massiv an sportlichem Wert verlieren. Dann würde ich die wenigen verbliebenen Rennen, die ich noch schaue, auch nicht mehr anschauen. Aber ich sehe ehrlich gesagt nicht, dass es diese Idee je bis in den Sprint Cup schaffen wird. Dafür sind die Reaktionen jetzt schon zu negativ.

Crusher75 22 Januar, 2016 - 09:43

Ich verstehe die ganze Aufregung jetzt auch nicht und kann mich da nur Art anschließen. Die Caution Clock bietet doch für alle Beteiligten fast nur Vorteile:
– Die Teams müssen kaum noch Gedanken zur Strategie, zum Benzinverbrauch oder Reifenverschleiß machen
– Das gilt auch für die Fahrer, die jetzt auch noch zusätzlich regelmäßig Verschnaufen können.
– Die Fernsehsender haben nun feste Werbepausen.
– Und die Zuschauer, auf der Tribüne und vor dem Fernseher, können ihren Gang zur Toilette, zum Bier oder Hot-Dog viel besser planen.

Der einzige Nachteil ist, dass dreiviertel der Rennen ihren sportlichen Sinn verlieren. Es geht eigentlich nur noch um Crash oder Nicht-Crash. Mit dem aktuellen System aus Chase und den angesprochenen Mystery-, Danica, Junior… Cautions ist der doch schon im letzten Jahr vielfach gegen Null gestrebt.

Trotzdem sollten andere Serien – ja, ich schaue dich an IndyCar Series – nicht auf die saudumme Idee kommen, die Caution Clock zu kopieren. Die ist wäre der Tod des Sports und es gibt dann nur noch Motorshow wie Robby Gordon’s Stadium SUPER Trucks.

Also liebe NASCAR führt die Caution Clock auch im Sprint Cup ein und nach wenigen Jahren sind hoffentlich die Zuschauerzahlen so schlecht, dass sich die Offiziellen auf das Besinnen, was NASCAR mal ausgemacht hat: ehrlichen Motorsport

floehde 27 Januar, 2016 - 15:41

Die Trucks sind in erster Linie eine Serie für den Nachwuchs. Die Jungs sollen lernen im Pulk zu fahren. So furchtbar schlimm finde ich unter diesem Aspekt die CC nicht.
Der sportliche Wert eines Truck-Champs war eh begrenzt, weil Busch, Keselowski und und und zwar nicht um Punkte, sehr wohl aber um Siege gefahren sind und der Rest nettes Beiwerk war.

Hamilton 31 Januar, 2016 - 17:11

Man darf nicht vergessen die Truck Rennen sind kürzer. Die Werbepartner wollen auch Werbung senden und man muss mal sehen wieviele Competition Cautions es gibt. Sollte es im Sprint Cup kommen, wird der Wert sicherlich bei 30 Minuten liegen…

Aber wenn man das ganze mal weiterspinnt, warum soll ich mir ein Cup Rennen noch komplett anschauen??

Gerade der Chase der ja mit dem Platzhirsch NFL konkuriert. Da kann ich doch das NFL Spiel schauen und in den Pausen zu NASCAR switchen und sehen wo wir gerade sind.
Also das ganze kann auch nach hinten los gehen.
Was ich mir eher gewünscht hätte wäre vlt anstelle eines „Langstrecken“-Rennen, was die Rennen ja defacto sind, 2 Sprintrennen mit halber Punktzahl oder so.

Zum Chase in der aktuellen Fassung. Man hat bisher zweimal glück, dass das Finale spannend war, das ganze kann aber auch nach hinten losgeht. Der Witz an sich, ist ja, dass Homestead zur Zeit das Finale fix hat, also dort immer der Meister gekürt wird. Shorttracks spielen keine Rollen mehr.

Der Grundgedanke der Elimination finde ich nicht schlecht. Nur warum 26 Rennen reg Season?
Wenn ich den Chase von 10 auf 15 Rennen ausweite, kann ich 4-4-4-3 machen. Das hat in meinen Augen mehrere Vorteile. Bei 4 Rennen kann ein schlechtes Rennne, Defekt oder Crash noch ausgeglichen werden und bei 3 Rennen, kann ich beim Finale selektieren.
Homestead und Phoenix decken ja schon 2 Typen ab und als dritter vlt noch Atlanta?

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