Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Mexiko 2015 – Phoenix aus der Asche

Formel Eins: Analyse GP von Mexiko 2015 – Phoenix aus der Asche

von DonDahlmann
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Der erste GP von Mexiko seit 23 Jahren begeisterte vor allem durch die Zuschauer. Auf der Strecke war dann weniger los. Am wenigsten störte das Nico Rosberg.

F1_Race_Mexico_2015_21Die Erleichterung von Nico Rosberg konnte man geradezu mit den Händen greifen. Nach einer verkorksten Saison und einigen demütigenden Rennen hatte Rosberg seinen Teamkollegen zum ersten Mal seit Monaten wieder im Griff. Pole Position und ein ungefährdeter Sieg sorgten dafür, dass das Selbstbewusstsein des Deutschen einen kräftigen Sprung nach oben machte. Vom Start weg hatte Rosberg die Nase vorne und kontrollierte den Abstand genau so, dass Hamilton immer schön außerhalb der DRS-Reichweite blieb. Da Ferrari einen rabenschwarzen Tag erwischte, konnte sich Mercedes auf seine Fahrer konzentrieren, ohne sich groß um die Strategie kümmern zu müssen. Aber der zweite Boxenstopp sorgte zumindest bei Hamilton für Ärger.

Eigentlich sollte das Rennen mit einem Stopp über die Bühne gehen können. Die „Medium“ waren hart genug für den rutschigen Kurs in Mexiko, ein Wechsel nicht zwingend notwendig, zumal die Mercedes im Schnitt rund eine Sekunde schneller als der Rest der Welt waren. Dennoch entschied man sich in Runde 46 für einen Sicherheitsstopp. Der Grund: Laut Mercedes lag man beim Reifenverschleiß im Grenzbereich, man wollte bei knapp 30 Sekunden Vorsprung kein Risiko eingehen. Rosberg befolgte den Funkspruch sofort, Hamilton war allerdings nicht einverstanden. Er diskutierte zwei Runden lang mit seiner Box, bis er per Funk das Wort „Instruction“ also „Anweisung“ hörte. Auch ein dreifacher Weltmeister muss dann halt an die Box kommen.

Im Nachhinein stellte sich die Entscheidung als richtig heraus, denn das Safety Car brachte die Red Bull und Williams wieder an die Mercedes heran. Wären die dann auf alten Reifen unterwegs gewesen, wäre es vielleicht knapp geworden. Der Verzicht auf einen Wechsel hätte Hamilton aber auch ohne die Unterbrechung nichts gebracht. Seine Reifen stammten aus Runde 28, Rosberg wäre mit Reifen, die 20 Runden frischer sind, schnell wieder im Heck des Briten gelandet. Da die Pirelli dazu neigen, gegen Ende ihrer Lebenszeit extrem abzubauen, hätte Rosberg den Briten leicht überholen können. Aber immerhin sorgte die Diskussion für ein bisschen Spannung an der Spitze.
GP MESSICO F1/2015Dahinter blieb das Rennen eher statisch. Ferrari war in Mexiko völlig von der Rolle. Räikkönen musste wegen eines Motor- und Getriebewechsels von ganz hinten starten, wühlte sich aber schnell durch das gesamte Feld. Die Strategen bei Ferrari hatten den dritten Platz von Kvyatt im Auge, aber so weit sollte es nicht kommen, weil Bottas den Finnen aus dem Rennen warf. Oder Räikkönen sich selber – er hätte ja auch ein bisschen Platz lassen können, als er seinen Landsmann innen neben sich hatte. Noch schlechter lief es für Vettel. Den Start verlor er gegen die Red Bull, dann berührte ihn Ricciardo minimal, was aber für einen Reifenschaden reichte. Vettel warf dann verärgert alles nach vorne – und erlaubte sich zwei für ihn sehr seltene Fehler im Rennen. Beide Ferrari waren damit raus, so etwas hatte es zuletzt 2006 gegeben. Doppelt ärgerlich für Vettel: Durch den Sieg von Rosberg wird der Vize-Titel nun richtig schwer, da Rosberg 21 Punkte Vorsprung hat.

F1_Race_Mexico_2015_09Red Bull erlebte in Mexiko ein kleines Comeback. Das Zusammenspiel von dünner Luft und viel Abtrieb lag dem RB11 gut, beide Piloten lagen permanent in Reichweite eines Podiums. Verhindert wurde dies allerdings durch Williams und in diesem Fall ausgerechnet durch eine strategische Entscheidung, was ja sonst nicht so die Stärke des Traditionsrennstalls ist. Bottas lag das halbe Rennen eigentlich hinter Kvyatt und kam auch nicht an diesem vorbei. In der SC-Phase entschloss sich Williams aber, eine Runde später als Red Bull an die Box zu gehen. Das sorgte in dem Fall dafür, dass sich Bottas knapp vor den Red Bull schieben und so den dritten Platz erobern konnte. Durchaus verdient, auch wenn Red Bull gute Chancen hatte.

Motor Racing - Formula One World Championship - Mexican Grand Prix - Race Day - Mexico City, MexicoForce India schob sich beim quasi zweiten Heimrennen auf P7 und P8. Dabei musste sich Sergio Perez Nico Hülkenberg geschlagen geben, den er eigentlich am Wochenende ganz gut im Griff hatte. Den Unterschied machte hier die Strategie. Während der Deutsche auf zwei Stopps setzte, wollte man bei Perez mit nur einem Stopp durchfahren. Der Lokalmatador kam erst in Runde 18 und ließ dann die „Medium“ bis zum Schluss auf dem Auto. Das Safety Car kam für Hülkenberg gerade recht und vor allem durfte er aufgrund seiner Position als erster an die Box. Perez ließ man dann draußen, weil er sonst aus den Top 10 gefallen wäre. Immerhin schaffte es der Mexikaner, mit seinen abgenagten Reifen den drängelnden Verstappen hinter sich zu halten. Sehr zur Freude des Publikums, die ihren Mann in jeder Runde feierten, als würde er um den Sieg fahren.

Die Top Ten schlossen dann die Lotus ab, die erstaunlich langsam unterwegs waren. Aber da merkt man wohl, dass dem Team das Geld für die Weiterentwicklung fehlt.

Das Rennen war eher mau, wenig Bewegung, weil die Fahrer die Bremsen schonten. Dazu kam halt, dass viele nur einen Stopp einlegten und man in Mexiko nur schlecht überholen kann. Das DRS brachte nur wenig, einerseits wegen der dünneren Luft, andererseits weil die meisten Team eh mit vollem Abtrieb unterwegs waren. Schade, die Rahmenbedingungen des Rennens waren wirklich wunderbar. Und auch wenn der Haken durch das Stadium fahrerisch eher überflüssig war, so sorgte die Passage doch für eine schöne Stimmung.

Und sonst so?

Ein Hauptthema des Wochenendes war: Manor-Marussia. Beim britischen Team geht es drunter und drüber. Bob Bell, vormals Mercedes F1, seit Juni bei Manor und Architekt des Deals mit den Mercedes-Motoren und Williams-Getriebe im nächsten Jahr, hat gekündigt. Die beiden Gründer des Manor-Rennstalls, Teamchef John Booth und Sportchef Graeme Lowdon, haben angeblich zum Saisonende gekündigt. Auf skyUK bestätigten beide die Kündigung zwar nicht direkt, aber Booth sagte auf Nachfrage von Martin Brundle: „Maybe.“ Auch weitere hochrangige Teammitglieder sind wohl auf dem Absprung. Unklar ist allerdings, warum sich Manor gerade auflöst. Laut autosport.com gibt es Unstimmigkeiten mit dem Investor Steven Fitzpatrick, der das Team im letzten Winter mehr oder weniger gerettet hat. Was genau im Hintergrund passiert, ist aber unklar. Bell wird schon mit Lotus/Renault in Verbindung gebracht. Der Streit und der Exodus des Managements könnte bedeuten, dass Manor im nächsten Jahr Probleme haben wird, an den Start gehen zu können. Zwar bekommt man in diesem Jahr Geld aus dem Topf von Bernie, da man in diesem Jahr aber keine Punkte holen konnte, fällt das Geld im kommenden Jahr weg.

Motor Racing - Formula One World Championship - Mexican Grand Prix - Race Day - Mexico City, MexicoZur Lotus/Renault-Saga gibt es keine Neuigkeiten. Das Team ist in den letzten Wochen mangels Geld in Sachen Entwicklung wieder deutlich zurückgefallen und steht bekanntlich mit dem Rücken zur Wand. Scheitert die Übernahme durch Renault, dürfte es schwer werden, das Team 2016 an den Start zu bekommen. Pastor Maldonado bekannte schon in den USA, dass es komplett unsicher sei, ob er in der nächsten Saison würde fahren können.

Auch bei Force India wird es wohl einige Änderungen geben. Etwas überraschend sickerte am Wochenende durch, dass Aston Martin den Namen des Teams übernehmen wird. Das Team könnte dann unter dem Namen „Aston Martin Racing“ an den Start gehen. Dabei handelt es sich aber nicht um eine Übernahme des Teams, sondern nur um einen Namenssponsor. Die Startlizenz würde weiter beim Vijay Mallya verbleiben, ebenso würde sich nichts im Team selber ändern. Mallya wurde am Wochenende mit den Worten zitiert, dass der Name „Force India“ seinen Dienst getan habe. Da es keinen indischen Grand Prix mehr geben würde und auch in naher Zukunft geben wird, sei der Name hinfällig. Als Hauptsponsor wird Johnny Walker genannt, die ebenfalls zum Diago-Konzern gehören, dem wiederum ein Hauptanteil des Teams gehört. Interessant an dem möglichen Deal ist, dass Daimler rund fünf Prozent an Aston Martin gehören.

Jean Todt war am Wochenende in Mexiko und das war kein Zufall. Die FIA hatte über die F1 Strategy Group vorgeschlagen, dass man ab 2018 günstigere Motoren anbieten sollte. Der Vorstoß scheiterte am Veto von Ferrari, die ja über dieses Sonderrecht verfügen. Todt war offenbar beleidigt und nutzte eine eigenes einberufene Pressekonferenz kurz vor der Qualifikation für einen weiteren Vorstoß. Er bekannte, dass man die Kosten für ein Motorenpaket gerne auf zwölf Millionen Euro pro Saison beschränken würde. Zur Zeit zahlt man zwischen 20 und 25 Millionen. Toto Wolff erteilte der Idee dann sofort eine Absage. Es sei nicht möglich, für diese Summe die Motoren zur Verfügung zu stellen, man sei jetzt schon an der Grenze der Refinanzierbarkeit. Gegen die Hersteller wird sich Todt nicht durchsetzen können. Hinter den Kulissen wurden die Vorstöße des Franzosen aus den letzten Wochen auch kritisiert. Immerhin habe Todt sich in seiner bisherigen Amtszeit kaum um die F1 gekümmert, das plötzliche Interesse lasse auf einen politischen Hintergrund schließen.

Fernando Alonso on track.Und dann wären da noch Red Bull und der unendliche Suche nach einem Motor. Renault F1-Chef Cyril Abiteboul ließ nach dem Rennen den Satz fallen, dass es doch schön sei, wenn Red Bull mit Renault um einen Podium kämpfen könne. Aber scheinbar setzt man Red Bull im Moment auf die Motoren von Honda. Zwar hatte Ron Dennis die Anfrage mit einem klaren „No“ beantwortet, bei Honda scheint man sich aber nicht so sicher zu sein. Das hat zwei Gründe. Zum einen kann man weitere Daten eines Teams gut gebrauchen, zum anderen würde man die Konkurrenz von Infiniti vom Red Bull kicken. Entschieden ist hier wohl noch nichts. Im Grunde müsste man bei Red Bull aber jetzt wissen, welchen Motor man 2016 denn nun im Heck hat. Den FIA-Crashtest sollte man bis Weihnachten über die Bühne gebracht haben. Es ist durchaus denkbar, dass man damit bis Ende Januar wartet, dann verliert man aber viel Zeit bei der Entwicklung und startet die Saison gegenüber Ferrari, Mercedes und Williams gleich mit sechs bis acht Wochen Rückstand. Eine andere Frage ist dann noch, ob man die Motoren von Honda überhaupt will, aber da könnte man ja mal Fernando Alonso um Rat fragen.

Nächstes Rennen ist in knapp 14 Tagen in Brasilien.

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Williams F1, Force India, Red Bull Mediahouse/Getty, McLaren F1, Lotus F1

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