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USCC: Bericht Petit Le Mans 2015 – Regenchaos

von DonDahlmann
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Strömender Regen, stehendes Wasser auf der Strecke und ein Überraschungsssieger. Das Petit Le Mans war in diesem Jahr eine einzige Lotterie.

USCC Petit Le Mans 2015Oliver Gavin war sauer. Der Corvette-Pilot, immerhin fünffacher Le Mans-Klassensieger bei den GTs und seit knapp 20 Jahren Profirennfahrer, fand deutliche Worte. Das seien irreguläre Bedingungen, man könne froh sein, dass noch kein massiver Unfall passiert sei. Die Rennleitung würde mit dem Leben der Piloten spielen. Wenn ein Fahrer von seinem Kaliber sich derartig äußert, muss es schlimm auf der Strecke sein. Und er hatte recht. Das diesjährige Rennen in Road Atlanta war permanent an der Grenze des Abbruchs. Wie schlecht die Bedingungen waren, zeigt die Tatsache, dass man das Rennen nach knapp fünf Stunden für eine ganze Stunden unterbrechen musste, weil das Wasser teilweise knöcheltief auf der Strecke stand. Richtiges Racing war einfach nicht drin, weil die Fahrer mehr damit zu tun hatten, ihre Autos auf der Strecke zu halten.

Das Wetter machte einem spannenden Saisonabschluss leider einen Strich durch die Rechnung. Dabei lagen die Meisterschaftskandidaten in der P-, GTLM- und GTC-Klasse eng zusammen und ein Rennen unter trockenen Bedingungen hätte der guten Saison der USCC einen schönen Abschluss bereitet.

USCC Petit Le Mans 2015So blieb es vor allem in der Prototypen-Klasse eine reine Lotterie, in der „VisitFlorida“ zunächst die besten Karten hatte. Richard Westbrook hielt den Chevy aus allem Ärger raus, indem er vorne die Spitze eroberte. Daran änderte sich in den ersten Stunden auch nichts. Die beiden Action Express-Wagen hielten sich zurück und lagen auf weiteren Plätzen. Veränderungen an der Spitze gab es dabei auch durch die vielen Unterbrechungen zunächst keine. Das Rennen war noch lang, man wartete einfach auf besseres Wetter.

Es gab dann zwei entscheidende Momente im Kampf um die Meisterschaft. Nach rund vier Stunden drehte sich plötzlich der „VisitFlorida“-Wagen, in dem mittlerweile Mike Rockenfeller Platz genommen hatte, auf der Start/Zielgeraden. Die Bilder lösten leider nicht auf, ob Rockenfeller beim Überrunden ein Problem hatte, oder ob er den Wagen in einem der vielen Bäche, die über die Strecken liefen, verloren hat. Ergebnis des harmlosen Drehers war allerdings, dass die Mannschaft eine Runde auf die Spitze verlor. Und trotz der weiter aufpoppenden Cautions gelang es dem Team nicht, diese eine Runde wieder reinzuholen.

USCC Petit Le Mans 2015So lagen dann ab Stunde 4 die beiden Action Express-Wagen an der Spitze, die in der Meisterschaft auch punktgleich gewertet waren. Das bessere Ende schien die Whelen-Corvette dann für sich zu haben, die vor allem in den letzten Stunden das Feld anführen konnte. Allerdings war es unmöglich vorherzusagen, wie sich die Strategien gegen Ende der zehn Stunden zeigen würden, wenn denn das Rennen überhaupt in die Dunkelheit würde gehen können. Was man stark bezweifeln musste. Denn war die Sicht bei Tag schon bescheiden, so würde sie in der Nacht gleich Null sein.

Als die Nacht näher rückte, wurden die Sorgen der Fahrer und der Teams immer größer. Mehrfach plädierte man dafür, dass Rennen abzubrechen, weil es eh kein sauberes Racing geben konnte. Aber die Rennleitung blieb zunächst dabei, das Rennen laufen zu lassen.

Derweil spielte sich auf der Strecke Unglaubliches ab. Nach knapp sieben Stunden verstärkt sich der Regen noch einmal. Die Prototypen rutschten hilflos auf den Continental-Reifen rum. In der GTLM setzt man aber auf Michelin und Porsche hat wegen des besonderen Layouts des Autos eine eigene Variante des Regenreifens.

USCC Petit Le Mans 2015Dass der 991 RSR im Regen stark sein würde, war vorher klar. Geradezu unglaublich war allerdings die Dominanz, die Porsche im Rennen an den Tag legte. Die Corvette ließ man teilweise bis zu sieben Sekunden pro Runde (!) hinter sich. Nur die BMW Z4, die sich ja ebenfalls nicht über mangelnden Abtrieb beklagen können, waren zeitweise einigermaßen in der Lage, den Porsche zu folgen.

Weil die GTLM mit den deutlich besseren Michelin ausgerüstet waren, setzen sie sich auch schnell in den Top 7 fest. Als der Regen in der siebten Stunden stärker und das Feld wegen einer weiteren Caution zusammengeführt wurde, kam es dann zu den entscheidenden Szenen des Rennens.

Zum einen schnitt der Porsche mit einem völlig entfesselnden Nick Tandy am Steuer einmal quer durch die Spitzengruppe. Er überholte beide Action Express-Wagen, die Whelen-Corvette düpierte Tandy am Ausgang der letzten Schikane, indem er sie einfach ausbeschleunigte. Bis der Prototyp seine Leistung auf den Boden brachte, war Tandy schon 1,5 Sekunden weg. Ein GTLM in Führung – das hatte es auch noch nie bei einem Petit Le Mans gegeben.

USCC Petit Le Mans 2015Im gleichen Moment entschied man sich dazu, den Whelen-Chevy an die Box zu holen. Langsam wurde es dunkel und es war klar, dass das Rennen unter diesen Bedingungen vermutlich nicht im Renntempo zu Ende gehen würde. Die Entscheidung war wohl überlegt. Die Kollegen Barbosa/Fittipaldi mussten auch noch mal an die Box, ebenso der Porsche von Tandy. Der Vorteil hätte also bei der Whelen-Mannschaft gelegen.

Doch man hatte die Rechnung ohne die Rennleitung gemacht. Denn die entschloss sich völlig unerwartet und ohne Ankündigung, plötzlich die Zielflagge zu zeigen. Es geschah aus heiterem Himmel, niemand wusste Bescheid, nicht mal die Kommentatoren.

Die Entscheidung der Rennleitung war richtig, die Sichtverhältnisse waren unterirdisch schlecht. Jede weitere Runde hätte das Risiko eines schweren Unfalls nur weiter erhöht. Es war ein Wunder, dass bei den ganzen Drehern nicht mehr passierte. Aber ein wenig hatte die Sache auch einen schalen Beigeschmack. Der Call an die Whelen-Mannschaft wäre nie erfolgt, wenn die Rennleitung früher bekannt gegeben hätte, dass man das Rennen nach acht Stunden beenden würde. So hätten alle die Chance gehabt, ihre Strategie anzupassen. Die Wetterlage war klar, das Regenradar zeigte für die nächsten Stunden ein deutliches Bild. Und so war das Ende des Rennens mehr als unglücklich, immerhin ging es ja um die Meisterschaft.

USCC Petit Le Mans 2015Die konnten dann, zum zweiten Mal hintereinander, die Action Express-Fahrer Barbosa und Fittipaldi gewinnen. In der GTLM gewann Patrick Pilet den Titel, wobei er sich da bei Nick Tandy bedanken konnte. Tandy gelang zudem das Kunststück, in diesem Jahr sowohl den Gesamtsieg in Le Mans wie auch beim Petit Le Mans zu holen. Und das in zwei verschiedenen Autos. Diese Story wird sich so schnell auch nicht mehr wiederholen.

In der GTC war es ähnlich spannend, weil die Kameras aber auf der Spitzengruppe blieben, war es unmöglich zu verfolgen, was im chaotischen Rennen in der Klasse vor sich ging. Der vor dem Rennen in der Meisterschaft führende Aston Martin mit Christina Nilson hatte jedenfalls keine Chance. Dem Aston lag das Wetter nicht, man schwamm so um P10 herum. Der Audi mit von Moltke/Haase lag lange in Front, fiel aber gegen Ende noch hinter den Aston zurück. Das machte dann etwas überraschend den Weg für den Ferrari von Scuderia Corse mit Townsend Bell und Bill Sweedler frei, die auf P4 ins Ziel ruderten und sich so im letzten Rennen den Titel sichern konnten.

USCC Petit Le Mans 2015Es war ein umstrittenes und etwas unwürdiges Ende einer guten Saison der USCC. Auch wenn die Entscheidung, das Rennen abzubrechen, richtig war, die Kommunikation der Rennleitung war in diesem Fall schlecht und erinnerte an die dunklen Momente der Rennleitung bei den Rennen im letzten Jahr. Dass die Whelen-Corvette den Titel an die Teamkollegen verlor, ist schade, denn kaum ein Team konnte in diesem Jahr so sehr überraschen wie Eddie Curan und Duncan Cameron. Allerdings waren auch Barbosa und Fittipaldi in diesem Jahr wieder in bestechender Form, sodass der Titelgewinn am Ende natürlich in Ordung geht.

Etwas schwieriger war die Situation in der GTLM. Zunächst waren die Porsche chancenlos, es sah nach einem Durchmarsch der Corvette aus. Dann verbesserte man die BoP zugunsten der Porsche, die am Ende vier der letzten fünf Rennen gewinnen konnten. Diese Siegesserie brachte Pilet überhaupt erst an die Spitze der Meisterschaft. Während dieser Siegesserie packte die IMSA die BoP nicht mehr an, was schon ungewöhnlich war. Auch hier gilt – Porsche hat den Titel zu Recht gewonnen, vor allem durch das grandiose Rennen beim Petit Le Mans.

Die USCC geht nun in ihre Winterpause. Die Saison 2016 startet wie immer Ende Januar mit den 24h von Daytona.

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Bilder: IMSA

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