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Super Formula: Ishiura erringt Okayama-Sieg

von geinou
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Hiroaki Ishiura erzielte beim Super-Formula-Comeback in Okayama seinen allerersten Sieg. In einem zunächst statischen, in der zweiten Hälfte dafür aber sehr munteren wie auch spannenden Rennen, verwies der Cerumo-Inging-Pilot Kamui Kobayashi sowie Tomoki Nojiri auf die verbliebenden Podiumsplätze. André Lotterer rettete nach desaströser Qualifikation einen Meisterschaftspunkt.

Super Formula Okayama 2015 StartFreudenwochen für Hiroaki Ishiura: Nachdem der 34-jährige Japaner sieben Tage zuvor mit Toyota Gazoo Racing den Klassensieg im Lexus LFA Code-X bei den 24 Stunden am Nürburgring errang, legte er eine Woche später in der Super Formula in Okayama nach. Für den in Tokyo geborenen Ishiura war es der erste Sieg in seiner sechsten Saison in Japans höchster Formelserie, nachdem er den Tag zuvor seine Pole-Position-Premiere feierte. Diesen Umstand kommentierte der stets bescheidene Japaner leicht scherzhaft im Sieger-Interview mit dem japanischen Fernsehen. Mit zwei solch großen Erfolgen binnen einer Woche wird Hiroaki Ishiura wohl auch verschmerzen können, dass ihm zum Ende der 24 Stunden vorerst die Nordschleifen-Lizenz entzogen wurde, nachdem er überraschenderweise das Code-60-Tempolimit missachtete.

Den Grundstein zum Erfolg legte Hiroaki Ishiura in der bereits angesprochenen Qualifikation. Obgleich der Okayama International Circuit mindestens Super Formula Okayama 2015 Start 2zwei gute Überholmöglichkeiten bietet, gehört dieses Unterfangen auf dem hauptsächlich für Sportwagen- und Motorradrennen bekannten Kurs dennoch nicht zu den leichtesten Disziplinen. Somit setzte Ishiura am Samstag mit 1:12.429 den Grundstein für seinen Erfolg, indem er sich gegen die Honda-angetriebenen Tomoki Nojiri sowie Naoki Yamamoto durchsaß. Kamui Kobayashi und Joao Paulo de Oliveira komplettierten die Top-5. Überhaupt nicht in Fahrt kam dagegen Toyotas Flakschiff-Team Petronas Tom’s. So qualifizierte sich Auftaktsieger André Lotterer lediglich auf dem 13. Platz, auch weil ihn eine Unterbrechung des zweiten Qualifikationssegments, bedingt durch einen Dreher von Yuichi Nakayama, offenbar härter erwischte als die Konkurrenz. Noch schlimmer erging es dagegen dem für den verletzten Kazuki Nakajima eingesprungenen Kazuya Oshima, der zusammen mit Hiroaki Ishiura noch am Nürburgring den Klassenerfolg zelebrierte. In Okayama kam der Japaner, der 2012 seine letzte vollständige Saison in Japans höchster Formelserie bestritt, hingegen nicht über den letzten Startplatz hinaus.

Super Formula Okayama 2015 Hiroaki IshiuraAnders als vor dem Wochenende noch vorausgesagt, begrüßte das Wetter die Teams am Sonntag mit heißen 29 Grad. Bei einer Asphalttemperatur von 47 Grad zum Rennstart um 15:00 Uhr Ortszeit standen die Fahrer vor der unerwarteten Herausforderung des Reifen-Managements, nachdem ursprünglich von deutlich kühleren Temperaturen um die 22 Grad ausgegangen wurde. Entsprechend verlief die erste Rennhälfte etwas statisch, da sich die meisten Fahrer lediglich in Position brachten und bis zum Boxenstopp mit den Reifen aushaderten. Am Start konnte Hiroaki Ishiura seine Führungsposition ohne große Gegenwahr verteidigen. Erneut nicht gut vom Fleck kamen dagegen Tomoki Nojiri sowie Naoki Yamamoto, die ihre Positionen an Joao Paulo de Oliveira, der erneut einen seiner bekannten Raketenstarts abfeuerte, wie auch Kamui Kobayashi verloren. Noch in der Eröffnungsrunde versuchte Yamamoto den Dandelion-Honda für Position vier zu überholen, der sich allerdings zu verteidigen wusste. Dahinter kam es in der ersten Kurve zu einer Berührung zwischen Yuichi Nakayama und Yuji Kunimoto, wodurch beide ihre Boliden nach nur wenigen Metern im Kiesbett abstellen mussten. Einen ebenfalls hervorragenden Start erwischte André Lotterer, der sich binnen einer Kurve um vier Plätze auf die neunte Position verbesserte.

Wohl auch dem Reifen-Management geschuldet, befanden sich in der Anfangsphase die ersten zehn Fahrer innerhalb von lediglich zehn Sekunden. Nachdem Hiroaki Ishiura in den ersten Super Formula Okayama 2015 James RossiterRunden die Flucht nach vorne gelang, fror der Abstand nach acht Runden bei zunächst 2,3 Sekunden ein. Derweil entstand zwischen William Buller, Andrea Caldarelli und Takuya Izawa ein Dreikampf um den 13. Rang, der allerdings keine Positionsverschiebungen sah. Stattdessen bog Andrea Caldarelli im 16. Umlauf bereits zum Boxenstopp ab. Wie auch bereits zum Saisonauftakt in Suzuka füllte der Italiener jedoch lediglich Benzin nach. Ohne Reifenwechsel wurde er somit zunächst ans Ende des Felds gespült. Zum Ende des Rennens sollte sich die gewagte Strategie des Impul-Piloten allerdings als goldrichtig herausstellen. Caldarelli startete gleichzeitig auch die erste Reihe von Boxenstopps, die von James Rossiter in der 20. von 68 Runden hätte fortgesetzt werden sollen. Das bis zu diesem Zeitpunkt gute Rennen des Briten (Platz sechs) nahm einen Umlauf zuvor jedoch sein vorzeitiges Ende, als er mit einem Elektronikproblem kurz vor der Boxeneinfahrt ausrollte. Nach Angaben des Kondo-Racing-Piloten bestand das Problem bereits seit der zweiten Runde, wodurch das Getriebe nicht mehr richtig funktionierte. Für Rossiter war es bereits der zweite Ausfall in aussichtsreicher Position, nachdem ihm in Suzuka wenige Meter vor dem Ziel das Benzin ausging.

Super Formula Okayama 2015 Koudai TsukakoshiIn den folgenden Runden kamen weitere Fahrer ein, die mitunter unterschiedliche Strategien verfolgten. Während die meisten Stopper vier frische Pneus aufzogen, ließen beispielsweise William Buller sowie später auch Naoki Yamamoto und Tomoki Nojiri lediglich die Hinterreifen austauschen. Während somit das Mittelfeld ihre Boxenstopps absolvierte, spitzte sich der Führungskampf weiter zu, als Joao Paulo de Oliveira in der 31. Runde seinen Abstand auf lediglich 1,9 Sekunden verkürzte. Einige Positionen dahinter wurde es ebenfalls eng, nachdem André Lotterer eine Umrundung später vier neue Bridgestone-Schlappen aufzog. Die Tom’s-Crew fertigte ihren Piloten in flotten 12,3 Sekunden ab, wodurch der gebürtige Duisburger knapp vor Narain Karthikeyan wieder auf die Strecke kam, der bereits in der 27. Runde zum Service abbog und sich im direkten Duell mit dem Deutschen befand. Der Inder ließ jedoch nicht nach und nutzte den Vorteil seiner warmen Reifen aus, wodurch er sich zunächst Lotterers Position krallte. Die zweite Rennhälfte war eingeleitet, die fortan einige packende Positionskämpfe bot. So auch das Duell zwischen Takashi Kogure und Koudai Tsukakoshi, bei dem sich letzterer in der 36. Runde sehenswert in der Hairpin durchsaß, als kein Blatt Papier mehr zwischen die beiden Boliden passte. Es sollte die einzige nennenswerte Aktion Tsukakoshis bleiben, welcher in der ersten Rennhälfte um Position zehn kämpfte, am Ende allerdings aufgrund eines technischen Problems auf den 15. Rang zurückgeworfen wurde. Noch schlimmer traf es Takashi Kogure, der einen Umlauf nach dem Positionsverlust zunächst langsamer wurde und wenig später seinen Boliden mit einem Getriebeproblem in der Garage abstellen musste.

Schlag auf Schlag ging es weiter: In der 38. Runde kamen sowohl Joao Paulo de Oliveira wie auch Kamui Kobayashi gleichzeitig zum Service. Beide Piloten füllten Benzin nach und wechselten alle Super Formula Okayama 2015 Kamui Kobayashivier Reifen. Der Stopp des Brasilianers verlief jedoch nicht ganz problemlos, da sich die Radmutter des linken Vorderreifens nicht sofort befestigen ließ. Dadurch verlor der Impul-Pilot einige wertvolle Sekunden, weshalb nicht nur Kobayashi, sondern auch Tomoki Nojiri an ihm vorbeischlüpften. Zurück auf der Strecke nutzte Naoki Yamamoto im Moss-S eiskalt den Nachteil der sich noch nicht auf Betriebstemperatur befindlichen Reifen von Joao Paulo de Oliveira aus, wodurch der Champion von 2010 binnen einer Runde von der zweiten auf die fünfte Position zurückfiel. Zwar blieb JP de Oliveira am Heck von Yamomoto kleben. Der Mugen-Pilot konnte allerdings seine Position bis zur Zielflagge verteidigen. In der 39. Runde tat es Hiroaki Ishiura seinen Konkurrenten gleich. Mit vier frisch aufgezogenen Bridgestone-Reifen behielt der Japaner die Führung, musste sich fortan jedoch gegen Kamui Kobayashi verteidigen. Der auf Position zwei vorgerückte ehemalige Formel-1-Fahrer erhöhte stetig den Druck auf Ishiura, indem er den geringen Abstand von lediglich 1,5 Sekunden zufuhr. Mehrmals versuchte Kobayashi eine Attacke gegen Ishiura auf der Gegengerade sowie der Haarnadel zu setzen. Jedes Mal wusste sich der Cerumo-Inging-Pilot jedoch zu verteidigen.

Super Formula Okayama 2015 Andre LottererEinige Positionen dahinter wurde es ebenfalls sehr eng, als sich Narain Karthikeyan und André Lotterer und dem achten und somit letzten Punkteplatz stritten. In der 55. Runde setzte der Tom’s-Fahrer das entscheidende Manöver, als er außen in der Haarnadel neben Karthikeyan zog. Dieser ließ jedoch nicht locker, wobei sich beide Fahrzeuge leicht berührten. Nebeneinander schossen die Streithähne auf die darauffolgende Linkskurve zu, für die Lotterer auf der Innenseite im Vorteil war. Erneut berührten sich beide Boliden, als Karthikeyan auf der Außenseite nicht nachgab und letztlich von Lotterer leicht ins Kiesbett gedrückt wurde. Dadurch verlor der Dandelion-Pilot gleich zwei Positionen, da auch der sich direkt dahinter befindliche Ryo Hirakawa durchschlüpfte. Zwar gelang es André Lotterer noch den Abstand auf den auf Position sieben liegenden Takuya Izawa zuzufahren, fand an diesem allerdings keinen Weg mehr vorbei.

Die Entscheidung um den Rennsieg sollte erst in der letzten Runde fallen, als Kamui Kobayashi nochmals vergeblich eine Attacke auf der Gegengeraden Super Formula Okayama 2015 Hiroaki Ishiura Finishversuchte. Somit gewann Hiroaki Ishiura mit einem Vorsprung von 1,1 Sekunden sein allererstes Super-Formula-Rennen. Klammert man Yuji Kunimotos Triumph beim JAF Grand Prix Fuji Sprint 2013 (zählte nicht zur Meisterschaft) aus, war dies außerdem der erste Sieg für Cerumo-Inging seit Ronnie Quintarelli in, ironischerweise, Okayama 2007 – dem ersten Rennen der damals noch Formula Nippon genannten Rennserie auf der ehemaligen Grand-Prix-Strecke. Acht Jahre nach der Premiere siegte somit erneut ein Cerumo-Inging-Bolide in Okayama. Gleichzeitig mauserte sich Hiroaki Ishiura zu einem ernsthaften Meisterschaftsanwärter, der just an gleicher Stelle den zweiten Rang beim Super-GT-Auftakt (ebenfalls für Cerumo) errang. Es scheint, als erlebe der 34-jährige Japaner, der vergangene Saison nach einer zweijährigen Abstinenz sein Comeback in Japans höchster Formelserie feierte, derzeit seinen zweiten Frühling. 2014 war er bis zum Suzuka-Finale einer der verbleibenden „sieben Samurai“ im Titelkampf; beim diesjährigen Auftakt kam er auf Platz fünf ins Ziel. Mit seinem Premierensieg übernahm Hiroaki Ishiura gleichzeitig auch die Führung in der Meisterschaft (15 Punkte) vor André Lotterer (11 Punkte).

Super Formula Okayama 2015 PodiumMit dem ersten Podiumserfolg in seinem erst zweiten Super-Formula-Rennen bestätigte Kamui Kobayashi den positiven Eindruck der beiden Testfahrten in Okayama. Selbstredend zeigte er sich am Ende enttäuscht, dass es letztlich nicht ganz zum ersten Sieg gereicht hat, dennoch sei er mit dem Ergebnis hochzufrieden. Dabei gelang es dem ehemaligen Formel-1-Piloten erneut, den talentierten Jungpiloten Ryo Hirakawa zu besiegen, der auf Platz neun an den Punkterängen vorbeischrammte und derzeit noch hinter den Erwartungen zurückbleibt. Dennoch sollte es im Team-internen Duell eng bleiben, zumal Hirakawa letzte Saison auf einem ähnlich starken Niveau wie Teamkollege Loic Duval fuhr. Die Team-interne Rangordnung hingegen umgedreht hat Tomoki Nojiri, der in Suzuka noch mit Setup-Problemen kämpfte, in Okayama aber auf dem Bronzerang ins Ziel kam. Damit besiegte er seinen Dandelion-Kollegen Narain Karthikeyan, der beim Suzuka-Auftakt noch die kleinste Podiumsstufe erklomm, in Okayama aber nicht über den zehnten Platz hinauskam.

Derweil gelang es Naoki Yamamoto erneut nicht, einen guten Startplatz in eine Podiumsplatzierung umzumünzen. In Suzuka verpatzte er den Start von der Pole-Position aus, wenngleich er nichtsSuper Formula Okayama 2015 Podium 2 für den Motorschaden in der finalen Runde konnte, wodurch er Platz drei verlor. Zwar war die Ausgangsposition in Okayama mit Startrang drei nicht ganz so wie gut wie noch beim Saisonstart. Abermals verlor er jedoch am Start wichtige Positionen, sammelte mit Endplatzierung vier aber zumindest wertvolle Meisterschaftspunkte. Bravourös verteidigte der Champion von 2013 seine Position gegen Joao Paulo de Oliveira, der sich nach dem verpatzten Boxenstopp mit dem fünften Rang zufrieden geben musste. Direkt eine Position dahinter kam sein Impul-Teamkollege Andrea Caldarelli ins Ziel, dessen gewagte Strategie, in der 16. Runde lediglich Benzin nachzufüllen und auf einen Reifenwechsel zu verzichten, komplett aufging. Bereits in Suzuka versuchte sich der Italiener an der gleichen Taktik, die allerdings nicht von Erfolg gekrönt war.

Super Formula Okayama 2015 Top 3 Race Hiroaki Ishiura Kamui Kobayashi Tomoki NojiriEin absolut schwieriges Wochenende erlebte hingegen Petronas Tom’s. André Lotterer betrieb nach dem desaströsen Qualifying mit dem achten Platz Schadensbegrenzung, wodurch er einen einzigen Meisterschaftszähler einheimste, der wie die Vergangenheit oftmals zeigte, zum Ende des Jahres immens wichtig sein kann. Kazuki Nakajima-Ersatz Kazuya Oshima kam das gesamte Wochenende hingegen überhaupt nicht in Fahrt. Auch im Rennen konnte er nicht die Pace der Konkurrenz gehen, weshalb er nicht über den 15. und somit den letzten Platz aller noch fahrenden Autos hinauskam. Seine Aufgabe war nicht einfach: Ohne große Vorbereitungszeit in einen für ihn nahezu komplett unbekannten Wagen – Oshima absolvierte vergangenes Jahr einen kurzen Motorentest auf dem Fuji Speedway – klettern, dazu auf einer Strecke, auf der Tom’s nur wenige Testkilometer absolvierte. Letztlich dürfte dies auch der Grund für das schlechte Abschneiden von Toyotas Flakschiff-Team sein, nachdem man am Rookie- respektive Herstellertest letzten Dezember überhaupt nicht teilnahm, und bei den offiziellen Testfahrten im März dieses Jahres beide Stammfahrer wegen des WEC-Prologs verhindert waren. Stattdessen kam Tsugio Matsuda zum Einsatz, der selbstredend allerdings allein nicht das gesamte Testprogramm stemmen konnte. Ein schwieriges Wochenende somit für Petronas Tom’s, die allerdings mit sehr großer Wahrscheinlichkeit bereits beim nächsten Rennwochenende am Fuji Speedway wieder in alter Stärke erblühen sollten. Der dritte Saisonlauf am Fuße des japanischen Wahrzeichens findet am 19. Juli 2015 statt.

Rennergebnis Okayama
Meisterschaftswertung

Copyright Photos: Japan Race Promotion

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