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WEC: Bericht 6h von Fuji

von StefanTegethoff
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Car #17 / PORSCHE TEAM (DEU) / Porsche 919 Hybrid Hybrid  / Timo Bernhard (DEU) / Mark Webber (AUS) / Brendon Hartley (NZL)6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan

Car #17 / PORSCHE TEAM (DEU) / Porsche 919 Hybrid Hybrid / Timo Bernhard (DEU) / Mark Webber (AUS) / Brendon Hartley (NZL)6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway – Shizuoka – Japan

Ein Porsche-Doppelsieg bringt Brendon Hartley, Mark Webber und Timo Bernhard die Führung in der Fahrer-WM. Doch so klar und eintönig, wie das klingen mag, waren die 6h von Fuji nicht. Es regnete – anfangs sogar heftig – und bekanntermaßen bringt eine nasse Strecke viel Spektakel und Verschiebungen im Kräfteverhältnis. So war es auch diesmal. Doch der Regen hielt nicht ewig…

Die Trainings-Sitzungen und die Qualifikation wurden noch im Trockenen ausgetragen. Am Freitag testete Audi eine neue, verbesserte Frontpartie, während Porsche seine beiden Aero-Varianten gegeneinander ausprobierte und sich letzten Endes für die mit mehr Abtrieb entschied – im Hinblick auf den Regen am Sonntag sicher nicht die schlechteste Idee. In der Quali war es überraschend eng: Der #17-Porsche konnte seinem Schwesterauto drei Zehntel abnehmen, das wiederum den besseren der beiden Audis, die #7, nur um eine Hundertstelsekunde schlug. Toyota blieb die mittlerweile gewohnten etwa 2,5 Sekunden zurück.

Start of the Race - 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan Start of the Race - 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan

Start of the Race – 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway – Shizuoka – Japan Start of the Race – 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway – Shizuoka – Japan

Die Startphase des Rennens wurde neutralisiert: Das Wetter war so schlecht, dass der Start und die ersten 40 Minuten hinter dem Safety Car gefahren wurden. Als es dann endlich los ging, stürmte etwas überraschend Marcel Fässler im #7-Audi an der Spitze davon. Nach einer Stunde Rennzeit führte er in der #7 mit ca. 15 Sekunden vor Audi #8, der knapp gefolgt wurde vom besten Porsche (#18) – und selbst ein Toyota konnte sich bei diesen Bedingungen in den Kampf einmischen und sich zwischen die Porsche 919 schieben.

Das alles änderte sich, als der Regen nachließ: Die Porsche konnten ihre überlegene Technik wieder stärker nutzen und holten die Audis ein, die zudem zeitweise auf die falschen Reifen setzten. Dreher, Ausrutscher und kleinere wetterbedingte Rempeleien sorgten zudem für Bewegung auch im Spitzenfeld. Etwas mehr als zwei Stunden nach dem Start kam es zu einem grandiosen Kampf um die vorderen Plätze, den man sich am besten im Video anschauen sollte:

Einmal vorbei waren die beiden 919 jedoch nicht mehr zu stoppen. Nach drei Stunden führte Porsche #18 mit knapp einer Minute Vorsprung, eine weitere Stunde später waren beide Audis überrundet. Auch eine Durchfahrtsstrafe wegen Überholens unter Gelb konnte daran nichts ändern. Die #18 von Lieb/Dumas/Jani hatte diesmal das bessere Rennen erwischt und führte mit über 50 Sekunden vor Hartley/Bernhard/Webber, doch am Ende griff Porsche zur Teamorder, die Fahrer-WM im Hinterkopf. Wenige Minuten vor Schluss ließ die #18 die #17 passieren. Bei Audi kam man auf dieselbe Idee, auch hier wurde die #7 von Fässler/Lotterer/Treluyer noch an der #8 vorbeigewunken und nahm den letzten Podiumsplatz ein.

LMP1 Podium6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan

LMP1 Podium6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway – Shizuoka – Japan

Und dennoch: Hartley, Webber und Bernhard übernehmen die Führung in der Fahrerwertung – mit einem Punkt bei noch zwei zu fahrenden Rennen. Da Jani, Lieb und Dumas schon vor dem Rennen 25,5 Punkte hinter ihren Teamkollegen lagen, ist die Entscheidung nachvollziehbar. In der Marken-WM steht es nun 264 : 211 zugunsten von Porsche – bei 88 noch zu vergebenden Punkten müssten in Shanghai oder Bahrain schon Ausfälle hinzukommen, damit Audi hier noch einmal zurückschlagen kann.

LMP2

In der zweiten Prototypen-Klasse ging es ebenfalls hoch her zwischen den Titel-Aspiranten, den Teams KCMG (mit einem Auto) und G-Drive (mit zwei Wagen). Hier wurde es allerdings ruppiger und das Ende war unschön. Im Laufe des Rennens wechselte die Führung immer wieder zwischen der #26 von G-Drive (Rusinov/Canal/Bird) und dem KCMG-Oreca. Die beiden duellierten sich immer wieder auf engstem Raum. In der Schlussphase ging es dann schief.

Car #47 / KCMG (HKG) / Oreca 05 - Nissan / Matthew Howson (GBR) / Richard Bradley (GBR) / Nick Tandy (GBR) Start of the Race - 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan

Car #47 / KCMG (HKG) / Oreca 05 – Nissan / Matthew Howson (GBR) / Richard Bradley (GBR) / Nick Tandy (GBR) Start of the Race – 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway – Shizuoka – Japan

Erst verschätzte sich Roman Rusinov bei einem Überholversuch vor der Dunlop-Schikane und erwischte den Oreca am hinteren Kotflügel, was jedoch ohne signifikante Folgen blieb. Dann mischte sich der zweite G-Drive-Ligier ein, mit Gustavo Yacaman am Steuer. Dieser war zwar eine Runde zurück, versuchte sich jedoch so aggressiv zurückzurunden, dass er den führenden KCMG-Wagen in einen Dreher schickte. Und schließlich gerieten die beiden auf dem Hochgeschwindigkeitsabschnitt vor der Dunlop-Schikane noch einmal aneinander.

Yacaman startete einen weiteren Versuch, eine Runde zurückzugewinnen – Richard Bradley versuchte das zu verhindern und fuhr Kampflinie, doch der Abstand war bereits zu gering: Yacaman schob Bradley von hinten an, dessen Oreca dadurch zur Seite abbog und hart in die Wand einschlug. Über die Schuldfrage ist noch nicht abschließend entschieden: Sah es zunächst nach einem plumpen ‚Abschuss‘ durch Yacaman aus, entschieden die Rennkommissare dann auf Basis von Videomaterial, dass Bradley deutlich früher gebremst habe als üblich und damit – quasi als Blocker – die Schuld trüge. Nachdem sein Team KCMG jedoch Daten lieferte, die bewiesen haben sollen, dass Bradley zum Zeitpunkt des Kontakts Vollgas gab, wurde die Klärung verschoben. Einen Grund, den überrundeten Yacaman zu blocken und den Sieg zu riskieren, hatte Bradley nicht, es sei denn, er hätte emotional auf das vorangegangene Manöver reagiert…

Unschön ist es allemal, denn durch den Crash siegte die #26 des G-Drive-Teams (gut 30 Sekunden vor dem Signatech-Alpine-Trio Panciatici/Capillaire/Chatin) und übernahm die Meisterschaftsführung. Sowohl in der Team- als auch in der Fahrerwertung liegt die G-Drive #26 (bzw. ihre Piloten) mit zwölf Zählern vor KCMG. Das zweite G-Drive-Team, die #28, lauert nur drei weitere Punkte dahinter, vorbehaltlich einer Strafe, die möglicherweise noch auf diesen Wagen zukommt. Die übrige Konkurrenz ist weit abgeschlagen.

GTE-Pro

Bei den Werks-GTs kämpften Ferrari und Porsche um den Sieg – Aston Martin war trotz BoP-Erleichterung noch nicht ganz vorn mit dabei. Anfangs war es der AF Corse-Ferrari #71 mit Rigon/Calado, der die meiste Zeit an der Spitze dieses deutsch-italienischen Quartetts lag. Die Abstände wuchsen nur langsam, und so war es eine richtige Taktik-Entscheidung von Toni Vilaner, die den entscheidenden Unterschied machte: Er schätzte die Wetter- und Streckenbedingungen richtig ein und wechselte zum günstigsten Zeitpunkt von Intermediates auf Slicks.

Car #51 / AF CORSE (ITA) / Ferrari F458 Italia / Gianmaria Bruni (ITA) / Toni Vilander (FIN)6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan

Car #51 / AF CORSE (ITA) / Ferrari F458 Italia / Gianmaria Bruni (ITA) / Toni Vilander (FIN)6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway – Shizuoka – Japan

So konnte am Ende sein Teamkollege Giammaria Bruni den ersten Sieg seit Silverstone für das Duo einfahren. Überrundet folgten in enger Folge Pilet/Makowiecki (#92 Porsche), Rigon/Calado (#71 Ferrari) und Lietz/Christensen (#91 Porsche), die bei der Zieldurchfahrt innerhalb von weniger als drei Sekunden lagen. So wurde die Meisterschaft wieder enger: In der Teamwertung führt Porsche #91 mit 119 Punkten knapp vor den Ferraris #71 und #51 (117 bzw. 111 Zähler). Die Hersteller-Wertung steht bei 228 : 215 zugunsten von Ferrari, während die Fahrerwertung aufgrund wechselnder Besetzungen im Laufe der Saison von Porsche-Werksfahrer Richard Lietz ganz allein angeführt wird.

GTE-Am

Patrick Dempsey hat endlich seinen ersten großen Sportwagen-Sieg eingefahren. Der Schauspieler, der gern Paul Newman nacheifern möchte und sich in den letzten Jahren zunehmend auf seinen geliebten Motorsport konzentriert hat, ist somit – zumindest symbolisch – einen großen Schritt vorangekommen. Fahrerisch dagegen hat er nur eingeschränkt zu diesem Klassensieg beigetragen: Dempsey fuhr die Startphase, die hinter dem Safety Car absolviert wurde, und wurde am Ende noch einmal ans Steuer gelassen, um die Minimal-Fahrzeit zu erreichen.

Car #77 / DEMPSEY-PROTON RACING (DEU) / Porsche 911 RSR / Patrick Dempsey (USA) / Patrick Long (USA) / Marco Seefried (DEU)6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan

Car #77 / DEMPSEY-PROTON RACING (DEU) / Porsche 911 RSR / Patrick Dempsey (USA) / Patrick Long (USA) / Marco Seefried (DEU)6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway – Shizuoka – Japan

Nach gut zwei Stunden übernahm Marco Seefried das Auto und fuhr einen beachtlichen Vorsprung auf die Klassenkonkurrenz heraus: Nach vier Stints auf einem Satz Intermediates betrug sein Vorsprung mehr als eine Runde. Patrick Long hielt genug von dem Vorsprung aufrecht, dass am Ende Dempsey für die noch nötigen ca. 20 Minuten übernehmen konnte und trotzdem noch genug von dem Vorsprung übrig blieb. Mit 17 Sekunden Vorsprung siegten Dempsey/Long/Seefried schließlich vor dem Aston Martin von Dalla Lana/Lamy/Lauda. Der SMP-Ferrari erreichte nur Rang 6, sodass der Meisterschafts-Vorsprung von Shaitar/Basov/Bertolini ein wenig schrumpfte – auf nun 29 Punkte.

Der nächste WEC-Lauf wird am 1. November in Shanghai ausgetragen, drei Wochen danach folgt das Saisonfinale in Bahrain.

Car #77 / DEMPSEY-PROTON RACING (DEU) / Porsche 911 RSR / Patrick Dempsey (USA) / Patrick Long (USA) / Marco Seefried (DEU) Pit Walk and Autograph Session - 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan Pit Walk and Autograph Session - 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan
Car #51 / AF CORSE (ITA) / Ferrari F458 Italia / Gianmaria Bruni (ITA) / Toni Vilander (FIN) Start of the Race - 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan
Car #17 / PORSCHE TEAM (DEU) / Porsche 919 Hybrid Hybrid / Timo Bernhard (DEU) / Mark Webber (AUS) / Brendon Hartley (NZL) Pit Walk and Autograph Session - 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan Pit Walk and Autograph Session - 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan
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Car #17 / PORSCHE TEAM (DEU) / Porsche 919 Hybrid Hybrid / Timo Bernhard (DEU) / Mark Webber (AUS) / Brendon Hartley (NZL)6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan
Car #77 / DEMPSEY-PROTON RACING (DEU) / Porsche 911 RSR / Patrick Dempsey (USA) / Patrick Long (USA) / Marco Seefried (DEU)6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan
Grid Walk - 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan
Car #1 / TOYOTA RACING (JPN) / Toyota TS040 - Hybrid / Anthony Davidson (GBR) / Sebastien Buemi (CHE) / Kazuki Nakajima (JPN) Start of the Race - 6 Hours of Fuji at Fuji International Speedway - Shizuoka - Japan

Fotos: FIA WEC Media

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