Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse GoPro GP of Sonoma – Das große Finale

IndyCar: Analyse GoPro GP of Sonoma – Das große Finale

von Rainer
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Mit einem Sieg auf dem Sonoma Raceway sicherte sich Scott Dixon vor dem punktgleichen Juan Pablo Montoya den Meistertitel. Nach 1999 und 2006 entschied zum dritten Mal der Tiebreaker – die Anzahl der Rennsiege – über den Titel.

Scott Dixon mit seiner Trophäe (c) John Cote/IndyCar Media

Scott Dixon mit seiner Trophäe (c) John Cote/IndyCar Media

Während Montoya nur zwei Rennsiege gelangen, fuhr Dixon auf dem Sonoma Raceway seinen dritten ein. Es war der 100. für Chip Ganassi Racing. Entsprechend groß war auch die Party nach Zieldurchfahrt. Während des Rennens konnte man in der Target-Box noch nicht feiern. Zu knapp war die Entscheidung. Scott Dixon gewann zwar souverän mit über sechs Sekunden Vorsprung auf Ryan Hunter-Reay, aber dahinter war es ganz eng. Im Ziel fehlten Juan Pablo Montoya nur 1,1 Sekunden auf Ryan Briscoe und Platz 5, der ihm den Titel gebracht hätte. So konnte Dixon aber genau die 47 Punkte aufholen, die er vor dem Wochenende Rückstand hatte, und seinen vierten Meistertitel holen.

Start des GP of Sonoma (c) Chris Owens/IndyCar Media

Start des GP of Sonoma (c) Chris Owens/IndyCar Media

Im ersten Renndrittel sah es eigentlich nach einer gemütlichen Fahrt in Richtung Meisterschaft für Juan Pablo Montoya aus. Er war von Startplatz 5 ins Rennen gegangen und hielt sich bis Runde 35 in den Top 5. Graham Rahal war direkt hinter Montoya gestartet und konnte keinen Druck auf den Kolumbianer ausüben. Scott Dixon qualifizierte sich gar nur für Startplatz 9, schob sich aber durch einen früheren ersten Boxenstopp bis auf Platz 3 nach vorne. In Führung lag derweil Will Power vor Josef Newgarden.

In Runde 32 war Luca Filippi mit einem Defekt am Gaspedal langsam in Richtung Box unterwegs. Die Rennleitung rief deshalb die erste Caution aus. Das war vielleicht nicht zwingend notwendig, da Filippi langsam fuhr und auch sehr umsichtig die Ideallinie freihielt. Im Sinne der Sicherheit war es aber die richtige Entscheidung. Die Spitzengruppe nutzte diese Gelbphase für einen weiteren Boxenstopp.

Dabei kam es zu einer kuriosen Szene: Simon Pagenaud blieb in der Boxengasse kurz stehen, damit sein Teamkollege Will Power eine freie Ausfahrt aus seiner Box hat. Als Power vorbei war, fuhr der Franzose aber an und behinderte Josef Newgarden massiv, der direkt hinter Power folgte. Newgarden musste durch Box von Pagenaud fahren und nahm dabei natürlich auch einen Druckschlauch mit. Sowohl für Pagenaud als auch für Newgarden dürfte das noch eine Strafe am Mittwoch geben.

Scott Dixon (c) Hadar Goren/IndyCar Media

Scott Dixon (c) Hadar Goren/IndyCar Media

Zum Restart führte Scott Dixon die virtuelle Spitzgruppe hinter elf Piloten an, die nicht an der Box waren. Hinter ihm lagen Power, Newgarden und Montoya. Direkt beim Restart überholte Newgarden Power und dieser versuchte, in Kurve 4 zu kontern. Dabei fuhr er aber direkt in die Linie von Montoya, der nicht mehr schnell genug verzögern konnte. Mit seinem Frontflügel drehte der Kolumbianer dann seinen Teamkollegen um. Durch den nötigen Wechsel der Nase fiel Juan Pablo Montoya bis auf Platz 23 zurück. Die Chance auf den Titel war damit zwar sehr geschmolzen, aber aufgrund unterschiedlicher Strategien noch nicht zerstört. Juan Pablo Montoya konnte sicher mit einem weiteren Stopp das Ziel erreichen. Scott Dixon und die restlichen Fahrer der Spitzengruppe mussten Benzin sparen, um auch nur einen Stopp zu benötigen. Die Top 11 mussten hingegen noch zweimal zum Nachtanken kommen.

Mit Scott Dixon als möglichem Rennsieger musste Juan Pablo Montoya also sechs bis sieben Fahrer auf der Strecke überholen. Auf einen Fehler von Dixon konnte er nicht hoffen, da der Neuseeländer wie gewohnt schnell, sicher und vor allem sparsam unterwegs war. Nach dem Restart in Runde 42 hing Montoya viele Runden hinter James Jakes fest. Erst in Runde 53 konnte er Jakes und Marco Andretti überholen. Gleichzeitig bekam er Druck durch Tony Kanaan, der nach seinem Stopp mit neuen Reifen sehr schnell unterwegs war. Nach zwei gewonnen Plätzen verlor er so wieder einen.

In Runde 50 übernahm Scott Dixon die Führung und es wurde klar, dass er sich auch den Bonuspunkt für die meisten Führungsrunden würde sichern können. Für Montoya bedeutete das, dass er Platz 5 für den Titel erreichen musste.

In Runde 64 krachte James Jakes mit Bremsversagen in die Reifenstapel von Kurve 9a. Ein Großteil des Feldes hatte gerade seinen letzten Boxenstopp absolviert und der Rest folgte in der Gelbphase. Zum Restart lag Juan Pablo Montoya auf Platz 11. Aber nur zwei Runden später drehte Jack Hawkworth vor ihm Carlos Munoz um. Hawksworth erhielt für die Aktion eine Drive-Through Penalty. Da Montoya auch Will Power überholen konnte, ging er von Platz 8 in den finalen Sprint über 13 Runden und Platz 5 war in Sichtweite.

Podium mit Dixon, Hunter-Reay und Kimball (v) Chris Jones/IndyCar Media

Podium mit Dixon, Hunter-Reay und Kimball (c) Chris Jones/IndyCar Media

In Führung lag weiterhin Scott Dixon vor Ryan Hunter-Reay, der den Schwung der letzten Rennen doch behalten konnte. Auf den Plätzen 3 und 4 fuhren mit Charlie Kimball und Tony Kanaan zwei weitere Fahrer von Chip Ganassi. Dahinter folgten Ryan Briscoe und Graham Rahal, die beide auf schneller abbauenden Option-Tires unterwegs waren. Platz 7 hatte Sebastien Bourdais inne.

Juan Pablo Montoya versuchte zwar alles, aber sein Wagen schien einfach nicht schnell genug zu sein. In Runde 76 drehte dann aber Bourdais Rahal am Ende der langen Geraden vor Kurve 7 um. Das war noch nicht einmal ein missglücktes Überholmanöver, sondern er fuhr ihm einfach hinten drauf. Graham Rahal musste sich am Ende des Feldes einreihen und Sebastien Bourdais vollkommen zu Recht eine Drive-Through Penalty antreten.

In Runde 80 fehlte Juan Pablo Montoya so nur noch ein Platz für die Meisterschaft. Ryan Briscoe hatte aber 3,3 Sekunden Vorsprung bei nur noch fünf Rennrunden. So kurz vor dem Ziel holte Montoya noch einmal alles aus dem Auto heraus und knabberte pro Runde vier bis fünf Zehntel des Vorsprungs ab. Am Ende fehlten ihm vielleicht zwei Runden und er hätte Briscoe noch geschnappt. So gewann aber Scott Dixon das Rennen und auch verdient die Meisterschaft.

Natürlich ist es sehr bitter, seit dem ersten Rennen immer die meisten Punkte auf dem Konto zu haben und dann doch nur Vizemeister zu werden. Am Sonntag hat der Fehler von Will Power Juan Pablo Montoya wichtige Punkte gekostet. Aber auch sonst kam einiges Pech hinzu. So lässt sich sicher über die Vergabe von doppelten Punkten für ein ganz normales Straßenrennen zum Finale streiten. Auf dem Iowa Speedway brach ihm nach nur neun Runden eine Radaufhängung. In Mid-Ohio verlor er das Rennen durch die unglückliche Caution von Sage Karam und auf der Milwaukee Mile dominierte ein Sebastien Bourdais mit einem deutlich zu leichten Wagen. Unter dem Strich hat Team Penske es aber wieder geschafft, eine Meisterschaft in einem der letzten beiden Saisonrennen zu verlieren.

Oriol Servia in der #25 (c) John Cote/IndyCar Media

Oriol Servia in der #25 (c) John Cote/IndyCar Media

Am Ende möchte ich noch die Leistungen dreier Fahrer herausheben. Rodolfo Gonzales fuhr für Dale Coyne einen sehr guten neunten Platz heraus. Er schlug dabei nicht nur Marco Andretti, sondern auch Helio Castroneves und Simon Pagenaud, die beide ein richtig schlechtes Rennen hatten. Castroneves musste schon in der vierten Runde für einen neuen Frontflügel an die Box und verlor so auch die letzte Chance auf den Titel. Auf Platz 10 kam Mikhail Aleshin für SPM Racing ins Ziel. Es war das erste IndyCar-Rennen für den jungen Russen nach seinem schweren Unfall beim Saisonfinale 2014 in Fontana. In der Qualifikation war er sogar schneller als seine Teamkollegen Ryan Briscoe und James Jakes. Oriol Servia fuhr mit dem Andretti-Honda mit der Nummer 25 Platz 12 ein. Es war nach dem Indy 500 sein zweites Saisonrennen und eine großartige Leistung des Managing Directors von Dragon Racing.

Das ganze Ergebnis gibt es hier oder als PDF.

Durch den saublöden Unfall von Sebastien Bourdais verlor Graham Rahal noch einige Plätze. Mit einem famosen Schlussspurt konnte sich Ryan Hunter-Reay noch an die Spitze von Andretti Autosport und Platz 6 in der Gesamtwertung schieben:

Platz Fahrer Team Punkte Rückstand auf P1
1 Scott Dixon Chip Ganassi Racing 556
2 Juan Pablo Montoya Team Penske 556 0
3 Will Power Team Penske 493 63
4 Graham Rahal RLL Racing 490 66
5 Helio Castroneves Team Penske 453 103
6 Ryan Hunter-Reay Andretti Autosport 436 120

Die Wertung für die Stadt- und Straßenrennen ging, wie die Gesamtwertung, an Scott Dixon. Die Ovalwertung gewann wieder Juan Pablo Montoya. Auf der Statistikseite der IndyCar findet man die komplette Meisterschaftswertung sowie die getrennten Wertungen für Straßen- und Ovalkurse.

Als erste Serie geht die IndyCar Series damit in die Winterpause, bei aktuell 30 °C vor meiner Haustüre. Am Kalender für 2016 wird noch gearbeitet. Der Saisonstart findet aber spätestens Mitte März in St. Petersburg statt.

Podium mit Dixon, Hunter-Reay und Kimball (v) Chris Jones/IndyCar Media
Start des GP of Sonoma (c) Chris Owens/IndyCar Media
Scott Dixon mit seiner Trophäe (c) John Cote/IndyCar Media
Scott Dixon (c) Hadar Goren/IndyCar Media
Oriol Servia in der #25 (c) John Cote/IndyCar Media

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