Home TourenwagenBTCC BTCC: Analyse Thruxton 2015 – Es bleibt offen

BTCC: Analyse Thruxton 2015 – Es bleibt offen

von Sebastian Focks
0 Kommentare

Gordon Shedden, Jason Plato und Adam Morgan gewannen die drei BTCC-Läufe in Thruxton. Die Story des Tages schrieb derweil eine junge Dame, die im Ginetta Junior Cup startet.

Nicht ganz so famos wie zuletzt in Donington, aber dennoch mit drei schönen Rennen war die BTCC am vergangenen Wochenende in Thruxton unterwegs. Wer die Ereignisse vom Samstag und Sonntag noch mal chronologisch und gespickt mit Bildmaterial sowie etwas F1 nachlesen möchte, kann das gerne in unserem Liveblog vom Wochenende tun.

Dafür, dass man in Anbetracht der letztjährigen Ergebnisse in Thruxton von einer Honda-Dominanz ausgehen musste (s. Vorschau), waren die Rennen dann doch sehr abwechslungsreich und sahen nicht nur drei verschiedene Fahrer auf der obersten Stufe des Podiums, sondern auch drei verschiedene Marken. Gleichwohl zeigten sich die beiden Dynamics-Honda sehr gut aufgestellt und sicherten sich in der Qualifikation trotz erheblichem Zusatzballast die Startplätze 2 (Shedden) und 3 (Neal).

NealBeim Start zum ersten Lauf schnappten sich die Honda dann direkt Polesitter Áron Smith, der ordentlich Wheelspin hatte (und die Ampel nicht gut sehen konnte …) und fuhren einen sicheren Doppelsieg nach Hause. Neal tat sich dabei ein wenig schwerer, da er sich über weite Strecken doch erheblich gegen Smith wehren musste, während sich Shedden entspannt an der Spitze absetzen konnte.

Den zweiten Lauf nahmen Shedden und Neal dann von den Startplätzen 4 und 9  unter die Räder. Der Schotte konnte diesen in einen dritten Rang im Ziel umwandeln. Für Matt Neal lief es schlechter, als er beim Versuch nach vorne zu kommen, mit Áron Smith kollidierte und das Rennen mit gebrochener Aufhängung aufgeben musste.

SmithANealWas ein komplett gewichtsbefreiter Honda zu leisten im Stande ist, zeigte Matt Neal dann aber im dritten Lauf, als er aus der letzten Startreihe kommend bis auf den sechsten Platz nach vorne fuhr. Sehenswert war unter anderem sein Duell mit Erzfeind Jason Plato, den er nach einem kleinen Fahrfehler in der ultraschnellen Church Corner überholen konnte. Shedden kam im dritten Lauf einen Rang vor seinem Teamkollegen auf dem fünften Platz ins Ziel.

Mit einem Sieg, einem Podium und einem guten Punkteresultat ist Gordon Shedden im direkten Honda-Vergleich also das bessere Wochenende gelungen, was sich auch in der Meisterschaftstabelle wiederspiegelt. Dort führt der Schotte nun mit 114 Punkten vor Colin Turkington (106) und Teamkollege Neal (103).

SmirhJ-01Von der traditionell guten Honda-Form in Thruxton profitierten – zumindest gemessenen an den bisherigen Auftritten in diesem Jahr – auch ein wenig die beiden Eurotech-Civics, die recht gut unterwegs waren. Leider hatte Jeff Smith etwas Pech, als er nach Startplatz 7 für den zweiten Lauf in das Chaos nach einer Startkollision geriet und eine Werbebande um die Strecke spazieren fuhr, was sein Rennen frühzeitig ruinierte. Somit standen am Ende die Plätze 12 und 13, die Martin Depper in den ersten beiden Läufen einfuhr, als beste Resultate zu Buche.

Wie zu erwarten waren die VW härteste Widersacher der Honda. Jason Plato knallte nach Bestzeit im ersten freien Training aber in einen Reifenstapel, was ihn weitere Trainingszeit kostete und nur zu einem 6. Startplatz kommen ließ. Die Kohlen aus dem Feuer holte Teamkollege Áron Smith mit der Pole Position vor beiden Honda.

Podium5Beim Start zum ersten Lauf musste sich Smith dann aber wie bereits geschildert den Honda geschlagen geben und wurde am Ende wegen eines Reifenschadens, der ihn in einen Highspeed-Quersteher schickte, gar nur 21. Jason Plato gelang immerhin ein vierter Rang und – noch wichtiger – die schnellste Rennrunde, die ihm die Pole Position für den zweiten Lauf einbrachte. Dort ließ der Routinier dann auch nichts anbrennen, wehrte sich fast über das gesamte Rennen sehr sehenswert gegen Rob Collard und holte sich seinen zweiten Saisonsieg.

SmithA_05Árón Smith konnte Lauf 2 von Startplatz 6 unter die Räder nehmen, umging eine Kollision zwischen Priaulx und Morgan in der ersten Kurve und war schon 4., als ihn Matt Neal unsanft abräumte. In der Folge war das Auto nicht mehr ganz in Ordnung und Pechvogel Smith wurde nur 11. Der dritte Lauf brachte dann immerhin eine Verbesserung auf Platz 8. Damit war er am Ende auch nur einen Rang besser als Teamkollege Jason Plato, der nach starker Anfangsphase in den letzten Runden sichtlich mit dem hohen Zusatzgewicht zu kämpfen hatte.

Turkington-01Unauffälliger als seine Teamkollegen, aber dennoch sehr solide war Colin Turkington im dritten VW unterwegs. Startplatz 9 verwandelte der amtierende Meister zu Rang 7 im ersten Lauf. Im zweiten holte er dann Rang 5, bevor er sich im dritten Lauf noch mal verbesserte und 4. wurde. Da Turkington sich aus allen Scherrereien raushielt und konstante Ergebnisse einfuhr, steht er nach Thruxton auf dem zweiten Rang in der Meisterschaft.

Exkurs Warren Scott: Startplatz 14, mit Ausflug in die Wiese 18. in Lauf 1, nicht klassifiziert in Lauf 2, K.O. im Reifenstapel in Lauf 3. Wir drücken ihm aber weiterhin die Daumen.

Morgan4So, und nun zum dritten Rennsieger an diesem Wochenende. Wie schon ein wenig von mir erwartet, konnte Adam Morgan seine Chance nutzen und qualifizierte die fast komplett ohne Zusatzgewicht bestückte Mercedes A-Klasse für den vierten Startplatz. Dank des Reifenschadens von Smith kam er im ersten Lauf hinter beiden Honda aufs Podium, wobei er unter anderem den nachfolgenden Jason Plato um mehrere Sekunden distanzierte. Der aussichtsreiche dritte Startplatz für den zweiten Lauf war dann aber leider früh verspielt, als er in der ersten Kurve mit Andy Priaulx aneinandergeriet und mehrere Plätze verlor.

MorganWinsAm Ende sprang dann aber immerhin noch ein guter 7. Platz heraus, der gleichbedeutend mit der Pole Position für den dritten Lauf war. Diesen fuhr Adam Morgan dann ganz souverän runter und ließ sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als sein zwischenzeitlich herausgefahrener Vorsprung durch eine Safety Car Phase (Warren Scott, s.o.) dahin war. Am Ende gewann Morgan sein zweites BTCC Rennen und macht auch in der Meisterschaft einen Sprung (6. mit gerade einmal 16 Punkten Rückstand auf Gordon Shedden).

MoffatDer zweite Mercedes mit Aiden Moffat konnte diese Form nicht gehen. Startplatz 15 führte zu Rang 15 im ersten Lauf. Im zweiten gelang dann eine Verbesserung auf den zehnten Platz, bevor nach einem Highspeed-Dreher in die Wiese nur Platz 16 im letzten Rennen zu Buche stand.

 

WSRUnd die BMW? Die haben mehr oder weniger ihre maue Form aus Donington wiederholt. In der Quali zeigte sich Andy Priaulx, der aus seiner Vorliebe für den Thruxton Circuit kein Geheimnis machte, noch am besten aufgestellt und qualifizierte seinen 125i für den 5. Startplatz. Damit ließ er seine Teamkollegen (Collard 10., Tordoff 12.) deutlich hinter sich.

StartR2-01Über einen langweiligen Renntag konnte sich Priaulx dann auch nicht beklagen und fand sich in diverse Zweikämpfe verwickelt. Nachdem er gut gestartet war, verlor er im ersten Lauf einige Positionen, bevor er sich dann wieder bis auf Rang 6 nach vorne kämpfen konnte. Lauf 2 schien mit Startplatz 4 zunächst gute Aussichten zu bieten, allerdings geriet Priaulx bereits in der ersten schnellen Rechtskurve mit Adam Morgan aneinander und drehte sich spektakulär quer durchs Feld. Gerade wieder eingeordnet kollidierte er nur eine Kurve später ein weiteres Mal und drehte sich erneut. Auto kaputt und nicht gewertet war die ernüchternde Bilanz. Der dritte Lauf brachte mit einem Start von weit hinten dann auch nur noch einen 13.Platz ein.

Tordoff2Nach Priaulx Unfallpech war es Rob Collard, der die BMW Fahnen im zweiten Lauf hoch hielt und dabei als einziger der WSR Piloten realistische Chancen auf einen Sieg hatte. Im ersten Lauf noch mit technischen Problemen an der Tankanlage geplagt und nur auf Platz 13 im Ziel, konnte Collard Lauf 2 aus der ersten Startreihe in Angriff nehmen. Beim Start schnappte er sich zunächst auch die Führung von Plato, bevor der VW in der zweiten Runde auf dem langen Vollgasstück zurück zu Start-Ziel wieder vorbei gehen konnte. Collard folgte Plato zwar das gesamte weitere Rennen über wie ein Schatten, fand aber keine Möglichkeit mehr, eine Attacke zu setzen. Rang 2 war dennoch ein sehr gutes Resultat. Der dritte Lauf war dann aber eher zum Vergessen und Collard verlor, nun mit viel Gewicht im Auto, Position um Position und wurde nur 14.

Der dritte BMW von Sam Tordoff war unauffälliger unterwegs, fand sich aber ebenfalls inmitten des ein oder anderen Zweikampfes wieder. Gelang im ersten Lauf nur Rang 11, folgte mit Platz 6 und 3 dann eine gute Steigerung.

Jordan3Eine viel gestellte Frage vor Thruxton war, ob Andrew Jordan seine Serie von drei aufeinanderfolgenden Pole Positions in Thruxton auch in dieser Saison würde fortsetzen können. Wie ich in der Vorschau bereits geschrieben hatte, standen die Chancen dafür nicht all zu gut, da der MG nicht ansatzweise über dieselben Qualitäten für Thrxton verfügt, wie der Honda Civic, den Jordan in den vergangenen Jahren pilotiert hat. Ganz im Gegenteil, liegt Thruxton den MG traditionellerweise eher so gar nicht. Startplatz 11 ist daher auch wenig verwunderlich, wenngleich das bessere Abschneiden seinen Teamkollegen Jack Goff (Startplatz 7) schon ein wenig erstaunt. In den Rennen lief es dann für den ausgewiesenen Thruxton-Intimus Jordan aber besser. Rang 6 in Lauf 1 und Rang 7 in Lauf 2 wurden von einem schönen zweiten Rang im letzten Rennen gekrönt. Realistisch betrachtet hatte Jordan dabei aber zu keinem Zeitpunkt eine echte Chance gegen den späteren Sieger Adam Morgan um den Sieg zu kämpfen.

GoffTeamkollege Jack Goff erlebte viele Zweikämpfe und ein dezentes Auf und Ab bei den Ergebnissen. Auf Platz 8 im ersten Lauf folgte zunächst eine Steigerung auf den 4. Platz, bevor im dritten Lauf, in dem er zunächst mit in der Spitzengruppe unterwegs war, nur noch P11 gelang. Blöd für Goff: Zwischenzeitlich hatte er den zweiten Startplatz für den zweiten Lauf inne, bekam seine Zeit dann aber wegen Überschreitung der Track Limits gestrichen. Nichtsdestotrotz waren beide MG in Thruxton solide in den Punkten unterwegs und machten das Beste aus ihren limitierten Möglichkeiten.

Cook_01Die beiden Power Maxed Chevrolets waren wie schon in Donington auch in Thruxton vom Speed her ganz gut unterwegs; hatten aber viel Pech und kollidierten zu allem Überfluss im dritten Lauf auch noch miteinander. Dave Newsham bekam seine schnellste Qualifying-Runde, die zu diesem Zeitpunkt gut genug für den zweiten Startplatz gewesen wäre, gestrichen und startete von P16. Im ersten Lauf war dann nach einer Kollision in der ersten Runde frühzeitig Schluss. Im zweiten Lauf gelang ein guter 12. Rang, den der Schotte im dritten Lauf nach der Kollision mit seinem Teamkollegen wiederholen konnte.

Eben dieser Teamkollege, Josh Cook, qualifizierte seinen Cruze für den starken 8. Startplatz, kam im ersten Lauf auf Rang 9 ins Ziel, verhagelte sich Lauf 2 durch eine Kollision, die ihm nur einen 18. Rang einbrachte und wurde im dritten Lauf noch mal guter 9.

IngramWie schon in Donington gab es für einige Kandidaten, die man im letzten Jahr noch weiter vorne gesehen hatte, auch in Thruxton nicht allzu viel zu holen. Tom Ingram (P10 in Lauf 1 und 3, Ausfall in Lauf 2) kann davon ebenso ein Liedchen singen wie Rob Austin (14, 9, 8). Beide verloren insbesondere in der Qualifikation entscheidenden Boden (Startplatz 17 Ingram, Startplatz 19 Austin) und mussten sich mühsam in den Zweikämpfen im Mittelfeld erwehren.

Austins Teamkollege Abbott verunfallte im Qualifying und kam nach Startplatz 20 auf die Ränge 16, 14 und – mit technischen Problemen – 21. Ingrams Toyota Markenkollegen Gallagher und Lines fuhren irgendwo weiter hinten im Feld rum und erreichten beide im zweiten Lauf ihr bestes Resultat (Gallagher 15., Lines 16.).

Donnelly-01BTCC Neuzugang Martin Donnelly schlug sich bei seinem Debüt im Infiniti ganz wacker, nachdem er am Samstag nur 14 Runden zum Trainieren hatte und die Quali mit technischen Problemen aussetzen musste. Mit den Plätzen 20 und 19 fuhr er immerhin auf Augenhöhe mit seinem Teamkollegen Derek Palmer, der nach Startplatz 23 auf die Ränge 23, 17 und 19 kam. Im letzten Lauf fiel Donnelly dann aus. Immerhin zeigten sich beide Infiniti trotz Donnellys Ausfall technisch deutlich zuverlässiger als noch in Brands Hatch und Donington.

WimotDas könnte man auch fast von den Proton Persona behaupten. Fast. Denn Andy Wilmot musste seinen für den letzten Startplatz qualifizierten Proton beim Einrollen in die Startaufstellung kurzzeitig abstellen, konnte das Rennen aber dennoch bestreiten und wurde am Ende 22. Es folgten die Ränge 21 und 22, die jeweils das Ende des Feldes markierten. Zwar scheint der Proton jetzt etwas besser zu halten, schnell ist er aber leider noch immer nicht. Teamkollege und -chef Dan Welch konnte da auch nichts mehr reißen, da er gar nicht erst zu den Rennen antrat. Ein Abflug im freien Training zerstörte sein Einsatzgerät nachhaltig. Wenn man schon kein Glück hat, kommt offenbar auch noch Pech dazu.

Zum Thema zerstörte Autos können auch Simon Belcher und Mike Bushell eine spannende Geschichte erzählen. Im Schock-Moment des Wochenendes kollidierten beide im Qualifying, was zu einem doppelten Highspeedabflug in die Streckenbegrenzung führte. Was war passiert? Bushell kam gerade aus der Boxengasse und übersah Belcher, der eine schnelle Runde startete. Es kam wie es kommen musste und schepperte heftig. Nachdem Belcher recht schnell aus seinem Auto raus war, bereitete der Zustand von Bushell einige Zeit Sorgen. Mit Verdacht auf einen Oberschenkelbruch wurde er ins Krankenhaus von Southampton gebracht, wo dann aber schnell Entwarnung folgte. Verletzungen an den Hüftbändern und ordentliche Prellungen, aber kein Bruch lautete die Diagnose. An einen Rennstart war aber weder für Bushell noch für Belcher schon allein wegen der kaputten Autos nicht zu denken.

Damit war zum ersten Mal seit … um ehrlich zu sein weiß ich es nicht und glaube die Antwort lautet: Zum ersten Mal seit Bestehen der BTCC war somit kein Ford am Start. Neben dem AmD Tuning Ford von Bushell konnte auch Alex Martin im Dextra Ford nicht in Thruxton starten, da er sich einer Operation unterziehen musste. Notiz am Rande ist aber immerhin, dass David Bartrum, der Teamchef von Motorbase, in Thruxton ankündigte, dass man wieder mit dem Testen anfangen wolle. Man sei allerdings auch nach wie vor noch immer auf der Suche nach einem Sponsor.

Soweit so gut zur BTCC. Die Ergebnisse zu den einzelnen Rennen können hier abgerufen werden. Und hier geht es zu den Meiterschaftständen. Einen Überblick über die Ereignisse des Tages bietet unser Liveblog.

11255770_835692469811473_8901967326264078311_n

von: www.facebook.com/pages/Sophia-Floersch-Official-News-Results-Sponsors

So unterhaltsam die BTCC auch war, die Schlagzeilen, an die man sich erinnern wird, hat in Thruxton Sophia Flörsch geschrieben. Die gerade einmal 14 Jahre alte Nachwuchsrennfahrerin aus Deutschland bestreitet in diesem Jahr bei den Ginetta Juniors ihre erste Saison auf der Rundstrecke. In Thruxton standen am vergangenen Wochenende die Rennen 5 und 6 ihrer noch jungen Karriere an. Und was ist passiert? Sie hat sie gewonnen! Beide Rennen! Dabei war vor allem beeindruckend, wie souverän sie jeweils nach Safety Car Phasen dem Druck ihrer teilweise erfahreneren (und älteren) männlichen Kontrahenten Stand hielt. Thruxton stand jedenfalls Kopf und Sophia Flörsch war das bestimmende Thema für jeden, dem man ein Mikrofon hinhielt. Der Racingblog ist ebenfalls kollektiv begeistert und sagt noch mal Herzlichen Glückwunsch!

Das nächste Rennen der Ginetta Juniors der BTCC findet in vier Wochen in Oulton Park statt.

Das könnte Dir auch gefallen