Home Formel EinsF1 Formel Eins: Analyse GP von Spanien 2015 – Strategie ist alles

Formel Eins: Analyse GP von Spanien 2015 – Strategie ist alles

von DonDahlmann
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F1 Spain 2015

Wie üblich war der GP von Spanien in Barcelona eher ein Rennen für Freunde der Taktik. Auf der Strecke tat sich leider wenig, da half auch die lange DRS-Zone nichts.

GP SPAGNA F1/2015Das Rennen in Barcelona lief in etwas so ab, wie man es erwarten konnte und wie man es auch so oft gesehen hat. Drei Runden nach dem Start hat sich das Feld sortiert, man wartet dann auf die ersten Stopps, denn auf der Strecke kann man so gut wie nicht überholen. Oder: Wer am Start verliert, der hat im Rennen verloren. Wie schwer es ist, auch nur eine Position gutzumachen, musste Lewis Hamilton erleben. Er verlor P2 am Start an Vettel und egal wie sehr der Weltmeister drückte – am Ferrari kam er auf der Geraden auch mit DRS einfach nicht vorbei. Grund dafür war die letzte Schikane, aus der Vettel immer einen Tick besser heraus beschleunigen konnte. Der auf der Geraden ebenfalls nicht gerade langsame Ferrari holte sich so immer die drei bis vier Fahrzeuglängen Vorsprung, die man brauchte, um vorne zu bleiben. Da Vettel sich nicht den geringsten Fahrfehler erlaubte, blieb Mercedes nichts anderes übrig, als die Strategie umzustellen.

Der Undercut sollte es gegen Vettel richten. Also scherte Hamilton knapp hinter dem Ferrari liegend in die Box und schnallte sich dort neue „Medium“ auf. Doch ein kleiner Fehler am hinteren rechten Reifen kostete Mercedes genau die zwei Sekunden, die man benötigt hätte, um sich vor Vettel zu platzieren. Ferrari reagierte eine Runde später und Hamilton fand sich wieder hinter Vettel wieder. Die Möglichkeiten des Briten waren zu diesem Zeitpunkt erheblich limitiert. Zum einen war klar, dass er ohne einen Fehler des Deutschen nicht am Ferrari vorbei kommen würde. Man hätte einen weiteren Undercut versuchen können, allerdings musste man auch nach hinten aufpassen, weil nicht klar war, was Ferrari mit Räikkönen vorhatte. Der blieb mal wieder länger draußen, nahm dann die „Hard“ und Mercedes konnte nicht absehen, wie lange und wie schnell der Finne auf der Strecke unterwegs sein würde. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass auch P3 gefährdet gewesen wäre, vor allem wenn ein Safety Car kommen sollte.

Ein weiteres Problem war der Punkt, dass Hamilton einen Satz weichere Reifen aufgezogen hatte. Mit einem Satz „Hard“ hätte er zumindest am Heck von Vettel bleiben können, um am Ende noch mal einen Undercut zu versuchen. Also entschloss man sich für die mit Risiken behaftete 3-Stopp-Strategie. Damit war dann nach 20 Runden auch klar, dass Hamilton nicht um den Sieg würde fahren können. Es ging nur noch darum, den Briten an Vettel vorbeizubringen.

F1_Spain_Race_2015_01

Das klappte auch erstaunlich gut. Denn sobald Hamilton freie Fahrt hatte, konnte er deutlich bessere Rundenzeiten hinlegen, die ihm seinen Vorsprung vor Vettel sichern sollten. Immerhin zwang die ungewöhnliche Strategie Mercedes dazu, den vollen Speed zu zeigen. Und der war schon bemerkenswert. Hamilton verlor durch seinen Stopp immerhin 23 Sekunden auf Vettel. Im Ziel lag er aber 27 Sekunden vor ihm. Auch wenn Vettel, nachdem er hinter Lewis lag, seine Pace reduzierte – es war schon bemerkenswert, wie schnell der Abstand wieder wuchs. Am Ende fehlten Vettel 45 Sekunden auf Rosberg, der bis P6 alle überrundete.

Rosberg hatte einen relativ ruhigen Sonntag. Er hatte über das gesamte Wochenende das bessere Auto und war schneller als Hamilton, der zeitweise mit dem Setup haderte. Nachdem er Vettel distanziert hatte, fuhr er nur noch so schnell, wie er es gerade brauchte. Nur als Hamilton auf frischen „Medium“ 13 Runden vor Schluss noch mal Druck machte, legte er in Sachen Speed etwas nach und konterte die schnellen Runden des Briten. Nachdem die Box Hamilton zurückgepfiffen hatte, normalisierten sich die Rundenzeiten von Rosberg wieder, der entspannt das Rennen zu Ende fuhr.

Aber etwas besseres als dieser Sieg konnte Rosberg und auch der WM nicht passieren. Hamilton hat zwar noch 20 Punkte Vorsprung, aber die können ja schnell weg sein, wie man weiß. Nico Rosberg konnte auch zeigen, dass er Hamilton auf der Strecke schlagen kann, was seinem Selbstbewusstsein gut tun wird. Der WM-Kampf sollte so langsam Fahrt aufnehmen.

GP SPAGNA F1/2015Ferrari hatte an diesem Wochenende nichts zu melden. Weder auf eine Runde, noch in den Long Runs. Dabei hatte man ein halb neues Auto angeschleppt. Neuer Frontflügel, neuer Unterboden, neue Motorabdeckung, neuer Heckflügel. Räikkönen kam mit den Updates nicht klar und war erstaunlicherweise auch nicht viel langsamer als Vettel. Auf gar keinen Fall hat man den Abstand mit den neuen Teilen verringert. Man wird in den nächsten Tagen bei den offiziellen Tests in Barcelona sicher mehr Daten sammeln und schauen, ob man da nicht in eine falsche Richtung entwickelt hat.

Williams bleibt die dritte Kraft. Dass Bottas am Ende Räikkönen hinter sich halten konnte, war schon bemerkenswert, aber im Grunde ein Spiegelbild der Situation zwischen Hamilton und Vettel. Bottas war ausgangs der Schikane immer die halbe Wagenlänge besser. Und das zeigte dann auch die Problematik der Strecke von Barcelona und warum die Rennen meist so langweilig sind. Aber nach vorne ging für Williams auch nichts. Es ist auch nicht zu erwarten, dass sich das in der Saison noch ändern wird. Das Budget von Ferrari und Mercedes hat man sowieso nicht.

F1 Spain 2015Hinter Williams klafft weiter eine große Lücke zu Red Bull. Die Ex-Weltmeister brachten ebenfalls viele neue Teile mit, darunter eine komplett umgebaute Front. Aber das half dann auch nicht wirklich. In der Qualifikation musste man sich sogar hinter den Toro Rosso einreihen, was eine weitere Ohrfeige für das Team war. Die Schuld von Renault war das jedenfalls nicht. Im Rennen lief es zumindest für Ricciardo etwas besser, der sich allerdings lange mit beiden Lotus auseinandersetzen musste. Das kostete einerseits zwar viel Zeit, andererseits wäre der Australier auch nie in der Lage gewesen, den vor ihm liegenden Massa zu gefährden. Die beiden Youngster von Toro Rosso lieferten mal wieder ein sehr gutes Rennen ab. Verstappen schien am Wochenende etwas stärker zu sein, im Rennen musst er sich in den letzten Runden dann aber Carlos Sainz geschlagen geben, der auf einer etwas anderen Strategie unterwegs war.

F1 Spain 2015McLaren hatte ein etwas besseres Wochenende, ist aber weiterhin weit weg von den eigenen Ansprüchen. Honda hatte für das Rennen etwas mehr Leistung freigegeben, was sich auch in den Rundenzeiten bemerkbar machte. Der Abstand zu den Toro Rosso ist jedenfalls etwas geschrumpft, aber immer noch da. Alonso fiel mit einem Bremsschaden aus und Button schimpfte nach dem Rennen, dass das Auto unfahrbar gewesen sei. Er bezweifelt auch, dass McLaren in der Form in diesem Jahr überhaupt einen Punkt sammeln kann. Immerhin hat man die Force India hinter sich gelassen, die jenseits von Gut und Böse unterwegs waren. Vor dem Rennen in Österreich wird sich an der Form der Inder auch nichts ändern.

Viel konnte man von dem Rennen in Spanien nicht ablesen, da der Kurs so seine Besonderheiten hat. Und auch die nächsten beiden Rennen werden nicht viel zeigen. Monaco ist halt Monaco, in Kanada hat man ein ähnliches Layout wie in Australien, wo die Mercedes ja dominierten. Ab Silverstone wird es dann in Sachen Strecken wieder interessant.

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Bilder: Daimler AG, Ferrari, Williams F1, Red Bull, Toro Rosso, LotusF1, McLaren F1, Force India, Sauber F1

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5 Kommentare

rscsr 11 Mai, 2015 - 09:15

Es war nur Vettel mit neuer Aero unterwegs. Räikkönnen hatte die alte drauf, weil Ferrari testen wollte, welches Paket besser ist. Und wer mit welchem fährt hat man lt. ORF mittels Münzwurf entschieden.

Art Vandelay 11 Mai, 2015 - 10:35

„Auf der Strecke tat sich leider wenig, da half auch die lange DRS-Zone nichts.“

„Nichts“ ist ein gefährliches Wort. Ich finde ja grundsätzlich, dass DRS nur auf so Strecken wie Barcelona überhaupt seine Berechtigung hat. Also auf Strecken, wo der Hintermann auch dann nicht überholen kann, wenn er eindeutig schneller ist. Das hat jetzt bei Vettel und Hamilton auch nicht funktioniert (dank einer starken Leistung von Vettel und der richtigen Abstimmung des Ferrari). Aber bei anderen Duellen hat DRS eben schon etwas gebracht. Das Rennen war so schon schlimm, ohne DRS möchte ich es mir gar nicht vorstellen. Ich finde DRS hat in diesem Fall das Rennen zumindest erträglich gemacht. Auf Strecken wie Montreal, wo man auch ohne DRS gut überholen kann, sollte man hingegen schlicht darauf verzichten!

ThomasB 11 Mai, 2015 - 11:23

Also ob Barcelona, Montreal oder Suzuka, aber mit DRS komm ich mir einfach veralbert vor.

Bestes Beispiel war jetzt GP2. Das DRS funktionierte am Anfang nicht, und der einzige der wirklich überholte war Gasly.
Als das DRS dann ging, wurde fast nur noch überholt, und man wurde toller Duelle beraubt – das Überholen wird zu einfach, weil der vorne Fahrende absolut keine Möglichkeit mehr hat sich zu wehren.

Das ist (entschuldigt) die reine Selbstverarschung.

Ich bin sicher, dass ich mit der Meinung nicht alleine bin. Eine Serie mit Überholhilfen (okay DRS ist schon mehr als das) kann ich einfach nicht ernst nehmen. Nicht die GP2, nicht die DTM und auch nicht die Formel 1.

Lieber schau ich mir ehrliche Rennen an, zur Not auch nur mit zwei Überholmanövern, aber die wären dann wenigstens echt.

Art Vandelay 11 Mai, 2015 - 18:50

@Thomas Man kann natürlich dieser Meinung sein. Ich hab das als DRS eingeführt wurde auch so gesehen. Aber mittlerweile sehe ich auch gewisse Vorteile. Nämlich auf Strecken, auf denen ohne DRS in der Formel 1, auch dann nicht überholt werden kann, wenn der Hintermann deutlich schneller ist. In solchen Fällen erlebe ich es nicht als unfair, dem Hinterherfahrenden eine Möglichkeit zu geben, doch vorbei zu kommen. Dass dann Überholen auf manchen Strecken lächerlich einfach wird, ist eben die Schattenseite der ganzen Sache. Daher denke ich auch, dass es DRS nicht auf jeder Strecke geben sollte. Und die GP2 ist so und so eine eigene Diskussion aufgrund der unterschiedlichen technischen Voraussetzungen.

nona 12 Mai, 2015 - 00:17

DRS ist ja auch keine Überholhilfe, sondern eine Vorbeifahrhilfe. :)

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