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FIA WTCC: Vorschau Slovakiaring 2015 – Wenn der Serienchef über die Fahrer entscheidet

von Max Albrecht
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Der Motorsport sollte am Wochenende auf dem knapp sechs Kilometer langen Slovakiaring stimmen, doch die Serienpolitik ist mal wieder merkwürdig

LOEB Sebastien (fra) Citroen C Elysee team Citroen racing action during the 2015 FIA WTCC World Touring Car Race of Moscow at Moscow Raceway, Russia from June 5th to 7th 2015. Photo Antonin Grenier / DPPI.

LOEB Sebastien (fra) Citroen C Elysee team Citroen racing action during the 2015 FIA WTCC World Touring Car Race of Moscow at Moscow Raceway, Russia from June 5th to 7th 2015. Photo Antonin Grenier / DPPI.


Am Wochenende wird Néstor Girolami den Nika Racing Honda TC1 pilotieren und damit Rickard Rydell ersetzen. Nach offizieller Aussage gibt Rydell seinen Platz freiwillig ab, um einem „aufstrebendem Talent“ eine Chance zu geben, jedoch dürfte es eher an finanziellen Gründen und an FIA WTCC-Serienchef Francois Ribeiro liegen. Ribeiro besorgte Girolami schon einen LADA-Test in Ungarn, da er gerne einen weiteren Fahrer für den aufstrebenden Markt in Südamerika haben möchte. Zwar ist Girolami als amtierender Meister der Súper TC 2000 sicherlich ein guter Fahrer, aber es ist schon der dritte Pilot (von 18 Startern) in der FIA WTCC, der von Francois Ribeiro diese Saison in die Serie gebracht wurde. Persönlich finde ich es zwar schön, dass Ribeiro auch bei der Fahrersuche behilflich ist, aber ich denke nicht, dass man Rickard Rydell (immerhin Le Mans-Klassensieger) in der laufenden Saison auswechseln sollte. Néstor Girolami dürfte am Wochenende wohl zwischen Platz 10 und 15 herumfahren.

Neben neuen Fahrern möchte Francois Ribeiro auch neue Hersteller für die Serie finden. Abgesehen von Volvo, die angeblich schon einen TC1-Prototyp haben, sehe ich momentan keinen anderen Hersteller, der ernsthaftes Interesse an der FIA WTCC haben könnte. Bei Alfa Romeo interessiert man sich wohl eher für die TCR, in der man für wesentlich weniger Geld um Siege mitfahren könnte, und auch ein VLN-Projekt steckt in der Pipeline. Zwar werden die Fahrzeuge durch die Scuderia Giudici aufgebaut, aber mit Nicola Larini hat man einen langjährigen Alfa Romeo-Werksfahrer unter Vertrag. Auch fuhr Nicola Larini die BoP für die TCR vor der Saison aus. Ein weiterer Kandidat für die FIA WTCC wäre Subaru, wobei ich die Rallymarke eher im Rallycross sehe. In Amerika ist man mit dem Subaru WRX STi bereits in der Global RallyCross Championship unterwegs und das Fahrzeug könnte man dann auch relativ leicht in der FIA World Rallycross Championship* einsetzen. Zudem ist der Subaru WRX STi kein direkter Konkurrent zu den restlichen Fahrzeugen in der FIA WTCC, wenn man vom Honda Civic Type R absieht. Ein Hersteller, den ich noch vor zwei Jahren mit einem Comeback in der FIA WTCC gesehen hätte, ist Seat, jedoch hat man momentan einen riesigen Erfolg in der TCR und es gibt eigentlich keinen Grund für einen Einstieg in die WTCC. Auch die aktuelle Citroen-Dominanz dürfte interessierte Hersteller von der Serie momentan abhalten. Es wäre daher vielleicht besser, wenn man mehr Anreize für die Privatiers schaffen würde.

Doch weg von einer möglichen Zukunft und rein in die Realität, denn die FIA WTCC tritt dieses Wochenende auf dem Slovakiaring an. Der Kollege Flo hatte die Strecke bereits 2011 ganz gut beschreiben und so zitiere ich ihn an dieser Stelle einfach.

Der Slovakiaring wurde von 2008 bis 2009 erbaut und war bisher nicht in bekannten GT- oder Formel-Serien vertreten, dies kann sich aber unter Umständen in den nächsten Jahren ändern, obwohl die Kapazitäten mit bis 10.000 Zuschauern etwas dürftig ausfallen, aber für GT3-EM und Superleague Formula dürfte es wohl (leider locker) reichen, obwohl beide gute Rennen liefern, welche auf bis zu sechs verschiedenen Varianten ausgetragen werden können.

Die GT3-EM geht hierbei gleich in die vollen und fährt nicht eine der kürzeren Varianten, sondern mit fast 6 km die längste Möglichkeit. Eine Runde beginnt auf der knapp 900m langen Start-Ziel-Geraden, welche in einer mittelschnellen 90 Grad Rechts mündet und wohl eine gute Überholmöglichkeit bieten dürfte. Dann geht es wieder auf eine Gerade und eine sehr schnelle Rechts, welche nochmals von einer 180 Grad Rechtskurve gefolgt wird, welche aber wieder langsamer zu durchfahren sein dürfte. Nun beginnt das Infield der Strecke mit zwei leichten schnelleren Knicken nach links und rechts, denen kurz darauf eine weitere mittelschnelle 180 Grad Rechtskurve folgt. Nun folgen vier Linkskurven, wobei die erste wieder ein Knick ist und direkt in eine sehr enge Haarnadel mündet. Von dort geht es nach einer kurzen Geraden durch eine schnellere Links auf eine weitere langsame Haarnadel zu.

Diese Stelle dürfte wohl für Ausbremsmanöver ideal geeignet sein, aber man muss aufpassen, denn direkt nach der Haarnadel folgt eine weitere sehr enge Rechtskurve, die den Gegnern Möglichkeiten zum Kontern geben kann, wenn man mehr Schwung aus der Kurve mitnehmen kann, denn nun geht es auf die zweitlängste Gerade, nämlich die Gegengerade. Diese mündet dann in eine mittelschnelle Rechtskurve, welche aber auf den ersten Blick wohl zwei Scheitelpunkte haben dürfte, da sie bis zum Scheitel enger wird und sich dann immer mehr öffnet. Somit dürften hier mehrere Linien möglich sein, um entweder direkt den vor einem Fahrenden zu überholen oder sich in Position zu bringen, um den Gegner dann am Ende der dann folgenden Start-Ziel-Geraden überholen zu können. Einen schönen Überblick über die Rennstrecke findet man hier: http://www.slovakiaring.sk/parametre-okruhu-de-DE/

Schon vorab sei gesagt, dass es dieses Wochenende trocken bleiben soll und im Gegensatz zum letzten Jahr wohl auch beide Rennen gefahren werden.

Seit der Einführung der TC1 gehen die Citroen als absolute Favoriten ins Rennwochenende und das ändert sich auch nicht am Slovakiaring. Für dieses Wochenende sehe ich Yvan Muller und Jose Maria Lopez wieder auf gleich hohen Niveau, aber es wird sich wohl schon im Qualfying entscheiden, wer aus Rennen 1 als Sieger hervorgeht. Bisher haben die beiden alle Pole Positions diese Saison unter sich ausgemacht und derjenige, der in der Quali vorne war, gewann auch zumeist das erste Rennen. Für Sebastian Loeb und Hua Qing-Ma wird ein Sieg wohl nur im zweiten Rennen möglich sein. Man ist dieses Wochenende wieder mit dem maximalen Zusatzgewicht von 60 Kilogramm unterwegs.

Auch die Hondas müssen nach den guten Resultaten das Maximalgewicht von 60 Kilogramm tragen. Damit hat man zehn Kilogramm mehr am Auto als noch am Moscow Raceway, aber damit sollte man nicht so viel langsamer sein. Einen Sieg für Honda in Rennen 1 sehe ich aber auch nicht, da auf Citroen immer noch mehr als eine halbe Sekunde pro Runde fehlt. Unter den Honda-Fahrern dürfte es wieder auf ein Duell zwischen den beiden Werksfahrern und Norbert Michelisz geben. Ich sehe für die Honda-Piloten durchaus Top-5-Chancen am Wochenende.

Dieses Wochenende wird auch Mat’o Homola einen Chevrolet RML Cruze TC1 für Campos Racing bewegen. Bisher war Homola in der ETCC unterwegs und wurde dort zweimal Vizemeister in der S2000. Er darf sich wie alle RML-Piloten über zehn Kilogramm weniger Gewicht im Vergleich zu den Läufen am Moscow Raceway freuen. Man muss nur noch 50 Kilogramm mit sich tragen und vielleicht hilft das sogar entscheidend im Kampf gegen Honda. Im Qualifying wird man wieder eine starke Leistung von Hugo Valente erwarten können, aber meistens schafft er es dann nicht, ohne Kontakt durch ein Rennen zu kommen. Ansonsten würde ich wie immer auf Tom Coronel und Tom Chilton als beste RML-Piloten setzen.

Bei LADA tritt man wieder mit Rob Huff,Jaap van Lagen und Nick Catsburg an. Als einziger Hersteller muss man kein Zusatzgewicht mit sich tragen, aber der Kurs dürfte eigentlich etwas zu schnell für die kleinen LADA Vesta sein. Ich sehe jedoch Q2 in Reichweite für die LADA-Mannschaft und im zweiten Rennen kann immer viel passieren.

Die beiden Rennen finden direkt nacheinander statt und Eurosport beginnt mit der Übertragung um 12:30 Uhr am Sonntag. Das Qualifying wird von Eurosport 2 live übertragen und beginnt am Samstag um 15 Uhr.

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