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Formel Eins: Vorschau GP von Belgien 2015

von DonDahlmann
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F1 Kanada 2015

Zwei Rennen in zwei Monaten. Die Formel Eins hat eine lange Pause eingelegt. Doch jetzt geht die Saison richtig los.

F1 Silverstone 2015Die meisten Teams haben die lange Pause der Serie vor allem für eins genutzt: Updates am Fahrzeug. Kaum ein Team, das in den nächsten Rennen nicht mit neuen Aero-Teilen und sichtbaren Veränderungen aufwarten wird. Vor allem in Spa kann man die neues Updates gut testen, handelt sich doch um eine Strecke, auf der man mit erstaunlich viel Abtrieb unterwegs sein wird. Für den Kurs in Belgien gilt aber auch: Je besser der Abtrieb des Chassis ist, desto größter sind die Siegchancen. Da hat Mercedes mal wieder alle Vorteile in der Hand.

Bei Mercedes war es während der Sommerpause und nach dem etwas unglücklichen Rennen in Ungarn erstaunlich ruhig. Nur der auch in der Punktetabelle näher gerückte Sebastian Vettel macht den Deutschen Kopfzerbrechen. Die 40 Punkte, die Hamilton noch Vorsprung hat, zeigen aber auch, dass die WM noch lange nicht entschieden ist und Ferrari durchaus eine Chance hat. Auch wenn die Mercedes scheinbar die Saison dominieren – Ferrari ist trotz Schwächephasen immer dran geblieben. Der Druck der Italiener könnte Mercedes in eine unangenehme Position bringen. Denn wenn Vettel den Abstand noch ein wenig verringern kann, muss man sich über eine Stallregie Gedanken machen. Und dies ist etwas, das man unbedingt vermeiden will.

Sorgen macht man sich bei Mercedes auch über die neuen Startregeln. Die Fahrer müssen nun den „Beißpunkt“ der Kupplung selbst finden. Klingt nach einer einfachen Sache, aber die Kupplung wird ja am Lenkrad bedient und über die Wippen bekommt man keine Rückmeldung wie bei einem Pedal. Die letzten Rennen in Silverstone und Ungarn zeigten, dass Mercedes an diesem Punkt verwundbar ist, während bei Ferrari sowohl Vettel als auch Räikkönen damit weniger Sorgen haben.

F1 Silverstone 2015Die größte Meldung aus dem Ferrari-Lager lautet: Räikkönen bleibt bis Ende 2016. Und wird dann vermutlich Ende des nächsten Jahres seine Karriere dort beenden. Die Weiterverpflichtung des Finnen kommt vielleicht etwas überraschend, nachdem verschiedene Medien vermeldeten, dass Bottas schon fix sei. Tatsächlich hat Ferrari bei Williams angeklopft. Aber zum einen war die Ablösesumme zu hoch, zum anderen hat man sich die Daten von Räikkönen noch mal angeschaut. Vor der Sommerpause ließ Ferraris Technik-Chef James Allen durchblicken, dass der Weltmeister von 2007 auf eine Runde und im Rennen nicht langsamer als Vettel sei. Die Probleme des Finnen rühren aus Fehlern in der Qualifikation, plus seinem Pech im Rennen. Für Ferrari bedeutet dies auch, dass man ein weiteres Jahr Ruhe im Team haben wird, da beide Fahrer auch neben der Strecke eng befreundet sind.

Es wird interessant zu sehen sein, wie Ferrari die zweite Saisonhälfte angehen wird. Nach vorne hat man nichts zu verlieren, man kann also riskantere Strategien wählen und Druck ausüben. Allerdings muss man schon ein wenig nach hinten schauen, denn Williams ist nicht so weit weg. Die Briten hatten in Ungarn das erwartet schlechte Rennen. Das wird sich auch in Singapur wiederholen. Alle anderen Kurse liegen dem FW37 aber gut, abschreiben sollte man Williams also nicht. Vor allem auch deswegen nicht, weil Felipe Massa eine erstaunliche Leistungssteigerung in diesem Jahr zeigt. In der WM liegt er nur drei Punkte hinter Bottas, im Quali-Duell steht es 6:4. Für Massa.

Für Williams geht es in der zweiten Saisonhälfte vor allem darum, Ferrari nicht aus den Augen zu verlieren. Und das hängt dann wieder davon ab, wie gut die Updates auf dem Auto funktionieren und wie viele davon kommen werden. Es ist logisch, dass Ferrari mehr Geld und Ressourcen zur Verfügung hat und so wird es schwer für Williams, den Rückstand von knapp 80 Punkten aufzuholen.

F1 Silverstone 2015Ob sich Williams in den restlichen Rennen entspannen kann, hängt von Red Bull und Renault ab. Die beiden „Frust“-Rennen stehen mit Spa und Monza gleich zu Beginn des Herbstes auf dem Programm. Danach wird es dann ein bisschen besser, aber auch Suzuka, Mexiko und USA sind jetzt nicht gerade die besten Strecken für das schwache Aggregat der Franzosen. So wie es aussieht, könnte dies die erste sieglose Saison von Red Bull seit 2008 werden, was dem Team bekanntermaßen nicht gefällt. Aber wenn nicht ein Wunder passiert – wo sollte man mit dem RB11 gewinnen können?

Interessant ist, dass Renault sich dazu entschlossen, hat keine weiteren Entwicklungs-Token zu nutzen. Zumindest nicht für Spa. Renault sitzt auf zwölf Token, ins neue Jahr kann man die übertragen. Das Problem des Motors scheint so komplex zu sein, dass man mit ein paar „einfachen“ Entwicklungsschritten nicht weiter kommt. Was dann die Frage aufwirft: Was genau läuft bei dem Motor falsch? Immerhin kann man so gut wie alles an einem Motor austauschen, wie man unter anderem bei Honda in Spa sehen kann.

Die zweite Saisonhälfte für Alonso und Button fängt gleich schon mal mit einer Strafversetzung an. Beide setzen den insgesamt siebten Motor in dieser Saison ein. Das hat allerdings seine Gründe, denn Honda bringt mehr oder weniger einen komplett neuen Motor mit nach Belgien. Man hat die Verbrennungskammer, die Kolben, die Ansaugbrücke, die Krümmer und das Differential komplett neugestaltet. Bei der Verbrennungskammer wundert das nicht, Kolbenschäden kamen bei Honda vor allem zu Beginn der Saison recht häufig vor. Die Überhitzungen resultierten wohl aus dem Krümmer/Abgassystem, das über das Jahr komplett neu gebaut wurde.

In den letzten Rennen zeigte Honda zwar eine leichte Aufwärtstendenz, man war aber weit von den Ergebnissen entfernt, die ihnen selbst vorsichtige Beobachter zugetraut hatten. Das muss sich in diesem Herbst ändern. Wenn man den momentanen Rückstand zu Ferrari auf rund eine Sekunde eindampfen will, muss man sich schon strecken. Gelingt dies aber nicht, startet man 2016 mit einem zu großem Rückstand in die Saison. Vor allem die Rennen nach Singapur dürften für 2016 schon interessant werden.

Und der Rest so?

F1 Silverstone 2015Force India bastelt weiter an der B-Version des VJM08 rum. Seit Silverstone hat man nach und nach neue Teile eingeführt, ein weiteres, großes Update soll in Singapur folgen. Für Spa und Monza braucht man wohl keine Aero-Updates. In Spa sollte der Force India durchaus schnell genug für P6 sein, selbiges gilt für Monza, auch wenn hier die Konkurrenz der sehr schnellen Toro Rosso größer sein wird. Force India hat durch den schlechten Start in die Saison dieses Jahr mal größere Sorgen. Denn der Kampf um die Plätze im Mittelfeld ist enger denn je, wie ein Blick auf die Tabelle verrät:


5. Force India – 39 Punkte
6. Lotus – 35 Punkte
7. Toro Rosso – 31 Punkte
8. Sauber – 22 Punkte

Wie man sieht, kann ein Rennen viel verändern. Und über einen zweistelligen Millionenbetrag von Bernie entscheiden. Der Kampf im Mittelfeld dürfte in diesem Jahr fast noch spannender sein als der um den WM-Titel.

Was auch damit zusammenhängt, dass Toro Rosso 2015 etwas unter Wert geschlagen wurde. Der von James Key gezeichnete Wagen ist besser als jener von Red Bull, es fehlt allerdings an Geld für die Weiterentwicklung. Auch den beiden Piloten unterliefen ein paar kleine Fehler. Was nicht verwunderlich ist, aber halt schnell darüber entscheiden kann, ob man in die Punkte kommt oder nicht. Jeder Zähler wird aber in der zweiten Saisonhälfte Geld wert sein.

Lotus scheint in diesem Kampf fast die schlechtesten Karten zu haben. Das Chassis ist ok, bietet aber offenbar wenig Optimierungspotential. Dazu kommen die Gerüchte um die finanzielle Lage und die Frage, ob Renault denn nun den Laden kaufen will oder nicht. Viel Unruhe für ein Team in einer entscheidende Phase der Saison. Dazu kommt, dass auch die Fahrerfrage für 2016 noch ungeklärt ist. Grosjean würde mit Sicherheit gerne mal woanders fahren, Maldonado gehen angeblich die Sponsorengelder aus, da Venezuela in eine immer tiefergehende Wirtschaftskrise rutscht.

Für Sauber geht es mal wieder um Schadensbegrenzung. Nasr und Ericsson machen einen guten Job, können aber auch nicht mehr aus dem eher sperrigen Chassis herausholen. Man merkt halt, dass Sauber im Winter wenig Geld in die Entwicklung stecken konnte, dazu die Probleme zum Start der Saison. Keine leichte Sache für das Team aus der Schweiz. 2016 soll aber alles besser werden. Die Fahrer sind bestätigt, am neuen Auto wird schon gearbeitet.

Bleibt dann noch Manor, die weiter das Schlusslicht bilden. Das versprochene neue Chassis ist bisher nicht aufgetaucht und vermutlich wird man es auch nicht sehen. Es würde vor Ende des Saison wenig Sinn machen, ein 16er Chassis einzusetzen.

Strategie:

Pirelli geht in Spa kein Risiko. Die Belastungen für die Reifen sind in der Eau Rouge und den anderen schnellen Kurven einfach zu hoch. Also bringt man „Soft“ und „Medium“, die beiden Reifenmischungen, die die Teams auch am besten kennen. Bekanntermaßen kann man mit dem „Medium“ fast ein Rennen durchfahren, das gilt aber nicht für Spa. Ricciardo, der das Rennen letztes Jahr gewinnen konnte, stoppte zweimal, einmal in Runde 11, ein letztes Mal in Runde 27. Die „Soft“ kann man nach dem Start vielleicht bis Runde 15 durschleppen, dann sind sie aber auch durch. Ein letzter Stopp um Runde 30 reicht dann für die „Medium“.

Ebenfalls möglich ist eine Drei-Stopp-Strategie. Man verliert in Spa allerdings relativ viel Zeit an der Box, weil die Einfahrt lang und eng ist. Auf der anderen Seite ist der Zeitgewinn durch halbwegs frische Soft und mit einem leeren Auto am Ende derartig groß, dass sich das Risiko zum Beispiel für Ferrari lohnen könnte. Einen langsamen Mercedes, der auf älteren „Medium“ unterwegs ist auf der langen Kemmel-Geraden zu schnappen, ist auf einen jeden Fall drin.

Wichtig ist hier mal wieder Start. Wenn es den Mercedes gelingt, sich in der ersten Phase des Rennen vorne etwas abzusetzen, stehen die Chancen gut, dass sie mit einer konservativen Strategie durchkommen. Gelingt Ferrari wie in Ungarn wieder so ein Raketenstart, wird die Sache richtig interessant. Dann wäre nämlich mal Mercedes in Sachen Strategie gefragt.

Und dann wäre da noch die Frage des Wetters. Bisher (Stand Donnerstag) soll es trocken bleiben, aber es sieht für Sonntag etwas wackelig aus. Wie immer ist das Wetter in Spa grundsätzlich ja kaum vorherzusagen. Es gilt die alte Regel: „Kuh auf der Weide = Trocken. Kuh nicht zu sehen = Regen“.

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1 Kommentare

Dirk 21 August, 2015 - 08:31

Zum Thema Mercedes und WM-Kampf: Ich habe im Netz auch noch gelesen, dass Nico Rosbergs Frau gerade ihr Baby erwartet und ein Flieger für ihn bereitsteht, so dass er das Rennwochenende sogar verlassen könnte, wenn es dringend wird. Dazu hat er wohl auch die Erlaubnis vom Team. Das ist natürlich menschlich sehr schön, aber was ist, wenn das nach dem Qualifying passiert? Und was macht das aus seinen Chancen auf die Weltmeisterschaft? Effektiv schenkt er dann einen Haufen Punkte weg, falls nach der Quali am Samstag auch das Team. Kann man sich das leisten in einer noch nicht entschiedenen WM? Das Team sicherlich leichter als er selbst, denn daran, dass MGP Weltmeister wird, zweifeln wohl wenige. In jedem Fall eine interessante Entwicklung.

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