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ELMS: Bericht Estoril 2015 – Alles weggeschwommen

von DonDahlmann
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Das ELMS-Rennen in Estoril war spannend, kurios und sehr abwechslungsreich. Und es gab noch mal einen Titel für das gute, alte Gibson-Chassis.

ND5_7647Da haben wir noch in der Vorschau geschrieben, dass das Wetter in Portugal um diese Jahreszeit ja wohl kein Problem darstellen sollte. Weit gefehlt. Schon am Freitag ging in Estoril nicht sonderlich viel, weil die Strecke unter Wasser stand und die Autos reihenweise im Kies steckten. Das wechselhafte Wetter sollte auch beim Rennen am Sonntag zuschlagen und eine enorme Rolle bei der Titelvergabe spielen.

Jota hatte sich in Estoril die Pole gesichert und somit einen zusätzlichen Punkt, der den Vorsprung auf zwei Punkte vor dem Greaves-Team ausweitete. Die französische Mannschaft rund um Thiriet Racing hatte sich ebenfalls gut platziert – nur bei Greaves lief es irgendwie nicht so gut. Das sollte sich auch nach dem Start des Rennens am Sonntag zunächst fortsetzen. Vorne setzte sich Felipe Albuquerque mit spielerischer Leichtigkeit vom Feld ab. Nach wenigen Runden war im Kurvengeschlängel von Estoril verschwunden und nicht mehr zu sehen. Bis zum ersten Stopp betrug sein Vorsprung fast 30 Sekunden, und das trotz einiger Unterbrechungen.

Dagegen lief es bei Greaves nicht so wirklich gut. Man steckte auf P4 fest, weit, weit weg von der Jota-Mannschaft, und hing zudem auch noch in einem engen und gefährlichen Zweikampf mit einem BRo1 von AF Racing (SMP) und dem Ligier von Thiriet. Während Jota vorne störungsfrei unterwegs war, stand Greaves mit dem Rücken an der Wand. Aber so ein Rennen der ELMS dauert ja immer noch vier Stunden und da kann eine Menge passieren.

ND1_2622Nach dem ersten Fahrerwechsel stellten sich dann auch die ersten Probleme bei Jota ein. Nach dem Stopp muss der Wagen ja neu gestartet werden, und beim Jota-Gibson mochte der Anlasser nicht mehr so richtig. Man verlor den größten Teil des Vorsprung wieder und Teambesitzer Simon Dolan hetzte nach einer gefühlten Ewigkeit aus der Box. Aber es sollte noch schlimmer kommen. Wenige Minuten später brach dann das Chaos in Estoril aus.

Ein Wolkenbruch von epischen Ausmaßen setzte die gesamte Strecke innerhalb von Sekunden unter Wasser. So was sieht man normalerweise nur in tropischen Gebieten. In der Übergangsphase, wenn man mit Slicks unterwegs ist, gleicht die Fahrt einem russischen Roulett. Es flogen auch ein paar Autos durch die Kiesbetten, aber nur ein einziges blieb stecken: der Jota.

Zwar buddelten die Streckenmannschaften den Gibson schnell wieder raus – man verlor nicht mal eine Runde – aber der Schaden war natürlich da. Der Jota rutschte vom ersten auf den letzten Platz in der Klasse, der Greaves im Trubel auf P3 und der Thiriet Wagen sah sich plötzlich mit echten Chancen auf die Meisterschaft ausgestattet.

ND5_5910Von diesem Moment an drehte sich die gesamte Meisterschaft. Die Thiriet-Mannschaft tat das, was man tun musste. Man blieb vorne und setze sich vom Feld ab. Zeitweilig bedeutete dies, dass man mit einem Punkt Vorsprung den ELMS-Titel hätten holen können. Aber die Greaves-Mannschaft mit Hirsch, Wirdheim und Lancaster ließ nicht locker. Zäh kämpften sie sich auf P2 und waren somit in Titelreichweite.

Bei Jota war es nach dem Ausritt von Dolan, als habe man den Rhythmus verloren. Dolan blieb zwar auf der Strecke, aber seine Rundenzeiten waren nicht so gut, als das er den verlorenen Boden hätte wieder aufholen können. Das änderte sich erst, als Henry Ticknell im Gibson-Nissan Platz nahm. Ticknell nahm der Spitze teilweise 2zweiSekunden pro Runde ab, aber das reichte einfach nicht, zumal die Jota-Mannschaft bei den Stopps genau die Zeit wieder verlor, die man zuvor mühsam eingefahren hatte. Im Grunde blieb man genau, wo man vorher war. Letzter in der Klasse, mit wenig Chancen, die Position zu verbessern.

Vorne lagen der Thiriet-Ligier und der Greaves, aber bei letzterem gab es in den letzten 20 Minuten dann noch mal Hektik. Denn die Rennleitung hatte beim letzten Stopp der Mannschaft entdeckt, dass dem Team ein Fehler unterlaufen war – man musste für eine Stopp and Go an die Box. Von hinten drückte aber der BRo1 von AF Racing, der gegen Ende des Rennens wieder gut in Fahrt kam. Es ging um die Frage, ob Greaves vor oder hinter dem BR01 wieder auf die Strecke würden fahren können. Und das war genau der Unterschied zwischen Meistertitel oder nicht.

Tatsächlich gelang Greaves das Kunststück, vorne zu bleiben. Und am Ende auch unbeschadet ins Ziel zu rollen. Damit konnte man den ELMS-Titel mit ganzen zwei Punkten vor Thiriet sichern. Jota fiel auf P3 zurück.

GT-Klassen

ND5_5305Keine Überraschung in der GTLM-Klasse, wenn man mal davon absieht, dass der Titel für das dänische Formula Racing Team schon eine Überraschung für sich ist. Das wäre aber in dem Chaos von Estoril fast noch in die Hose gegangen, denn irgendwann im Regen verlor die eigentlich gut platzierte Mannschaft plötzlich den Anschluss ans Spitzenfeld. Das wiederum wurde vom BMW Z4 von Marc VDS dominiert, der auch noch minimale Chancen auf den Titel hatte. Wie in der LMP2 tat man mit dem Sieg alles, was man tun konnte und musste, verlor am Ende aber dann doch um vier Punkte gegen den Ferrari aus Dänemark. Immerhin verabschiedete sich das Marc VDS-Team aus dem Sport mit einem verdienten Sieg.

In der GTC gewann der Z4 noch mal eine Meisterschaft. Der von TDS eingesetzte Wagen stand schon vor dem letzten Rennen mehr oder weniger als Meister fest, im Rennen zeigte man keine Blöße.

Am Rande des letzten ELMS-Rennens teilte der ACO auch mit, dass es im nächsten Jahr eine weitere GT3-Serie geben wird, die im Rahmen der ELMS ausgetragen wird. Die Orga teilt man sich mit der französischen GT3-Serie, die von der FFSA veranstaltet wird, sodass die Autos in beiden Serien starten können. Das umfasst auch die Startnummern und andere Dinge. Als besonderes Schmanckerl fährt die Serie im Rahmen des 24-Stunden-Rennens in Le Mans im Vorprogramm. Ob es jetzt noch eine GT3-Serie braucht? Auf der anderen Seite interessant zu sehen, dass der ACO das Format dann auch mal akzeptiert.

Bilder: ACO/ELMS

 

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